Problem -  ADHS und Pubertät

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Anni

Guest
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Hallo Miteinander,
ich bin neu hier, 48 Jahre alt, verheiratet, 1 Pflegesohn (13J) und einen Hund (1J).
Unser Pflegesohn lebt seit seinem 3.Lj. bei uns und ist seit 1997 ADHS
diagnostiziert. Anfang des Jahres haben wir die Diagnose wiederholt, hinzu
kommt gestörtes Sozialverhalten und Agressionsstörung.

Man kann sich denken, das die vergangenen 10 Jahre nicht einfach waren.

Aber jetzt fangen die Situationen an zu eskalieren, weshalb ich heute nun
zum Schreiber werde:

Unser Sohn lügt nach Strich und Faden, beklaut uns und hält sich nicht
an vereinbarte Zeiten.

So hat er am Donnerstag seinem Vater zum x-mal Geld geklaut.
Ich wollte ihn zur Rede stellen und holte ihn mit dem Auto nach Hause.
Zunächst hatte ich Mühe ihn zum Einsteigen zu bewegen. Endlich zu Hause
bockt er rum "Ich gehe aber doch wieder raus" auf unser Verbot wurde nicht
gehört. "Dann springe ich aus dem Fenster", er rannte nach oben und begab
sich ans Fenster, kletterte hinaus und sprang ca. 1 Raumhöhe vom Dach
hinunter und war draußen.

Ich bin ihm dann zu Fuß hinterher, er sah mich und lief weg mit dem Satz
"Ich komme nicht rein" Ich weiter hinter ihm her bis er sich umdrehte auf
mich zukam und wiederholte "ich komme nicht mit". Ich habe ihn dann am
TShirt gehalten, worauf er einen Ausraster ich schlimmster Form bekam, das
mein linker Arm Kratz und Bißwunden hat und grün und blau ist.

(Man sagt mir nun Kindesmißhandlung nach)

Trotz meiner Versuche mit ihm zu reden, weiß er (angeblich) nicht warum ich
mit ihm reden wollte (weil ich nicht pünktlich war) geschweige denn er einen
cholerischen Anfall auf der Straße hatte, daß Nachbarn einen Arzt rufen
wollten.

Da das JA Vormund ist, haben wir kommende Woche ein Hilfegespräch.

So hat er sich gestern trotz Verbotes einfach aus dem Haus gemacht, meinem
Mann gesagt "Mama hat's erlaubt", zur Therapiestunde aber pünktlich da.

Als ich mit ihm wieder nach Hause kam, sagte ich ihm, dass wir um 17.30 fort
müssen. Er wollte aber unbedingt wieder raus weil sein Freund (11J) vor der
Tür stand. Ich sagte ihm das er pünktlich da zu sein habe, da wir sonst ohne
ihn fahren.
Bisher hatten wir immer auf sein Erscheinen gewartet, diesmal sind wir gefahren
und kamen um 21.30 wieder nach Hause.

Unser Sohn sah uns zurückkommen, hielt es aber für nötig, erst um 23.15 am
Haus zu erscheinen. Dies führte dazu, dass er die Nacht auf Terasse verbracht
hat.

Ich ließ ihn dann heute Morgen rein, bevor er Fenster zertümmert, er
meinte "Entschuldigung" verzog sich in sein Zimmer und schlief bis Mittags.

Kaum aufgestanden wollte er schon wieder los, als ich ihn aufforderte mit mir
darüber zu reden, wurde er sofort bockig und verzog sich.

Erst als ich ihm sagte so nicht mein Freund und vor Augen führte, was nächste
Woche beim Hilfegespräch Sache ist (Urlaub mit Zelt und Mama ist gestrichen,
er wird eine Woche fremduntergebracht) ließ ihn sagen "Mama, das war Sch..."

Zwischenzeitlich ist er wieder draußen mit seinem Freund, seiner Armbanduhr
und dem Versprechen um 18.00 hier zu sein.

Ich bin momentan nicht in der Lage und Verfassung mich durchzusetzen und
habe ihm gesagt, daß ich auch keine Ver- oder Gebote aufstellen werde. Dies
würde zukünftig von anderer Stelle übernommen.

Ich liebe dieses Kind, es hat(te) viele positive Seiten, die ich momentan leider
nicht mehr sehen kann.

Wie hart soll, muß oder kann ich sein, damit er versteht, daß Regeln auch für
ihn gemacht sind?

Ich weiß, das Ratschläge schwer zu geben sind. Aber vielleicht hat jemand
ähnlich Situationen erlebt und durchgemacht und kann mir Tipps geben.


Vielen Dank für's lesen
 
D

die_stille

Guest
Hallo Anni,

mein Sohn hat auch ADS und bei ihm wurde es erst mit 13 diagnostiziert und was Du im Moment durchmachst, kann ich in weiten Teilen bestens nachvollziehen.

Allerdings eine kurze Frage am Anfang:

Original von Anni
Unser Pflegesohn lebt seit seinem 3.Lj. bei uns und ist seit 1997 ADHS
diagnostiziert. Anfang des Jahres haben wir die Diagnose wiederholt, hinzu
kommt gestörtes Sozialverhalten und Agressionsstörung.

Wenn die Diagnose seit sechs Jahren bekannt ist...... wie wurde er bisher behandelt?

Original von Anni

Ich habe ihn dann am
TShirt gehalten, worauf er einen Ausraster ich schlimmster Form bekam, das
mein linker Arm Kratz und Bißwunden hat und grün und blau ist.

(Man sagt mir nun Kindesmißhandlung nach)

Wieso Du? Es sieht doch eher danach aus, als hätte ER DICH mißhandelt?

Wenn sowas passiert, dann würde ich sagen, kommst Du alleine nicht mehr weiter, da sind dann wohl andere Maßnahmen angebracht.

Original von AnniTrotz meiner Versuche mit ihm zu reden, weiß er (angeblich) nicht warum ich
mit ihm reden wollte (weil ich nicht pünktlich war) geschweige denn er einen
cholerischen Anfall auf der Straße hatte, daß Nachbarn einen Arzt rufen
wollten.)

Es kann sein, dass er es wirklich nicht weiß, dann nämlich, wenn ihm jegliches Unrechtsbewusstsein fehlt.

Original von AnniUnser Sohn sah uns zurückkommen, hielt es aber für nötig, erst um 23.15 am
Haus zu erscheinen. Dies führte dazu, dass er die Nacht auf Terasse verbracht
hat..)

Hat ihm bestimmt nicht geschadet und erinnert mich jetzt an einen Vorfall mit meinem eigenen Sohn. Er war damals 15 und weil Silvester war, durfte er abends weg und zwar bis 0.30. Bis dahin war er eigentlich immer pünktlich gewesen, an diesem Tag aber nicht. Er kam erst gegen drei Uhr und hatte zudem eine mords Fahne. :angryfire Sein Vater hatte ihn daraufhin kurzerhand hinausbefördert und den Rest der Nacht verbrachte er dann in der Garage....... OHNE Auto drin - und das im Dezember. Ich lag in meinem Bett und bin fast gestorben vor Angst um den Jungen, es war schließlich schweinekalt und ich war ständig in Versuchung, rauszugehen und den Jungen zu holen. Aber das wäre wohl ein Riesenfehler gewesen, denn dergleichen kam in den folgenden Jahren niemals wieder vor.

Original von AnniIch bin momentan nicht in der Lage und Verfassung mich durchzusetzen und
habe ihm gesagt, daß ich auch keine Ver- oder Gebote aufstellen werde. Dies
würde zukünftig von anderer Stelle übernommen.

Ja... ich habe weiter oben schon geschrieben,dass das in diesem Fall der einzig vernünftige Weg ist. Was nützen Ge- und Verbote, wenn er sich darüber hinwegsetzt. Letztendlich stehst Du ja hilflos da, wenn er sich auf stur stellt, in diesem Alter dürfte da nicht mehr viel zu machen sein.

Original von AnniIch liebe dieses Kind, es hat(te) viele positive Seiten, die ich momentan leider
nicht mehr sehen kann.

Ich würde fast behaupten, ADS-Kinder sind die liebenswertesten Kinder überhaupt, vielleicht eine Art Ausgleich, für die vielen Sorgen, die man mit ihnen hat. Dass es momentan so schlimm ist, liegt sicher mit an der Pubertät, aber man darf es deshalb nicht hinnehmen und muss wirklich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen angehen; zu leicht entgleitet ein solches Kind einem sonst völlig.

Original von AnniWie hart soll, muß oder kann ich sein, damit er versteht, daß Regeln auch für
ihn gemacht sind?.

Sehr hart....... härter noch als Stein. Ich gebe zu, dass ICH das nicht immer geschafft habe und es gab deshalb oft Streit zwischen meinem Mann und mir, der sehr viel härter sein konnte als ich. Zwar wusste ich im Grunde, dass er recht hatte, aber es war sehr schwer für mich, das immer zu akzeptieren. Trotzdem ist dies der einzige Weg. Die Kinder müssen Konsequenzen spüren, so bitter die oft auch sein mögen.

Unser Sohn war zwar jetzt nicht ganz so schlimm, aber mitgemacht hab ich genug mit ihm und möchte das niemals wieder durchmachen müssen. Heute ist er 23 Jahre alt und es gibt keinerlei Probleme mehr mit ihm. Sorgen mach ich mir trotzdem noch ab und zu, weil ich selber ADS habe und weiß, wie es ist, damit leben zu müssen. Davon abgesehen ist man auch ständig igendwie auf der Hut, WEIL man eben schon soviel mitgemacht hat, es ist fast, als würde man dem Frieden irgendwie nicht recht trauen.
 
A

Anni

Guest
Danke
für die prompte Antwort.
Unser Sohn bekommt seit 1997 auch Ritalin.
Therapien von SI über Tiefenpsychologisch bis Ergo haben
alles im Gepäck.
Desweiteren einen 3-monatigen Tagesklinikaufenthalt in
einer Klinik, die allerdings nicht auf ADHS steht, dehalb die
Diagnosewiederholung Anfang des Jahres bei Frau Neuhaus.

Zur "Mißhandlung" ist es nun mal so, das es Leute gibt, die
nicht von Anfang an dabei waren, dafür aber groß im Verurteilen
sind. (Muß ich mit ADHS-Kind seit Jahren leben)

Ich hoffe, ich schaffe es hart zu bleiben.

Aber ich habe auch Angst:
Wie oft haben ich durch gemeinsame Aktivitäten mit dem JA erleben müssen,
dass Sachen oder Taten, die wir nicht befürworten, von diesen mit "Lass ihn doch, sieh es nicht so eng" abgetan bekam.

Auch Sprüche wie "Der wird mal wie sein vater etc" muß man sich gefallen
lassen.

So sehe ich dem Hilfegespräch mit gemischten Gefühlen entgegen:
Was ich nicht hören will, sind Sätze wie "ich habe es ja immer gesagt... etc,
und die werden kommen und ich weiss nicht was ich darauf antworten soll.

Ich denke, dass dies mein Hauptproblem ist, die Voreingenommenheit und
Vorverurteilung seitens des JA seit Patrick zu uns kam.
 
D

die_stille

Guest
Original von Anni
Aber ich habe auch Angst:
Wie oft haben ich durch gemeinsame Aktivitäten mit dem JA erleben müssen,
dass Sachen oder Taten, die wir nicht befürworten, von diesen mit "Lass ihn doch, sieh es nicht so eng" abgetan bekam.

.

Solche Ansichten sind Gift für ADS-Kinder und wenn sowas vom JA kommt, dann zeigt das nur, wie unqualifiziert diese Leute sind.

Sätze wie "wenn das meiner wäre" oder "der braucht nur mal ein paar hinten drauf" hab ich oft genug hört....... sogar von sogenannten Pädagogen. Mir steigt heut noch Gift und Galle auf, wenn ich daran denke, ich ich von manchem Lehrern oft blöd angeredet wurde. Ich hab mir manchmal vor, als hätte ich nicht alle beieinander oder als wäre ich völllig unfähig, ein Kind zu erziehen.

Ein Rätsel ist mir allerdings, weshalb er trotz Behandlung so ausrastet. Kann es sein, dass die Ritalin-Dosierung nicht mehr stimmt?


ein schwieriges thema: ADHS und pubertät
 
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