Schwierig -  Vergeßlich

schnuppe

Aktives Mitglied
Hallo,
hab mal wieder 'ne neue Schwierigkeit mit meiner Tochter und weiß mir keinen Rat: Sie ist 6 und in der 1. Klasse und zur Zeit megavergeßlich was Schuldinge angeht. Sie hat ein Hausaufgabenheft, in das die Aufgaben eingetragen werden. Das klappt zwar inzwischen, aber dafür hat sie jeden Tag eins der benötigten Hefte nicht dabei. Andererseits schleppt sie seit Tagen ein altes Lesebuch, ein vollgeschriebenes Religionsheft sowie ein Buch, das in die Schulbücherei zurück soll, in ihrem Ranzen mit sich rum.

Auf die Frage, warum sie die Sachen nicht auspackt: Hab ich vergessen, ich bin eben dumm und vergeßlich.

Das ist natürlich Quatsch, sie ist überhaupt nicht dumm und diese Vergeßlichkeit hat glaube ich, irgendwie Methode. Insgesamt versucht sie, so chaotisch wie möglich zu sein. Eine regelmäßige Zeit für die HA zu finden habe ich aufgegeben. Wenn wir einen Termin vereinbart hatten, hat sie zu dem Zeitpunkt natürlich grad keine Lust oder was anderes vor. Wenn ich sie zwinge sich hinzusetzen, sitzt sie 1,5 Stunden und hat 3 REchenaufgaben abgeschrieben, aber noch nicht ausgerechnet.

Ratschläge nimmt sie grundsätzlich keine an. Wenn sie ihre HA gemacht hat, bleiben alle Sachen auf ihrem Schreibtisch liegen, so wie sie sie gerade gebraucht hat. Sie ist durch nichts dazu zu bewegen, ihre Sachen gleich einzuräumen, sondern macht das am nächsten Morgen, wo in der allgemeinen Hektik natürlich das eine oder andere liegenbleibt. Einsicht: null.

Bei Rechenaufgaben hat sie in der Regel "vergessen", wie die zu lösen sind. Auch bei denen, die sie schon hundertmal gerechnet hat. Alle 30 Sekunden fallen ihr dafür irgendwelche Fragen ein, so daß sie nach mir schreit und ich in ihr Zimmer kommen soll. Selber nachdenken findet nur statt, wenn ich nach Streit das Zimmer verlasse und ihr erkläre, daß sie dann eben ohne die Aufgaben gehen muß.

Kurz und krumm: Jeden Mittag Streit. Immer Machtkampf.Immer Mamabeschäftigungsprogramm...Logischerweise habe ich hinterher überhaupt keine Lust mehr, mich mit ihr zu beschäftigen, was die Sache nicht besser macht.

ES KOTZT MICH AN :uebel. So, daß mußte mal raus.

Schnuppe
 

nummer3

Namhaftes Mitglied
Ich glaube, du hast gerade von meiner Tochter berichtet. Da ist es ganz genau so. :wand
Falls dir irgendjemand den ultimativen Tip gibt, gib ihn mir bitte weiter. Ich hatte vor Kurzem aus dem selben Grund auch einen Thread eröffnet.
Ich kann dir momentan nur visuell viel Kraft und Nerven zusenden und du weißt ja - immer schön durchatmen.... :bye:
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Original von schnuppe
Auf die Frage, warum sie die Sachen nicht auspackt: Hab ich vergessen, ich bin eben dumm und vergeßlich.

Autsch.
Was ist ihre Antwort auf die Frage wie sie so ein Selbstbild bekommen konnte? Warum denkt sie sie sei so?

diese Vergeßlichkeit hat glaube ich, irgendwie Methode. Insgesamt versucht sie, so chaotisch wie möglich zu sein.

Hast du eine Idee was der 'Gewinn' für sie bei diesem Verhalten sein könnte.
Warum meinst du tut sie das?

Eine regelmäßige Zeit für die HA zu finden habe ich aufgegeben.

Warum?

Erstklässler brauchen extreme Struktur oft. Im obrigen gilt das für den Rest ihrer Schullaufbahn.

Wenn wir einen Termin vereinbart hatten, hat sie zu dem Zeitpunkt natürlich grad keine Lust oder was anderes vor.

Könntest du dir vorstellen mit deiner Tochter zusammen ein gemeinsames Konzept zuerarbeiten wie ihr die Nachmittage verlässlich für sie und für dich gestaltet. Also eine Art Tages- und Wochenplan in dem für beide(!) verlässlich drin steht was wann erledigt wird und was für beide(!) an Konsequenzen eintritt wenn diese Absprachen nicht eingehalten werden?

Ratschläge nimmt sie grundsätzlich keine an.

Hätte sie im Moment einen Grund das zutun? ;-)

Wenn sie ihre HA gemacht hat, bleiben alle Sachen auf ihrem Schreibtisch liegen, so wie sie sie gerade gebraucht hat. Sie ist durch nichts dazu zu bewegen, ihre Sachen gleich einzuräumen, sondern macht das am nächsten Morgen, wo in der allgemeinen Hektik natürlich das eine oder andere liegenbleibt. Einsicht: null.

Konsequenz für sie gleich ? (auch Null?)

Bei Rechenaufgaben hat sie in der Regel "vergessen", wie die zu lösen sind. Auch bei denen, die sie schon hundertmal gerechnet hat.

Das hier isoliert betrachtet finde ich allerdings auffällig, was sagt die Lehrerin. Hat sie das Kind evtl. als rechenschwach erkannt?

Alle 30 Sekunden fallen ihr dafür irgendwelche Fragen ein, so daß sie nach mir schreit und ich in ihr Zimmer kommen soll. Selber nachdenken findet nur statt, wenn ich nach Streit das Zimmer verlasse und ihr erkläre, daß sie dann eben ohne die Aufgaben gehen muß.

Frage: Glaubst du das Verhalten kommt weil sie evtl. wirklich ernsthafte Probleme mit dem Rechnen hat, oder ist der Machtkampf die überwiegende Motivation.
Je nach dem vorliegenden Grund wären nämlich die möglichen Interventionen absolut konträr.

Immer Machtkampf.

Beende in durch Klarheit, Transperenz und Konsequenz. (Ich weiß, das ist leicht daher gesagt, aber es hilft gerade nur beenden. Das kannst nur du, du bist die Erwachsene ;-))

LG,

Tina
 

schnuppe

Aktives Mitglied
@nummer3: Danke, hab mich zwar erstmal wieder beruhigt, aber es tut gut zu wissen, daß ich nicht die Einzige bin, die manchmal auf die Palme geht.

@Hextina

Zitat:
Original von schnuppe
Auf die Frage, warum sie die Sachen nicht auspackt: Hab ich vergessen, ich bin eben dumm und vergeßlich.


Autsch.
Was ist ihre Antwort auf die Frage wie sie so ein Selbstbild bekommen konnte? Warum denkt sie sie sei so?

Ganz ehrlich meine Meinung? Sie glaubt nicht wirklich, sie sei dumm, kriegt sie auch von uns nicht vermittelt. Im Gegenteil. Ist eher Bequemlichkeit. So isses, bin dumm und vergeßlich, deswegen brauche ich mich nicht anzustrengen. Gottgewollt, sozusagen.

Zitat:
diese Vergeßlichkeit hat glaube ich, irgendwie Methode. Insgesamt versucht sie, so chaotisch wie möglich zu sein.


Hast du eine Idee was der 'Gewinn' für sie bei diesem Verhalten sein könnte.
Warum meinst du tut sie das?

Zitat:
Eine regelmäßige Zeit für die HA zu finden habe ich aufgegeben.

Warum?

Erstklässler brauchen extreme Struktur oft. Im obrigen gilt das für den Rest ihrer Schullaufbahn.

Gute Frage, über die ich mir schon oft den Kopf zerbrochen habe. Mareike hat sich schon immer, quasi schon als Baby, gegen alle Regeln und alles Regelmäßige gewehrt. Das unterscheidet sie von allen anderen Kindern, die ich kenne (hab selbst noch einen Sohn und bei dem ist das gottseidank anders. Kann deswegen nicht nur an mir liegen... :zwinker:). Ist irgendwie ihr Lebensprinzip, selbst um den Preis, daß sie sich selbst schadet.
Die regelmäßige HA-Zeit habe ich deswegen aufgegeben, weil es jeden Tag mit Geschrei auf beiden Seiten geendet hat. Und wenn ich die Abmachung durch gesetzt habe und sie auf ihr Zimmer geschickt habe, ist passiert, was ich schon geschrieben habe: 3 Aufgaben in 1,5 Stunden abgeschrieben, den Rest der Zeit gebummelt. Jetzt habe ich ihr gesagt, daß ich mich von dem Kriegsschauplatz fernhalten werde: Sie muß mit ihrer Lehrerin klarkommen, nicht ich. Sie weiß, daß sie die HA machen muß und wenn sie (in Grenzen) Hilfe braucht, dann bekommt sie sie, aber SIE ist für IHRE HA verantwortlich. Und muß auch die Konsequenzen tragen. Wenn sie es zu arg treibt, wird sie mal eine Stunde nachsitzen müssen.

Zitat:
Ratschläge nimmt sie grundsätzlich keine an.


Hätte sie im Moment einen Grund das zutun?

Aus ihrer Sicht scheinbar nicht bzw. ist ihr der Machtkampf wichtiger. Aus meiner Sicht, die sie natürlich nicht teilen muß, würde es ihr dazu verhelfen, schneller mit den verhassten HA fertig zu werden und mehr Zeit zum Spielen zu haben.

Zitat:
Wenn sie ihre HA gemacht hat, bleiben alle Sachen auf ihrem Schreibtisch liegen, so wie sie sie gerade gebraucht hat. Sie ist durch nichts dazu zu bewegen, ihre Sachen gleich einzuräumen, sondern macht das am nächsten Morgen, wo in der allgemeinen Hektik natürlich das eine oder andere liegenbleibt. Einsicht: null.


Konsequenz für sie gleich ? (auch Null?)

Konsequenz ist Riesenhektik am Morgen und vor allem, daß dann eben mal wieder ein HA-Heft daheim liegen bleibt. Oder der Kleber. Oder die Federmappe. Sie ist dann furchtbar geknickt, es tritt aber leider kein Lerneffekt ein.

@Rechenschwäche: Nee, überhaupt nicht. Sie rechnet gut, wenn sie sich Mühe gibt auch sehr gut und die Proben sind ok. Ich vermute eher Bequemlichkeit, wenn ich genug jammere und mich blöd stelle, vielleicht sagt mir Mama ja am Ende noch die Lösung...Außerdem mag meine Süße gern Leute springen lassen. Und mich ganz besonders.

Zitat:
Immer Machtkampf.


Beende in durch Klarheit, Transperenz und Konsequenz. (Ich weiß, das ist leicht daher gesagt, aber es hilft gerade nur beenden. Das kannst nur du, du bist die Erwachsene

Also das sagt sich in der Theorie relativ leicht. Aber eine pfiffige, sprachlich sehr gewandte, dickköpfige 6-jährige ist ziemlich schwer zu bändigen, wenn sie sich mal wieder eine Runde Mama-Tratzen vorgenommen hat. Da krieg ich alles geboten: Kreischen, Rumhauen, Strampeln, Sachen hinschmeißen, nicht im Zimmer bleiben, wenn sie für eine Auszeit dorthin geschickt wird usw., usf.
Das ist aber nicht das Hauptproblem. Ich find's auch ok, daß sie ihre Grenzen austestet. Die Frage ist, ob das 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag sein muß. Und Konsequenz nützt dagegen auch nur wenig. Natürlich wird jeden Abend Zähne geputzt. Trotzdem wird genauso jeden Abend ein Riesenzirkus darum veranstaltet. Und das gilt für alles andere, z.B. HA eben auch.

Naja, wir werden uns schon irgendwie durchmogeln.

Auf alle Fälle vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.

LG, Schnuppe
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Original von schnuppe
Ganz ehrlich meine Meinung? Sie glaubt nicht wirklich, sie sei dumm, kriegt sie auch von uns nicht vermittelt. Im Gegenteil. Ist eher Bequemlichkeit. So isses, bin dumm und vergeßlich, deswegen brauche ich mich nicht anzustrengen. Gottgewollt, sozusagen.

Okay, hab'sch kapiert jetzt.

Aber woher hat sie gelernt diese Karte zu spielen? Irgendeine Idee?

Mareike hat sich schon immer, quasi schon als Baby, gegen alle Regeln und alles Regelmäßige gewehrt.

Gegen Regeln, also würdest du sagen das sie erschwertes Regellernen hat oder gegen Regelmässigkeit?

Hat da je ein Profi drauf geguckt?

Ist irgendwie ihr Lebensprinzip, selbst um den Preis, daß sie sich selbst schadet.

Ich finde das einen sehr hohen Preis, zu hoch wenn ich ehrlich bin.

Die regelmäßige HA-Zeit habe ich deswegen aufgegeben, weil es jeden Tag mit Geschrei auf beiden Seiten geendet hat.

Deswegen schrieb ich gemeinsam und mit Regeln für beide Seiten ;-)

Und wenn ich die Abmachung durch gesetzt habe und sie auf ihr Zimmer geschickt habe, ist passiert, was ich schon geschrieben habe:

Klar, das kann nur eine Fortsetzung geben.

Jetzt habe ich ihr gesagt, daß ich mich von dem Kriegsschauplatz fernhalten werde: Sie muß mit ihrer Lehrerin klarkommen, nicht ich. Sie weiß, daß sie die HA machen muß und wenn sie (in Grenzen) Hilfe braucht, dann bekommt sie sie, aber SIE ist für IHRE HA verantwortlich. Und muß auch die Konsequenzen tragen. Wenn sie es zu arg treibt, wird sie mal eine Stunde nachsitzen müssen.

Vermutlich wird sie die eine Stunde dann stoisch absitzen.

Sie ist 6 Jahre alt, glaubst du wirklich sie kann ihr Verhalten überblicken?

Ich kann deinen Frust verstehen, aber ich denke du überforderst sie da.

Aus ihrer Sicht scheinbar nicht bzw. ist ihr der Machtkampf wichtiger.

Warum, was hat den Machtkampf mal so wichtig werden lassen zwischen euch, das er so viel Macht über euer beiden Leben hat?

Konsequenz ist Riesenhektik am Morgen und vor allem, daß dann eben mal wieder ein HA-Heft daheim liegen bleibt. Oder der Kleber. Oder die Federmappe. Sie ist dann furchtbar geknickt, es tritt aber leider kein Lerneffekt ein.

Hatte sie schon mal auf einem anderen Gebiet einen Lerneffekt oder eine Verhaltensänderung? Will sagen ist das Problem auf Schule isoliert oder eher generalisiert?

@Rechenschwäche: Nee, überhaupt nicht. Sie rechnet gut, wenn sie sich Mühe gibt auch sehr gut und die Proben sind ok.

Okay, dann ist das schon mal ausgeschlossen :)

Ich vermute eher Bequemlichkeit, wenn ich genug jammere und mich blöd stelle, vielleicht sagt mir Mama ja am Ende noch die Lösung...

Ich finde das hört sich extrem anstrengend für deine Tochter an, immer so ein Theater veranstalten zu müssen.

Außerdem mag meine Süße gern Leute springen lassen. Und mich ganz besonders.

*weia*

Woher hat sie das?

Also das sagt sich in der Theorie relativ leicht.

Ich weiß.

Die Theorie bringt uns auf die Ideen für praktische Ansätze ;-)

Aber eine pfiffige, sprachlich sehr gewandte, dickköpfige 6-jährige ist ziemlich schwer zu bändigen,

Ich weiß, ich habe hier eine extreme 10 jährige (und eine vorpubertäre 12jährige ;-)). Trotzdem du bist die Erwachsene.

Das ist aber nicht das Hauptproblem. Ich find's auch ok, daß sie ihre Grenzen austestet. Die Frage ist, ob das 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag sein muß. Und Konsequenz nützt dagegen auch nur wenig.

Kennst du Freiheit in Grenzen?

Natürlich wird jeden Abend Zähne geputzt. Trotzdem wird genauso jeden Abend ein Riesenzirkus darum veranstaltet. Und das gilt für alles andere, z.B. HA eben auch.

Dann sollte vllt der Zirkus zum Problem für alle werden.

Wie wäre es mit einer Tabelle für alle wer am Tag wieviel Kämpfe kämpft. Am Abend wird der mit den wenigsten Zeit belohnt (womit muss auch vorher für jeden festgelegt werden) usw usf.

Irgendwie muss das Theater beendet werden, das wird die nächsten jahre vermutlich von allein nicht besser, leider.

BTW, kannst du den Vater nicht irgendwie mit einspannen?

LG,

Tina
 

schnuppe

Aktives Mitglied
Hallo Hextina,
wo sie gelernt hat, sich dumm zu stellen? Naja, gar nicht, sie probiert's eben aus. Klappt nur leider nicht und es dauert eben lange, bis sie das einsieht.

Gegen Regeln, also würdest du sagen das sie erschwertes Regellernen hat oder gegen Regelmässigkeit

Eigentlich beides. Die meisten Kinder, die ich kenne und auch die, die im "Lehrbuch" beschrieben werden, gewöhnen sich an eine Regelmäßigkeit und sind sozusagen "dankbar" dafür, wenn alles im gewohnten Rahmen abläuft. Bei Mareike war das schon immer anders. Sie wollte am liebsten jeden Tag einen anderen Tagesablauf. Ich hab mir den Kopf zermartert, warum das so ist, aber sie ist einfach so gestrickt. Es kann nicht nur an mir liegen, weil ihr Bruder von Anfang an anders war, eben "lehrbuchmäßiger" ;-).

Ein Profi hat noch nicht drauf geschaut, es war halt immer so grenzwertig. Zur Zeit ist sie in der Diagnosephase in der Ergotherapie (heute war die 4. Stunde), nächste Woche habe ich das Gespräch mit der Therapeutin, mal sehen, was die sagt. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, daß sie ergotherapiebedürftig ist, schaden tut's aber auch nicht, es macht ihr großen Spaß. Wenn wir damit fertig sind, bin ich jetzt aber wild entschlossen, eine Familientherapeutin aufzusuchen.

Warum Mareike ständig mehr oder sinnvolle Kämpfe führen muß (mit dem Kopf durch die Wand und zwar NEBEN der Tür), habe ich in all den Jahren leider nicht rausfinden können. Ich hab natürlich meine Vermutungen, z.B. daß sie ihre Wut auf ihren Vater, der sich leider aus der Familie ziemlich verabschiedet hat, auf mich projiziert. Einfach, weil ich da bin und er meistens nicht.

Auch für gemeinsam getroffenen Abmachungen gilt, daß sie sie nicht einhalten will (Du weißt schon: :ironie:"was juckt mich mein Geschwätz von gestern?".

Die Geschichte mit dem Nachsitzen finde ich so schlecht nicht: Die Kinder müssen in der Zeit die nicht gemachten HA nachmachen. Außerdem, damit die Sache ein wenig peinlich wird, müssen sie dazu in eine Parallelklasse mit einer anderen Lehrerin. Es gab nämlich vor dieser Regelung mal einen Fall, wo ein Kind ständig die HA nicht gemacht hat, damit es bei der geliebten Lehrerin nachsitzen durfte... :ausheck

Was das Überfordern angeht: Ich denke, daß einer fast 7-jährigen nach einem Dreivierteljahr Schule klar ist, das HA gemacht werden müssen. Schluß, aus, schade. Alle anderen Kinder kriegen es ja auch mehr oder weniger auf die Reihe. Und wann, wie, wo sie das macht, ist ja verhandlungsfähig. Und ich laß sie ja auch nicht im Regen stehen. Aber heute hat sie z.B. beschlossen, einfach mal keine HA im Schreiben zu machen. Punkt. Und wenn meine Tochter mal eine Entscheidung getroffen hat, gibt es nichts außer :ironie:roher körperlicher Gewalt, was sie davon abbringen könnte.

Was Mareike das ganze Theater bringt Ich weiß es nicht, möglicherweise einfach Aufmerksamkeit?

Ob sie ihr Verhalten schon mal in irgendeiner anderen Sache geändert hat? Ich glaube nicht, jedenfalls nicht so, daß direkt Ursache und Wirkung erkennbar wären. Allerdings finde ich das für eine 7-jährige auch ein bißchen viel verlangt, das schaffen ja schon die meisten Erwachsenen nicht.

Was übrigens den Papa angeht, da könnte ich über unsere Ehe und sein Verhalten als Vater locker 3 bis 4 längere Threads füllen, das würde den Rahmen hier sprengen. Hier nur soviel: Er ist geschäftlich fast jeden Monat 10-14 Tage am Stück im Ausland und auch dazwischen viel unterwegs. Ist also eher Teil des Problems als Teil der Lösung.

Freiheit in Grenzen kenne ich nicht, werde ich mir aber mal anschauen.

Für irgendein Belohnungssystem ist Mareike zu pfiffig: Wir hatten mal eins fürs HA-machen. So mit Gut-Stempeln bei zügigem Arbeiten. Und bei 10 Stempeln gibt's die Belohnung. Darauf hat sie dann auch hingearbeitet, die Belohnung kassiert und macht jetzt weiter wie vorher. Und mir ständig Belohnungen auszudenken für "normale" Dinge, finde ich ehrlich gesagt, nicht angemessen.

So, jetzt soll's erstmal gut sein, andere sollen auch mal wieder was schreiben dürfen. Vielen Dank nochmal für Deine Kommentare, ich werde über einige Sachen auf alle Fälle nochmal nachdenken.

Liebe Grüße :bye:, Schnuppe
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Einen hab ich noch ;-)

Original von schnuppe
Sie wollte am liebsten jeden Tag einen anderen Tagesablauf. Ich hab mir den Kopf zermartert, warum das so ist, aber sie ist einfach so gestrickt. Es kann nicht nur an mir liegen, weil ihr Bruder von Anfang an anders war, eben "lehrbuchmäßiger" ;-).

Vielleicht entspricht sie schlicht einem anderem Lehrbuch?

bin ich jetzt aber wild entschlossen, eine Familientherapeutin aufzusuchen.

In Anbetracht dessen da es da offensichtlich noch ganz andere Familienkonflikt gibt würde ich dazu auch raten. Schreib mir eine PN wenn du dazu Tips möchtest, immerhin ist Bayern auch meine Heimat ;-)

Ich würde da aber uU auch eine Diagnostik mal dransetzen, ganz unabhängig davon.

So, jetzt soll's erstmal gut sein, andere sollen auch mal wieder was schreiben dürfen. Vielen Dank nochmal für Deine Kommentare, ich werde über einige Sachen auf alle Fälle nochmal nachdenken.

Gern geschehen, ich lass es dann jetzt einfach so stehen und ansonsten steht mein Addi in meinem Profil.

LG,

Tina
 
N

Nawrath

Guest
Moin,

wenn ein Vater beruflich viel zu tun hat, ist das noch kein Problem für Kinder. Es sei denn, es wird ihnen als solches vermittelt.

Ein 6jähriges Kind kann die Folgen seines Fehlverhaltens nicht überblicken. Auf Eigenverantwortung setzen bedeutet eventuell den schulischen Abstieg.

Konsequenz bedeutet, dass Kinder mit solchem Verhalten keine Vergünstigungen mehr bekommen, kein Fernsehehn, kein Naschen, keine Freunde, bis sie sich wieder bemühen. Und nicht etwa nur einen Tag.

Das tägliche diskutieren mit Belohnsystemen funktioniert nicht. Dadurch wird dem Fehlverhalten zuviel Beachtung geschenkt.

Streiten, schreien, sich aufregen, sollte man bei diesen Auseinandersetzungen nicht!!
Überhaupt nicht!!!

Meistens liegt die Ursache für kindliches Fehlverhalten bei den Eltern. Leider ist es nicht so einfach, diese Ursache zu finden. Suchen sollte man trotzdem immer erst bei sich selber.

Nach einer Scheidung wäre dieses kindliche Verhalten sehr typisch für eine Situation in der ein Elternteil durch den anderen schlecht gemacht wird. Was nicht unbedingt bewußt passieren muß.


Alles Gute,
 

schnuppe

Aktives Mitglied
@Nawrath

wenn ein Vater beruflich viel zu tun hat, ist das noch kein Problem für Kinder. Es sei denn, es wird ihnen als solches vermittelt

Stimmt, aber wenn er sich quasi aus der Familie verabschiedet und bloß daheim ist, wenn er zu erschöpft ist, was anderes zu machen (Hobbys hat er natürlich auch noch), dann ist es ein Problem. Da braucht man nix zu vermitteln, das merken die Kids von ganz allein.

Ein 6jähriges Kind kann die Folgen seines Fehlverhaltens nicht überblicken. Auf Eigenverantwortung setzen bedeutet eventuell den schulischen Abstieg.

Stimmt nicht. Von einer fast 7-jährigen kann man erwarten, daß sie kapiert, daß HA nun mal dazu gehören. Sie muß sie nicht mögen, sie muß sie nur machen. Bei allen anderen Kindern funktioniert das ja auch mehr oder weniger. Was den schulischen Abstieg angeht: in der letzten Matheprobe hatte sie 30 von 32 Punkten.

Konsequenz bedeutet, dass Kinder mit solchem Verhalten keine Vergünstigungen mehr bekommen, kein Fernsehehn, kein Naschen, keine Freunde, bis sie sich wieder bemühen. Und nicht etwa nur einen Tag.

Für mich hatte Konsequenz eher die Bedeutung, wiederkehrend und verläßlich auf bestimmte Verhaltensweisend immer gleich zu reagieren. Ihr das Leben zur Hölle zu machen führt erfahrungsgemäß zu nix außer zu noch mehr Sturheit. Außerdem leidet die ganze Familie unzulässigerweise mit, wenn zum Beispiel keine Ausflüge mehr gemacht werden können, weil Madam sich nicht so verhält, wie ihre Eltern es erwarten.
Meiner Meinung nach sollte die Folge eines Fehlverhaltens etwas mit dem Fehlverhalten zu tun haben und nicht willkürlich irgendeine "Vergünstigung" sein (seit wann sind Freunde eine Vergünstigung?).
Ich bin als Kind immer ziemlich willkürlich bestraft worden, will sagen, mit Dingen, die mit meiner eigentlichen Untat nichts zu tun hatten und hab das relativ früh nicht mehr ernst nehmen können.

Meistens liegt die Ursache für kindliches Fehlverhalten bei den Eltern. Leider ist es nicht so einfach, diese Ursache zu finden. Suchen sollte man trotzdem immer erst bei sich selber.

Nach einer Scheidung wäre dieses kindliche Verhalten sehr typisch für eine Situation in der ein Elternteil durch den anderen schlecht gemacht wird. Was nicht unbedingt bewußt passieren muß.

Klar, Schuld sind immer die Mütter. Die Väter sind ja durch ihren Beruf entschuldigt (s.o.). Du entschuldigst, daß ich auf Deine klugen Gemeinplätze mit ebensolchen antworte.
Wenn ich nicht darüber nachdenken würde, hätte ich vermutlich nicht diesen Thread geführt. Außerdem sind wir nicht geschieden und die Unterstellung, ich würde meinen Mann vor den Kindern schlecht machen, ist eine Unverschämtheit. Du scheinst Dich bei uns ja sehr gut auszukennen. Wann warst Du denn das letzte Mal bei uns, daß du das so gut beurteilen kannst??
Auf die Gefahr hin, daß ich mich wiederhole: Das Problem ist immer die Mutter. Kann ja auch nicht anders sein, da der Vater nicht da ist und Kinder per se Engel, ohne jeden Fehler und jede Charakterschwäche sind.

Schnuppe
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Sorry, ich muss mich nochmal einmischen ;-)

Original von schnuppe
Stimmt nicht. Von einer fast 7-jährigen kann man erwarten, daß sie kapiert, daß HA nun mal dazu gehören. Sie muß sie nicht mögen, sie muß sie nur machen. Bei allen anderen Kindern funktioniert das ja auch mehr oder weniger. Was den schulischen Abstieg angeht: in der letzten Matheprobe hatte sie 30 von 32 Punkten.

Ja, das sollte man vorraussetzen können. Aber eben nicht das ein Kind in dem Alter überblicken kann was es mit seinem Verhalten längerfristig 'anrichten' kann.

Zu den Noten: Es ist oft kein Problem in der Grundschule ziemlich gute Noten auch ohne lernen zu erzielen. Das ist dann Begabung ein Stück weit. Wenn aber Probleme kommen, und die kommen irgendwann immer, und man hat keinen Boden, keine Basis, auf dem man dann aufsetzen kann dann wird es oft sehr eng. Man muss dann seine Strukturen ändern UND Lücken schliessen, das ist dann in den meisten Fällen nicht mehr machbar.

Du kannst mit einem IQ von 130 locker den Hauptschulabschluß *nicht* schaffen wenn du dir nicht frühzeitig Struktur und Lernstragien auch aneignest.

Du kannst mit einem IQ von 100 ein gutes Abi machen mit Struktur und Strategie.

Das meinte ich in den anderen Postings.

Für mich hatte Konsequenz eher die Bedeutung, wiederkehrend und verläßlich auf bestimmte Verhaltensweisend immer gleich zu reagieren.

Zustimmung.

Vielleicht ist der Gordon http://www.amazon.de/exec/obidos/AS...8-1/ref=sr_8_xs_ap_i1_xgl/302-0724104-3190406
etwas wo du dich drin wiederfinden kannst. Ich mag den sehr ;-)

Klar, Schuld sind immer die Mütter.

Das denken nur noch ein paar antiquierte ewig gestrige Menschen *g*

Aber, Kinder *können* Symptomträger für einen ungelösten Familienkonflikt sein.

Hausaufgabenkämpfe *können* so ein Zeichen dafür sein.
Um Hausaufgabenkämpfe zu beende muss man immer auch an seine eigene Nase fassen und sein eigenes Verhalten ändern. Da gibt es leider nicht den einen Wundertip zum lösen. Da braucht es immer einen Prozess und der wird auch immer eine zeitlang dauern. Da muss der betreuende Elternteil dem Kind die Verhaltensnderung vorleben.

LG,

Tina
 

schnuppe

Aktives Mitglied
Hallo Tina,

Sorry, ich muss mich nochmal einmischen

Ich bitte darum ;-).

Daß das langfristig so nicht geht, steht ja völlig außer Frage. Deswegen mache ich ja auch den ganzen Zirkus. Bloß kann man sich in der ersten Klasse eben so einiges "erlauben", z.B., es geschehen zu lassen, daß mal eine Probe versiebt wird, weil es noch keine Zensuren gibt und weil man die entstandenen Lücken noch in akzeptabler Zeit wieder schließen kann. Die ganze Geschichte ist übrigens durchaus mit der Klassenlehrerin abgesprochen.
Bloß um irgendeine Lernstrategie und ein System einzuführen, muß mein Goldstück erstmal überhaupt bereit sein, mitzumachen.
Den Gordon kenne ich und mit Verlaub, ich halte es für schöne Theorie. NAch meinem Verständnis geht der davon aus, daß die Kinder konstruktiv mitarbeiten und an einer Lösung überhaupt interessiert sind. Das ist ja hier aber der springende Punkt: Meine Tochter ist ja auf Krawall gebürstet und sieht überhaupt nicht die Notwendigkeit, mit ihrer Mutter zusammenzuarbeiten oder Abmachungen (auch ihre eigenen Zusagen) einzuhalten.

Und daß Kinder oft die Symptomträger für Mißstände in der Familie sind: ja, ja, ja, ich weiß, ich weiß, ich weiß. ICH KANN ES ABER NICHT ÄNDERN!!! Ich kann nur versuchen, damit irgendwie zurechtzukommen.

Nur mal am Rande: das ist nämlich genau der Punkt, der mich stinkwütend macht, daß ich auf der einen Seite selbst mit dem von mir nicht gewollten und nicht veranstalteten Chaos hier zurecht kommen muß und noch zusätzlich die Kinder auffangen, die natürlich auch drunter leiden.

Das denken nur noch ein paar antiquierte ewig gestrige Menschen *g*

Jep, so isses ;-)

Naja, wir werden's schon irgendwie hinkriegen.

Liebe Grüße, Schnuppe
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Hi du,

Original von schnuppe
Daß das langfristig so nicht geht, steht ja völlig außer Frage. Deswegen mache ich ja auch den ganzen Zirkus. Bloß kann man sich in der ersten Klasse eben so einiges "erlauben", z.B., es geschehen zu lassen, daß mal eine Probe versiebt wird, weil es noch keine Zensuren gibt und weil man die entstandenen Lücken noch in akzeptabler Zeit wieder schließen kann. Die ganze Geschichte ist übrigens durchaus mit der Klassenlehrerin abgesprochen.

Okay, das hört sich alles schon ganz anders an, so gesehen wird da ein Schuh draus.

Bloß um irgendeine Lernstrategie und ein System einzuführen, muß mein Goldstück erstmal überhaupt bereit sein, mitzumachen.

Japp, aber das wird sie nicht durch Einsicht, immerhin hat sie ihr Verhalten seid ihrer Geburt wie die schriebst. Das finde ich auffällig und eben das macht mich so nachdenklich, sie ist schon sehr besonders deine Tochter.

Den Gordon kenne ich und mit Verlaub, ich halte es für schöne Theorie
NAch meinem Verständnis geht der davon aus, daß die Kinder konstruktiv mitarbeiten und an einer Lösung überhaupt interessiert sind.

Das sind sie in der Regel auch. Genau weil deine Tochter da sehr einzigartig ist, läßt mich dieser Thread ja nicht los ;-)

Das ist ja hier aber der springende Punkt: Meine Tochter ist ja auf Krawall gebürstet und sieht überhaupt nicht die Notwendigkeit, mit ihrer Mutter zusammenzuarbeiten oder Abmachungen (auch ihre eigenen Zusagen) einzuhalten.

Japp, da sitzt der Dreh und Angelpunkt.

Und daß Kinder oft die Symptomträger für Mißstände in der Familie sind: ja, ja, ja, ich weiß, ich weiß, ich weiß. ICH KANN ES ABER NICHT ÄNDERN!!! Ich kann nur versuchen, damit irgendwie zurechtzukommen.

Deswegen schrieb ich, sie *können* es seien. Weit mir hat man jahrelang erzählt all die Auffälligkeiten meiner Kleinen seien nur wegen der Trennung und schweren Erkrankung ihres Vaters. Ich habe nicht locker gelassen und sie weiter diagnostizieren lassen. Raus kam dann irgendwann eine sehr hohe Begabung mit einer asynchronen Entwicklung. Das hat im Zusammenspiel mit der familiären Belastung den Mutismus verursacht gehabt.

Edit: Ich kenne es also gut, dieses ich muss mit dem Drama leben, weil ich vieles nicht ändern kann. Aber glaub mir du kannst vieles ändern. Du tust es auch schon in dem du dir hier alles von der Seele ein bißchen schreibst. Das war auch mein Ventil damals, das Schreiben irgendwo im weltweiten Zwischennetz.

Nur mal am Rande: das ist nämlich genau der Punkt, der mich stinkwütend macht, daß ich auf der einen Seite selbst mit dem von mir nicht gewollten und nicht veranstalteten Chaos hier zurecht kommen muß und noch zusätzlich die Kinder auffangen, die natürlich auch drunter leiden.

Genau diese unendlich Wut und die dahinter sitzende Ohnmacht kenne ich nur zu gut und genau da sitzt ein Punkt wo du anfangen kannst mit dem ändern. Lass deine Wut raus und zwar da wo sie hingehört.

LG,

Tina
 
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