brauche Rat -  Streitigkeiten der Kinder mutieren zum Elternstreit... :-(

triamonds

Mitglied
Streit bei Kindern ist normal - oder?
Mein Sohn hat nach den letzten Sommerferien die Schule gewechselt. Er war in der 5. Klasse Realschule und ist jetzt in der 6. Klasse Integrative Gesamtschule.
Während der vergangenen Wochen hat er mir wiederholt von Schikanierereien berichtet gegen ihn. An der Bushaltestelle ärgern ihn zwei Mädels, die sind beide in seiner Klasse. Sie bewerfen ihn mit Pflanzen, werfen seine Handytasche auf die Straße, entwenden seine Trinkflasche und werfen sie hin und her. Ich habe versucht, ihn zu trösten und er solle denen deutlich machen, dass sie aufhören sollen.

Es half nichts, die Schikanen gingen weiter. Also rief ich bei der Mutter von dem einen Mädchen an. Die kannte ich noch aus der Grundschule, unsere Kinder waren in der gleichen Klasse. Ich schilderte ihr in freundlichem Ton die Situation und bat sie, doch mal mit ihrer Tochter zu reden. Ja, okay.
Tags drauf berichtete er mir, das Mädchen hat ihn angepflaumt, weil ich ihre Mutter angerufen hatte und ab sofort wird sie ihr auch alles erzählen, was ER denn so macht.

Okay, einige Zeit war Ruhe. Letzten Montag kam er heim und berichtete mir unter Tränen von einem Vorfall vor der Schule. Das Mädchen habe ihn geschlagen, er hat sich gewehrt und sie weggestoßen, dabei ist sie hingefallen und die Jacke war dreckig. Danach hat sie gedroht, ihn anzuzeigen. Daraufhin bin ich zu ihr nach Hause, um mit der Mutter persönlich zu reden, und zu klären, was denn da los sei. Die hatte schon SOO einen Hals. Sie hat mich total überrumpelt. Ihre Tochter kommt fast jeden Tag heim und erzählt ihr, dass mein Sohn sie wieder geschlagen hat ... er hat sie verspottet, beleidigt ... er hat dies gemacht und jenes ...

Ich war so geschockt ... mir stand nur das Maul offen ... ich konnte nur immer wiederholen, das kann ich gar nicht glauben, dass der sowas macht. Die Jacke hab ich übrigens nicht gesehen, die war grad in der Maschine - hab ihr aber angeboten, wenn die Flecken nicht rausgehen, soll sie sie in die Reinigung bringen und mir die Rechnung geben.

Ich war so sauer auf meinen Sohn ... er kommt heim und heult, er würde fertiggemacht, dabei ist ER derjenige wo die anderen tyrannisiert. Es kam zum Klärungsgespräch, worin er alles abstritt und die Schuld dem Mädchen wieder zuwies. Ich wusste nicht, was ich glauben sollte. Das hat mich total fertig gemacht.

Ich wollte wissen, was da dran ist an den Beschuldigungen gegen ihn, damit ich einfach entsprechend reagieren kann, weil ein solches Verhalten würde ich niemals dulden.
Also bin ich gestern vormittag in die Schule gefahren und hab mit der Lehrerin auf dem Flur während der Pause gesprochen. Es ist mir sehr schwer gefallen, ich hatte vorher geheult weil mir die Nerven einfach blank lagen und wohl auch dementsprechend ausgesehen, und musste mich dann dort sehr zusammenreißen.
Sie hat sich sehr verständnisvoll gezeigt, aber sich weder auf die eine oder andere Seite geschlagen, das fand ich ordentlich von ihr. Ich wollte eine ehrliche Einschätzung von ihr und keine parteiische.

Sie hat gesagt, dass sie die Reibereien und Streitigkeiten auch schon bemerkt habe, aber ihrer Ansicht nach sei es nichts außergewöhnlich dramatisches und durchaus üblich unter 6-Klässlern, dass sie als mal einen verbalen Schlagabtausch haben. Dann konnte es ja nicht so schwerwiegend gewesen sein, wie das Mädel das beschrieben hatte.

Früher am Morgen wären die beiden Mädel bei ihr gewesen und haben ihr berichtet, was tags zuvor passiert war (der böse Bub…) und sie hat sich das angehört – und weil sie ihre ‚lieben Kleinen‘ ja schon kennt, hat sie die dann gefragt „Und was hab IHR BEIDEN denn getan?“ Daraufhin haben die beiden eingeräumt, ja auch ein wenig gestänkert zu haben und dann versprochen, damit aufzuhören.

Nach der Schule habe die Lehrerin dann alle drei nochmal zu sich gerufen, und ihnen klargemacht, dass es besser ist, wenn jetzt einfach jeder den anderen mal in Ruhe lässt. Diese Info hab ich von meinem Sohn dann gestern nachmittag bekommen.
Darüber war ich erleichtert, weil ich dachte, okay, jetzt beruhigt sich die Sache wieder.

ABER falsch gedacht… Gestern nachmittag war mein Mann beim Autosäubern vorm Haus. Da kommt die Mutter von dem Mädchen, geht auf ihn los und schreit ihn an … wie denn ICH mir unterstehen könne, zu der Lehrerin in die Schule zu rennen und dort ihre Tochter zu beschuldigen…!?!?! Und unser Sohn hat ihrer Tochter ja auch Kirschsaft übergelehrt und er hat dieses und er hat jenes…. mein Mann war genauso geschockt wie ich tags zuvor als sie mir gegenüber die Anschuldigungen abgelassen hatte.

Ich hatte das Gespräch nicht mitbekommen, ich war mit meinem Sohn drinnen im Haus.
Habe mir nachher lange überlegt, ob ich hingehen sollte und versuchen, ein ruhiges sachliches Gespräch mit ihr zu führen und zu erklären, warum ich überhaupt in der Schule war (weil ich ja rausfinden wollte, was bei meinem Sohn falsch läuft), aber letztendlich bin ich der Meinung, dass es sowieso nicht möglich wäre, mit dieser Person sachlich zu reden. Die hat ihre Meinung und will nix anderes hören und fertig.

Bin nur gespannt, wann die nächste Bombe platzt, also wann es das nächste Mal Rangeleien in der Schule gibt. Ich hab schon den Verdacht, dass die Tochter einfach ständig rumstänkert und von meinem Sohn eine Reaktion provoziert, nur damit sie wieder was hat, um ihrer Mutter zu berichten – natürlich mit viel Übertreibung.

Hat jemand von euch schon einmal sowas durchgemacht? Was soll ich tun - was sollte ich besser lassen? Es ist eine Gratwanderung...
Würde mich über eure Meinungen oder Vorschläge freuen.
 

kikra

Namhaftes Mitglied
Hallo,

puh, was für eine blöde Situation - ich kann gut verstehen, dass dich die Vorfälle beunruhigen. Eigentlich hast du m. E. bisher alles richtig gemacht, indem du die Mutter des anderen Kindes und auch die Lehrerin mit einbezogen hast als der Konflikt ausuferte. Natürlich hättest du die Mutter auch vorab informieren können, als du zum Schluss zur Lehrerin gegangen bist. M. E. lehnt diese Mutter sich allerdings zu oft zurück und REagiert bloß, da kann man dann gerne später Ansprüche stellen und sich beschweren, was besser hätte laufen können. Schließlich könnte doch auch sie mal aktiv werden, wenn ihre Tochter angeblich so oft angegangen wird. Womöglich gibt es aber einen Grund, aus dem sie sich bedeckt hält?! Schelm, wer Böses dabei denkt... ;-)

Für mich klingt es ehrlich gesagt schon merkwürdig, dass eine Einzelperson (dein Sohn) gegenüber einer Gruppe (den beiden Mädchen) ständig Streit anfangen soll. Das halte ich eher für unüblich, denn einzelne Personen sind Gruppen i. d. R. unterlegen, schätzen das selber so ein und halten sich nicht zuletzt deshalb zurück. Gemobbt wird i. d. R. in Gruppen:1, 2:1 maximal noch 1:1, m. W. aber nicht 1:2.

Wenn du dazu noch das Gefühl hast, die Erzählungen/Behauptungen des Mädchens bzw. ihrer Mutter passen so überhaupt nicht zu dem Wesen deines Kindes, dann würde ich ihm auch so lange den Rücken stärken, bis das Gegenteil bewiesen ist. Nichts ist m. E. schlimmer für ein Kind als zu wissen, dass etwas so ist, wie es es sagt und dass die Eltern eher den anderen glauben. Schimmstenfalls führt das dazu, dass er sich dir gegenüber verschließt und nichts mehr erzählt. Damit wäre niemandem geholfen und auch das Problem nicht gelöst. Dein Junge muss das Vertrauen zu dir behalten!

Die Möglichkeit, die ich auf offiziell-kommunikativer Ebene jetzt noch sehe, ist ein schlichtendes Gespräch, bei dem alle Beteiligten zusammen an einen Tisch kommen: Dein Sohn, das andere Mädchen, deren Freundin (denn die scheint ja immer mit von der Partie zu sein) sowie Eltern(vertreter) aller drei Kinder und die Lehrerin. Die Lehrerin soll sich bitte überlegen, wie der Konflikt zu lösen ist, denn in der Schule ist SIE verantwortlich, ihre Kinder im Zaum zu halten.Sicherlich hat die Lehrerin auch die Möglichkeit, sich über z. B. Sozialpädagogen fachkompetente Unterstützung zu suchen, wenn sie allein nicht weiterkommt. Es kann und darf nicht sein, dass sie euch mit der Problematik allein lässt, die mit Sicherheit bei mindestens einem der Kinder auf Dauer zu Leistungseinbrüchen führen würde.

Eigentlich sollten die Kinder gelernt haben, solche Konflikte untereinander zu regeln; dazu gehört aber auch eine gewissen Konfliktkompetenz und die scheint hier irgendeiner Seite abzugehen. Es ist auch löblich, dass ihr immer weiter versucht, die Kuh auf friedliche Art und Weise vom Eis zu kriegen. Ich würde dennoch meinem Sohn sagen, dass er - sollte es erneut passieren, dass die Mädchen ihn angreifen - er sich sehr wohl und guten Gewissens verteidigen darf. Bei dieser Gelegenheit kann und sollte er ihr dann auch zeigen, dass er ihr körperlich überlegen ist - und er könnte ihr dann auch ankündigen, dass er ihr das beim nächsten Mal, sollte das erforderlich sein, auch deutlicher zeigt. M. E. hinterlässt er damit größeren Eindruck, als wenn er zu dir nach Hause läuft und 'petzt' - dann steht bloß wieder Wort gegen Wort und er als Muttersöhnchen da. Die Mädchen haben offensichtlich keinen Respekt vor ihm, den muss er sich jetzt wohl oder übel erarbeiten.

Wichtig ist bloß, dass er nicht anfängt. Und dahingehend würde ich an deiner Stelle noch einmal auf ihn einwirken.

Eine Anzeige unter oder gegen Kinder dieses Alters ist übrigens lächerlich. Es ist schon fast bezeichnend, dass das Mädchen so eine Möglichkeit in Erwägung zieht. Offensichtlich weiß sie, wie man jemanden einschüchtert, und das kommt vermutlich nicht von ungefähr.

Nach der Reaktion dieser Mutter wäre mir übrigens auch egal, was die noch zu sagen hat. Sie arbeitet nicht mit, greift euch nur noch an oder geht in die Defensive, beides ist nicht konstruktiv - um die würde ich mir überhaupt keinen Kopf mehr machen. Von ihr habt ihr offensichtlich keine Mithilfe zu erwarten.

Viele Grüße und alles Gute für die weitere Entwicklung :druecker
Kirsten
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Ich denke auch, ihr solltet unter der Schirmherrschaft der Schule alle en einen Tisch kommen, das klären und Lösungsvereinbarungen treffen. Es wäre sicherlich vernünftig, wenn die Streithanseln sich eine Weile aus dem Weg gingen und allgemein lernen, unnötigen Konflikten aus dem Weg zu gehen. Vielleicht kann man ja auch eines der zahlreichen Programme gegen Gewalt an Schulen mal zu Eurer Schule einladen. Die machen häufig recht gute Arbeit mit den Schülern.

Viele Grüße

Dr. Dolittle
 

triamonds

Mitglied
Hallo Kirsten, hallo Herr Doktor ;-),

vielen Dank für eure Stellungnahme und euer Input.

Ja, das wird wohl der nächste unvermeidbare Schritt sein, ein Konzil abzuhalten mit allen Beteiligten - sollte die Situation sich nicht entspannen. Gestern war jetzt mal Ruhe, nach Aussage meines Sohnes, mal schauen, was er heute berichtet.

Naja, im Nachhinein denke ich, dass es meinerseits ein Fehler war, die Frau anzurufen und zu erzählen, was ihre Tochter gemacht hat. Ich hatte angenommen, dass sie ihre Tochter ruhig zur Rede stellt und versucht, zu klären, was abgeht. Aber ich glaube, die hat da schon rot gesehen und hat ihre Tochter fertiggemacht. Und dann kam eines zum anderen. Wenn ich gleich in die Schule gegangen wäre, hätte sich das vllt. gar nicht so hochgeschaukelt. Aber .... wenn ... hätte ... wäre ... ne.

Am Montag bei unserem Gespräch hatte ich ihr ja schon angeboten, dass wir uns alle mal zusammensetzen. Sie meinte dann jaaa... nachher müssen wir aber noch weg und so ... dann schlug ich vor, na, dann eben die Woche mal .... und sie, jaaaa mal sehen ... weiß nicht ...
Als Alternative schlug ich dann vor, mit der Lehrerin zu sprechen, aber ich glaube, das hat sie überhaupt nicht mitbekommen, weil sie schon wieder angefangen hat mit Beschuldigungen "ja, und wie schon gesagt, das und das und das etc. ..."
Ich bin überhaupt nicht zu Wort gekommen.

z.Th. Gruppenmobbing
Eben, mein Sohn hat schon ausreichend Erfahrungen gemacht wie das ist, wenn man von mehreren verkloppt wird. Er wird sich hüten, gegen die zwei anzufangen, weil die ja immer zu zweit auftreten.

z.Th. Vertrauen
Ich glaube, das war auch das schlimmste, dass ich die Anschuldigungen für Bare Münze genommen hab und das Vertrauen in meinen Sohn verloren hatte. (wie konnte ich nur so blind sein - was hab ICH falsch gemacht??)

Apropos Verteidigung: Das hat mir die Mutter auch noch so schön hingeschmiert: Mein Sohn solle blos aufpassen, denn ihre Tochter kann Muay Thai!!! Wenn er wieder aufmuckt, kann sein, dass sie sich wert!!! Das ist doch bezeichnend und so lächerlich.
Ich hab ihr dann nicht auf die Nase gebunden, dass mein Sohn Wingtsun kann und den gelben Gürtel im Judo hat, sonst hätte sie das dann nur wieder zu ihren Gunsten verdreht (deswegen ist er so aggressiv oder sonstwas).

Ich hab mir natürlich auch Gedanken gemacht, WIESO das Mädel eigentlich meinen Sohn so auf dem Kicker hat. Es sind mir so Sachen durch den Kopf wie ... die zweifache Mutter ist berufstätig, das ist meistens nicht leicht unter einen Hut zu kriegen, viele sind überlastet. Vielleicht ist sie dazu auch noch alleinerziehend, was noch erschwerend dazukommen könnte. Dass ihre Tochter dann nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die sie sich wünscht, kann ich nachvollziehen. Und auch, dass die dann die Gelegenheit nutzt, und Geschichten erfindet oder provoziert, weil jetzt muss die Mutter handeln und ihre Tochter verteidigen - und diese hat die Aufmerksamkeit, die sie sich wünscht. Natürlich auf Kosten anderer aber das ist ihr in diesem Moment ja egal.

Okay, das sind nur Mutmaßungen, aber eine mögliche Erklärung.

So, nochmals danke für die verständnissvollen und aufmunternden Worte.
lg Triamonds
 
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