Original von Lys
Hallo Ilona,
Menschen, die "im Rollstuhl stupide vor sich hinstarren unfähig sich zu bewegen oder sich bemerkbar zu machen", haben meistens wohl auch eher keinen Sex.....wenn jemand sich nicht bewegen kann und nicht bemerkbar machen, wird das sowohl körperlich als auch kommunikationstechnisch doch sehr schwierig.....naja, solch ein Mensch bekommt dann auch keine Kinder. Oftmals müssen diese Menschen auch Medikatmente nehmen, die unfruchtbar machen, wenn sie es nicht sogar schon von Natur aus sind.
Klar meistens geht es nicht aber es gibt dennoch Fälle wo es funktioniert und die Fälle halte ich für bedenklich.
Die Sache mit den Angehörigen, die dann auch noch das Baby zusätzlich versorgen müssen, stimmt in gewisser Weise sicherlich....aber dann sollte es dennoch diesen Menschen selbst überlassen bleiben, ob sie dazu bereit sind....
Also ich weis, dass ich zwar zu vielen opfern bereit wäre aber ich denke, wissen kann ich es nicht, dass ich als Angehöriger dazu nicht in der Lage wäre.
Wie habt Ihr Euch denn gefühlt, Dein Mann und Du, als in Eurem Umfeld die Aussagen kamen, dass Ihr wegen der Erkrankung Deines Mannes keine Kinder haben solltet?
Wir haben damit gerechnet, deswegen waren wir nicht unvorherbereitet und kamen mit der Kritik gut zurecht.
Und wie wurde das rübergebracht zu Euch? Waren das freundliche Ratschläge? Sinnvolle Diskussionen? Dann ist das ja noch okay...wahrscheinlich trotzdem irgendwie schmerzhaft für Euch....habt Ihr Euch dann verunsichert gefühlt? Oder konntet Ihr diese Leute dann überzeugen, dass Eucre Entscheidung okay ist?
Es gab unterschiedliche Kritik. Einige waren eher besorgt ob wir das schaffem andere waren wehement dagegen. Wir haben versucht so viel wie möglich zu erklären was es bedeutet. Da Martin es ja selber durch gemacht hat war es für ihn nicht schwer es zu erklären. Ich hatte mich umfangreich über das Internet dun natürlich durch Martin, seinen Bruder und deren mutter informiert, so das wir uns beim argumentieren gut ergänzt haben.
Jetzt stell Dir das bitte mal als behinderter Mensch vor....Behinderte müssen meistens um jedes einzelne Stückchen Normalität in ihrem Alltag kämpfen. Und zwar meistens nicht wegen ihrem eigenen behinderungsbedingten Unvermögen,
sondern wegen der Probleme, die die "normale" Umwelt ihnen macht. Das beginnt beim Rollstuhlfahrer, der für einen Behördengang doppelt so lange braucht, weil wieder mal keine behindertengerechte Zugangsmöglichkeit besteht, geht weiter beim Schulkind, das für einen Integrativplatz auf eine Warteliste kommt und hört bei Pöbeleien und sexuellen Übergriffen bei dem leicht geistig behinderten hübschen Mädchen leider noch nicht auf......
Klar das ist schrecklich aber man kann nichts machen ausser af diese Misstände aufmerksam zu machen. In großen Städten wie Berlin gibt es viele Hilfen, fast alle Bahnhöfe haben einen Fahrstuhl, Behörden sind meist behindertengerecht eingerichtet. Natürlich gibt es noch viel zu verbessern aber man selbst hat ja kaum die möglichkeiten dazu.
Glaubst Du wirklich, dass solche Menschen dann auch noch um ihr Recht auf Kinder kämpfen sollten?? Glaubst Du wirklich, dass sie sich nicht selbst am Meisten fragen, ob sie einem Kind gerecht werden? Ob es für das Kind eine "Erbgefahr" gibt? Diese Menschen sind selbst ihre grössten Kritiker, sie wissen ganz genau am eigenen Leibe, wie es ist, mit einer Behinderung zu leben.....
Und wenn sie sagen, es ist okay, das ist es alles trotzdem wert, dann hat meiner Meinung nach wirklich niemand das Recht, ihnen das abzusprechen....
Wio habe ich geschrieben, das Menschen mit ehinderungen nicht das recht auf Kinder haebn, mir kommt es vor als würdest du nicht richtig lesen was ich schreibe, ich äussere meine bedenken und zeige auf welche Schweirigkeiten es geben kann aber ich habe nie geschrieben, Behinderte dürfen keine Kinder bekommen.
Ich gebe Euch allen wirklich Recht, es gibt wohl Behinderungsausprägungen, die so gravierend sind, dass der entsprechende Mensch nie in der Lage ist, für ein Kind zu sorgen.....aber ich glaube echt nicht, dass solche Menschen überhaupt in die Lage kommen, Kinder zu wollen, oder überhaupt "technisch" haben zu können.
Das stimmt aber es gibt immer Ausnahmen und ich stelle es mir dann wenn es denn passiert sehr schwer für alle beteiligten vor.
Alle anderen, egal ob körperlich, geistig oder mehrfach Behinderten können das, mit mehr oder weniger Beratung und Hilfe von Fachleuten und Angehörigen, selber entscheiden.
Das bezeifel ich ja nicht, wichtig ist dann nur, dass sie sich Hilfe holen wo sie unr können, sein es beratungsstellen oder aber in der Familie.
Deshalb sollte es meiner Meinung nach solche Diskussionen gar nicht geben....nicht im Sinne von Tabu...sondern als Selbstverständlichkeit. So wie es für mich selbstverständlichist, dass Dein Mann und Du Eure Entscheidung alleine treffen konntet. Niemals würde ich mir anmassen wollen, darüber zu diskutieren....und genausowenig eben bei behinderten Menschen. So einfach ist das...aber leider nicht für jedermann....
Im sinne von leichten behinderungen gebe ich dir da recht was schwere Behinderungen betrift ist die Chance zwar gering aber ich denke schon das es wichtig ist darüber zu reden, den nur durch aufklärung und Meinungsaustausch kann man die Sichtweise anderer in andere Richtungen lenken.
Original von angulus
Lys, dir gebe ich uneingeschränkt recht.
Und Ilona was eure Erbkrankheit betrifft, habe mich mal durchgelesen. Zu sagen schlimmstenfalls ein paar Op´s fertig, so lese ich das nicht. Es kann schon eine ganz erheblich Einschränkung bedeuten, wenn ich das vorher wüsste das ich 50% eine Erbkrankheit weitergegeben hätte, dann hätte ich heute Adoptiv/Pflegekinder. Ich kann niemanden leiden sehen und meine Kinder ständig Operationen aussetzen, da hätte ich auch erheblich gelitten.
A.
Hmm auf einer Seite gibst du Lys recht andererseits kritisierst du zwischen den Zeilen, das wir Kinder bekommen, irgendwas stimmt da nicht.
Natürlich kann es zu komplikationen kommen das die Tumore bösartig werden aber hast du dir durchgelesen wie gering die Chance ist? Es ist seltener als Kinder mit offenem Rücken oder anderen sehr schweren beeinträchtigungen.
Was vielleicht noch zu beanstanden ist, ist das es wenig Ärzte gibt die sich damit auskennen aber ich denke, wenn man betroffen ist, kennt man genug sehr gute Ärzte. Martin geht von klein an, seit dem er in Berlin lebt zu ein und den selben Arzt er kennt in dem Fall die gesammte Krankengeschichte von ihm und seinem Bruder, er hat bisher fast alle OPs bei den beiden durchgeführt und das mit sehr großen Erfolg. Ich kenne mitlerweile auch viele andere sehr gute Ärzte für den Fall in Deutschland. Also ist die Gefahr, dass bei einer OP ein Fehler gemacht wird sehr sehr gering, so gering wie bei jeder anderen OP auch. Ansonsten sehe ich eigentlich keine weiteren gefahren.