Das Leid der 43-jährigen Archäologin und ihres Fahrers ist auf dem Foto nur zu ahnen, eines aber ist deutlich: Es zeigt Susanne Osthoff in der Opferrolle. Nach allem, was man über sie weiß, muss allein das eine Horrorsituation für die umtriebige Bayerin sein, die doch ihrerseits die Hilfe für die Not leidende Bevölkerung im Irak in den vergangenen Jahren zu ihrer Lebensaufgabe gemacht hat. „Wenn Sie wissen, wie die Menschen leiden, da kann man nicht warten, da muss man handeln“, hat Susanne Osthoff im März 2004 gesagt, als sie den „Tassilo“-Preis der „Süddeutschen Zeitung“ für Zivilcourage verliehen bekam. Osthoff hatte es im Jahr zuvor als erste Deutsche noch während des laufenden Irakkriegs geschafft, einen Lastwagen mit Medikamenten von Damaskus nach Bagdad zu bringen. Die angesehene internationale Hilfsorganisation IPPNW war seinerzeit froh, die fließend Arabisch sprechende Frau, die schon während ihres Studiums in München den Irak als ihre Leidenschaft entdeckt hatte, als Transportbegleiterin zu gewinnen. „Sie kennt dort unten Gott und die Welt“, heißt es anerkennend bei IPPNW, „und sie hat es damals wirklich geschafft, dass die Medikamente an ihren Bestimmungsort kamen und der Transport vorher nicht geplündert wurde.“ Angeblich hatte Osthoff damals Beduinen-Schleichwege quer durch die Wüste genutzt, um Überfällen auf den Lastwagen zu entgehen. Nach ihrer Ankunft in Bagdad erkrankte sie an Typhus.