wie es mir geht (auch lang)

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Florayla

Guest
Ich möchte euch erzählen, wie es jetzt ausschaut in unserer Beziehung. Das Wochenende war ein Hammer für mich und fast unerträglich. Mit Eurer Hilfe und der Möglichkeit hier was zu schreiben, bin ich etwas zur Ruhe gekommen, danke. :maldrueck

Es ist so schwierg in Worten festzuhalten, was alles in meinem Kopf herumgeht.

Ich denke, ich fange mal an und erzähle ein bißchen mehr von mir, dann ist die Situation leichter einschätzbar.

Ich hab mit 1 1/2 Jahren Kinderlähmung gehabt, war ein halbes Jahr im Krankenhaus und es blieb der rechte Arm als vollständig gelähmt zurück.
Ich habe dann Sozialpädagogik studiert und eine Psychotherapieausbildung gemacht. In derZeit habe ich 10 Jahre in einer Beratungsstelle gearbeitet, habe nach 7 Jahren halbtags gearbeitet, weil ich körperlich schwächer wurde, und nicht mehr so lange arbeiten konnte.

Das was sich bei mir breit machte heißt PPS und heißt Spätfolgen nach Kinderlähmung, vereinfacht ausgedrückt heißt, das, dass nach jahrelanger Überforderung (als Einhänder ziemlich einfach) Nerven- und Muskelzellen früher erkrankter Körperteile (das war bei mir alles), die die Arbeit betroffener Nerven und Muskelzellen übernommen haben, sagen: das reicht, ich mach jetzt nur noch das, für was ich zuständig bin! Es kommt zu neuen Lähmungen.
Mein linker Arm ist um vieles schwächer und ich habe natürlich etwas Panik, wobei ich ein Mensch bin, ich sage mir: lebe jetzt, später, wenn es so weit ist, kannst du immer noch lernen damit umzugehen.
Sämtliche Rentenanträge bei der BfA gingen daneben, im Augenblick läuft ein neuer Antrag! Ich bin als Impfschaden anerkannt, aber nach 15 Jahren Gericht, Untersuchungen und Gutachetr haben sie mir als erstes bayrisches Sparofer meine Ausgleichsrente und auch einiges mehr einfach abgewiesen! Das war letztes Jahr im November. Ich war sicher, das stünde mir zu und auch der Verlauf zeigte das! Ich war fertig, als die das Urteil verkündeten, denn ich war so sicher und hatte auch damit gerechnet, jetzt etwas langsamer tun zu können, den ich verdiene über Ebay die Abzahlung für unseren Bauernhof.
Nix war!s.

Nun aber zurück, nach mehren Männerbeziehungen, der letzte hat mich gewürgt und mit der Rückhand auf die Nase geschlagen, waren die Männer für mich erledigt und ich mietete den Bauernhof alleine (ich brauchte viele, viele Jahre, um alleine leben zu können). Aber es war mein Traum und ich wollte ihn verwirklichen.

1/2 Jahr später habe ich meinen Lebenspartner kennengelernt und Florian war ziemlich schnell unterwegs. Ayla kam ein Jahr später.

Es war unglaublich und schön. Wir verstanden uns, klar hatten wir Schwierigkeiten, aber so was die Kinder anging, was unsere Interessen angingen - wir unterstützen uns in allem gegenseitig - das war voll okay, wir kauften den Hof (auf Pump natürlich), wir bauten einenLaden rein (Antik und Flohmarkt), mein LÖebenspartner macht Sandstrahlarbeiten, ich verkaufe in Ebay, mache Buchführung, Rechnungen, etc. alles lief.

Dann stellte es sich heraus, dass er Hepathitis C hatte, er machte ab Dezembr letztes Jahr die Chemoherapie, danach 2 Wochen daheim - relativ normal -,
danach 3 Wochen Kur, danach um 360° gedreht.

Gut, er war vorher schon ab und zu aggressiv, aber als er von der Kur heim kam, störte ihn alles und vor allem der Sex mit mir.

Er sagte mir, dass er 11 Jahre nichts gesagt hat, dass er völlig unbefriedigt war und dass ich mich habe gehen lassen (d.h., dass ich mich nicht mehr schick gemacht habe, usw). und er habe es 11 Jahre geschluckt und bla, bla bla.

Nun hab ich ne Therapieausbildung und weiß, dass eine solche Aggression ein Ausdruck ist für die eigene Wut auf sich selbst (vielleicht könnte ich es anders auch nicht ertragen, denn es war ein Rundumschlag!). Ich war fertig und er hat sich die nächsten 2 Wochen genauso weiter verhalten.
Nein das stimmt nicht, neben der Aggression, waren laufend Tränen, so habe ich ihn noch nie gesehen.... er war total weich, nur oft mir gegenüber aggressiv.
Das letzte war dann das Wochenende, wo er mich einfach sitzen gelassen hat.
Das habt ihr ja mitgekriegt.
Wir haben auch gesprochen und ich habe ihm klar gesagt, dass ich diese Aggression nicht hinnehmen werde, weil ich nach 12 Jahren das nicht verdient habe und auch nicht akzeptieren will. Er soll seine Aggressionen dahin bringen wo sie hingehören und wenn er 12 Jahre nichts sagt, dann ist das nicht o.k. und dann kann ich auch nicht glauben, dass diese Aggression nur zu mir gehört.
Wir haben beschlossen, die Räumlichkeiten zu trennen (vor allem die Sexualität) und erst mal versuchen, dass er sich wieder einkriegt und natürlich auch ich erst mal wieder normal werde und auch für mich wieder mehr mache. Aber das muß langsam gehen und ohne Aggression, ansonsten müße er gehen, weil ich das nicht will. Ich kann mit Kritik umgehen, aber das ist keine Kritik mehr.

Ich weiß, ich hab sicher auch einiges verkehrt gemacht - manchmal war es auch Trotz (entweder du nimmst mich so wie ich bin, der du läßt es und einem Krüppel zu sagen, dass er körperlich nicht so toll auschaut - er hat es anderst gemeint - das dicker sein - aber es trifft und ich wurde trotzig), doch trotz alledem hat keiner das Recht, mich so aggressiv fertig zu machen. Das habe ich ihm gestern gesagt.
Ich hab einfach keine Lust mehr mich fertig machen zu lassen. Ich hab es echt leid... ich habe viel Verständnis und bin zu vielem Neuen bereit, aber in einem normalen Ton und wo alle aufeinander Rücksicht nehmen.
Ansonsten lieber alleine mit den Kindern, das habe ich ihm gestern klar gemacht.
Ich habe viel Verständnis für seine Situation, ich habe das selber durchgemacht, aber nicht auf meine und der Kinder Kosten!

Ja und jetzt das Thema, das auch an mir nagt: Wie soll ich wissen, ob er mir jetzt die Wahrheit sagt? Sein Verhalten ist so umgekehrt - er war der absolute Fußball- und Formel I Fan, jetzt ist Fernsehen insgesamt scheiße. Er war der Meinung, man muß wählen, jetzt interessiert ihn die Politik nicht mehr - er fährt ein ganzes Wochende - Freitag mittag bis Sonntag abend weg - na, na.... was würdet ihr denken?

Er sagt mir, er habe keine andere Frau, er habe auch Probleme mit Sex, er traue sich nicht an andere Frauen ran - vor unserer Beziehung, da hat er mir Sachen erzählt..... was da lief und überhaupt -

Ich bin so verunsichert, ich glaube ihm nicht...
andererseits möchte ich mich jetzt auf mich konzentrieren, neue Kontakte schaffen - habe mich vor lauter Schuften ziemlich zurückgezogen -
mit unseren Kindern viel unternehmen, damit die das auch verkraften... es wird sich zeigen, ob unsere Lösung eine Lösung ist, ob er sich wieder einkriegt, wie das mit uns weitergeht, wobei er mir ziemlich klar sagt, dass er sexuell von mir nichts mehr will.

Ich finde das alles seltsam und kann nur die Zeit arbeiten lassen und hoffen und leben!

Danke für's zuhören :wow
 
E

Elchen

Guest
:troest

Liebe florayla,schön,daß du den ersten Schritt gewagt hast....Dein Partner soll wissen,daß Du das nicht länger mit Dir machen lässt....
Ich glaube im übrigen nicht unbedingt,daß eine andere Frau dahinter steckt,sondern wirklich seine Krankheit,die ihm scheinbar eine ganz andere Sichtweise vermittelt hat..
Mach so weiter,wie Du es jetzt angekündigt hast.Sei für eure Kinder da,denn die können mit der ganzen Situation ja sicher auch nicht umgehen und lass Dich nicht abwerten,nur weil Du aus der Norm fällst!!!!!!
 
G

Gankerl

Guest
Hört sich in Hinblick auf Deinem Mann so an, wie Elchen sagt...
Ich glaube, daß dieses setzen einer Grenze wenigstens schon mal ein Ansatzpunkt ist.
 
F

Florayla

Guest
Hab ich euch erschreckt, weil ich ne Psychotherapieausbildung habe?
Ausbildung hin oder her, wenn`s um einen selber geht, ist das eher ein Hindernis, "normal" zu reagieren und durcheinander bin ich so auch, da nützt mir das nicht viel.
Ich würde mich schon freuen, wenn ihr mir Eure Gedanken rüber schickt, vielleicht seh ich dann klarer, denn er verhält sich so anderst, ich fass das gar nicht und kann es auch nicht verstehen.
Letzte und heute Nacht ist er wieder weg, ich fühle mich ausgenutzt, in die Ecke gestellt, abgenutzt und komme aus dem Denkkarussell nicht raus.
 
G

Gwinna

Guest
Selbstwert

Hi Florayla!
Ich hab seit heute morgen überlegt, ob ich dir das hier schreiben soll oder ob das voll neben der Spur ist. Ich versuchs jetzt aber trotzdem.

Ich hab das auch erlebt, bevor ich mich von meinem ersten Mann trennte. So einen Kreisel von Grübeln, Schuldzuweisung, Schuldigfühlen, nicht verstehen, was der andere da macht, es nicht fassen können, wie sich alles entwickelt, sich wertlos fühlen, sich an die Liebe erinnern, danach suchen, nix finden, und wieder von vorn.
Der Selbstwert ist gleich Null. Die Verzweiflung wächst. Du machst ein Zugeständnis nach dem anderen, gehst von Deiner Meinung ab, versuchst zu verstehen und schaffst es nicht. Am Ende hast Du alles verleugnet, was an Dir wichtig und wertvoll ist, nur um den anderen zu verstehen, die Dinge aus seinem Blickwinkel zu sehen. Am Ende ist nichts mehr von Dir übrig, außer Durcheinander und Angst.

Der einzige Weg, den eigenen Wert wiederzufinden ist- sich selbst den Wert zu geben, den der andere Dir nicht mehr zu geben bereit ist. Es ist egal, wer Recht hat, es ist egal, was den anderen dazu bringt, sich so zu verhalten, wie er sich verhält, es ist egal, was der andere für Gefühle hat,- nur Du bist in diesem Moment noch wichtig.
Und es ist, glaube ich, für Dich jetzt mal an der Zeit Deine Therapeutinnenausbildung zu vergessen und einfach nur ganz stinknormal egoistisch zu werden. (Florayla, ich weiß wovon ich rede, ich war Pfarrerin.)
Denk einfach für einen Bruchteil von Zeit nur an Dich selbst und Deine Kinder, und wenn Dein Partner Dir nicht guttut, dann stoß ihn ab .

Ich weiß, das ist sehr, sehr hart. Aber für mich war das die einzige Lösung, um mich nicht selbst völlig aufzugeben. Und weißt Du was? Als ich das gemacht habe, hat sich das für mich angefühlt, als wenn ich eingewilligt hätte zu sterben. Mir war egal, was mit mir wird, mir war egal, was mit den Kindern (3) wird, mit meinem Beruf, mit meinem Leben, ich wußte nur: So geht es nicht mehr weiter und alles, was an Tod kommen mag ,ist immer noch besser als dieses langsame Sterben der Beziehung und meiner eigenen Identität. Und als ich dann eingewilligt hatte, dass er sich eine bessere Frau sucht als mich (das war das, was er mir gesagt hat: Wenn Du nicht... dann such ich mir eine andere Frau), und ich nur gesagt hab: Ja, dann tu das., da hat sich tief in mir ein so tiefes Gefühl der Ruhe und der Stärke ausgebreitet, dass ich wußte: Das ist richtig, das ist das einzige, was mir jetzt guttut. Und seitdem bin ich frei!

Klar, ich bin inzwischen neu verheiratet, und es gibt auch manchmal Streit, es gibt aber auch viel innere Nähe- aber eines weiß ich seit damals- niemals wieder wird mich ein Mann in eine so tiefe Verwirrung stoßen, wie damals. Nie wieder wird jemals jemand meinen Wert so lange kaputtreden bis er weg ist- vorher bin i c h weg - mit meinem Wert.

Ich hoffe, mein Geschreibsel sagt Dir irgendwas, und wenns auch Abgrenzung davon wäre, ich wünsche Dir auf jeden Fall Klarheit!

:maldrueck Gwinna
 
F

Florayla

Guest
Liebe Gwinna,
vielen Dank für deine Worte, sie tun so gut. Mein Selbstwertgefühl ist ziemlich auf dem Nullpunkt, obwohl das Lachen wohl nie aus meinem Gesicht geht: " Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, dann kommt von irgendwo ein Lichtlein her". Weißt du, ich hab in meinem Leben schon so viel Abwertung erfahren, angefangen hat es mit meinem Vater, dass ich auch die Therapie damals brauchte, um überhaupt das Gefühl zu haben, leben zu dürfen.
Und ich dachte bei Klaus ist alles anderst, er war richtig fürsorglich und dann kamen auch schon die Kinder (ich hatte damals abgeschlossen mit Kindern, weil ich nie welche bekommen hatte)... doch es kam anderst.

Und doch fing er an, langsam aber sicher mein Selbstwertgefühl runter zu bringen und ich habe es wieder mal zugelassen.
Doch es war nicht alles umsonst.... ich spüre dies Wut und diese Kraft, das nicht mehr zuzulassen! Ich will nicht mehr.
Ich habe doch auch das Recht zu leben - es hört sich verdammt hart an, ich weiß, aber ich muß seit ich da bin, kämpfen - muß mir vieles sagen lassen: Krankenkasse: "Was müssen sie als Krüppel auch zwei Kinder haben und jetzt sollen wir ne Haushaltshilfe zahlen?" Nicht ganz so direkt, aber es stimmt so.

Ich kann dann kämpfen und mich dagegen wehren, aber es tut verdammt weh...
Was ich mit Klaus mache, ist kämpfen- auch für unsere Kinder - aber es tut so verdammt weh... ich hätte diese Art nie von ihm erwartet und .... ich habe Angst vor ihm, wie ich eigentlich oft vor Männern Angst habe ... diese Gewaltbereitschaft, dies Schärfe, wenn sie was nicht kriegen was sie wollen....
aber ich muß da jetzt durch, so oder so .....
- jetzt hat er gerade angerufen: du ich habe was getrunken und werde heute nicht mehr heimfahren. Ich habe nur Tschüss gesagt -

Die andere Seite ist die: "tu ihm nicht unrecht, er ist doch krank"
Und wenn ich ihm tatsächlich unrecht tue, dann nehme ich meinen Kindern den Vater, das hat er mir auch schon mal so gesagt"
Scheiß Schuldgefühle, die Kinder haben auch nichts davon, wenn es mir beschissen geht.

Vielen Dank Gwinna
 
A

AnnKathrin

Guest
Gwinna, da ist mir tatsächlich ein Schauer über den Rücken gelaufen, als ich deinen Text gelesen habe. Das hast du großartig geschrieben.

Liebe Florayla, das solltest du dir unbedingt zu Herzen nehmen, dass du dich auf dich selbst besinnst, genau so, wie Gwinna das geschrieben hat. Es ist vielleicht der Weg raus dem Dunkel. Ich wünsche es dir sehr! :maldrueck
 
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