Der Alkohol hat mich alles zerstören lassen

U

User4

Guest
Kann ich gut nachvollziehen, Sassi, Poldine und Sommerwind... :(
Einfach nur :troest


Vllt würden viele Alkoholiker gar nicht erst abrutschen, wenn sie sich bewußt wären, was sie ihren Liebsten - Frau und Kindern - damit antun... :(
 
P

Poldine

Guest
man weiß es nicht, leider, das traurige sind eben aber die kinder sie können sich nicht wehren sind so hilflos. als ehefrau oder mann oder freund kann ich entscheiden die beine unter die arme zu klemmen, als kind nicht. - aua - das tut weh!

harald, hast du kinder? wie geht es denen dabei?
 

cordu

Namhaftes Mitglied
Ich muß jetzt hier einfach mal loswerden das es auch Angehörige gibt die keine bleibenden Schäden davontragen wenn ein Partner / Vater abhängig ist.

Natürlich ist es wichtig das die (in meinem Fall) Ehefrau und die Kinder mit in die Therapie einbezogen werden und die Vergangenheit aufarbeiten können. Wir haben als Familie die Therapie mitgemacht und wir (ich habe extra nochmal mit den Kindern darüber gesprochen) haben die nassen Abschnitte der Sucht (ja, mein Mann war 2x weg und wir sind immer noch glücklich) gemeinsam bewältigt.

Aber ich habe selber miterlebt das sehr viele Familien daran zerbrechen und es auch keine Chance gab irgendwas wieder zurechtzurücken. Und das dabei auch viele Kinder und Frauen sehr viel Leid erfahren haben weiß ich auch.

LG :bye:Cordu
 

Hesse_im_Norden

Seit dem 04.03.08 wieder nüchtern und zufrieden
Liebe EF-User!

Zunächst möchte ich sagen, dass ich es für sehr gut finde, dass auch Angehörige beginnen, ihren Kummer über das Leid was ein Alkoholiker in seiner nassen Phase über sie gebracht hat zum Ausdruck zu bringen.
Wenn es Euch gut tut, schreibt frei von der Leber weg...mir hilft es - Euch vielleicht auch!
Dann hätte dieser Thread auch einen Sinn für viele andere!!

Das, was Euch als Kind widerfahren ist, kann ich nur bedingt nachvollziehen.
Wie schon erwähnt, bin ich der Sohn eines Alkoholikers. Dies war er in den ersten 10 Jahren meines Lebens.
Die letzten knapp 1,5 Jahre die er dann wirklich als Vater bei uns war, war er trocken...und es war eine schöne Zeit!
Man sagt mir eigentlich nach, dass Gedächtnis eines Elephanten zu haben und nur wenig, auch scheinbare Nebensächlichkeiten, zu vergessen.
An viele guten Ereignisse meiner Kindheit habe ich eine gute Erinnerung.
Aber Gott sei es gedankt, habe ich viele Dinge, die mein Vater in seinen Rauschzuständen alles anstellte verdrängt, vergessen habe.
Allerdings weiß ich nicht, wie weit es sich im Unterbewußtsein verankert hat und mich schlußendlich in einer schweren Krise den Weg der Betäubung geebnet hat anstatt die Dinge anzugehen.
Spielt auch keine Rolle, da ich selber und freiwillig und wiederholt zur Flasche gegriffen habe.
Eben solange, bis es kein zurück mehr gab. Weil, als ich merkte das da was nicht stimmte, war es zu spät für mich.

Gestern Abend habe ich eine Mail von einer hier lesenden bekommen.
Sie schilderte darin einige Grausamkeiten, die ihr in ihrer Kindheit mit einem nassen Elternteil widerfahren ist.
Das Trauma, welche dieser Mensch damals davontrug ist mir Gott sei Dank erspart geblieben!!
Für das Vertrauen mir diese Erlebnisse zu schildern, sie kamen ohne Vorwürfe zu meiner Person an, möchte ich mich bei der Userin bedanken!!
Und ich hoffe, dass es ihr geholfen hat, um sich ein wenig von der Seele zu schreiben!!

Hier möchte ich kurz anflechten, dass ich in meinem Profil einen Link zu der HP der Anonymen Alkoholiker eingetragen habe.
Sollten hier schweigende Betroffene oder Angehörige sein, die Anlaufstellen suchen, so werden sie dort fündig.
Es gibt entweder direkte f2f-Meetings oder auch verschiedene Online-Meetings für beide Seiten.
Auch für Kinder aus betroffenen Familien gibt es hier Selbsthilfegruppen.

Original von Poldine
als ehefrau oder mann oder freund kann ich entscheiden die beine unter die arme zu klemmen, als kind nicht. - aua - das tut weh!

Stimmt Poldine....ein Partner kann schnell die Beine in die Hand nehmen.
Gott sei Dank hat meine Ex-Freundin dies getan...für sich, für ihre Kinder und, schlußendlich, auch für mich!

Nun schreibe ich mal nicht als Betroffener, sondern als Angehöriger.
Wie ich schon erwähnte, lebe ich seit 2000 mit einer Alkoholikerin zusammen.
Eine Frau, die teilweise noch nicht mal im Ansatz den Schritt in Richtung Trockenheit machte.
Immer wieder kamen die hohlen Versprechen, welche sich hinterher als Selbslüge entpuppten.
Dreimal hat sie es geschafft, Feuer in der Küche durch heisses Fett zu entzünden.
Gott sei Dank kam ich entweder gerade nach "Hause", oder ich war dort und konnte rechtzeitig eingreifen.
Wie oft ich sie irgendwo im Haus liegend aufgefunden habe, kann ich nicht mehr zählen.
Genausowenig weiß ich noch, wie oft ich sie in´s PKH zur Entgiftung gebracht habe.
Immer wieder in der Hoffnung, sie möge endlich den Schritt in die Trockenheit wagen...
Einmal, ein einziges Mal, hat es "Klick" gemacht und wir hatten gemeinsame 1,5 Jahre ohne Alkohol.
Ich bin nicht nur trockener Alkoholiker gewesen, sondern auch noch Co-Abhängiger.
Ich bin bei ihr geblieben, weil ich an eine falsche Vorstellung von Liebe glaubte, an mein Wort vor Gott.
Ich hatte Angst, wenn ich sie verlasse, dass sie sich mit ihrer depressiven Grunderkrankung und der damit verbundenen Historie das Leben nehmen würde.
Heute weiß ich, dass es die falsche Entscheidung war!
Sie bedeuteten für mich jahrelanges Leid und für meine Frau eine falsche Stütze.
Hätte ich sie verlassen und sie hätte sich aufgehängt, die Pulsadern eröffnet, Tabletten bis zum Abwinken gefutter oder sich schlicht und ergreifend Totgesoffen, so wäre es ihre Entscheidung gewesen und nicht von mir bestimmt.
Stattdessen habe ich mich selber an den Rande des Abgrundes manöveriert.
Eigentlich kann man jedem Angehörigen eines Abhängigen der nicht mal im Ansatz den Wunsch zum aufhören zeigt, sondern immer nur geknuddelt wird wenn er "mal wieder" auf der Fresse gelandet ist nur raten, kräftig auszuholen und dem Partner nen kräftigen Tritt zu geben bis er auf dem Mond landet!
Das schreibe ich ganz bewusst als selber Betroffener - umfallen kann jeder, hilfe schreien kann jeder, gebotene Hilfe annehmen und als Wegweiser zum selber laufen betrachten sollte der Süchtige schon selber tun.
Aber wenn einer sich nur in seinem Selbstmitleid ergötzt, nur hohle Phrasen spricht und einfach nicht der Wunsch zur Verbesserung zu sehen ist, keine eigene Aktionen vorhanden (der berühmte Hilferuf, das Ablegen der Maske)...dem ist nicht mehr zu helfen, der muss noch tiefer fallen und jeder Angehörige hat die Pflicht sich selber gegenüber zu schützen, auf sein eigenes Wohleergehen zu achten!

Original von Poldine
harald, hast du kinder? wie geht es denen dabei?

Nein, ich habe keine Kinder.
Meine Ex-Freundin hat zwei wunderbare Kinder die ich wie meine eigenen liebe.
Diese haben aber nichts von meiner Sucht mitbekommen.
Den richtigen "Todesstoß" habe ich mir immer, auch früher in der ganz harten Zeit, immer alleine und zu Hause verpasst.
So viel Verantwortungsgefühl habe ich gerade noch...

Nun noch ein kurzes Statement zu der einen oder anderen Userin, welche besonders die harten Worte von Bernd kritisiert haben:
Viele, sehr viele seiner Sätze zeugen davon, dass er eben niochts davon weiß, was in einem Süchtigen vorgeht.
Woher auch?
Das kann keiner, ausser einer der selber süchtig ist.
Nein, lieber Bernd, Deine Worte waren für mich nicht zu hart.
Ich habe mir die Dinge rausgesiebt, die für mich als zutreffend galten, andere sind noch in der "Überdenkungsphase" und die anderen habe ich schmunzelnd überlesen.
Gott sei Dank versuche ich, bisher wieder mit Erfolg, den Gelassenehitsspruch zu beherzigen und zu leben!

So Ihr Lieben, nun öffnet Euch weiter in diesem Thread....ich werde es auch tun...weil es gut tut!

Liebe Grüße, auch an die, die mich lieber via PN angeschrieben haben, Harald - 9 Tage nüchtern und Dankbar dafür...im Heute
 

Lola

EF-Team
Teammitglied
Original von corduUnd das dabei auch viele Kinder und Frauen sehr viel Leid erfahren haben weiß ich auch.

Ich möchte dazu noch kurz anmerken, dass Alkohol nicht eine Sucht ist, von der nur Männer betroffen sind. Es gibt sicher genauso viele Männer, die unter der Alkoholsucht ihrer Frauen leiden.
Bei mir Zuhause haben beide getrunken - Vater UND Mutter. Leid ging dabei nur von meiner Mutter aus.
 

cordu

Namhaftes Mitglied
Natürlich gibts auch sehr viele Frauen die abhängig sind.
Da möchte ich Lola nur beipflichten.

LG :bye: Cordu
 

kukulux

Namhaftes Mitglied
das stimmt. meine ma! und ich war 16 jahre lang abhängig von zigaretten. rauche seit 2000 nicht mehr und bin stolz drauf!

ich habe mal in einem zeitraum von ca. 3 jahren auch ein wenig mit reichlich trinken, an den wochenenden, experimentiert und auch mal geraucht. als ich merkte, dass es langsam zum volkssport bei mir wurde, wollte ich mich entziehen und hätte es fast nicht geschafft (weil andere meinten, ist doch nichts bei und mein freundeskreis genauso drauf war ).
es dauerte eben fast diese ganzen drei jahre, bis ich bemerkte wie unsere wochenenden verliefen und wie ich mich habe runterziehen lassen, weil ich wohl cool sein wollte! - ode rdazugehören *fragendschaut*)
aber als ich aufhörte zu rauchen, kam auch die einsicht für alles andere. wenn ich unterwegs wa,r habe ich nämlich auch gut geschüttet.
a b e r ich habe nie getrunken, wenn ich schlecht drauf war. weil ich gesehen habe, was meine mutter getan hatte.

mit dem aufhören zu rauchen, habe ich auch mein umfeld abgelegt und komplett neu angefangen. wer weiß wo ich heute wäre :zwinker:
 

Hesse_im_Norden

Seit dem 04.03.08 wieder nüchtern und zufrieden
Original von cordu

Natürlich ist es wichtig das die (in meinem Fall) Ehefrau und die Kinder mit in die Therapie einbezogen werden und die Vergangenheit aufarbeiten können. Wir haben als Familie die Therapie mitgemacht und wir (ich habe extra nochmal mit den Kindern darüber gesprochen) haben die nassen Abschnitte der Sucht (ja, mein Mann war 2x weg und wir sind immer noch glücklich) gemeinsam bewältigt.

Aber ich habe selber miterlebt das sehr viele Familien daran zerbrechen und es auch keine Chance gab irgendwas wieder zurechtzurücken. Und das dabei auch viele Kinder und Frauen sehr viel Leid erfahren haben weiß ich auch.

LG :bye:Cordu

Stimmt, war bei mir in der Therapie genauso.
Da wurde an einem verlängerten WE eine Partnertherapie gemacht.
So weit ich mich erinnere, hat das sehr gut gefruchtet....und war auch unter Garantie notwendig.

Bei den zwei Jahrestreffen, jährlich findet in der Klinik ein Sommerfest für die Ehemaligen statt, wo ich hingefahren bin, konnte man den Erfolg recht gut sehen.
Im Folgejahr des Klinikaufenthaltes waren sogar alle da und....noch immer zusammen und der Betroffene trocken.

Was da allerdings genau abgelaufen ist, weiß ich nicht, da ich ja keine Partnerin hatte...

Liebe Grüße, Harald
 
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