Zu solchen Familientherapien habe ich keine Meinung, weil ich noch keine mitgemacht habe.
Aber es zieht sich doch durch verschiedene Foren:
Zunächst mal sind da die "normalen" Eltern, die liebevoll und fürsorglich "normale" Kinder großziehen, etliche Probleme nicht kennen und ziemlich verwirrt auf die folgenden Gruppen schauen (wenn sie sich denn trotz ihrer Problemlosigkeit mal in solche Foren verirren):
Dann gibt es KINDER zwischen 15 und 20, bar jeder Kompromissbereitschaft, die ihren Lebensweg ziemlich ich-bezogen gerade erst beginnen und jetzt (in den Foren) verzweifelt jemanden suchen, der ihnen erklärt, wie sie sich denn das von ihnen beabsichtigte Leben am besten von den ach so grausamen und verständnislosen Eltern finanzieren lassen können, weil sie überhaupt nicht einsehen, dass jede Form von Zusammenleben Regeln bedingt und es eben in den Familien nicht die Kinder sind, die diese Regeln vorgeben. (Ich rede hier nicht von den wirklich misshandelten Fällen)
Und schließlich sind da noch die ERWACHSENEN (überwiegend Mütter), die sich fast ausschließlich über ihre Elternrolle definieren (Väter flüchten je gern in Beruf oder Hobby) und denen mit massivem Unverständnis begegnen, die mit ihren Mini-Egoisten Probleme haben. Kinder sind doch sooo sensibel und man muss ihnen doch so viiiel Verständnis entgegenbringen und alles geht doch vorüber und es ist doch nur eine Frage der Zeit. Ich war schon in der Krabbelgruppe von diesem Fürsorge-Wetteifern der Über-Eltern angenervt, die die Möglichkeiten eines eigenen Lebens ab dem Tag des positiven Schwangerschaftstests durchweg geleugnet haben und sich nunmehr und ausschließlich und auch gleich für immer und ewig dem Wohl und Wehe der eigenen Brut widmen wollten - und wehe dem, der darüber auch nur differenziert oder etwas kritischer dachte - da war es dann aber schnell vorbei mit der Toleranz.
Die gleichen Eltern (immer noch meist wir Mütter), beklagen sich später bis ins hohe Alter (hört mal hinein in die Seniorenresidenzen - ich arbeite in einer) laut seufzend, dass ihre Kinder sie verlassen haben, ihre eigenen Leben führen wollten und die ganzen ihrethalben gebrachten Opfer in keinster Weise gebührend würdigen. Undank ist der Welt Lohn heißt es dann allenthalben.
Das hier diskutierte Problem besteht doch wohl mit einem in der (Spät-)Pubertätsphase befindlichem Kind. Vielleicht gibt es ja darunter auch intelligente Exemplare, die Argumenten zugänglich sind, aber für die meisten Pubertierenden trifft dies kaum zu. Die sehen nur sich, ihre Probleme und ihre Sicht der Dinge, holen sich über ihre gleichaltrigen Freunde die erforderliche Bestätigung und damit steht das Weltbild und die Einstellung gegenüber den Eltern/Lehrern ebenso unverrückbar fest wie die vehemente Ablehnung auch nur der Vorstellung, sich etwas durch Leistung (viel zu anstrengend) und nicht durch Forderungen zu erarbeiten. Diskussionsversuche sind hilfloses Geschwafel einer Generation aus einem Paralleluniversum, die einen nicht versteht und die einem nur das Leben mit eigenen Wertvorstellungen und sinnlosen Vorschriften zur Hölle machen will. Und so bleibt uns Erwachsenen oft nur noch die Flucht in die Welpen-Erziehung: Wenn du dies tust oder das nicht lässt, hat es halt Konsequenzen. Kinder schlagen (ich rede jetzt nur von dem berühmten Klaps hintendrauf) ist ab einem gewissen Alter out, Argumenten gegenüber sind sie taub und wenn man sie quasi als letzte erzieherische Maßnahme vor die Tür setzen will (vielleicht findest du ja einen anderen Deppen, der sich um dich kümmert, der dir PC und Telefon finanziert, der regelmäßig für ausreichend Lebensmittel und Klopapier sorgt, die Hütte schimmel- und wanzenfrei hält, deine Abneigung gegen jedewede Pflicht voll versteht und mit trägt und als Gegenleistung mit der gelegentlichen Anwesenheit deiner schlechten Laune zufrieden ist), kommen gleich die Über-Eltern daher und beschimpfen einen gebührend.
Wir sollten akzeptieren, dass es Kinder gibt, die Gesprächen nur noch sehr bedingt zugägnlich sind und auch akzeptieren, dass es angesichts solcher Kinder verzweifelte Eltern gibt, die der Meinung sind, dass sie sich ihr Leben nicht länger durch ihr Kind vergiften lassen wollen und eine Trennung anstreben. Ich kann mein Kind lieben und trotzdem nicht bis zur Selbstaufopferung leidensfähig sein. Kinder kommen auf die Welt und die erste Erfahrung, die sie machen, ist die: Kind schreit, Mutter kommt. So werden Kinder zunächst mal als kleine Egozentriker (ganz ohne Vorwurf) groß. Doch gibt es dann Kinder, die - Erziehung, Kindergarten, Schule zum Trotz -) von dieser Lebenseinstellung nicht wieder los kommen. Klar ist es dann einfach, die Eltern zu beschimpfen, sie hätten in der Erziehung versagt, ihren Kindern nicht richtig vorgelebt usw. Aber Eltern, die sich in Foren wie diesem an andere wenden, suchen doch keine Schuldzuweisungen sondern Lösungen - und die können eben nicht in der Vergangenheit gesucht werden. Vermutlich ist der gemeinsame (!) Weg zu einer Beratungsstelle der Richtige. Das kann eine Familienberatungsstelle sein aber auch eine Rechtsberatung (kostet nicht die Welt), wo den Kinder auch mal die rechtlichen Grenzen ihres Anspruchsdenkens aufgezeigt werden. Ist vielleicht auch ganz hilfreich.
So - und jetzt beschimpft mich als "Rabenmutter".....