Hallo,
also, für mich ist das auch Gejammer und entspricht definitiv nicht den Tatsachen.
Ich hasse diese Pauschalisierungen und dieses Schubladendenken und es macht mich richtig wütend.
Ob man als Behinderter leicht einen Partner findet oder sich schwer tut hängt doch von mehreren Faktoren ab:
Zum einen sind da erst einmal Grad und Art der Behinderung. Natürlich ist es schwieriger, wenn jemand z. B. in seinen Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt ist. Aber ich glaube, wir sprechen hier auch nicht von Schwerstbehinderten - die sehe ich separat.
In erster Linie kommt es wohl stark darauf an, wie der Behinderte selber mit seiner Behinderung umgeht. Für mich persönich wäre z. B. abschreckend, wenn ein Betroffener in Selbstmitleid vergeht. Es ist unbestritten schwierig, mit einer Behinderung in einem Land umzugehen, in der Schönheit, Reichtum und sonstige Superlative immer wieder hochstilisiert werden. Aber nichtsdestotrotz nutzt der ein oder andere Behinderte dieses Klischee auch gerne zur Selbstbestätigung, dass die Welt doch so ungerecht und alle Menschen soo schlecht und oberflächlich sind.
Per se zu sagen, dass Behinderte keinen Partner finden, wie es zumindest der Titel des Eingangspostings suggeriert, finde ich völlig daneben und verfehlt.
Wenn jemand offensiv mit seinem Problem umgeht und das Beste daraus macht, gibt es zig andere, die sich als Partner für diese Person eignen. Nur wollen die - und das ist in JEDER Beziehung so - erst einmal gefunden werden. Auch unter Nicht-Behinderten passt schießlich nicht jeder zu jedem.
Und natürlich gibt es auch Pappnasen mit Vorurteilen. Aber die haben diese Vorurteile auch bei Dicken, Bartträgern, Sportmuffeln etc. pp.
Also: Auf jeden Topf passt ein Deckel, man muss nur wissen, wo der liegt und sollte nicht über sein Selbstmitleid verzagen. Ein bloßer Ruf "Ach, ich hätte so gerne einen Partner" hat m. E. selten zu Beziehungen geführt. Geh raus, schließ dich Interessengruppen an, klink dich in bestehende Gruppen z. B. bei WKW oder sonst wo ein, dann klappt das mit der Zeit auch mit dem Partner. Dazu bedarf es keines eigenen Blogs - die meisten verwaisen eh nach kurzer Zeit.
M. E. ist es heutzutage durch das Medium Internet noch einfacher geworden neue Kontkte zu knüpfen als je zuvor. Aus meinem Handicap würd eich übrigens keinen Hehl machen, denn dann gerätst du auch nicht an die vorurteilsbelasteten Dumpfbacken, die du eh nicht kennenlernen möchtest und an enttäuschende Reaktionen, wenn du irgendwann dann einmal die 'Karten auf den Tisch legst'.
Mich nervt echt ein wenig an, dass Betroffene (also Menschen, die sich bei der Partnersuche schwer tun) ihre Probleme immer erst einmal an ihrem Handicap festmachen. Das Hadern mit ihrem Schicksal macht sie oft richtig unattraktiv, nicht die Behinderung als Solche. Ich z. B. wollte mich grundsätzlich nicht mit Frustschnitten abgeben, die mich runterziehen - egal ob behindert oder nicht. Ab einem gewissen Alter hat jeder so seine Sorgen und Nöte und die Kräfte, andere Menschen aufzubauen, sind nicht so reich gesät.
Viele Grüße
Kikra
PS: Und falls mir jetzt jemand die Hölle heiß machen will mit dem Hinweis, dass ich das alles nicht beurteilen kann, so kann er sich das getrost sparen. Ich bin selber schwerbehindert, nur mache ich daraus eben kein Mammutproblem sondern einfach mein Ding. Auch ich habe das ein oder andere Problem in meinem Alltag, aber bisher habe ich sie noch alle gewuppt. Noch nie habe ich Probleme damit gehabt, einen Partner zu finden. Und wenn meine Beziehungen auseinandergingen, dann bisher immer aus anderen Gründen. So - und jetzt hab ich fertig und geh raus in den letzten schönen Sommertag dieses Jahres! :blumengeb