Hallo,
ich kann mich den Ausführungen von Ilona nur anschließen. M. E. hängt es stark davon ab, wie sowohl Mutter als auch Kind die neue Situation angehen. Oft sind es nämlich nicht die Kinder, die nicht weg wollen (klar sind sie anfangs zögerlich, wenn alles um sie herum neu ist), sondern die Mütter, die nicht loslassen können. Ist ja auch ein komisches Gefühl, wenn so eine kleine Maus, die immer Mama hatte, wenn es ein bisschen ungemütlich wurde, auf einmal signalisiert, dass es okay ist, auch wenn Mama nicht sofort greifbar ist. Das Gefühl, gebraucht zu werden, ist ja auch ein Schönes. Allerdings ist es auch ein Stückweit egoistisch in Anbetracht der kindlichen Entwicklung. Das Kind muss - um sich später dann im Leben selbstsicher behaupten zu können - immer mal wieder mit ihm völlig neuen Situationen konfrontiert werden. Die in Kindergärten übliche Eingewöhnungszeit lässt ein individuelles Vorgehen zu. Einige Kinder brauchen es kurz bis gar nicht, andere wiederum ein bisschen länger.
Ich spreche auch aus eigener Erfahrung. Jill ist mit 8 Monaten in die Kita gekommen, sogar gleich an 5 Tagen/Woche ganztags - und fand das alles hochinteressant. Sie ist Einzelkind, Spielpartner sind bevorzugt Kinder - das konnte ich ihr nicht bieten. Entsprechend gut hat sie auch die Kita angenommen, immer war jemand da, der sich um sie gekümmert hat. Sie musste nur einmal kurz lauter werden (='anheulen'), prompt richteten sich sämtliche Blicke der Anwesenden (KInder + Erzieher) auf sie und sie wurde beschäftigt. Sie fand das megacool. Erst war sie die Kleine, die betüddelt wurde, später haben sich die Rollen vertauscht und sie hat sich wie eine Mutter der kleinen Kinder angenommen.
Ungemütlich wurde es bei uns erst später. Dann nämlich, als die letzten 1-1,5 Jahre bis zur Schule anbrachen. Denn nachdem sie so früh in den Kindergarten kam, kannte sie schon alles, fand es langweilig und hatte es dann auch über. Ein Stückweit lag das m. E. auch an den Erziehern, die mit dem Status Vorschulkinder völlig überfordert und eher auf Kleine gepolt waren. Jill war richtig übersättigt, als sie kurz vor der Einschulung stand und wir haben die letzten Monate heftigste Nörgelei hinter und bringen müssen. DAS war ätzend. :shake
Aus jetziger Sicht betrachtet war der frühe Eintritt in den Kindergarten aber die beste Entscheidung, die wir für sie hätten fällen können. Sie ist kommunikativ, selbstbewusst und mutig, geistig top fit, motorisch ebenso. Sie diskutiert heftig mit Andersdenkenden, ist aber sozial super integriert und akzeptiert. Bei vielem hat sie die Kita in der Entwicklung unterstützt - ich fand das toll, zumal ich auch nicht so eine Übermutter bin.
Dazu war ich selber auch rundum zufrieden, da meine grauen Zellen jobseitig gefördert wurden, ich auf der anderen Seite die mir mit meinem Kind verbleibende restliche freie Zeit in vollen Zügen genießen konnte. Sicherlich hatte ich um einiges mehr Stress als 'Nur-Mütter', machmal musste ich mich fast vierteilen - und doch habe ich das so nie empfunden. Eine superinteressante Studie zum Thema übrigens hier: http://www.pragdis.de/data/stress_und_familiensituation.pdf (@Ilona, ich hoffe, das ist jetzt keine Werbung ;-))
Vielleicht hilft das ja ein wenig, deine Bedenken zu zerstreuen. Ich schüttele immer nur den Kopf, wenn ich Mütter höre, die es verurteilen, wenn ein Kind früh in die Kita gegeben wird. Oft sind es wirklich nur ganz normale Anlaufschwierigkeiten durch die neue, unbekannte Situation, die man wuppen muss - mehr nicht. Viele Probleme werden künstlich herbeidiskutiert... und manchmal auch, um eine Daseinsberechtigung für die eigene Entscheidung als "Nur-Mutter" noch einmal zu untermauern.
Viele Grüße
kikra