Rebecca, in Bezug auf die Todesstrafe bin ich vollkommen deiner Meinung.
Bei den Auflagen hinsichtlich verurteilter Sexualstraftäter, insbesondere bei Kindesmissbrauch, wird es aber schon schwierig. Wie ich bereits sagte, reicht ein einmaliges Vergehen nicht aus, einen Menschen für den Rest seines Lebens wegzuschliessen. Zumal dieser Lebensrest bei einem Mitte 70jährigen (wie Josef Fritzl) etwas gänzlich anderes bedeutet als bei einem Mittzwanziger - die Strafe ist eigentlich überhaupt nicht vergleichbar.
Nach seriösen Studien wird etwa jeder 5. Sexualstraftäter nach verbüsster Haft rückfällig. Das ist viel. Aber es heisst auch, dass 4 von 5 nicht rückfällig werden, und die werden ein Leben lang weggesperrt, obwohl sie ihre Strafe eigentlich abgesessen haben, und obwohl keiner bei ihnen eine konkrete Gefährlichkeit feststellen kann. Aus dem gleichen, rechtsstaatlichen Grund kann es auch nicht sein, dass diese Menschen allesamt ein Leben lang stigmatisiert werden, in öffentlichen Dateien an den Pranger gestellt und der Möglichkeit eines normalen Lebens beraubt werden. Wohlgemerkt: nachdem sie verurteilt und bestraft wurden.
Und seien wir doch mal objektiv: natürlich beherrscht der böse Unbekannte, der ein Kind ins Auto zerrt und missbraucht, die Fantasie der Medien und der Öffentlichkeit. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind einem derartigen Delikt zum Opfer fällt, ist verschwindend gering. Viel wahrscheinlicher ist es, dass ein guter Freund der Familie, der neue Partner der Mutter, der eigene Onkel oder eine andere Person aus dem Umfeld die Nähe des Kindes sucht, sie allmählich intensiviert und irgendwann die Grenze des erlaubten überschreitet. Das ist ein ganz erhebliches Risiko, das mit noch so drastischen Strafen und Massnahmen gegenüber verurteilten Sexualstraftätern noch nicht einmal ansatzweise minimiert werden kann.
Und was unsere Kinder - mehr noch als sexuelle Übergriffe - wirklich in Gefahr bringt, sind Delikte von Kindern und Jugendlichen in ihrem Umfeld (vor allem der Schule), gegen die man als Eltern gar nicht viel machen kann, selbst wenn man überhaupt davon weiss. Das Risiko, Opfer eines Diebstahls, einer Körperverletzung, einer Erpressung zu werden, ist wirklich hoch, und manches Kind wird durch diese Einflüsse selbst vom Opfer zum Täter und gerät auf eine schiefe Bahn. Um solche Dinge mache ich mir bei meinem Sohn wirklich Sorgen - und nicht um den bösen schwarzen Mann, der hinter dem Busch hervorspringt und ihn in sein Auto lockt - sei er jetzt ein bekannter, verurteilter Sexualstraftäter oder nicht.
black cat: es klingt paradox, dass die Todesstrafe teurer ist als lebenslang, aber das liegt an den sehr aufwändigen Verfahren, die einer Todesstrafe zwingend vorangehen. Zum Beispiel dürfen nur bestimmte, speziell zugelassene Anwälte einen Todeskandidaten vertreten. Die notwendigen Berufungsverfahren, die einen Justizirrtum verhindern sollen, ziehen die Verfahren in die Länge: n Kalifornien z.B. vergehen im Schnitt 20 Jahre zwischen der Verurteilung und der Hinrichtung - und die Sicherungsmassnahmen für Todeskandidaten sind aufwändiger als für "normale" Häftlinge. Nach Schätzungen liegen die Kosten für eine Hinrichtung mindestens um die Hälfte höher als für eine lebenslange Haftstrafe - und das variiert von Bundesstaat zu Bundesstaat ganz erheblich. Florida z.B. hat für 18 Hinrichtungen in der Zeit von 1973-88 57.000.000 US-$ ausgegeben, das sind über 3 Millionen Dollar pro Fall.
Eine ausführliche Zusammenstellung mit vielen Zahlen und Beispielen findest du
hier.
Auch ich kann beim Anblick von Grausamkeiten gegenüber Menschen UND Tieren völlig aus der Fassung geraten - und ich lege für mich selbst nicht die Hand in's Feuer, wenn ich jemanden dabei erwische, der meinem Kind etwas antut. Das bedeutet aber nicht, dass ich dieses Verhalten gutheisse, sondern nur, dass ich ein Mensch mit menschlichen Schwächen und Fehlern bin und nicht immer meinen eigenen, moralischen Ansprüchen genüge.