Kompliziert -  Kindheit aufarbeiten, muß alles loswerden...

sanny1

immer vorwärts, schritt um schritt...
Hallo ihr alle,

nach langem muß ich auch mal wieder etwas "loswerden". Und da bin ich auch schon beim Punkt: "Wie kann man Dinge, die in der eigenen Kindheit passiert sind, vergessen und abschütteln???
Ich will nicht sagen, daß ich irgendwie schlimm mißhandelt worden bin, das ist sicher nicht der Fall. Ich habe aber Erinnerungen, die mich immer wieder sehr mitnehmen. Vielleicht passiert das auch gerade jetzt, weil ich seit einem halben Jahr mein 2. Kind habe und immer wieder durch bestimmte Situationen ein Erinnerungsfetzen zurückkommt, den ich wohl verdrängt habe.
Ich weiß, daß ich mein Leben lang um die Liebe meiner Mutter kämpfen mußte und eigentlich (speziell in meiner Jugendzeit) so gut wie nichts zurückkam.


Ich habe versucht, meine Erfahrungen in der Kindheit als Richtlinie für die Erziehung meiner Kinder zu machen. Aber nur in dem Sinne, was ich alles NIE tun werde:

-mein Kind NIE zwingen, den Teller leer zu essen.
-mein Kind NIE zwingen irgendeine Hausarbeit für mich zu machen, das muß auch freiwillig funktionieren und das tut es teilweise jetzt schon.
-mein Kind optisch so auf die Straße lassen, daß es sich wohlfühlt.
-meine eigenen Probleme nicht zu denen meiner Kinder machen.
-sie IMMER, wenn sie es brauchen in den Arm nehmen.
-nach einem Streit sie immer trösten, bzw. auf die Kinder zugehen(habe selbst oft Stunden heulend in meinem Zimmer verbracht, OHNE Trost...)
die Liste könnte ellenlang werden.

Gebt Euren Kindern LIEBE. Zeigt ihnen immer wieder, daß sie geliebt werden von Euch Eltern, so wie sie sind. Nehmt sie in den Arm, wenn ihr merkt, sie brauchen es, es gibt nichts schlimmeres auf der Welt für ein Kind (egal wie alt),wenn es das GEFÜHL hat :Meine Mama hat mich nicht lieb...

Heute mal traurige Grüße

mamasanny
 
A

AnnKathrin

Guest
Das hast du schön geschrieben, mamasanny. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Hoffentlich hat dir selbst das Aufschreiben geholfen. Ich habs mit Interesse gelesen.

Liebe Grüße

AnnKathrin
 
E

Engelflügel

Guest
mamasanny,

ich bin so gerührt, dass mir jetzt in diesem Augenblick die Tränen kullern :heul .

Du hast es so schön geschrieben und ich muß an meine Kindheit denken.

Es war nicht anders.

meine Mutter spülte kaum, wir mussten spülen, jeden Mittag. Sie legt sich faul aufs Sofa. Samstags hieß es dann für uns Kinder, putzen, Staubwischen, kehren, saugen usw.

Auch am Tisch habe ich das Essen in meinem Mund gesammeltj, bin dann auf die Toilette gegangen und habe es raußgekotzt. Auch ich mußte sitzen bleiben, bis mein Teller aufgegessen war.

Und von den Prügeleien meines Vaters will ich nicht mehr eingehen.

Man kann niemals vergessen was war, aber man kann lernen damit zu leben und irgendwann verzeihen.
 

Bytemaster007

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Hallo Mamasanny,

wenn ich sowas lese, könnte ich Wut bekommen - wie kann man Kinder nur so behandeln :firedevil

Du solltest aber bei der Erziehung deiner Kinder nicht ins andere Extrem verfallen. Kinder brauchen nicht nur Liebe, Vertrauen und Geborgenheit, sie müssen auch lernen Verantwortung zu tragen (kleinere Arbeiten im Haushalt übernehmen - wenn es sein muss, auch mit ein wenig Druck), mit Geld umzugehen/sich selbst zu akzeptieren (man braucht nicht ständig die neuesten Markenklamotten um sich wohl zu fühlen), sich mir ihrer Umwelt zu arrangieren (wenn Streitigkeiten zwischen Kindern nich zu ernsthaft oder einseitig sind, hält man sich als Erwachsener besser raus), ...

Ich hoffe, das klang jetzt nicht zu hart - bin eigentlich auch kein sehr strenger Vater, und meine Kinder bekommen sicher auch genügend Geborgenheit und Unterstützung. Ich sehe mich aber auch in der Verantwortung, meine Kinder auf ihr Erwachsenensein vorzubereiten - und dazu gehört nicht nur Liebe sondern auch Erziehung (im besten Sinne).

Liebe Grüße,

Bytemaster
 
D

die_stille

Guest
Für mich ist es immer wieder ein Rätsel, wie Mütter sein können. Ich frage mich, wie unsere Kinder wohl einmal über uns reden werden???

Es geht nämlich einfach über meinen Horizont, dass Mütter absichtlich ihre Kinder quälen....... ich kann das einfach nicht glauben. Vielleicht weiß manche Mutter sich einfach nur nicht anders zu helfen?

In Deinem Fall könnte ich mir vorstellen, dass Deine Mutter gesundheitlich und wegen der Sorge um Deine Schwester völlig überfordert war. Dass auch Dein Vater bei ihr nichts ausrichten konnte, spricht eigentlich dafür, dass sie auch psychisch angeschlagen war.

Wie auch immer, Du hast es aushalten müssen und das war natürlich nicht in Ordnung. Ich finde es aber gut, dass Du heute ein einnigermaßen normales Verhältnis zu ihr hast.

Vieles, was Du geschrieben hast, kenne ich aus meiner eigenen Kindheit........ z. B. das mit den Haaren, aber auch das mit der Schlampigkeit.......... mit der Faulheit usw. Und auch mir wurde mein Bruder ständig vorgezogen, wird er auch heute noch.

Aber ich hab damit längst abgeschlossen...... es war so und es ist so, was kann ich daran ändern? Gar nichts und darum ist es besser, sich einfach damit abzufinden.

Meine Mutter ist heute 73 Jahre alt, war bis vor wenigen Wochen geistig und körperlich fit wie ein Turnschuh. Jetzt lässt sie auf einmal in allen Bereichen nach und wird selber zum Kind. Und weißt Du was? Bei mir ist da kein Groll mehr und keine Gedanken wie z. B. jetzt bin ich auf einmal recht oder sowas........ und das zeigt mir, dass ich wirklich damit abgeschlossen habe.

Letztlich hat ja alles im Leben Konsequenzen und ich glaub, dass auch eine Mutter wie Deine oder meine irgendwann im Leben ihre Verhaltensweisen überdenken........ dass Selbstvorwürfe kommen und ihnen klar wird, wie verkehrt ihre Handlungsweise war. Und wenn eine Mutter einsehen muß, dass SIE ihrem Kind Böses zugefügt hat....... ich glaub, das ist das Schlimmste überhaupt für eine Mutter.

Noch am Rande........ so wie Deine Schwester sich heute benimmt, ist eigentlich die logische Folge ihrer früheren Verwöhnheit! Ich fürchte, sie wird es noch schwer haben im Leben. So gesehen kannst Du wieder froh sein, durch eine andere Schule gegangen zu sein........
 

sanny1

immer vorwärts, schritt um schritt...
Lieben Dank euch allen, allein schon, daß ihr das gelesen habt.
Ich bin mir auch durchaus der Gefahr bewußt, daß ich bei meinen beiden Jungs ins andere Extrem abrutschen könnte, aber ich hab das (ganz bewußt) ganz gut in den Griff bekommen, glaub ich.
In den wichtigsten Dingen bin ich schon sehr konsequent, denn ich sage schon seit mein Großer auf der Welt ist immer: Gleich nach der Liebe zu meinem Kind kommt die Konsequenz. und daran halte ich mich auch.
Auch Markenklamotten und schnickschnack kann ich meinen Jungs nicht bieten, so war das nicht gemeint. Ich meinte damit, daß ich meinen Jungs die
Möglichkeit, ihren eigenen Geschmack zu entwickeln nicht nehmen möchte(muß sich natürlich nach unserem Geldbeutel richten ;D )
Es gibt nur einen Punkt, an dem mein Großer mich packen kann: Wenn es mal zu spät wird zum Baden und er deshalb auch noch weint, lasse ich ihn zu 90% immer doch noch in die Wanne. Das hängt mir wohl mein Leben lang nach und das wird er wohl irgendwann herausfinden. Das ist auch das, was ich noch nicht wirklich erzählen will, denn ich kann´s einfach noch nicht....

Hätte noch so viel zu sagen gehabt, aber mein Kleiner ist gerade aufgewacht und schreit. Muß jetzt schnell zu ihm.

Bis bald

mamasanny
 
E

Elchen

Guest
Dem,was cat max geschrieben hat,kann ich nur zustimmen..

Mamasanny,ich habe hier vor längerer Zeit,wie Melli und einige andere auch,von unserer schlimmen Kindheit erzählt..Auch bei mir war es meine Mutter..Sie benannte mich mit Wörtern,die ich hier nicht wieder geben möchte,wollte,daß ich als Kind im Nachthemd vom Balkon unserer Wohnung im 15ten Stock sprang.
Sie riss mir unter anderem oft meine Haare aus,sie missachtete mich,sie quälte mich seelisch fast noch mehr wie körperlich....
Die richtig argen Probleme bekam ich dann als Quittung für diese "tolle"Erziehung.Ich bekam vor 2 Jahren plötzlich Angstzustände,Schwindel,Atemnot bis hin zum Gefühl,einen Herzinfarkt zu bekommen...

Ich hatte nur noch Panik,konnte mich nicht mehr richtig um meinen kinder kümmern und bin dann(oh,wie war mir das peinlich!!)zum Hausarzt,bei dem ich jetzt auch schon länger in Behandlung bin.Ich mache seit 1,5 Jahren eine Gesprächstherapie,die einmal die Woche für 50 Minuten mit einer Therapeutin stattfindet und nehme ein Antidepressiva,daß ich gerade wieder am Runterdosieren bin..
Ich war als Baby 1,5 Jahre im Heim,meine Mutter war angeblich krank.Dann holte sie mich wieder raus,warum,weß ich bis heute nicht,denn mehr als eine Fusmatte zum Dreckaputzen war ich nie,bis heute nicht.Ergebnis:Seit Mai keinerlei Kontakt mehr zu ihr,meinem Vater und meiner jünsgten Schwester(17).

Das Problem aber auch:Ich versuche meinen Kindern zu viel des Guten!!Durch die Therapie lerne ich mit der Vergangenheit und der Gegenwart zurechtzukommen und bei meinen Kindern aber nicht ins Gegenteil abzutrifften...Davon muss auch ich "runter"

Ich kann Dir nachfühlen,wie "scheiße"das ist,wenn teilweise wieder Erinnerungen hochkommen,die man "vergarben "hatte.Ich kann nur hoffen,daß Du es einigermassen(mit oder ohne Hilfe)verarbeiten kannst,vergessen wisrt Du nie können,zumindest ich nicht!!!
 
F

fussel

Guest
also das mit der kleinen schwester kann ich nur bestätigen.meine kleine schwester(nur 1,5 jahre jünger als ich9musste auch nie was machen.sie war ja immer soooo klein :sn7 ich musste auch immer helfen beim spühlen ,meine schwester brauchte das nie.sowieso ist ihr sehr viel abgenommen worden.auch heute noch.sie ist 25 ,wird von mama bekocht,sie geht mit meiner mutter einkaufen.auch als sie schwanger war,ist meine mutter täglich mit ihr einkaufen gefahren.ich war zur gleichen zeit schwanger,und durfte nichts heben,weil ich schon wehen hatte(ab 6.mon)naja,aber ich musste ja die einkaufstaschen tragen.was macht meine mutter?fährt mit rprinzesschen an mir und meinen kindern vorbei,und sieht dass ich 2 taschen geschleppt habe...meine kinder müssen mir auch nicht viel helfen.tischdecken und ihre zimmer sauber halten,und ab und an die katzen füttern, den rest mach ich lieber selber...ich hab immer angst gehabt,einen meiner kids zu bevorzugen.deshalb vielleicht auch der grosse altersunterschid von meiner grossen und dem mittleren...aber ich hab meine kinder gleich lieb :inlove und ich weiss auch,dass ich alles besser mache,als meine mutter.meine mutter war echt nicht reif für 4 kinder...traurig,aber wahr.sie kann ja heute noch nicht mal alle enkel gleich behandeln.für sie gibt es nur meinen neffen(er ist 12)mein neffen von meiner kleinen schwester(er ist bald 3)und manchmal meine tochter.sie wird mit geschenken überhäuft während meine anderne 2 nix bekommen.und das hab ich ihr an den kopp geknallt,und zeigte auch wirkung(wenigstens etwas!)
also du bist hier nicht alleine mit dem mutterproblem... :maldrueck du machst es viel besser als es deine mutter jemal gekonnt hätte.und ich glaube auch,die angst genauso zu werden wie die eigene mutter ist am schlimsten.zumindest bei mir.
 
F

fussel

Guest
es wäre am allerschlimmsten,wenn meine kinder mir vorwürfe machen würden,so wie meine grosse schwester und ich meiner mutter machen.ich glaub,dann würd ich zusammenbrechen...
 

sanny1

immer vorwärts, schritt um schritt...
Hallo fussel,

deshalb werde ich mit meiner Mutter auch nie mehr über das Vergangene reden und wenn ich daran ersticke, aber das muß ich ja nicht, ich darf mich ja bei Euch auskotzen. Ich glaube heute auch, daß meine 2 Jungs von dem, was ich erlebt habe etwas profitieren können. Schade ist nur, daß ich nie sagen kann: Mama u. Papa, ich mach alles so wie ihr, denn so war es richtig. Ich weiß nur, was ich nie tun würde, weil ich genau weiß, wie sich das bei einem Kind anfühlt...

liebe grüße

mamasanny
 
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