Au ja, das ist ein sehr interessantes Thema, da es mich nicht zuletzt selbst betrifft.
Es ist schon zu merken, dass gerade im Bereich Erziehung ein gewisser Mangel an männlichen Bezugspersonen fehlt. Die meisten Männer in diesem Bereich fangen irgendwann an Sozialpädagogik zu studieren und haben anschließen meist nur noch theoretische kaum praktische Aufgaben.
Siehe Beispiel Grundschullehrer, hier entsteht meist eine Traube von Kindern, die verzweifelt versuchen einen Bezug auf zu bauen. Interessant ist es schon zu beobachten wie besonders Kinder von allein erziehenden Müttern den männlichen Kontakt vermissen, dies habe ich in meiner Eigenschaft als (männlicher) Jugendleiter wirklich live beobachten können.
Ich denke es gibt vor allem 2 wirkliche Kernprobleme und ein Nebenproblem bei dem ganzen Thema:
Nebenproblem Geld:
Ich selbst habe mich schon für eine Umschulung zum Erzieher interessiert, doch nachdem ich mir angesehen habe, was ich jetzt (IT-Branche) verdiene und was ich nach der 5-Jährigen Ausbildung verdienen könnte habe ich diesen Gedanken sofort wieder verworfen. Eine 5-Jährige Ausbildung, in der ich die ersten 4 Jahre nichts verdiene und danach effektiv weniger als aktuell verdiene ist es mir nicht wert, obwohl ich furchtbar gerne mit Kindern arbeite.
Der Mann verdient mehr ist gar nicht so falsch, so lange er nicht in der Sozialbranche arbeitet, denn die ist meiner Meinung nach hoffnungslos unterbezahlt.
Hat jemand gestern den Film *Der Musterpapa* gesehen? Dort kündigte eine Kindergärtnerin ihren Job, weil sie sich ausgerechnet hatte, sie würde mit Putzen einfach mehr verdienen. Krasses Beispiel, trifft es aber gut finde ich.
Hauptproblem Gesellschaft:
Manchmal hat man(n) das Gefühl, die Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren nicht weiterentwickelt und die Meinung, Erziehung wäre Frauensache ist immer noch eine vorherrschende. Doof eigentlich, ist aber so. Vor allem komme ich mir als Mann unter anderem in der Jugendarbeit wirklich fehl am Platz vor. Stellenweise wird man förmlich als perverser abgestempelt. Ich habe viele Kollegen (Männliche), mit denen ich mich austausche und die meisten trauen sich gar nicht so wirklich zu Arbeiten. Nimmt ein Männlicher Jugendbetreuer ein Kind in den Arm erntet er zumindest komische Blicke, wenn nicht sogar Getuschel, das durfte ich selbst schon erleben. Wirklich klasse, ich kann meine (männlichen) Kollegen, die genau solches nicht mehr tun nur allzu gut verstehen. Ich persönlich habe mir in dieser Beziehung (glücklicherweise) ein dickes Fell zugelegt und habe kein Problem damit Kindern körperlichen Zuneigung zu geben, nur scheine ich da wirklich eine Ausnahme zu sein, wie mir eine Kollegin (ausgebildete Erzieherin und Jugendleiterin) erst kürzlich bestätigte.
Hauptproblem Gesetzte:
Blöderweise stehen auch nicht immer die Gesetzte mit männlichen Erziehern oder Jugendbetreuern im Einklang. Gingen wir streng nach Gesetz, dann dürfte ich als Jugendleiter eine Gruppe nur im Beisein einer Frau leiten. (Oder ein Grundschullehrer eine Klasse nur im Beisein einer Grundschullehrerin unterrichten.) Wieso? Nun, nehmen wir z.B. ein hübsches Gesetzt... Die weibliche Lehrerin oder Lehrerin darf die Waschräume / Umkleideräume all ihrer Schüler und Schülerinnen logischerweise betreten. Der männliche darf das nicht, denn als männlicher Leiter oder Lehrer darf ich die Räume, welche nur für Mädchen zugelassen sind nicht betreten. D.h. ich kann ausschließlich im Beisein einer Kollegin mit meinen Kindern wegfahren also z.B. zum Schwimmen gehen. Nicht dass ich etwas gegen meine Kollegin hätte, ganz im Gegenteil, ich bin für (egal ob weiblich oder männlich) jegliche Hilfe dankbar, aber es ist doch irgendwo ein bisschen komisch oder?
Freilich sind mir die Gesetzte, wenn ich den Verdacht habe es geht einem der Kinder unter meiner Obhut schlecht ziemlich schnurze, aber so locker kann ich das dann auch wieder nicht sehen!
Fazit
Aufgrund diverser Beobachtungen, die ich teilweise auch selbst gemacht habe bin ich der Meinung, dass Erziehung
nicht Frauensache ist. Ich habe durchaus fähige Erzieher kennen gelernt, nur schätze ich einfach es muss sich einiges (siehe auch die von mir erläuterten Probleme) ändern, bevor auch das männliche Geschlecht vollendeten Einzug in den Fachbereich Erziehung findet.
Natürlich bin ich der Ansicht, dass Kinder grundsätzlich zwei Bezugspersonen unterschiedlichen Geschlechtes brauchen, denn meiner Meinung nach sollten Kinder selbst entscheiden dürfen für welches Geschlecht sie sich entscheiden und nicht wie in vielen Kindergärten oder Grundschulen 4 Frauen zur Auswahl haben.
In wie weit die Beziehung einer Frau zu einem Kind intensiver ist kann ich an dieser Stelle wirklich nicht sagen, da ich logischerweise nicht wie eine Frau empfinden kann. (Tja, ob das wohl damit zusammen hängt, dass ich ein Mann bin?
)
Im gleichen Atemzug sage ich aber auch, dass Frauen nicht darüber urteilen sollten, denn genau so wenig wie ich einer Frau nachempfinden kann, wird eine Frau einem Mann nachempfinden können. Wie das andere Geschlecht wirklich empfindet wird wohl ewig ein ungeklärtes Rätsel der Menschheit sein...
In wie weit nun ein Frau einem kleinen Jungen nachempfinden oder ein Mann einem kleinen Mädchen lasse ich hier einfach mal ungeklärt im Raum stehen, denn darüber könnte man nun philosophieren, ich denke bis zum eintritt in die Pubertät ist das durchaus noch möglich, dann wird es oftmals seeeeeeeeeehr schwierig.
Liebe Grüße
David, der sich eigentlich nur kurz zu diesem Thema äußern wollte.