Also:
Wenn meine Kleine mal wieder 10 Minuten brüllenderweise neben mir sitzt und dazu vielleicht auch noch mít Füßen trampelt und mit den Fäusten auf dem Boden rumhämmert, weil sie ein einfaches ruhiges "Nein" nicht einsehen will, dann sehe ich nicht ein, mir das noch länger anzutun.
Kinder MÜSSEN ihre Grenzen ausleben.
Aber ich MUSS ihr dann auch die Grenzen zeigen.
Und wenn kein Gespräch, keine Erklärung, kein In-den-Arm-nehmen oder sonst irgendwas in dieser Richtung hilft, dann bringe ich meine Tochter lieber in ihr Zimmer als daß ich irgendwann die Nerven verlieren könnte und losbrülle, schimpfe oder sie sogar schlage. DAS ist kein gutes Vorbild.
Sie testet mit ihrer Brüllerei auch immer wieder aus, wann ich explodieren könnte. Das war anfangs auch leider so. Nur so wie sie lernt, lerne ich auch durch sie. Jeden Tag. Jetzt kann sie lange warten, dass ich schimpfen könnte. Nix, sehe ich doch nicht ein. Meine armen Stimmbänder. ;D
Den Tipp, dass man sein Kind in solchen Situationen ins Zimmer bringen könnte habe ich zum einen von einem Vater, der auch beruflich in dieser Richtung was zu tun hat (fragt mich aber bitte nicht, was das noch mal war) und zum anderen wird es auch in Erziehungsratgebern (bin ich eigentlich skeptisch gegenüber, da jedes Kind anders ist, aber das passt) geraten.
@ Die Stille:
Du hattest geschrieben:
"Entweder es verhält sich so, wie man es erwartet, oder es wird ausgeschlossen."
Das ist Blödsinn. Ich drücke meiner Tochter nicht auf, wie sie gefälligst zu sein hat. Sie hat ihren Charakter und ihre Eigenarten, die ich ihr ganz bestimmt nicht wegerziehen will.
ABER: Wir sind hier eine FamilienGEMEINSCHAFT und nicht der "königliche Hof" um unsere Tochter herum.
Und in einer zwischenmenschlichen Gemeinschaft gibt es nun mal auch Regeln.
Und dazu gehört sicherlich nicht, daß man losbrüllt und eine Viertelstunde lang Terror macht, bis man dann vielleicht doch das bekommt, was man möchte. Dadurch bekommt man es nämlich erst recht nicht.
Wenn ich mich gegenüber meiner Familie, Freunden und Bekannten so benehmen würde, daß ich losbrülle, meckere, schmolle, mich auf den Boden werfe, wenn mir irgendwas nicht passt, dann würden sie ziemlich schnell einen weiten Bogen um mich machen. Von mir wird auch erwartet, dass ich mich vernünftig benehme. Wieso soll meine Tochter das nicht auch lernen, so wie ich es gelernt habe.
NUR: ich wäre damals froh gewesen, wenn ich nur ins Zimmer gebracht worden wäre zum auskühlen.
Und mir ist lieber, dass meine Tochter es hier bei Papa und Mama lernt, dass es so nicht geht, als dass sie später (Grundschule und älter) mit einem Verhalten unangenehm auffällt und irgendwann ganz schnell der Außenseiter ist. Hier ist nach ein paar Minuten wieder alles O.K. und wir reden danach drüber und es wird geknuddelt. Wenn man jedoch z. B. in der Schule einmal der Außenseiter ist, dann renkt sich das nicht mehr so schnell ein. DAS möchte ich meiner Tochter ersparen.
Meine Tochter lernt auf diese Weise, dass sie mit ihrem Verhalten nicht in der Gemeinschaft so weiterkommt.
Wenn ich sie ins Zimmer bringe, dann setze ich mich entweder mit zu ihr und versuche mit ihr sofort zu reden oder ich gehe für eine Weile raus. Je nach dem, wie sie in dem Moment drauf ist. Denn es gibt bei ihr auch da Unterschiede vom Verhalten.
Sie weiß, das haben wir ihr inzwischen oft genug gesagt, dass sie, sobald sie sich beruhigt hat, wieder zu uns kommen kann. Die Tür wird nicht zu gemacht oder gar abgeschlossen, denn so was ist grausam, da stimme ich zu.
Wenn sie jedoch sich wieder beruhigt hat und noch im Zimmer bleibt, dann gehe ich zu ihr und rede in Ruhe mit ihr. Vorher ist sie nämlich meist nicht ansprechbar, wenn sie ihren Tobsuchtsanfall hat, dafür danach um so mehr und wir können dann ganz normal miteinander reden.
Letztes Jahr war es besonders schwierig mit ihr und da wurde mir auch dieser Tipp gegeben. Inzwischen ist es so, dass sie nicht mehr einfach wegen jeder Kleinigkeit losbrüllt sondern oft genug versucht mich in Ruhe zu überzeugen (Mensch, und da kann sie ganz schön hartnäckig sein

). Oder sie geht bei Diskussionen irgendwann selber schmollend ins Zimmer.
****************************************************************
Ein Beispiel, was passieren kann, wenn man keine Grenzen setzt (ob mit ins Zimmer bringen oder anders):
Ich hatte mal eine Freundin, die eine Tochter (jetzt 4 Jahre) hat.
Von Anfang an konnte ich miterleben, wie die Kleine ihre "Kreativität" und den "goldenen Podest" ausleben konnte. 3 1/2 Jahre lang.
Wenn die Kleine einen Mucks machte, sprang Mama.
Unterhaltungen über zwei zusammenhängenden Sätzen war unmöglich. Töchterchen passte es ganz und gar nicht, dass Mama auch mal mit anderem beschäftigt war.
Die Kleine nennt ihre Mama am liebsten "Arschloch". Und zwar lautstark.
Mama ist der Meinung, dass sie ihre Tochter mit Verbot, dieses Wort zu sagen, noch mehr anstacheln könnte (komisch, bei meiner Tochter brauchte ich es nur zweimal zu verbieten und zu erklären und es war O.K.). Einerseits ist das ja auch richtig, denn Verbote reizen Kinder immer stark, aber andererseits merkt die Kleine, so wie ich auch, wie unheimlich unangenehm es für die Mutter ist wenn die Tochter sie so vor anderen betituliert und macht es dann mit Genuss erst recht (was man sehr gut sehen kann). Toll.
Auch ist es ja absolut kein Problem für die Mutter, wenn ihre Tochter bei mir die Wohnung auseinander genommen hatte. Sie saß lächelnd da, während ich dauernd aufsprang, weil die Kleine hier unsere Wohnung demolierte. Mutter ist nämlich der Meinung, dass Tochter sicherlich besser auf andere hört (als auf sie) und übergab mir sozusagen die Erziehung ihrer Tochter, wenn beide hier zu Besuch waren.
Diese Mutter und ihre Tochter waren letztes Jahr zum Geburtstag meiner Nichte eingeladen.
Eine Freundin hatte extra für meine Nichte eine Kindergeburtstagssahnetorte mitgebracht. Was passierte? Dieses Kind bohrte genussvoll mit ihren Fingern in der Torte rum. Wir sahen es etwas zu spät und schritten ein. Mutter hatte ihre Tochter die ganze Zeit stolz lächelnd beobachtet.
Es gab an diesem Tag noch einige andere Vorfälle, und es ist sicher, dass beide nicht mehr dort eingeladen werden. Auch hatten beide die Stimmung bei den Erwachsenen merklich vermiest.
Dies ist jetzt sicherlich ein sehr extremes Beispiel dafür, was ist, wenn man keine Grenzen setzt. Aber es fiel mir spontan ein, als ich dieses Posting las und daran dachte, was ist, wenn mein Kind so extrem auffällt, wie dieses Mädchen, von dem ich hier schrieb.
Ist ein Kind z. B. Hyperaktiv, ist es was anderes als wenn ein Kind einige zwischenmenschliche Dinge nicht beigebracht bekommt.
Es wird ihm einiges in seinem Leben erschweren.
Dadurch, dass die Kleine so ein Verhalten hat, haben sich schon einige Leute (auch ich) von den beiden distanziert. Und muß das sein?
Es gibt nun mal Grenzen, die Kindern aufgezeigt werden müssen.
Und bei einigen Kindern hilft manchmal nichts anderes als diese "Auszeit".