Trauer <> Wut?

H

hobome

Guest
Hallo,
ihr habt mich beim lesen des Forums ermuntert, mal meine Gedanken aufzuschreiben.
In meinem Leben gab es bisher drei Todesfälle, die mir bis heute nachgehen.
Vor ungefähr 19 Jahren sprang eine Freundin (18J.) von mir aus dem Fenster (Türkin; in D aufgewachsen; Eltern verheirateten sie nach Anatolien.) und ein Freund (20J.) starb an Muskeldistrophie. Meine Schwester starb vor sechs Jahren an einem Schlaganfall. Sie war kurz vor dem Ende einer Fortbildung, hatte richtig tolle Pläne.
Die Leute waren mitten im Leben, hatten Träume. Wenn ich an die Zeiten denke, die mit ihnen verbrachte, habe ich schöne Erinnerungen. Auch wenn's mal Zoff gab. Deshalb fehlt mir in diesem Sinne nichts. Ich bin froh das ich sie gekannt habe.
Meine Trauer um sie ist nicht in der Form "ich vermisse sie", ich bin wütend!
Wütend auf das Schicksal/Leben/jegliche Götter, die eventuell unser Dasein bestimmen.
Wie kann es sein, das Menschen "in der Blüte ihres Lebens" aufhören müssen?
Warum dürfen sie nicht weitermachen?
Ich bin stinkig und sauer! Nur auf wen??
Das ist mein Problem! Wenn ich jemanden oder etwas dafür verantwortlich machen und in's Gesicht spucken könnte, würde es mir vieleicht besser gehen.....

Kennt ihr das Gefühl?
Falls ja, seit ihr in den Wald gerannt und habt Bäume gefällt?
Ich habe es noch nicht geschafft, in meinem Dunstkreis haben wir uns über die Trauer geholfen, aber die Wut ist, zumindest bei mir, geblieben.

Ich lass' das jetzt erstmal so stehen. Im Moment fehlen mir die richtigen Worte.
Aber kommen bestimmt noch.


Cheers
hobome
 
E

Elchen

Guest
Das ist sicher hart für Dich gewesen.....

Ich kann ja nur aus meiner Sicht reden.Ich habe zwar Todesfäller erlebt(die Omas)die mir sehr zu schaffen gemacht haben aber die eigentlich vom Alter her abzusehen waren....

Umso schlimmer muss es sein,wenn jemand aus dem fesnter springt,odre in so jungen jahren Muskelschwund hat oder an einem schlaganfall stirbt.

Sowas macht sogar mir Angst,wenn ich das lese..Denn es macht einem bewusst,wie schnell das Leben ohne jegliche Vorzeichen vorbei sein kann,einfach so...

Deine Wut kann ich absolut nachvollziehen,die hätte ich sicher auch...

Machmal denke ich auch,alles ist do ungerecht..Dann frage ich mich,warum Babys bei der Geburt bereits sterben müssen,warum jemand aus der Narkose nicht mehr aufwacht,warum es den sogenannten Kindstod gibt usw.

Ja,da frage ich mich auch,wer über Leben und Tod entscheidet...

Ein sehr trauriges Thema,aber wir,die leben,für die geht das Leben weiter ,egal wie hart es ist.....

Ich bin selber froh,nicht zu wissen,wann mein letztes Stündlein geschlagen hat..es könnte ja morgen sein und sowas macht mir eher Angst...

Vielleicht schreibst Du ja nochmal was dazu,denn daß mit Deiner Schwester hat mich jetzt sehr getroffen..... :(
 
S

silentsmile

Guest
Ich denke, die Ursache dieser Wut ist die eigene Hilflosigkeit. Man hat es nicht in der Hand, kann keinerlei Einfluss nehmen und das ist etwas, das sehr, sehr schwerfällt. Mehr möchte ich zu diesem Thema im Moment nicht schreiben....... sorry.
 
H

hobome

Guest
Ja, das Leben geht weiter.
Hart war es auch, aber wie gesagt ist die Trauer überwunden. Die Zeit des Vermissens. Du sagst "ungerecht". Das denke ich auch. Nur, Ungerechtigkeit wird doch einem entgegengebracht. Von wem? An "Gott" glaube ich nicht.

Quote von Elchen:
Ich bin selber froh,nicht zu wissen,wann mein letztes Stündlein geschlagen hat..es könnte ja morgen sein und sowas macht mir eher Angst...
Ende Quote von Elchen

Ja, seit dem Tot meiner Schwester denke ich ähnlich. Nur macht mir der Gedanke keine Angst. Schau, viele Menschen, ob Jung oder Alt, sterben langsam. Krebs, Altersschwäche, MS ... davor habe ich Angst. Nicht vor dem Zeitpunkt, denn ich denke das ich meine (kleinen) Träume verwirklicht habe, also im Moment meines Todes nicht denken muss:" Hey, ich habe da noch was zu erledigen!"
Meine Schwester starb innerhalb 20 Stunden, von denen sie noch ungefähr 5 Minuten bewusst mitbekam. Abends um 10 vor dem Fernseher ist ihr die rechte Hirnarterie geplatzt.
Ich machte gerade meinen Abschluss zum Medienproduzenten und sie zur Möbelrestauratorin. Sie wollte sich mit ihrem Freund selbständig machen.
Wir waren beide mitten in den Prüfungen. Als mich meine Mutter morgens um 7 anrief, drückte ich nur die Träne runter und ging zur Akademie zwecks Klausur schreiben. So gings dann die nächsten zwei Monate weiter. Ich hatte gar keine Zeit, mir richtig bewusst zu werden, was da passiert ist. Wir haben uns eh nur wenig gesehen, da unsere Schulen 150km auseinander lagen.
So richtig heftig kam es an meinem Abschlusstag. Mit Brief und Siegel in der Hand ab in die Heimat, die gemeinsame Riesenabschlussfete mit Heike (Schwesterherz) im Kopf...... und PENG! Die ist ja tot!! Die Fete fällt flach! Dabei wollten wir gemeinsam unsere Abschlüsse und den Neuanfang feiern und starten. **Hier darfst du jedes nicht in die Öffentlichkeit passendes Wort einsetzen**
Es kann jeden Moment geschehen, deshalb gebe ich meiner Tochter bei jedem Abschied (und wenns für 10 Minuten ist) einen Schmatz. Es könnte der letzte sein. "Lebe jeden Tag als wäre es dein letzter" ist imho etwas grob und zu pauschal, kommt der Sache aber nahe.

Und irgendwie hast du es auch noch getroffen, warum ich gerade jetzt in der Öffentlichkeit (wenn auch anonym) über diese Dinge diskutiere.
Meine Mutter ist gerade in einer Klinik, in der ihr Rücken wieder gerade gebogen werden soll. Zwei OP's a 10-12 Stunden. Wenn's es gut geht, sind fast 25 Jahre erfolglose Schmerztherapie für sie zu Ende und sie kann wieder alleine die 500m zum einkaufen gehen. Nun, sie 71. In dem Alter sind solche OP's nicht gerade mit einem Blinddarm zu vergleichen. Unter diesem Eindruck kocht halt die Vergangenheit in Form der Toten in mir wieder hoch. Man bekommmt Angst, jemanden verlieren zu müssen.
Und schon bin ich wieder beim Thema: Ihr Leben lang hat sich meine Mutter mit einem kaputten Rücken für uns drei Kinders den A... aufgerissen (mein Vater starb 1968 ), konnte die letzten 25 Jahre höchstens eine Stunden am Tag auf den Beinen sein und soll jetzt mit einer realistischen Heilungschance sterben?
Sie selbst ist die Zuversicht in persona. Ich drücke ihr die Daumen!
Falls sie aber nicht zurück kommen sollte, kann man doch nur wütend sein, oder? Ich meine, sie hat(te) ein so genanntes erfülltes Leben. Drei Kinder, die für sich sorgen können und auch den einen oder anderen Spass. Aber sie ist bis auf den Rücken absolut fit, redet davon, mit ihrer Freundin wieder tanzen zu gehen und...und...
Es wäre eine der grössten Ungerechtigkeiten vom Leben, wenn diese Frau nicht mehr aus der Narkose aufwachen würde.
Einen "normalen" Tod durch irgendeine Alterskrankheit kann ich akzeptieren, ich bin sogar für die Sterbehilfe. Denn was soll ein Leben, das durch Krankheit und Schmerzen nicht mehr lebenwert ist?
Aber ein Leben das erlischt, obwohl noch Energie, Pläne, Ziele und Träume da sind, das geht mir über meinen Verstand.

Wenn ich mich selbst jetzt so lese...... kann es sein, das man am meisten trauert/wütet wenn ein Leben endet, das noch Hoffnung hatte?
Ich meine, wenn ein Mensch stirbt, der nur eine Zukunft von Qual und Schmerz vor sich hat oder sehr alt ist und man sagt " Nun, sie/er hat ihr/sein Leben gelebt" dann trauert man eine Weile. Irgendwann ist wieder gut, denn das Leben geht weiter.
Aber all die jungen hoffnungsvollen Leben die aufhören, da bleibt mir nur die Frage, auf die es wahrscheinlich keine Antwort gibt: "Warum?" (siehe Signatur)



Cheers
hobome
 
H

hobome

Guest
Original von silentsmile
Ich denke, die Ursache dieser Wut ist die eigene Hilflosigkeit. Man hat es nicht in der Hand, kann keinerlei Einfluss nehmen und das ist etwas, das sehr, sehr schwerfällt. Mehr möchte ich zu diesem Thema im Moment nicht schreiben....... sorry.

Guter Gedanke. Ja, es fällt schwer.
Und du braucht dich nicht zu entschuldigen.... ich schreibe mir auch nicht jeden Tag die Finger wund, auch wenn's im Moment so aussieht.



Cheers
hobome
 

shantay

Neues Mitglied
Hallo hobome,
ich kann Deine Wut nachempfinden-ich habe meinen Bruder verloren da war ich 12 (er 24)jetzt bin ich 31 und ,...das steckt man nie komplett einfach so weg -ich hatte immer wieder "Heimweh" teilweise auch heute noch aber es ist kein Leiden keine Trauer mehr es war ein tragischer Unfall-Jagdunfall(mein Vater war "Jäger eigentlich mehr Heger und ihm zuliebe ist er damals mitgegangen- ein Schuss hat sich aus der Jagdwaffe gelöst es war Winter der 10.Dezember(dieser Tag liegt meiner Mutter immer wie ein Stein auf der Seele) er ist ausgerutscht und der Schuss aus der ungesicherten Waffe hat die Hauptschlagader im Bauch getroffen-er muss sofort tot gewesen sein-damals ist eine Welt zusammengebrochen und ich dachte meine Kindheit/Unbeschwertheit hat so ein schlimmes Ende genommen Warum?!Aufgewachsen bin ich im Christenglauben evangelisch -ich habe diese Religion schon immer in Frage gestellt-Kein Trost keine Antwort-nur ein Gott der dir fürs Leiden auf Erden ein Himmelreich verspricht dieser alte Mann der schaut was Du falsch oder richtig machst(mein Kindergedanke)-obwohl ich so superliebe Eltern hatte für die Religion nie ein Thema Nummer eins war.Ich habe auch jetzt meinen Vater verloren am 5.September 2003 im Alter von 73 Jahren nach 12 jähriger Krankheit(Schlaganfall).Er hat mit uns gelebt bis zum Schluss ich konnte bewusst Abschied nehmen-das war nicht so schlimm als wenn ein junger Mensch aus der Blüte seines Lebens gerissen wird-ich bin schon vor langer Zeit zum "Alten Glauben" übergewechselt Kirche ade!Ich lebe jetzt und hier-habe 2 Kinder und investiere jederzeit eine Menge Gefühle ich bin hier um glücklich zu sein-Vergiss dass bitte nie!-irgendwann werde ich gehen vieleicht morgen wer weiss-vieleicht werde ich eines meiner Kinder verlieren-dass schlimmste war für mich immer so kann es doch nicht bleiben dieser Schmerz kann nicht immer sein-so kann ich nicht leben und leben will ich!Ich arbeite im Krankenhaus und werde oft mit dem Tode konfrontiert-Patienten die mir ans Herz gewachsen sind -Angehörige die so weinen-ich weiss dass es ein Leben nach dem Tod gibt in einer anderen Dimension -und das es ihnen gut geht und das gibt mir Kraft.Ich hatte immer das Glück Tiere zu haben (unter anderem Pferde die mir immer sehr sehr treue Kameraden waren und von denen ich auch 3 gehen lassen musste oder durfte(da beginnt vieleicht das Thema Sterbehilfe-nach etlichen Jahren "Gnadenbrot" und das Dasein nicht mehr lebenswert war-war es eine Erlösung)
Verzeih mir falls ich jetzt zu emotional bin -es fliessen ab und zu Tränen das ist okay.Aber ich denke wir sind sicher und geborgen - ich denke an die schönen Zeiten in der Gewissheit dass alles was ein Ende hat auch wieder anfängt in der Gewissheit einen Weg gefunden zu haben wo immer eine Verbindung besteht.

Liebe Grüsse,
Shantay
 
S

Shopgirl

Guest
Wenn die Trauer beim Verlust fehtl

Hallo erstmal,

meine Mutter ist vor drei Wochen an Krebs gestorben. Es war abzusehen. Ich war dabei und habe sie noch reanimiert, obwohl ich wusste, das es zu spät ist. Ich habe meinem Vater beistand geleistet und bin danach heim, um abzuwarten, was kommt. Doch es kam nicht´s! Keine Trauer, keine Wut, kein Verlust.
In der Nacht hatte ich das erste mal ein Gehühl der Trauer. Aber nicht weil ich meine Mutter verloren hatte, sondern weil es mir nicht möglich war, über etwas traurig zu sein, worüber ich eigentlich traurig sein müsste! Es ist traurig wenn man seine Mutter verliert. Nicht so bei mir. Bei mir machte sich in den nächsten Tagen eine großer Erleichterung breit. Eine Last viel von mir. Ich bin glücklich! Endlich ist das passiert, was ich mir seit Kindestagen wünsche: Sie ist weg!

Das war eine sehr interessante Erfahrung für mich! Es hat mich nur ein wenig überrascht. Aber ich habe auch gelernt, das es nicht immer der Tod ist, der einen Schmerz, Verzweiflung und Trauer zufügt.

Der Größte Schmerz und Verlust den ich bisher empfand, war der Abschied von meinem Unterschenkel. Auch wenn der Verstand etwas anderes sagt, siegt doch das Gefühl. Ich wähle mit Absicht das Wort Aschied. Denn ich habe ihn freiwillig hergegeben. Um mein Leben zu retten. Und das war gut so.

Das war meine Interpretation von Schmerz, Verlust und Trauer.
Gibt es welche, die soetwas verstehen können?

Liebe Grüße,
und Ciao
 
E

Elchen

Guest
Mich würe mal interessieren,shopgirl,warum Du Dir seit Kindheit an Deine Mutter "weggewünscht "hast..
Ist sie schon lange krank gewesen??
 
C

Cat78

Guest
Ja das gefühl kenne ich auch.
Meine Mutter ist vor bald 6 Jahren mit 48 ian hepatites c gestorben.
In meinem Fall gab es aber einen Schuldigen.
Sie wird wohl im Krankenhaus bei einer OP damit infiziert worden sein, doch trotzdem frage ich mich auf wem soll ich sauer sein?
- den Arzt der sie operiert hat?
- die Scwester der dem Arzt das schmutzige bestech gereicht hat?
- derjenige der für die säuberung des Bestecks zuständig war?
Ich bin damals als sie gestorben ist zu einen guten Freund gefahren.
Er hat einen Sandsack im Keller daran habe ich dann all meine Wut und Trauer dran ausgelassen. Hat wirklich gut getan.
Mein Freund meinte nur das wenn das ein Mensch gewesen währe ich ihn wohl alle Knochen gebrochen hätte so wie ich auf den Sandsack eingeschlagen hatte.
 
S

Sadhana

Guest
Hallo Hobome

Ich kenne diese Wut sehr genau. Ich war als meine Mutter starb gerade mal 18 Jahre geworden und sie erlitt einen tödlichen Herzinfarkt mit jungen 38 Lebensjahren. Die Wut bezog sich auf "Gott" und die Welt, aber auch auf meine Mutter selbst. Sie hätte nach einer Totaloperation an der Gebärmutter nicht so schnell wieder arbeiten dürfen wegen Thrombosegefahr. Sie hatte jedoch wenig Respekt vor ihrer Gesundheit und ist relativ schnell in ihren Beruf zurück, obwohl sie es als Krankenpflegerin besser hätte wissen müssen. Ich habe mich von ihr verlassen gefühlt.
Das mag vielleicht nicht ganz die gleiche Wut sein, die Du empfindest, aber ich habe zu zweifeln angefangen, wie "Gott" das zulassen konnte, wo sie doch noch so viel hätte erleben können.

Mittlerweile, auch durch andere Menschen, die in meinem Umfeld gestorben sind und die Auseinandersetzung damit, habe ich diese Wut nicht mehr. In mir entstand erst die Idee und dann der Glaube darin, dass der Tod nicht das Ende ist sondern ein Übergang. Es geht hier nicht um einen bestimmten Glauben, dem ich nachgehe, sondern eine innere Überzeugung, dass eine Seele mehr als eine Lebensstation hat. Ich habe so viele unterschiedliche Menschen kennengelernt, die so unterschiedlich Reife zeigen, dass ich glaube, dass Menschen alte, wissende Seelen haben können, oder eben junge, unbelastete, neue Seelen. Mir sind Menschen begegnet, die soviel Weisheit in sich tragen, dass dafür ein Leben kaum an Erfahrungswerten reicht.

Ebenso bin ich für mich überzeugt, dass Menschen mit unterschiedlichen Aufgaben im Leben konfrontiert werden, die sie mehr oder weniger erfüllen, bevor sie sterben. Selbst ein Kind das direkt nach der Geburt wieder gehen, haben eine Aufgabe gehabt. Das mag sich uns nicht so deutlich zeigen, trotzdem ist es meine innere Überzeugung. Klar kann ich das nur so leicht schreiben, weil mir das zum Glück nie passiert ist.

Mit dieser Wut, die in Dir ist, ist auch die Trauer nicht wirklich abgeschlossen. Wut ist ein Teil der Trauer, denn den Verlust der geliebten Menschen kannst Du damit ja nicht wirklich annehmen. Gerade bei offensichtlichem oder verstecktem Suizid, ist das besonders schwierig mit der Wut umzugehen. So ist es auch, wenn Menschen durch eine Krankheit oder Behinderung, ein Leben verlieren.

Ich sehe uns als Teil eines großen Organismus, der nicht nur durch Fleisch und Blut besteht. Alles entsteht, vergeht und entsteht wieder, bis zu dem Zeitpunkt, wo dieser Kreislauf nicht mehr erforderlich ist, weil er überwunden ist. Das ist es was meine Wut geheilt hat.


Hallo Shopgirl

Ja diese Trauer kenne ich auch. Ich habe zwei Unterschenkel verloren. Ich habe es nicht bewusst wahrgenommen, weil ich recht klein war, aber es kam dann später in mein Bewusstsein. Dieser Verlust hat ebenso geschmerzt, wie der Tod eines geliebten Menschen und lange Zeit habe ich deutlich gespürt, dass ich die Liebe zu mir selbst nicht mehr empfunden habe. Nur noch halb sein, nicht mehr ganz und vollwertig sein. Irgendwann konnte ich akzeptieren, aber das reichte nicht. Ich wollte und habe es auch annehmen können. Ich habe mich annehmen können und gemerkt, dass ich doch vollständig bin, weil ich ganz viel erfahren habe, das anderen teilweise verwehrt wird. Meine Werte sind durch die "Behinderung" beeinflusst worden und es hat mich stark gemacht.

Auch Deine Erleichterung, glaube ich nachvollziehen zu können, wenn mein Gefühl mich nicht täuscht, dass Du sehr viel an Fürsorge geben musstest, durch die Pflegebedürftigkeit Deiner Mutter. Im gegenzug dazu scheint es mir, hast Du selbst nur sehr wenig von dieser Fürsorglichkeit von Ihr erfahren. Ist das so?
Dann ist es nämlich nicht der Tod, der Schmerz und Verzweiflung verursacht, sondern es sind die Lebenden. Das kann ebenso intensiv sein und auch länger anhalten, als die Trauer um einen Verstorbenen.
Falls ich nicht ganz daneben liege, hoffe ich Du konntest mit Dir da Frieden schließen.

Liebe Grüße

Sadhana
 
S

Sandra3

Guest
Hallo hobome

Ich kann deine Wut Schmerz nur zu gut verstehen .Die suche nach dem "Schuldigen" wird aber eine hoffnungslose suche bleiben .
Du beschäftigst dich sehr mit dem Tod deiner Schwester . Ich haben vor fast 6 Monaten mein Sohn am plötzlichen Kindstod verloren . Ich habe auch nach dem Warum und wieso gesucht und habe glaube ich so ziemlich jeden die Schuld gegeben der sich um mich gekümmert hat .
Aber weisst du was ich gelernt habe durch viele Bücher :
Ich habe gelernt den Tod von Fabio nicht wichtiger zu machen als es die schönen 4 Wochen die ich mit ihm haben durfte .

Lerne dich an die schönen Zeiten zu erinnern , nicht auf das was wäre wenn.
Oder was wäre jetzt wenn .
Es ist nicht leicht es zu erlernen (wenn ich das so ausdrücken kann) aber es geht !

Gerade um die Weihnachtszeit ist es schwer , weil doch ein Mitglied fehlt .
Ich sitze auch gerade in meiner Depri Zeit , versuche mir vorzustellen was wäre wenn .
Aber im nachhinein nützt es nichts !! Ich kann es NICHT ändern . Und somit versuche ich mein erlerntes wieder hoch zu holen .
Den Tod nicht wichtiger zu machen !

Ich sende dir eine große Portion Kraft .
 
S

Shopgirl

Guest
Hallo Elchen,

tja, warum habe ich meiner Mutter den Tod gewünscht!?
Das ist eigentlich eine sehr einfache Frage. Denn sie hat mir das Leben zur Hölle gemacht! Sie war nicht nur Alkoholikerin, sie war auch Nervenkrank und sehr unzufrieden mit ihrem Leben. Ich hätte mir oft gwünscht, sie hätte mich körperlich mißhandelt, denn die sellische Mißhandlung bohrte sich ganz tief in meine Seele! Und ich wußte, das es nicht leicht sein würde, all diese Fehler wieder glatt zu bügeln! Ich habe sie mehr als gehasst!!!! :firedevil

Ich habe Jahre darunter gelitten, bis ich gemerkt habe, das ich ihr verzeihen muß. Was ich auch tat. Aber dennoch war die Erleichterung über ihren Tod enorm!!!!!! :applaus

Es war, als könnte ich wieder Atmen! Als wäre ich meine Last los.

Was auch immer sehr schlimm für mich, war das sie mit meiner Krankheit nicht umgehen konnte. Und mit meiner Unterschenkel Amputation schon gleich gar nicht! Und für Sprüch wie:" Du kannst froh sein, das dein Mann bei einem Krüppel bleibt", hätte ich sie Foltern können!
Mittlerweile habe ich da nur noch ein müdes Lächeln übrig.
Aber es war eine grausame Zeit!


@sandra3
Ich setze mich auch mit Thema Kindstod und so weiter, auseinander. Meine Freundin hat schon 2 Kinder verloren. Allerdings unter anderen Umständen.

Ich war vor Kurzem auf einem Vortrag den ein Sterbeforscher hielt. Bernard Jakoby, falls das jemanden ein Begriff ist. Es war sehr interessant. Er meinte jede Seele hätte eine Aufgabe! Und den Kindstod erklärt er sich eben mit dieser Theorie, das die Kinder ihre Aufgabe erfüllt haben, oder der Faden zwischen Seele und Körper noch keine feste Bindung hatte!
Das find eine sehr schöne Erklärung, die mir hilft, den Tod der Kinder meiner Freundin zu verstehen.
Allerdings muß ich zugeben, das ich nicht weis, ob es mir trost genug wäre, wenn ich selber betroffen wäre!?

In diesem Sinne ganz viel Licht und Liebe an alle Schmetterlingskinder!!! :troest

Und liebe Grüße und viel Kraft gerade in der Adventzeit an alle Trauernden!!! :maldrueck

Euer Shopgirl
 
S

Sandra3

Guest
hallo shopgirl,

ja viele der Mütter deren Kinder am plötzlichen Kindstod egstorben sind sagen , das die Kinder etwas reifes schon ansich haben .
Es tröstet einwenig aber helfen weniger .
 
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