brauche Rat -  Taufe ja oder nein????

broeseline

Aktives Mitglied
Ja, erika, das ist in sofern richtig, wenn man Glauben vorleben kann und will.
Wenn man allerdings als Eltern damit überhaupt nix anfangen kann, hat das ja nix mit vorgaukeln zu tun.
Sicherlich werden Kinder, die nicht religiös erzogen werden, den Wunsch sich taufen zu lassen sehr unwahrscheinlich haben. Find ich aber auch nicht schlimm.

Was mir aber immer öfter auffällt, ist die Tatsache, dass jemand der unreligiös ist durchaus religiöse Menschen akzeptiert.... umgekehrt ist es leider nicht so oft der Fall. Wie kommt das, lernt man in der Kirche denn nicht auch Toleranz? In der Region hier wird man schon ziemlich oft deshalb als unmöglich hingestellt, wenn man sein Kind nicht taufen will... als wäre man schlechte Eltern, die ihrem Kind jegliche Chancen auf Integration nehmen. So was finde ich sehr schlimm und macht mich traurig.
 

Carmen

Namhaftes Mitglied
Hallo Broeseline,

nein, ich glaube nicht, daß es Intoleranz ist, sondern eher Unverständnis.
Wenn man als Kind jahrelang in einem Glauben erzogen wird, dieser Glaube einem tagtäglich vorgelebt wird, es einfach total selbstverständlich für ein Kind ist, daß DIES genau der richtige Weg ist und plötzlich kommt jemand und sagt: Ich bin nicht getauft, ich habe keinen Glauben, dann ist man geschockt...

Zumindest ging es mir so... Für mich gab es einfach keine Alternative... es gab für mich Evangelisch und Katholisch und einem dieser Glaubensrichtungen MUSSTE man angehören. Bei uns wurden (und werden von den alten Leuten vor allem auf den Dörfern) ungetaufte Kinder als "Heiden" betitelt, mit denen man Mitleid haben muß, weil sie nicht zu Gott gehören...

Das Einzige was ich noch als Kind so kannte, waren die Zeugen Jehovas, deren Glauben aber eh als total "irrsinnig" angesehen wurde, es hieß bei uns immer nur: Macht denen bloß nie die Tür auf... die wird man nicht mehr los *gg*

Jedenfalls war es für mich eben lange Zeit nicht zu verstehen, daß jemand ohne Glauben leben konnte, bis ich dann lange Gespräche mit dieser ungetauften Arbeitskollegin führte.
Sie war kurz nachdem sie vom Osten (Rostock) herkam, natürlich auch bei der Hochzeit eines Arbeitskollegen eingeladen und ging somit das 1. Mal zur Kirche...

Sie kam dann nach dem Wochenende wieder und berichtete mir Ihre Erfahrungen (da ich selber nicht auf die Hochzeit konnte). Sie sagte, es war ihr total unheimlich, die Leute hätten was von "Geistern" erzählt ( Heiliger Geist ), und sie hätten alle solche Verse gemurmelt, sie kam sich vor wie in einer Sekte... und alle hätten immer genau das Gleiche gemacht, z. B. sich hingekniet, gleichzeitig die Gebete gesprochen usw....

Für sie muß es wohl wirklich wie eine Art Sekte ausgesehen haben und erst da wurde mir bewußt, daß mein Glaube wohl für alle Katholiken das Normalste der Welt war, aber für jemanden, der nicht damit aufgewachsen ist, wohl ziemlich seltsam aussehen/wirken mußte *gg* ;D
Sie hat es übrigens dann auch so gemacht, daß ihre Tochter auf dem Gymnasium in Ethik ging und sie durfte dann selber entscheiden, ob sie sich irgendwann taufen lassen wollte...

Ich hatte mit dieser Arbeitskollegin sehr viel Spaß mit dem Thema, einmal erzählte sie mir - es war zu der Zeit, als die Sternsinger von Haus zu Haus gingen und die Türen mit Kreide beschrifteten - daß es bei ihr geklingelt hätte...
Sie sei an die Sprechanlage und hätte gefragt, wer dort sei...
Die Antwort: Die Sternsinger
Sie: Wer???!!??
Antwort: Die Sternsinger!
Sie: Sternsinger?? Kenn ich nich.... - und hat den Hörer aufgelegt... :rofl

Ich hab mich bald totgelacht bei der Vorstellung, was sie für ein Gesicht dabei gemacht haben muß und vor allem erst die Sternsinger... :sn7
Ihre Tochter hatte übrigens zur selben Zeit gefragt, ob denn jetzt schon Fasching sei, sie hätte solche verkleideten Gruppen rumrennen sehen... *gg* :D

Jedenfalls wurde mir durch sie bewußt, daß es eben nicht NUR Katholische und Evangelische gibt, sondern daß sehr viele Menschen auch ohne Glauben zurechtkommen. Für mich selber könnte ich mein Leben ohne meinen Glauben nicht vorstellen, was aber auch nicht heißt, daß ich hinter den altmodischen Ansichten des Papstes stehe, oder jeden Tag in die Kirche renne... sondern ich rede von dem Glauben, der aus dem Herzen kommt und den brauche ich halt um zu Überleben. Ich bin sicher, daß ungetaufte Menschen ihre Kraft irgendwo anders herbekommen und ich respektiere das auch auf jeden Fall.

Ich würde niemals sagen, der ist nicht getauft, mit dem will ich nix zu tun haben. Ich lebe meinen Glauben und andere sollen ihren Glauben leben, egal ob jetzt mit Gott oder ohne. So wie es eben für Ungetaufte selbstverständlich ist, daß man NICHT getauft wird, so ist es eben für mich selbstverständlich, DASS man getauft wird, aber trotz allem ist meiner Meinung nach mit ein bißchen Toleranz ein friedliches Miteinander sehr gut möglich ;-)
 

Erika67

Aktives Mitglied
Hi Broeseline,

Du hast mich missverstanden, glaube ich. Wahrscheinlich habe ich's nicht nut genug erklärt.

Für mich *selbst* ist der Glaube wichtig. Da ich so aufgewachsen bin, werde ich deshalb versuchen, das an meine Kinder weiterzugeben, damit auch sie die Chance haben, ähnlich wie ich vom Glauben zu profitieren. Wenn sie's später nicht wollen, dann werde ich nicht mit dem Knüppel dastehen und sie zwingen.
Genausowenig würde ich versuchen, meinen Glauben anderen Leuten aufzudrängen. Ich hab genügend Freunde, die entweder Atheisten sind oder sich zumindest sehr weit von Gott und/oder Kirche entfernt haben, bei denen ich keinerlei Missionarsgelüste verspüre ;D
Mit einigen von ihnen haben wir das Thema Kirche/Religion/Glauben schon ganz offen diskutiert - und jeder akzeptiert den Standpunkt des anderen.
Das muss jeder für sich selbst entscheiden, genau wie Du das auch sagst. Man ist sicherlich kein schlechterer Mensch, weil man nicht getauft ist oder seine Kinder nicht taufen lassen will. Die Taufe alleine macht's ja eh nicht aus.

Natürlich kann jemand, der mit Kirche und Religion überhaupt nix am Hut hat, seinen Kindern das alles auch schwer vermitteln, das sehe ich genauso wie Du.

Ich glaube halt nur, dass es einerseits nicht damit getan ist, das Kind bloß taufen zu lassen, und andererseits dass generell eine freie Entscheidung für oder gegen etwas (ganz unabhängig von Religion) voraussetzt, dass man die Sache kennt. Man kann sich ja schließlich schlecht zwischen zwei Alternativen entscheiden, wenn man nur eine kennt.

Nebenbei gesagt habe ich eine Art "selektiven Glauben". Ich bin katholisch und kann mich mit vielen Dingen, die auf höchster Ebene geschehen, überhaupt nicht identifizieren. Im Kleinen, für mich selbst und in meiner Gemeinde, bin ich aber zum großen Teil überzeugt von den Dingen, die dort gelebt und entschieden werden. Auch das muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Hardcore-Katholiken kann ich genauso tolerieren wie die Leute, die sich komplett von der Kirche abgewandt haben - solange sie mich mit meinem Glauben so sein lassen, wie es für mich wichtig ist.

Hoffe, das hat es jetzt klarer gemacht.

Viele Grüße
Erika :bye:
 

broeseline

Aktives Mitglied
Das passt schon, hatte das nicht persönlich genommen, war eigentlich mehr gegen die Leute bei uns im Dorf gerichtet.

Mein Freund selbst ist auch katholisch.
Das Bsp. von der Freundin aus Rostok ist echt lustig, aber ungläubig muss nicht immer heißen, dass man keine Ahnung hat. :ablachen

Ich selbst war z.B. als Kind im Mädel-Kirchenchor, war echt super - hatten auch Auftritte mit den Thüringer Sängerknaben.
Habe die Bibel gelesen und Bücher von Judentum, Moslems, Buddhismus und so. Kann auch das Vater Unser auswendig aufsagen (mein Schatz hat gestaunt, :wow )
Find ich super interessant, allerdings konnte ich mir so ein mein eigenes Bild machen von allen Dingen und so selbst entscheiden, was ich glaube und was nicht. Ich bin eben vom Wesen her ein sehr realistischer Mensch, der auch nur glaubt, was er sieht oder was bewiesen ist (Ufos, Leben nach dem Tod u.s.w.)

So will ich es auch meinem Kind beibringen.
Im allgemeinen glaube ich an das Gute im Menschen und ehre und liebe die Natur und die Tiere.... wenn ich schaffe, dies auf mein Kind zu übertragen, das wäre mein persönliches Ziel, denn es gibt schon zu viel Schlechtes.... leider :(
 

Erika38

Aktives Mitglied
Meine Kinder waren bis vor kurzem auch nicht getauft.Sie haben freiwillig am ev. Religionsuntericht teilgenommen und meine Tochter ist zum Konfi gegangen und fand es toll.Jetzt gabs für die Ungetauften Konfi's eine Taufe und die war super.Richtig für die Kids gemacht mit vielen Aktionen während des Gottesdienstes.Echt klasse.Mein Sohn wird das auch so machen.Wie wir das mit dem Baby dann machen weiß ich noch nicht,da mein Lebensgefährte Wert drauf legt es früh zu taufen.Ich bin nicht in der Kirche.
 

Lenjas-Mama

Glücklich :)
hi,

wir werden unser kleines wohl taufen lassen. der sohn von einer bekannten hat keinen kindergartenplatz bekommen weil er nicht getauft war und ohne kindergartenbesuch wollte die schule ihn nicht aufnehmen. ist ein ziemlich katholisches kaff. darum musste sie ihn mit fünf noch taufen lassen, und das will ich meinem kind ersparen. werden den wurm aber wohl nur evangelisch taufen lassen, wenn das gehen sollte.
 

broeseline

Aktives Mitglied
"....der sohn von einer bekannten hat keinen kindergartenplatz bekommen weil er nicht getauft war und ohne kindergartenbesuch wollte die schule ihn nicht aufnehmen...."

das meinte ich mit Intoleranz ;D :evil:
 

Carmen

Namhaftes Mitglied
@Erika38:

Halt mich mal auf dem Laufenden, ob das mit Eurem Baby klappt ;-)

@Broeseline:

Ja, ich glaube es kommt dabei ganz entschieden auf die jeweilige Gemeinde (Dorf-Stadt) an und vor allem auf den Pfarrer selber... Bekannte von mir hatten mit ihrem Dorfpfarrer totale Probleme, nur weil ER evangelisch und SIE katholisch war und sie das Kind aber lieber evangelisch taufen lassen wollten... der Pfarrer meinte, ein Kind müsse IMMER nach dem Glauben der Mutter getauft werden, also in dem Fall katholisch...
Sie haben es aber dann doch irgendwie durchgekriegt, aber manche Pfarrer stellen sich auch an... :shake
 

biene38

immer auf einer Berg- und Talfahrt
Hallo,
nun auch mein Senf.

Wir haben unsere Kinder taufen lassen, weil ich der Überzeugung bin einen gewissen Leitfaden im Leben haben zu müssen.

Ich bin nun wahrlich kein Kirchläufer. Als die Kinder noch im Kindergarten waren, sind wir jedoch regelmäßig gegangen und machen auch heute noch Veranstaltungen die die Kinder betreffen kirchlich mit. Keine Frage. Hier kommt wieder die Verantwortung ins Spiel und das hat mir Vorgaukeln nichts zu tun.

Wir sind beide katholisch erzogen worden, wenn auch dies nun alles sehr locker ist. Ob ich nun alles glaube und toll finde was die Kirche uns vermittelt, steht auf einem anderen Blatt. Ich kritisiere auch öffentlich.

Auch sind beide mit zur Kommunion gegangen und die Grpße im letzten Jahr zur Firmung. Das sind u.a. nunmal die Sakramente der kathl. Kirche und alles weitere wie Heiraten, Austreten usw., können sie nach Ihrer Volljährigkeit selber entscheiden. Wir haben jedenfalls ihnen einen Faden zu zeigen. Die Kleine ist sogar supergerne Meßdiener, obwohl sie nicht gerne in die Messe geht. Auch macht sie gerne Veranstaltungen mit was die Kirche betrifft mit.

@Broseline
Was mich interessiert, warum hat Deine Freundin denn in der Kirche geheiratet, wenn sie mit ihr nichts zu tun haben will.

Das hätte ich dann auch wieder nicht gemacht.
 

broeseline

Aktives Mitglied
@biene: ihr freund wollte kirchlich heiraten. Ist ja nicht so, dass sie nix damit zu tun haben will, sie ist halt nicht kirchlich und ist auch nie von allein auf die Idee gekommen, einzutreten... aber das heiraten dort hat ihr doch ganz gut gefallen.

Muss ehrlich sagen, nur standesamtlich heiraten, da fehlt wirklich etwas die Romantik.
Mein Schatz will mich auch gern heiraten - der stellt sich vor, mal kurz zum Standesamt - unterschreiben - dann irgendwo auf ne Urlaubsinsel für uns allein - und wenn wir wiederkommen machen wir ne Art Grillparty...??? - ich weiß nicht so recht. Kann mich noch nicht so recht damit anfreunden ;D ;D ;D
 

biene38

immer auf einer Berg- und Talfahrt
ist ja alles gut und schön. Aber dann soll die Kirche wieder für eine Schow gut genug sein??

Ich schreib das extra etwas provokativ, da ich auch nicht, wie schon gesagt, der Kirche hinterherrenne und mir es im grunde egal ist, ob jemand einer religion zugehört und wie er es überhaupt damit handhabt.

Aber es gibt nunmal für mich einpaar Sachen, die einfach zum Leben dazugehören und ich nicht missen möchte. Ich kann mir ein Leben und die Erziehung der Kinder ohne Kirche nicht vorstellen.

Wird wohl wiederrum an meiner Erziehung liegen..... :engel
 
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