Verhalten gegenüber Kindern

Sam Hain

Incubus
Mittlerweile glaub ich nicht mehr, dass es um das geht, was im Eröffnungsposting steht und mehr da dran, dass ich meine Perlen vor die Säue geworfen hab.
Pit, du kannst meinetwegen noch seitenweise Links hier reinsetzen, geht mir am Arsch vorbei. Wer behauptet, dass zuviele Frauen in der Erziehung nicht gut für Jungs sind und da unbedingt n paar Männer reingehören, und nix anderes sollen solche Studien beweisen, hat den Schuss nicht gehört.

Ist sowieso das erste Mal dass ich sowas les, ich kenn sonst keine Lehrer, Gruppenleiter, Betreuer oder so, die so nen Aufriss machen. Zuerst hab ich gedacht cool, da macht sich einer Gedanken. Mittlerweile denk ich was ganz anderes.
Wenn du solche Probleme mit Kids hast, aus welchen Gründen auch immer, isses echt besser du knickst dir das und vermeidest ab jetzt jeden näheren Kontakt zu Kids. Damit dürfte dir und denen am besten gedient sein.
 

lilly7022

Ich wohne hier
Es soll ja auch pensionierte Lehrer geben. Wobei ich vermute, daß die dann eher Seniorennachmitage leiten würden ... ;D

Aber eine zweite Person könnte Deine Lage etwas entschärfen, denke ich. Ich gehe mal davon aus, daß Du nicht an den Kindern im körperlichen Sinne interessiert bist?!

Und die Idee mit den klaren Regeln, was geht und was nicht? Lehrer müssen doch auch eine Distanz gegenüber ihren Schüler halten, warum sollte das bei dir nicht funktionieren?
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

dieser Thread ist einen eigenartigen weg gegangen: Von der Bitte um Rat durch einen Mannes, der eine Bastel-AG betreut, und Angst davor hat, dass Nähe zu den Kindern missverstanden werden könnte, über Einiges an Lamento über den Einzug "amerikanischer Verhältnisse" im Umgang mit europäischen Kindern hin zu einer Analyse über den idealen Umgang zwischen Kindern und Betreuern, wie er ihn sieht, versehen mit er erneuten Erklärung, dass er seine Betreuertätigkeit aufgeben wird, weil sich Missverständnisse nicht ausschließen lassen, weil es Menschen gibt, die sich die Frage stellen, ob sich hinter der Nähe von Betreuer und Kind möglicherweise mehr verbirgt. Die Kernaussage dabei ist: "ich weiß was gut für Kinder ist, werde aber von übervorsichtigen Menschen daran gehindert, es den Kindern zu geben."

Erziehern, Lehrern, Betreuern wird in den Zeiten, in denen sich Kinder in ihrer Obhut befinden, keinesfalls eine Elternrolle, oder ein Teil davon übertragen, sondern eine Erziehungs- und Betreuungsaufgabe. Es mag sein, dass Kinder und Jugendliche Emotionen brauchen, und sie sich auch nehmen, wenn sie sie brauchen, aber dass das, wenn Eltern vorhanden sind, massenhaft in einem institutionalisierten Umfeld wie einer Schule passiert, ist sehr ungewöhnlich.

Ich habe den Verdacht, dass hier nicht Rat gesucht wurde, sondern das Handeln gerechtfertigt und ein bisschen Dampf abgelassen wurde, weil solch ein Handeln im 21. Jahrhundert, in dem die geballte Macht von Tausenden von Missbrauchsfällen der vergangenen Jahrzehnte auf uns herein prasselt, nicht mehr möglich ist.

Ich bin durchaus der Meinung, dass es Kinder gibt, die mehr Zuneigung seitens ihrer Eltern gebrauchen könnten, aber es kann nicht sein, dass Laien, die vor einem halben Jahr im Alter von 62 Jahren eine Randrolle im Leben von Kindern übernommen haben, plötzlich entscheiden, eine Elternrolle für diese Kinder übernehmen zu wollen und Knuddeln auf den Lehrplan setzen, denn nicht nur, dass es damit unmöglich wird, zwischen lauteren und unlauteren Motiven zu unterscheiden, bevor es zu spät ist, und es ist nun mal leider so, dass es auch Menschen gibt, die sich solche Aufgaben aus unlauteren Beweggründen suchen, und als Rechtfertigung für ihr Handeln die Aussage liefern, es tue den Kindern gut, die Kinder wollten es so - das Bekunden von Zuneigung, das Entwickeln von engen emotionalen Bindungen ist die hehre Aufgabe von Familie, und das schon allein aus dem Grund, dass in einem schulischen Umfeld eine zu enge Bindung von Kindern an Betreuer negative Folge haben kann: Was passiert, wenn der Betreuer plötzlich nicht mehr da ist? Es passiert tausendfach, täglich, dass Lehrer, Erzieher, Betreuer weg gehen, kündigen, gefeuert werden, oder einfach die Kinder in die nächste Klasse kommen, und von anderen Personen betreut werden.

Viele Grüße,

Ariel

PS: Ich hatte das geschrieben, bevor ich das was nachkam gelesen habe. Ich mag's aber nicht wegwerfen.
 

pit2

Neues Mitglied
Vielen Dank für Eure Beiträge.

Wünsche Euch und Euren Liebsten alles Gute!

Werde mich jetzt abmelden und all das positiv und negativ Geäußerte verdauen.

Gruß pit
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

@Lilly: Er will keine Distanz, weil er glaubt, dass körperliche Nähe das ist, was Kinder brauchen und wollen. Der Vorschlag, sich eine zweite Person hinzu zu holen, würde damit auch völlig ins Leere laufen: Er will ja nicht auf Distanz gehen, und hat sich auch gleich die Rechtfertigung dafür zurecht gelegt, warum er mit dieser Ansicht richtig liegt. Ich tippe auf das leider weit verbreitete, aber trotzdem gerade von mir erfundene Sexagenarische Coeducationssysndrom, vulgo "Opa weiß besser, wie man Kinder erzieht", dass problematisch wird, wenn es septagenarisch wird, und im oktogenarischen Zustand unheilbar ist. Gut möglich aber auch, dass wirklich was anderes dahinter steckt.

Immerhin war da in seinen Posts arg viel Rechtfertigung drin, bei der ich mich frage, warum sich jemand diese Mühe macht, sich sowas zurecht zu legen - Sorge, weil irgendwo in der Nähe ein Trainer Post von einer besorgten Mutti erhalten hat, kann es wohl nicht sein. Ihm ist es ja angeblich bis jetzt nicht passiert. Aber er scheint immerhin Grund zu der Annahme zu haben, dass es ihm passieren könnte, und vermutlich wollte er von uns hören, was Sam schon angesprochen hat: Dass das so völlig in Ordnung ist. Warum, darüber kann ich nur spekulieren.

Viele Grüße,

Ariel
 

lilly7022

Ich wohne hier
@Ariel: Ich habe zwar jetzt von Deinem Fachchinesisch nicht alles verstanden, denke mir aber meinen Teil. :-D Mein Gefühl war ja auch, daß da was nicht ganz i.O. ist, deshalb mein Vorschlag. Aber das war wohl wirklich nicht das, was er von uns hören wollte. Hoffen wir, daß es ein Fake war bzw. er seinen Werkunterricht beendet.
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

das sogenannte "Fachchinesische" war gar keins, sondern eine willkürlich aneinander gereihte Auflistung von erfundenen Begriffen. Sexagenarians sind auf Englisch Leute zwischen 60 und 70; Septagenarians sind zwischen 70 und 80 und Octogenarians sind zwischen 80 und 90. Co-education ist auf Englisch die gemeinsame Erziehung von männlichen und weiblichen Jugendlichen, was ich zweckentfremdete als "nebenher erziehen" und Syndrom ist einfach nur Syndrom. Ich meinte einfach nur das, was Großeltern mit ihren Kindern gerne machen, wenn sie sie mit Schokolade füttern: Sie wissen besser, was für Kinder gut ist, was schlimmer wird, je älter die Kinder werden.

Ich zwinge mich dazu, zu glauben, dass es das war, was den Antragsteller hierhin trieb. Immer wenn ich daran zweifele, zwinge ich mich dazu, zu glauben, dass er einfach mal kräftig Dampf ablassen wollte, gegen diese Feministinnen da draußen, die Mann und Kind in seinen Augen angeblich zu einem Gegensatz gemacht haben, gegen eine Situation, in der jede Umarmung einem Mann das Leben ruinieren kann, und Kinder in seinen Augen deshalb nicht mehr das bekommen, von dem er glaubt, dass sie es dringend brauchen.

Verunsichert, wie er sich am Anfang darstellte, war er keinesfalls: Er muss sich schon länger mit der Thematik befasst haben, denn anders lässt sich nicht erklären, dass er plötzlich, wie aus der Pistole geschossen, Links und Analysen der Notwendigkeit von Männern in der Kindererziehung liefern und dazu auch sagen konnte, was Betreuern in Kinder- und Jugendcamps als Abstand abverlangt wird. Und alles, was er schreibt, ist eine einzige Rechtfertigung dafür, warum dass, was er tut, wie er es tut, so richtig ist.

Warum gehe ich noch einmal darauf ein? Um meine Gedanken zu ordnen. Es ist genau diese Thematik, die mir in meinem Beruf die größten Schwierigkeiten bereitet: Mein Büro wird immer dann eingeschaltet, wenn es irgendwo in einer Institution um Missbrauchsvorwürfe geht, und jedesmal ist es, als wandele man auf des Messers Schneide: Da sind Erzieher und Eltern, die das Buch gelesen, den Film gesehen, den Therapeuten gesprochen haben, und deshalb glauben, Kindesmissbrauch auf den ersten Blick erkennen zu können. Da sind Beschuldigte, bei denen man nie genau weiß, ob ihre Äußerungen eine naive Verkennung der Realitäten des 21. Jahrhunderts oder veritable Rechtfertigungen sind, und die, wenn sie schuldig sind, unter keinen Umständen ein direktes Geständnis abliefern, weil sie darauf bauen können, dass ihr Anwalt vor Gericht die Aussagen der jungen Opfer auseinander nehmen wird, weil in dieser aufgeheizten Situation auch immer im Raum steht, dass ein Kind von wohlmeinenden Erwachsenen zu einer bestimmten Aussage manipuliert worden sein könnte. Missbrauchsprozesse sind ein Teil der Rechtssprechung, die die Rechtssprechung an ihre Grenzen bringt, denn wenn es um Kinder geht, gibt es meist nur Aussagen, aber selten forensische Beweise.

Gerichtsprozesse decken zudem nur einen kleinen Teil von Missbrauch ab, nämlich jenen, in dem sich ein Mensch an oder in Gegenwart eines anderen Menschen sexuell betätigt hat, wobei es bei Kindern keine Rolle spielt, ob dies mit oder ohne deren Einverständnis geschehen ist.

Dabei ist dieser Bereich des Missbrauchs noch vergleichsweise einfach zu erkennen, wenn man sich dabei an die modernen Ermittlungsstandards hält. Sehr viel schwerer wird es in jenem Bereich der Missbrauchsthematik, in dem keine sexuelle Handlung statt gefunden hat: Er ist nur sehr schwer, wenn überhaupt, nachweisbar, weil niemand in den Kopf eines anderen Menschen hinein schauen kann: Wann ist die Kinderliebe eines Menschen (es gibt auch pädophile Frauen; allerdings ist dieser Bereich weitaus weniger erforscht und statistisch erfasst) nur dies, und wann ist sie die Liebe zu Kindern, von der wir unsere Kleinen fern halten sollten? Es ist ausgesprochen schwer, das von außen zu sagen. Smilie hat Recht mir ihrer Aussage, dass Pädophile die Nähe zu Kindern suchen - genauso wie heterosexuelle Männer und Frauen die Nähe zum anderen und homosexuelle Menschen zum gleichen Geschlecht suchen. Schon allein da stecken wir nicht drin, weil wir nicht im Kopf der Menschen drin stecken. Noch weniger stecken wir da drin, was dieser Mensch möglicherweise tun wird: Wird aus dem "Es ist doch nichts dabei, wenn ich den Kindern nahe bin" vielleicht irgendwann ein "Ein bisschen anfassen muss doch wohl erlaubt sein"? Wir stecken da absolut nicht drin. Es passiert, gemessen an der Gesamtzahl der Pädophilen selten, aber es passiert, und niemand kann sagen wann es bei wem passiert. Deshalb möchten wir unsere Kinder davor bewahren, und deshalb möchten wir nicht, dass fremde Leute unsere Kinder umarmen und knuddeln, denn wenn es um Pädophile, also um Menschen mit Liebe zu Kindern aus sexuellen Motiven geht, dann kann man sich nicht sicher sein, dass diese Umarmungen von Seiten der Kinder nicht als Signal missverstanden werden, einen Schritt weiter zu gehen, was allerdings nicht bedeutet, dass der Betreffende sich damit auf den Weg zum Serienmörder begibt. Das Problem ist, dass im Bereich der menschlichen Sexualität Nähe als Annäherung missverstanden werden kann, und dass Zum-Täter-Werdende das Bewusstsein, Schuld zu begehen, wegrechtfertigen, womit sich der Kreis meiner Argumentation schließt, und ich zum Antragsteller zurück kehre: Bei mir ist der Verdacht entstanden, dass seine Äußerungen dazu gedacht sind, sich Munition für den Moment zu verschaffen, in dem er gefragt wird, was er da mit den Kindern tut. Dieser Verdacht ist momentan nicht mehr als dies, und seine Äußerungen können durchaus auch die beschriebene naive Verkennung der Realität sein. Doch die schulische Realität, die er beschreibt hat so nie existiert, und ich habe Zweifel daran, dass die Realität der vielen Kinder, die seine Nähe so stark suchen, dass er sich nicht einmal mehr hinzusetzen wagt, existiert.

Leider bleibt in solchen Fällen nur der Verdacht, und es bleibt der Augenschein, gemessen am üblichen Verhalten eines im Erziehungsbereich Tätigen, der mir in solchen Fällen sagt, dass die Abweichung vom üblichen Verhalten ausreichend ist, um mich zu der Ansicht zu bringen, dass es besser ist, wenn diese Person nicht mehr im Erziehungsbereich arbeitet.

Viele Grüße,

Ariel
 
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