Gedanken zu ADS

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die_stille

Guest
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karinchen

Guest
Danke!

Danke stille für diesen schönen Beitrag! Nachdem mein Schatz neben einer Gruppentherapie nun auch auf Medikinet eingestellt wird ( seit zwei Tagen, momentan sind wir erst bei ner 1/2 Tablette am Morgen) und ich gewisse Beiträge in diesem Forum las ( ich konnte nur lesen, mich dazu äußern...da fehlte mir einfach die Kraft) zog mich das Ganze ziemlich runter. Wollte eigentlich einen neuen Beitrag eröffnen was denn nun bei den ganzen Tests bei der Kinderpsychologin rausgekommen ist aber ich konnte einfach nicht mehr...War richtig froh als mein Mann mit den Kindern ausser Haus war...hockte mich in eine Ecke und heulte Rotz und Wasser (weiß nicht wann ich das letzte Mal so geweint habe). Ich fühlte mich als schlechte Mutter weil ich es nicht geschafft habe eine Alternative für die medikamentöse Behandlung meines Sohnes zu finden, obwohl ich auf der anderen Seite weiß das es ihm damit besser gehen wird.
Nun nach deinem Beitrag geht es mir wieder viel besser, er tut so gut!
Danke!
 

annerada

Mitglied
Danke stille, für diesen hervorragenden Beitrag und die Lanze, die du im letzten Absatz für unsere Kinder brichst.

Ich glaube auch nicht, dass es heute so viel mehr Kinder mit ADS gibt, als früher. Ich bin auch davon überzeugt, dass die Reizüberflutung dazu beiträgt, dass die ADS-Kinder heute eher auffallen. Darüber hinaus denke ich, dass Eltern, Lehrer, Kindergärtnerinnen früher einfach mehr Autorität hatten. Wenn der Lehrer etwas gesagt hat, war das Gesetz. Da gab es keine Diskussionen. Das wussten die Kinder und fürchteten die teilweise drastischen Strafen und parierten. Sie konnten auch von den Eltern keine große Hilfe erwarten, denn auch für die war der Lehrer ein kleiner Gott, der vor allem immer Recht hatte. Heute sitzen Eltern sehr schnell, möglichst noch mit ihrem Anwalt beim Schuldirektor, wenn sie ihr Kind ungerecht behandelt meinen.

Ich will auf keinen Fall den früheren Erziehungsstil und den damals gehandhabten Umgang mit Kindern wieder haben, aber ich denke, dass durch die Angst vor Bestrafung die meisten Kinder sich irgendwie zusammengenommen haben und daher ihr ADS nicht auffiel.

Kinder, die in der normalen Schule überhaupt nicht mehr zu bändigen waren, wurden in die Sonderschule (bei uns hieß das damals die „Dummenschule“) gesteckt und irgendwie bis zum Ende der Schulpflicht durchgeschleppt. Die auch dort nicht tragbar waren, kamen in die Besserungsanstalt und waren somit für die „Gesellschaft“ zumindest vorübergehend unsichtbar. Ich will damit auf keinen Fall behaupten, dass damals alle Kinder in der Sonderschule ADS-ler waren. Da spielte auch sehr viel die familiäre Situation eine Rolle.

Zu deinem eigenen ADS möchte ich sagen, dass ich es bewundere, wie du schon als Kind deinen Alltag organisieren konntest. Was du dazu schreibst, ist ja genau das, was heute für die Kinder empfohlen wird, nämlich dass alles seinen geregelten Gang gehen muss, bloß keine Abweichungen vom bekannten.

Hast du als Erwachsene mal eine Therapie gemacht und wenn ja, was, oder hast du dich allein mit deiner Selbstdisziplin über Wasser gehalten?

Auf jeden Fall wünsche ich allen hier ein ruhiges Wochenende ohne Störungen, von welcher Seite auch immer.

Liebe Grüße

Anne
 

annerada

Mitglied
RE: Danke!

Hallo, karinchen,

ich denke. eine solche Phase haben wir alle durchgemacht, auch weil die medikamentöse (Mit-)Therapie teilweise so verteufelt wird. Man sieht ja gerade jetzt hier im Forum, mit welchen Mitteln die Totalablehner arbeiten. Da wird man schon verunsichert.

Nur, eine schlechte Mutter bist du auf gar keinen Fall, wenn du deinem Kind Medikinet gibst. Die anderen Therapien sind ja nicht offensichtlich nicht ausreichend für ihn.

Ich sehe das genau anders herum, wenn du ihm die Medikamente verweigern würdest und er es deshalb schwerer hätte, mit seinem Leben klar zu kommen, würde ich zwar noch nicht unbedingt von einer schlechten Mutter (wie definiert sich das überhaupt?) sprechen wollen, man würde dem Kind aber eine mögliche und sichere Hilfestellung verweigern. Und das ist in meinen Augen bedenklich.

Ich hoffe, dass ich ein klein wenig zu deiner Besserung beitragen konnte.

Liebe Grüße

Anne
 

Nin@19

Neues Mitglied
Hallo Stille,

schöner Beitrag.
Ich bin ebenfalls Hypo. Gegen die Reize und Anforderungen von außen habe ich mich insofern gewehrt, daß ich stundenlang vor mich hin geträumt habe...
Mittlerweile geht es - ich benötige aber immer noch meine inneren Auszeiten.
Mein Sohn hat ADHS, mein Mann hat ADHS und mein Bruder hat ADHS.
Meine Schullaufbahn war relativ unauffällig. Die von meinem Mann und meinem Bruder waren eine Katastrophe. Sie haben es dennoch geschafft, "was zu werden". Aber, um welchen Preis... Ich möchte NIE, daß mein Sohn so seine Kindheit verbringen muß. Im übrigen hatten beide damals natürlich keine ADS-Diagnose - sie waren halt aggressiv, bockig, faul, unbelehrbar etc, etc...
 
K

karinchen

Guest
RE: Danke!

Original von annerada
Hallo, karinchen,

ich denke. eine solche Phase haben wir alle durchgemacht, auch weil die medikamentöse (Mit-)Therapie teilweise so verteufelt wird. Man sieht ja gerade jetzt hier im Forum, mit welchen Mitteln die Totalablehner arbeiten. Da wird man schon verunsichert.
Verunsichert ist noch milde ausgedrückt. Bei mir geht es momentan soweit das ich hier zwar jeden Tag lese aber mich aufraffen muß zu schreiben. Bin momentan nicht stark genug gegen solche Angriffe und hab auch keinen Bock mich zu rechtfertigen.


nur, eine schlechte Mutter bist du auf gar keinen Fall, wenn du deinem Kind Medikinet gibst. Die anderen Therapien sind ja nicht offensichtlich nicht ausreichend für ihn.
Ich denke durch die medikamentöse Therapie kann mein Sohn die Gruppentherapie viel besser aufnehmen. Was bringt es wenn die Therapeutin mit den Kindern redet und mein Kleiner beschäftigt sich lieber mit einer summenden Fliege oder sonstwas weil er sich wieder unbemerkt ablenken ließ und sich einfach nicht konzentrieren kann auf das was die Therapeutin sagt. :whatever

Ich sehe das genau anders herum, wenn du ihm die Medikamente verweigern würdest und er es deshalb schwerer hätte, mit seinem Leben klar zu kommen, würde ich zwar noch nicht unbedingt von einer schlechten Mutter (wie definiert sich das überhaupt?) sprechen wollen, man würde dem Kind aber eine mögliche und sichere Hilfestellung verweigern. Und das ist in meinen Augen bedenklich.
Ja, und mein Kleiner ist voller Zuversicht, er erzählte mir freudestrahlend schon am ersten Tag er könne sich viel besser konzentrieren in der Schule.Vorher war er oft so niedergeschlagen als er heimkam weil er keinen einzigen Eintrag fertig schaffte und dies und jenes vergessen hatte.

Ich hoffe, dass ich ein klein wenig zu deiner Besserung beitragen konnte.
Ja das konntest du, danke Anne :)
 

annerada

Mitglied
RE: Danke!

Hallo, karinchen,

Original von karinchen
Verunsichert ist noch milde ausgedrückt. Bei mir geht es momentan soweit das ich hier zwar jeden Tag lese aber mich aufraffen muß zu schreiben. Bin momentan nicht stark genug gegen solche Angriffe und hab auch keinen Bock mich zu rechtfertigen.
[/qoute]

Die Angriffe abwehren kann man auch nicht. Man kann nur versuchen, durch Argumente zu überzeugen, bzw. argumentieren, weshalb man selbst diesen Weg geht.


Ich denke durch die medikamentöse Therapie kann mein Sohn die Gruppentherapie viel besser aufnehmen. Was bringt es wenn die Therapeutin mit den Kindern redet und mein Kleiner beschäftigt sich lieber mit einer summenden Fliege oder sonstwas weil er sich wieder unbemerkt ablenken ließ und sich einfach nicht konzentrieren kann auf das was die Therapeutin sagt.

Genau das ist der Punkt. Bei den Verhaltens,- ergo- und anderen Therapien müssen die Kinder mitmachen. Wenn sie das wegen ihrer Probleme nicht können, geht die ganze Therapie an ihnen vorbei, kann also auch nicht helfen. Sie müssen ja nicht ewig Medikamente bekommen. Irgendwann kann man sie reduzieren und vielleicht, hoffentlich ganz weglassen.

Ja, und mein Kleiner ist voller Zuversicht, er erzählte mir freudestrahlend schon am ersten Tag er könne sich viel besser konzentrieren in der Schule.Vorher war er oft so niedergeschlagen als er heimkam weil er keinen einzigen Eintrag fertig schaffte und dies und jenes vergessen hatte.

Das ist doch ganz toll.

Ich hoffe, dass ich ein klein wenig zu deiner Besserung beitragen konnte.
Ja das konntest du, danke Anne :)

Das freut mich.

Liebe Grüße

Anne

PS: das mit den Zitaten hat heute nicht so geklappt, ich denke man kann es auch so lesen.
 
U

ute heidorn

Guest
RE: Danke!

Hallo Stille,

vielen Dank für deine netten Zeilen - ind der "Stille" (vorsicht, Teekesselchen!)geboren und uns mitgeteilt, sehr schön.

Hallo Annerada,

Sie müssen ja nicht ewig Medikamente bekommen. Irgendwann kann man sie reduzieren und vielleicht, hoffentlich ganz weglassen.

Genau das ist ja das Ziel der multimodalen Therapie. Ganz kurz gesagt: Die Aufmerksamkeit des Kindes erreichen (zur Not mit Hilfe des Medikamentes), ihm zu einer guten Selbswahrnehmung und Selbstregulation verhelfen und dann das medikament wieder absetzen.

Das kann einige Jahre dauern, aber je früher man anfängt, um so früher ist man auch damit fertig.

Erwachsene haben da ein Problem: Ihre Selbstwahrnehmung funktioniert wegen des AD(H)S nicht richtig. Sie ahben sich auf Grund vieler, leider oft negativer Erfahrungen, Verhaltensmuster und Strategien entwickelt, die für sie hilfreich sind, oft aber mit ihrer Umwelt kollidieren.
Durch die Medikamentengabe wird ihre Selbstwahrnehmung verbessert, sie können sich dann neue effektivere Verhaltensweisen antrainieren. Aber: Erwachsene haben ja nun schon jahrelang eingeschliffene Verhaltensmuster! Die abzubauen, ist gar nicht einfach und erfordert viel Disziplin und noch mehr positive Verstärkung als bei Kindern.

D.h., eigentlich bedürfen die Erwachsenen AD(H)S'ler noch mehr unserer Hilfe als die Kinder, denn sie haben es noch schwerer.
Andererseits haben sie oft schon tolle Bewältigungsstrategien entwickelt und sind mit ihrem Leben einigermaßen im Lot, wenn sie denn wissen, was mit ihnen los ist.

Und in manchen Jobs ist ein AD(H)S recht hilfreich, privat allerdings hapert es dann oft....
Diese Erwachsenen bekommen dann z.B. eine Medikation, um ihre Selbstwahrnehmung in diesem Bereich zu normalisieren, also abends und am Wochenende. Oder gar keine medikation, weil sie sonst ihren Job nicht mehr packen, aber sehr an ihm hängen...


Zu dem Thema gibt es drei sehr spannende und gut zu lesende Bücher:

1. Doris Ryffel-Rawak
"ADS bei Erwachsenen" Betroffene berichten aus ihrem Leben
ISBN 3-456-83631-7

2. Doris Ryffel-Rawak
"Wir fühlen uns anders!" Wie betroffene Erwachsene mit ADS/ADHS sich selbst und ihre Partnerschaft erleben
ISBN 3-456-83959-6

3. Sari Solden
"Die Chaos-Prinzessin"
Frauen zwischen talent und Misserfolg
ISBN 3-933067-02-2

Gruß von Ute
 

freddilysie

Urlaubsreif
Hallöchen

ich bin erleichtert es geht doch noch gesittet.

ich hoffe das es so bleibt und dann kann ich sicherlich auch wieder mal Hilfe holen.

im Moment habe ich schwer zu schlucken an der Diagnose, an das danach, und an das was noch kommt. Macht mir ziemlich angst, hoffe das wir das noch hinbekommen bevor unsere Kleine in die Schule kommt.

Was ich sehr interessant finde das es auch bei Erwachsenen noch Teste zu ADS gibt, wußte ich nicht. Doch was gelernt.

Bis bald und ich hoffe auch mal welchen helfen zu können im Moment kenne ich mich damit noch zu wenig aus.
 
S

Susette

Guest
Buchtipp

Empfehlen kann ich auch:

ADS. Das Erwachsenen-Buch. Neue Konzentrations- und Organisations-Hilfen für Ihr Berufs- und Privatleben.
Oberste Brink Verlag.

Freddilysie, nur leider gibt es zu wenige Therapeuten, die sich auf ADS bei Erwachsenen spezialisiert haben.
 
U

ute heidorn

Guest
RE: Danke!

Entschuldige bitte, du hast völlig Recht!

"richtig" ist in dem Zusammenhang nicht der passende Ausdruck. Was ich meine ist, dass diese Erwachsenen häufig das Problem haben, dass ihre Selbstwahrnehmung anders als beim Durchschnitt der Bevölkerung ist. Dadurch werden sie selbst und ihre Reaktionen oft nicht oder falsch verstanden, oder sie verstehen sich selbst nicht oder falsch.....
Und das trifft bei etlichen nur im beruflichen oder im privaten Bereich zu. Warum, weiß man noch nicht so genau, kann sein, dass da erlernte Verhaltensmuster eine starke Rolle spielen.

Gruß Ute
 

Shanny

Mitglied
Danke an die stille !

Hallo,
ich finde du hast den nagel auf den kopf getroffen,
mit deinen gedanken um ads.

So sehe ich das auch.


liebe grüsse shanny


interessante gedanken zu ads
 
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