Liebe Morgentau,
kann man das wörtlich nehmen, dass du dich quasi nicht mehr auf die Straße traust?
Wenn man dieses Problem mal nur für sich nimmt, also nicht nach den Ursachen forscht, könntest du versuchen, dich selbst zu therapieren mit einem "Stufenplan". Dazu schreibst du alle Situationen auf, die du zur Zeit vrmeidest und fängst bei der an, die du dir noch am ehesten zutraust zu bewältigen, bis zu der, die du besonders heikel findest. Das erste könnte vielleicht sein... morgens Brötchen holen, die zweite Stufe vielleicht.... nicht nur Brötchen holen, sondern die Verkäuferin anlächeln... danach: ein kurzes freundliches Gespräch mit der Verkäuferin führen... später: bei der Nachbarin klingen und sich ein Spültab ausleihen ;-) dann: der Nachbarin am nächsten Tag den Spültab zurückbringen und ein kleines Gespräch mit ihr führen... Du wirst ganz schnell herausfinden, dass deine Freundlichkeit und dein Lächeln erwidert werden! Das ist wirklich erstaunlich, aber es ist wirklich so: So wie man in den Wald hineinruft...
Außerdem: igel dich nicht zu Hause ein. Geh raus an die Luft! Fahr Fahrrad, geh spazieren, und schau dabei nicht auf den Boden, sondern heb den Kopf und nehm die Welt wahr! Es ist so ein wunderbarer Frühsommer, hast du das überhaupt schon bemerkt? Leg dich in den Garten oder auf den Balkon und halt das Gesicht in die Sonne! Und wenn du dabei wieder ins Brüten verfällst, halte dir geistig ein Stoppschild hoch und lenke deine Gedanken auf was Schönes.
Bezieht sich deine Angst auch auf deine Freundin oder könnte sie dir helfen? Schreib ihr einen Brief, so wie du uns hier schreibst, und lass zu, dass sie dich (vielleicht erst nur in Gedanken) in den Arm nimmt und sagt: Du schaffst das schon, Kleine.
Solche sozialen Ängste können auch eines der Symptome einer Depression sein. Das wäre ja nicht verwunderlich nach dem, was du gerade durchgemacht hast. Die Krankenklasse zahlt keine Therapie mehr? Dann geh zu einem Arzt deines Vertrauens (Hausarzt?), wenn du es nicht alleine schaffst. Eine Depression ist schlimmer als ein Beinbruch, bei dem man wochenlang im Krankenhaus liegen darf. Da muckt auch keine Krankenkasse auf. Vielleicht helfen dir auch vorübergehend Medikamente, wenn all deine eigenen Anstrengungen nichts nützen.
Bleib nicht in diesem Zustand! Tu irgendwas.
Ich hab das selbst alles mal mitgemacht. Meine eigenen Anstrengungen waren wichtig, aber letztlich hat nur das Medikament wirklich geholfen. Das ist blöd, denn wer nimmt schon gern Psychopharmaka ein? Aber was zählt, ist doch, dass du aus deinem jetztigen Zustand herauskommst. Mit Hilfe eines Antidepressiva kannst du die Kraft bekommen, an deinen Lebensumständen aktiv etwas zu ändern. Und wenn du dann die Weichen neu gestellt hast, wirst du auch auf die "Pillen" wieder verzichten können.
Ein

und ein :maldrueck für dich!
AnnKathrin