Idee/Tipp -  Ruhe, Minzöl und Trinken helfen Kindern mit Kopfweh

David

Armer Irrer! *g*
Von Kerstin Nees

Immer mehr Kinder haben Kopfschmerzen. In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Prävalenz verdoppelt. Vor der Einschulung hat etwa jedes zehnte Kind gelegentlich Kopfschmerzen, im dritten Schuljahr sind es schon 83 Prozent, im neunten Schuljahr 91 Prozent.

Das sagte Dr. Raymund Pothmann vom Klinikum-Nord in Oberhausen beim Neurologenkongreß in Hamburg. Etwa zwölf Prozent der Kinder hätten Migräne, jedes zweite Spannungskopfschmerzen, so Pothmann. "Nach meiner Erfahrung sind Kinder, die nur Migräne haben, selten. Meist haben sie eine Kombination beider Kopfschmerzformen."

Häufige Auslöser sind Ärger, schulische Belastung, Schlafmangel, Fernsehen und Computerspiele, aber auch Erkältungen und Wetterwechsel. Das Wichtigste ist die Aufklärung der Kinder und Eltern darüber, wie sie sich in der akuten Situation verhalten sollten, erklärte Pothmann. Häufig genügten Ruhe, hinlegen und Stirn kühlen. Empfehlenswert sei auch, Schläfen und Nacken mit 10prozentiger Pfefferminzöl-Lösung einzureiben. Nur bei sehr starken Schmerzen wirke das nicht.

Wenn eine medikamentöse Therapie nötig ist, sind nach Angaben von Pothmann 10 bis 15 mg lbuprofen pro kg KG (Körpergewicht) oder 15 bis 20 mg Paracetamol pro kg KG Schmerzmittel der ersten Wahl. Acetylsalicylsäure sollte vor dem zwölften Lebensjahr wegen der Gefahr eines Rye-Syndroms zurückhaltend eingesetzt werden. Flupirtin (5 bis 7 mg pro kg KG) eigne sich nur bei Spannungskopfschmerzen.

Bei Migräne werden Paracetamol oder Ibuprofen mit Domperidon (ein Tropfen pro kg KG) kombiniert. Das Prokinetikum wird zuerst eingenommen, um die Passage der Medikamente aus dem Magen zu fördern. Falls diese Kombination nicht wirke, könnte Sumatriptan Nasenspray 10 mg (für Kinder ab zwölf Jahren zugelassen) oder Zolmitriptan 2,5 mg als Schmelztablette verabreicht werden, so Pothmann.

Die Prophylaxe - besonders die nicht-medikamentöse Prophylaxe - sind sehr wichtig. Eltern sollten auf Auslösefaktoren achten. Dies gelingt mit einem Kopfschmerztagebuch. Pohlmann: "Allein das Führen eines solchen Tagebuchs führt bereits dazu, daß die Kopfschmerzen seltener werden." Zur Vorbeugung gehören auch regelmäßige Essens- und Schlafzeiten sowie viel Bewegung an frischer Luft. "Manchmal reicht es auch schon, mehr zu trinken, etwa statt 400 ml einen bis anderthalb Liter", betonte Pothmann.

Langfristig vorbeugend wirksam sind etwa die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, Biofeedback-Verfahren sowie verhaltensmedizinische Programme. Dabei üben die Kinder, Streß und Schmerz zu bewältigen und Reize besser zu verarbeiten. Auch TENS (transkutane Nervenstimulation) ist zur Prophylaxe vor allem von Spannungskopfschmerzen geeignet.

Ärzte Zeitung, 02.10.2003
 
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