Hallo Nana,
Sabine hat völlig Recht: Die Anlage zur Legasthenie wird vererbt, das ist inzwischen wissenschaftlich abgesichert. Ob sie allerdings zu einem Leidensdruck führt, ist die nächste Frage. Und dann fragt man sich noch, hat das Kind eine angeborene Primärlagasthenie oder eine Skundärlegasthenie, die sog. LRS? D.H., die Problemursache liegt in anderen Bereichen und die LRS ist erworben. Vielleicht ist das Kind hochbegabt? Oder hat ein AD(H)S? Oder beides, auch Kinder mit allen drei Problemen gleichzeitiug gibt es.
Der HInweis, das Kind von einme Legasthenietrainer testen zu lassen, ist sehr gut, die sind dafür speziell ausgebildet. Und sie können dir beim Training auch weiterhelfen.
Gruß Ute
Aus einem Text der Uni Würzburg aus 2001:
Etwa vier von 100 Kindern sind trotz normaler oder überdurchschnittlicher Intelligenz nicht in der Lage, das Lesen und Rechtschreiben ausreichend zu lernen. Sie leiden an Legasthenie, einer Form der Lese-Rechtschreibstörung, die trotz normaler Intelligenz sowie guter familiärer und schulischer Förderung, trotz körperlicher, psychischer und neurologischer Gesundheit entsteht.
Die Legasthenie beeinträchtigt die schulische und berufliche Laufbahn der Betroffenen schwerwiegend: Tägliche Misserfolge bei schriftsprachlichen Anforderungen trotz aller Lernbemühungen führen bei Schülern sehr rasch zu Lernunlust, zu Schul- und Versagensängsten. In Einzelfällen stellen sich Depressionen und, bei fehlender Unterstützung, sogar soziale Störungen ein.
Die Legasthenie wird mit Besonderheiten bei der biologischen Reifung des Zentralen Nervensystems erklärt, wobei genetische Einflüsse eine ausschlaggebende Rolle spielen. Etwa 40 Prozent der Geschwister und 40 Prozent der Eltern eines Legasthenikers haben ebenfalls Lese-Rechtschreibstörungen. Eineiige Zwillinge sind in sehr hohem Prozentsatz gemeinsam betroffen, zweieiige Zwillinge sehr viel seltener.
Molekulargenetische Studien haben wiederholt gezeigt, dass auf den Chromosomen 6 und 15, aber auch auf den Chromosomen 1 und 2 wichtige Genorte liegen: Diese sind mitbestimmend bei der Entwicklung von Hirnfunktionen, die dem Menschen das Erlernen von Lesen und Rechtschreiben mit den Buchstaben des Alphabets ermöglichen.
Zwei Erklärungsansätze zur Entstehung der Legasthenie bestimmen heute die Forschung: Demzufolge erscheinen Besonderheiten der sprachlichen und - zum geringeren Teil - der visuellen Informationsverarbeitung ausschlaggebend.
Bei der sprachlichen Informationsverarbeitung spielt die so genannte phonologische Bewusstheit eine wichtige Rolle. Dabei handelt es sich um die Fähigkeit des Menschen, Sprachlaute in Schriftsprache wahrzunehmen, also zum Beispiel zu erkennen, dass im Wort Sonne die Laute S, O, N und E vorkommen, dass die Worte Maus und Haus sich reimen oder dass die Worte Maus und Mond jeweils mit einem M beginnen.
Die phonologische Bewusstheit ist auch erforderlich, wenn die akustisch erlernte mündliche Sprache in die Buchstabenfolge eines Wortes "übersetzt" werden soll, wie dies etwa bei einem Diktat der Fall ist.
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Ist Legasthenie vererblich?