RE: Vielen Dank !
Hallo Petra,
was du empfindest, hab auch ich erlebt (und tue es so manches Mal noch). Auf der einen Seite ist da eine Riesenfreude, da ein mindestens ebenso riesiger Wunsch in Erfüllung gegangen ist, auf der anderen Seite aber auch Angst vor der Ungewissheit, was sich wohl mit dem Baby so alles ändern wird. Durch so ein bisschen Wümchen wird das gesamte Leben umgekrempelt – inwiefern genau weiß man noch nicht (vor allem, wenn’s das erste Kind ist). So viele Fragen schießen einem durch den Kopf: Wie wird wohl die Schwangerschaft verlaufen? Wie die Entbindung? Wird das Baby gesund sein? Wie werde ich meinen Tagesablauf danach managen? Werde ich wohl das sein, was man im allgemeinen Sprachgebrauch als „gute Mutter“ bezeichnet? Wie wird sich das Baby auf die Partnerschaft auswirken? Wie geht es im Job weiter? Wie kommen wir finanziell über die Runden? Ach, diese Liste ließe sich endlos fortsetzen. Aber (fast) alle Fragen haben eines gemein: Sie sind in geballter Ladung da, und nur die wenigstens kann man schon jetzt beantworten.
Dass du Angst hast, heißt eigentlich nichts anderes, als dass du schon jetzt Verantwortung übernimmst und die Situation für dich angenommen hast. Du verdrängst nichts, sondern lässt Emotionen zu. Das ist doch etwas Tolles! Und dazu gehören eben auch negative Empfindungen. Würdest du nicht daran arbeiten, würdest du wahrscheinlich irgendwann emotional platzen. Deine Angst empfinde ich also einfach nur als gesunden Umgang mit der veränderten Situation.
Ich bin (mit 38 Jahren) auch „so eine“, die mit beiden Beinen fest im Leben steht. Eigentlich ist alles wie im Bilderbuch: Ich habe einen tollen Partner, ein Lebensumfeld, in dem mich keine Existenzängste plagen müssen, eine Familie und liebe Freunde, die sich mit mir auf die Kleine freuen, habe schon so manche Krise im Leben gemeistert und auch so einiges erreicht, bin weitestgehend gesund und munter und auch im Job läuft alles rund. Und trotzdem – wie schon geschrieben – kenne auch ich dieses Gefühl der Angst.
Viele Probleme lösen sich allerdings mit fortschreitender Schwangerschaft wie von selbst auf. Zu Anfang (in der 12. SSW) hatte ich Komplikationen mit Blutungen, bin deshalb mehrfach voller Panik ins KH in die Notaufnahme (und habe mich dabei schrecklich über die Ärzte dort geärgert). Jetzt habe ich das Gefühl, alles hat sich stabilisiert, einmal mehr, nachdem ich auch eine Fruchtwasseruntersuchung hinter mich gebracht und ein Daumen-nach-oben-Ergebnis bekommen habe. Die Angst, etwas könnte während der SS schief gehen, habe ich weitestgehendst im Griff (auch wenn mir sehr wohl bewusst ist, dass im Grunde immer noch etwas passieren kann). Dennoch wird man mit fortschreitender Zeit sicherer und – nenn es von mir aus auch – lässiger. Aber das DAUERT eben und von daher solltest du dir einfach Zeit geben, dich mit der neuen Situation zu arrangieren.
Alles, was neu ist, verunsichert erst einmal. Aber wie hier schon so viele andere schrieben: Es haben schon so viele vor uns geschafft, ihre Babies auf die Welt zu bringen und sich dann um sie zu kümmern. Wäre doch wohl gelacht, wenn wir das nicht auch hinkriegen! Allerdings ist der Weg das Ziel und jeder Weg beginnt eben mit einem ersten Schritt. Man sollte sich einfach nicht überfrachten mit Problemen und vor allem erst einmal versuchen, optimistisch zu denken (den Tag der Entbindung zum Beispiel verdränge ich eben noch ganz bewusst - was soll ich mir jetzt schon in die Hose machen?! Das kommt schon noch früh genug!). Die Hormone spielen einem zwar manchmal einen Streich und man rutscht ab, ohne es zu wollen, aber andererseits hiefen sie einen auch wieder in derart luftige Höhen, dass es schon fast beängstigend ist, wie gut es einem dann geht. :-D :engel :-D
Und noch etwas habe ich festgestellt: Man möchte so gerne, dass der Partner diese Freude mit einem teilt. Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude aber sogar doppelte Freude. Aber irgendwie will das nicht so recht funktionieren. Man fühlt sich – zumindest ging und geht es mir so manches Mal so – mit seinem Kummer, seinen Sorgen und Ängsten und auch seiner Freude alleine. Es ist schade, aber es ist nicht zu ändern. Obwohl mein Partner sich auch riesig auf das Baby freut, mich nach Strich und Faden verwöhnt und betüddelt (und es jedem, der seinen Weg kreuzt steckt, dass er nun Vater wird), erlebt er die Schwangerschaft anders als ich selber. In MIR wächst dieses Kind, ICH erlebe die hormonellen Rauschzustände im positiven wie im negativen Sinn, MEIN Körper verändert sich mit allen Gedanken, die darum kreisen und ICH war es, die die Kleine irgendwann zum ersten Mal gespürt hat. Wie enttäuscht war ich, dass er die m. E. heftigen Bewegungen mit seiner Hand auf meinem Bauch nicht gespürt hat. Die Papas in spe sind halt oftmals außen vor, können das Erlebte nicht oder nur zeitversetzt teilen und sich eben auch in diese emotionale Situation nicht hineinversetzen.
Aber dafür gibt es dann Foren wie dieses, in denen man Gleichgesinnte trifft. Eine andere Alternative (die ich aus Zeitgründen leider nicht wahrnehmen kann) ist übrigens ein früher Besuch von Geburtsvorbereitungskursen, in denen man andere Schwangere trifft und sich austauschen kann. Hier z. B. kann mal so richtig Dampf abzulassen, sich ausheulen, schwärmen bis zum Abwinken oder oder oder. Manchmal schreibe ich tagelang gar nichts, dann wieder solche Romane wie heute. (Aaaaargh, soooo lang sollte das eigentlich gar nicht werden!) Aber gerade im Moment verspüre ich wieder so einen genialen Hormonrausch incl. entsprechendem Mitteilungsbedürfnis, bei dem eben die Freude über das kleine Wesen in mir überwiegt. Ein geiles Gefühl!!! Horch mal in dich rein – dann spürst du es bestimmt auch! :ablachen
Ich wünsche dir einen tollen Tag :sonne
Kikra
(
reg ET: 10.08.2004)