Hilfe! -  Schulverweigerung was tun?

anni11

Neues Mitglied
Hallo,

unser Sohn ist 6 Jahre alt, er wurde gerade eingeschult. Er freute sich total auf die Schule ("endlich viel lernen"), aber nach ein paar Wochen bekam er einen super Frust und möchte nun gar nicht mehr zur Schule gehen - er ist sogar ein richtiger Verweigerer geworden. Freunde hat er schnell gefunden, daran kann es nicht liegen, wenngleich er auch oft alleine spielt.

Er konnte schon vor der Schule sehr gut lesen und Rechnen findet er so spannend, dass ich ihm dauernd Rechenaufgaben stellen muß ("Mama, ist 10 mal 10 Hundert?" Oder "wieviel ist 32 mal 2?"...). In der Schule sind sie gerade bei der Zahl 3 und das langweilt ihn natürlich - auch beim Lesen kommt schön ein Buchstabe nach dem anderen dran, während unser Sohn zu Hause ein Buch nach dem anderen (für 10jährige) verschlingt.

Wenn ihm im Unterricht langweilig ist, fängt er an zu quasseln oder macht Quatsch - nicht (oder vielleicht doch?!?) um absichtlich zu stören, aber eben doch so, dass die Lehrerin sich gestört fühlt und mit ihm schimpft und dann ist er dann natürlich doppelt frustriert. Die Erzieherin, die dem Unterricht teilweise beiwohnt, hatte mir das mitgeteilt - Sie glaubt, dass meint, dass ich ihn auf Hochbegabung testen soll und dass er unterfordert sei - sie meinte, dass er von den Kindern, die schon weiter sind, noch ein ganzes Stück voraus ist. Ich hatte daraufhin ein Gespräch mit der Lehrerin, aber sie meinte, er müsse eben lernen, sich auch mit Dingen zu beschäftigen, die ihm keinen Spaß machen. Bedingt hat sie natürlich recht, das müssen wir alle, aber wo bleibt da für ihn der Anreiz? Ich dachte eigentlich, dass die Schule besser vorbereitet sei auf das binnendifferenzierte Lernen, also auf Kinder mit unterschiedlichem Kenntnisstand.

Eigentlich kann sich unser Sohn recht gut auf etwas konzentrieren, er kann stundenlang spielen oder lesen. Andererseits war schon immer ein Energiebündel, braucht wahnsinnig viel Bewegung. Im Kindergarten gab es keine negativen Rückmeldungen, im Gegenteil, da konnte er sich die Dinge eben in seinem Rhytmus beibringen. Und da war er eben meist schneller als die anderen.

Ich weiß nicht, ob er teil- oder hochbegabt ist, eigentlich will ich ihn noch nicht mal testen lassen, denn was hab ich vom Ergebnis? Fördern tue ich ihn auch so wo es geht. Und die Probleme in der Schule gehen ja nicht weg davon, nur weil wir ein Ergebnis X von einem Test haben - vor allem so lange die Lehrerin auf dem Standpunkt bleibt, dass er alle Übungen komplett machen muß. Außerdem, die Kinder, die ihre Übungen bereits fertig haben, bekommen noch ein Extraheft mit nochmals ähnlichen Übungen zum gleichen Thema. Soll das ein Anreiz sein? Wer schnell arbeitet bekommt nicht was interessanteres, sondern das gleiche nochmal? Ich weiß nicht....

Am Wochenende habe ich versucht, Hausaufgaben mit ihm zu machen. Er hat nicht eingesehen, weshalb er eine ganze Seite M´s schreiben soll (er kann das ja - übrigens, es waren 92 auf einer Seite), wo er doch gerne Maus, Mond, Mofa (so wie auf den Bildern abgebildet war) geschrieben hätte oder am liebsten einen Aufsatz darüber. Irgendwann hat er dann ganz aufgegeben und sich komplett veweigert. Und ich kann ihn auch noch teilweise verstehen....

Unser Sohn könnte vom Lernstand her locker in der 2 oder 3 Klasse mitmachen, aber ihn aus dem Klassenverband nehmen möchte ich eigentlich auch nicht. Soll ich nochmals mit der Lehrerin sprechen? Oder mit dem Direktor? Wer kann mir helfen?

Anni
 

cordu

Namhaftes Mitglied
Hallo Anni,

ich würde nochmal das Gespräch mit der Lehrerin suchen. Informiere sie über deine Bedenken und frage nach wie sie das Problem sieht.
Vielleicht könnte dein Sohn ja in die zweite Klasse wechseln. Natürlich mußt du ihn dafür aus der Klasse nehmen und er muß sich neu eingewöhnen. Aber wenn er so interessiert ist und schon so viel weiter als seine Mitschüler wird es ihm auch nicht schwerfallen sich in der neuen Klasse zu integrieren.

LG :bye: Cordu
 

schnuppe

Aktives Mitglied
Kenne die Lehrerin naürlich nicht, aber wenn Du ihn testen lassen würdest und sozusagen ein "offizielles Papier" hättest, das die HOchbegabung bestätigt, würde sie das möglicherweise beeindrucken?
Vielleicht ist die Idee mit dem Klassen überspringen gar nicht die schlechteste. Denn was soll die Lehrerin denn machen: Wenn sie denen, die die Übung schon können und gemacht haben, etwas gibt, was (noch) schwieriger ist, dann wird der Abstand zu den "Schlechten" in der Klasse ja nur noch größer und die Schwierigkeiten auch...
Blöde Situation für alle Beteiligten...
 

anni11

Neues Mitglied
Danke für die Antwort.

Ich glaube, ein Gespräch mit der Lehrerin wird sich nicht vermeiden lassen. Ich hab nur keine Lust, als die "Dauernörgelin" dazustehen. Kaum 2 Monate vorbei und schon das zweite Gespräch mit der Lehrerin. Nunja, es ist ja im Sinne unseres Sohnes.

Viele Grüße,

Anni
 

anni11

Neues Mitglied
Testen?

Hallo,

danke für das Verständnis.

Ja, wahrscheinlich werden wir um einen Test nicht herum kommen. Ich habe nur Angst, dass er gar nicht wirklich HB ist und man könnte denken, ich habe mich aufgespielt. Andererseits ist es ja nicht von der Hand zu weisen, dass er schon weiter ist und sich langweilt...

Es gibt noch ein Mädchen in der Klasse mit ähnlichen Probleme. Sie wurde von den Lehrern als zu langsam eingestuft (sie malt stundenlang, anstatt ihre Aufgaben zu machen). Auf Rückfrage der Eltern stellte sich heraus, dass sie auch schon sehr viel kann und eher unter- als überfordert ist.

Vielleicht sollten wir das ganze Thema noch mal grundsätzlich ansprechen, vielleicht auch zusammen mit der anderen Mutter. Komisch, wenn ein Kind tatsächlich noch nicht so weit und überfordert ist, tut man sich doch auch nicht schwer, um (Nach)-Hilfe zu bitten, weshalb ist es so schwer, dies bei den Kindern zu tun, die vorne dran sind und dadurch Schwierigkeiten haben?

In einigen Foren hatte ich schon hämische Bemerkungen gelesen nach dem Motto: "Das scheint gerade Mode zu sein, die Kinder testen zu lassen" oder "Die überehrgeizigen Eltern wollten ihr Kind unbedingt eine Klasse überspringen lassen und dann kam es gar nicht mehr zurecht. Das haben die jetzt davon." :aetsch Mit so etwas kann ich nicht so gut umgehen. Ich fürchte das Überspringen - vielleicht mehr als mein Sohn.

Viele Grüße,

Anni
 

schnupe

Aktives Mitglied
Hallo Anni,

vertrau da auf Dein "Bauchgefühl".

Wenn er soweit ist, dann sollte er auch entsprechend gefördert werden.

Ich habe famals, entgegen aller Meinung, meine große ein Jahr früher einschulen lassen, da sie schon im KiGa unterfordert war.

Sie kam bestens zurecht, sowohl mit dem Lernpensum, wie auch mit den älteren Mitschülern.

Heute, mit 12 Jahren, mitten in der Pubi steckend, ist sie so schlecht in der Schule wie alle anderen :wand, aber nun ja, ist auch okay, gehört zum Leben dazu ;-).

Sollte jedoch der Verdacht der HB wirklich bestehen, dann lasse Euer Kind dringend testen (mußt es ja niemandem erzählen, dann mußt Du Dich bei "negativem" Ausgang auch niemandem gegenüber rechtfertigen.

HB Kinder, landen nicht selten auf der Sonderschule, weil es nicht erkannt wurde.

Denn diese Kinder brauchen noch ganz andere Förderungen.
 

anni11

Neues Mitglied
Schulverweigerung - doch springen?

Hallu Schnupe,

ich habe jetzt mit jemandem von der DGhK [www.dghk.de] gesprochen. Man kann die Kinder mal für einen Monat als Gast zur Probe in eine höhrere Klasse lassen. Das hat den Vorteil, dass die Kinder wieder zurück können, falls sie sich in der höheren Klasse nicht wohl fühlen. Und es ist dann kein Versagen, im Gegenteil, die Kinder können ihren Klassenkameraden gegenüber sagen, sie hätten sich für SIE entschieden - das wird eher positiv gesehen.

Mit dieser Lösung tue ich mich auch leichter. Ich hoffe, die Lehererin macht mit.

Weiß jemand eine Selbsthilfegruppe in Berlin Kreuzberg oder naheliegende Stadtteile?

Lg

Anni
 

schnuppe

Aktives Mitglied
RE: Schulverweigerung - doch springen?

Mensch, das ist doch super! Würd ich unbedingt machen!
(Und noch was: als meine Tochter eingeschult wurde, war ich innerhalb der ersten Wochen mehrmals beim Gespräch, also bist Du da auf keinen fall Rekordhalter :zwinker:).
 

Corona

Gesundheit, Wohlbefinden und Erfolg
Oh weh, das kommt mir bekannt vor.

Gut, dass Du dir Hilfe von der >>Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind << geholt hast.
Die Idee mit dem Probeunterricht ist gut. Ich hoffe, dass es bei Euch klappt.

Wenn Du magst, dann schau doch auch mal beim >> Grundschultreff << rein. Dort sind auch viele Eltern und auch einige Lehrer vertreten, die Tipps und Informationen austauschen. Dort geht es nicht nur um hochbegabte Kids aber auch.

Ich hoffe, dass es Deinem Sohn nicht mal so geht wie meinem >>> Leider hochbegabt? >>>

*feste Daumen drück*:druecker

C :sonnerona
 

anni11

Neues Mitglied
Ich habe bei meinen Recherchen erfahren, dass 3 Lehrer auf einem Seminar zum Thema HB waren. Da ich glücklicherweise die Namen erfahren habe, habe ich mich mit einer von ihnen (aus der Schulleitung) in Verbindung gesetzt. Sie war viel aufgeschlossener dem Thema gegenüber und wir werden uns, wenn es klappt, in den nächsten Tagen
mit ihr und der Lehrerin zusammen setzen. Letztedlich - egal ob HB oder nicht - muß ja geklärt werden, weshalb die Diskrepanz zwischen deK Können und der tatsächlichen Leistung (oder Leistungswilligkeit) so groß ist.

Auch habe ich über ein Forum eine ehemalige Mutter unserer Schule kennen gelernt, die den Kampf aufgegeben hat und an eine andere Schule gegangen ist - hatte auch private Gründe, weil hier sozialer Brennpunkt - und da wurde die Schule wohl hellhörig - möglicherweise der Grund für die Seminarteilnahme. Ich muß dennoch dazusagen, daß die Familie jetzt in einem Stadtteil mit geringerem Migrationshintegrund wohn, aber so richtig eingestellt auf HB Kinder sind die dort auch nicht....

Ich gebe nicht auf...

Lg

Anni
 
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