@Ilona:
Die AGB habe ich dummerweise übersehen, allerdings zu Beginn auch erfolglos gesucht. In dem Fall entschuldige ich mich natürlich, denn auch Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Dass die Rechte an dem Text natürlich bei uns beiden liegen, habe ich völlig im Eifer des Gefechts verdrängt, ich nehme ihn selbstverständlich auch von meinem Webspace.
Ich denke aber der Grundgedanke ist sowieso angekommen, einige haben ihre Meinung ja schon geposted. Ich will meinen Standpunkt noch einmal zusammenfassen und danach auf die Reaktionen von Andschana und Astrid eingehen. (Falls jemand in der Zwischenzeit weiteres geposted hat, ich habe ja eine Menge Text hier vor mir, werde ich nachtragend darauf eingehen)
Rauchen an sich lehne ich generell ab, ich versuche Mitmenschen auch aufzuklären (denn "Rauchen ist gefährlich" ist nur Halbwissen, das den Menschen nicht wirklich abschreckt), bin allerdings tolerant. Ich akzeptiere es nur nicht und bringe das auch zum Ausdruck, Toleranz bringe ich allem und jedem entgegen, denn ich verbiete niemandem etwas zu tun, rufe nicht zu Verboten oder Gewalttaten gegen mir unpassende Dinge auf.
Das Problem beim Rauchen in Schwangerschaften ist einfach die viel höhere Gefahr für das ungeborene Kind. Dabei geht es garnicht um die Gefahren, die dem Erwachsenen drohen wie Krebs, Kreislaufprobleme, Arterienverstopfung, schlechte Durchblutung oder Gehirnbluten, sondern um die Gefahren durch das Nikotin. Dieses wirkt als Nervengift in einem sich entwickelnden Gehirn in einer Weise, die viele wahrscheinlich nicht vermuten würden. Da das Gehirn mit Hilfe des Transmitters Dopamin Nervenellen dazu anregt, Axone und Dendriten auszubilden, mit denen sich die Nervenzellen zu einem Netzwerk aufbauen, ist der Transmitter maßgeblich daran beteiligt das Gehirn überhaupt auszubilden. Das Nikotin jedoch setzt an den Synapsen an, die für dieses Dopamin verantwortlich sind, d.h. durch das Nikotin wir das benötigte Dopamin produziert, so dass das Gehirn "vergisst" eigene Proteine zur Anregung der Dopaminproduktion zu bauen. Dies führt zu einer Sucht nach dem Stoff, die in einem erwachsenen Gehirn garnicht entstehen kann, denn das Nikotin wird ein tatsächlicher Bestandteil des physiologischen Haushalts des Kindes (deswegen darf auch nicht mit dem Rauchen abrupt abgebrochen werden, wenn man schwanger ist, es würde irreparable Hirnschäden hervorrufen). Wenn das Kind allerdings später aufwächst und kein Nikotin mehr erhält (was ja auch sehr wahrscheinlich ist bis zu einem bestimmten Alter), führt dies zu Depressionen und Lernschwächen. Weiterhin ist das Kind natürlich stark suchtgefährdet, da das Gehirn auf Dopamin-Ausschüttende Stoffe viel stärker reagiert als bei einem gesunden Menschen.
Zusätzlich kommen die schon bekannten Gefahren durch Giftstoffe die in den Zigaretten enthalten sind, allerdings sind diese eher gering.
@Andschana:
Was aber bewirkt ein Vorwurf in einer Mutter, die eigentlich gerne aufhören möchte, aber schlicht zu schwach dazu ist?
Du hast völlig Recht, der durchschnittliche Mensch reagiert auf Aggressoren (was ein Vorwurf ja nunmal ist) instinktiv verteidigend. Ich habe selber oft Schwierigkeiten bei Anschuldigungen, die mir zunächst nicht wahrhaftig erscheinen, ruhig und sachlich zu bleiben, in der Hinsicht war Ilonas Verhalten (ich hoffe ich darf darauf noch Bezug nehmen) sogar überdurchschnittlich vernünftig.
Immerhin hat der Akt des Rauchens ja eine besondere Funktion: Stressabbau, Beruhigung, Entspannung oder weniger bewusste Hintergründe. Darauf zu verzichten ist schon für den "normalen" Menschen schwer - für eine Frau in einem emotional so instabilen Zustand wie Schwangerschaft oft noch mehr.
Das ist korrekt, aber meiner Meinung nach müsste jeder Mensch aufgeklärt genug sein, um sich genau darüber im Klaren zu sein. Ich finde, wenn eine Frau sich entscheidet schwanger zu werden, sollte sie bedenken, welch immenser Einschnitt in ihrem Leben das ist und dazu gehören auch Faktoren wie Drogen oder andere Lebensgewohnheiten die ein Kind gefährden. Außerdem gehe ich davon aus, dass eine Mutter ihr Kind wahrhaftig liebt und etwas, dass ich mit meinen bescheidenen 19 Jahren sicher sagen kann, ist, dass wahrhaftige Liebe stärker ist als jede Droge.
Vielleicht sollten Therapien für rauchende Noch-Nicht-Mütter eingeführt werden, in denen sie lernen das Verlangen nach der Zigarette durch ein Verlangen nach dem Kind zu ersetzen, die Suchtbefriedigung durch Vorfreude auf das Kind usw.
@Astrid:
Ich glaube ganz differenziert muss ich nicht mehr auf dich reagieren, das meiste lässt sich aus obigem Text erschließen. Nur eins: Vorsicht mit den Wörten "Akzeptanz" und "Toleranz", das sind zwei grundverschiedene Dinge

Im übrigen denke ich nicht, dass das Ersuchen eines Diskurses mit Intoleranz gleichzusetzen ist. Wo wäre die Menschheit denn, wenn jeder einfach sein Leben nach seinen Regeln führen würde, ohne dies auf andere Menschen bezogen zu reflektieren und verbalkommunikativ zu interagieren? Meinungsverschiedenheiten, Streits und Wettbewerbe waren es, die die Menschheit immer weiter gebracht haben, Zerstörung resultierte nur aus Gleichgültigkeit, Feindseligkeit oder Angst vor Fremden, niemals aber aus dem Dialog.