Mein Sohn möchte ein Mädchen sein

Linda13

Neues Mitglied
Hallo

Zu erst einmal: Ich weiss nicht, ob ich im richtigen Forumsbereich gelandet bin.

Ich habe ein Problem, dass ich vor einiger Zeit in einem anderen Elternforum schon gepostet, aber praktisch keine Antwort darauf gekriegt habe. Deshalb poste ich hier nochmal den gleichen Text bzw. passe ihn da noch an, wo es zwischenzeitlich weitergegangen ist.


Ich habe drei Kinden: Julia (5), Tanja (7), Kim Daniel (9.5). Kim hat nicht den gleichen Vater wie die Mädchen, aber sie verstehen sich als Geschwister, weil sie von klein auf immer zusammen waren. Ich lebe von meinem Mann (dem Vater der Mädchen) getrennt, aber sie haben regelmässig Kontakt mit ihm. Kims Vater hingegen meldet sich nur etwa einmal im Jahr.

Kim ist hellhäutig und strohblond, feingliedrig und für sein Alter sehr klein. Als wir vor etwa drei Monaten wieder mal unser Mess-Ritual am Türpfosten gemacht haben, war Julia (die sehr gross ist für ihr Alter) zwei Millimeter grösser als Kim. Das fanden alle lustig, auch Kim, der immer sagt, es mache ihm nichts aus, so klein zu sein. Und ich glaub ihm das auch. Irgendwie passt das Kleinsein und sein zierliches Äusseres auch gut zu seinem Wesen: Er ist sehr verspielt, verträumt, singt und summt viel, tanzt bei jedem Ton Musik.

Also eigentlich alles in bester Ordnung, aber vor einigen Wochen eröffnete er mir frei heraus, er wäre gern ein Mädchen. Erstmal hielt ich es für einen Scherz, aber dann sah ich seine Ernsthaftigkeit. Er meinte es wirklich so. In einem langen, guten Gespräch habe ich herausgefunden, dass er erst seit kurzem so fühlt. Das war für mich noch wichtig zu wissen, denn er trägt langes Haar und auch - für einen Jungen - nicht wenig Schmuck. Dadurch sah er schon ab und an wie ein Mädchen aus und wurde manchmal auch für eines gehalten. Aber offenbar hat ihn das weder gestört noch irgendwie bestätigt. Er sei erst vor kurzem zu diesem Wunsch gekommen.

Seither will er sein Haar öfters wie ein Mädchen tragen, benutzt schon mal die Spiel-Schminke von Tanja oder nimmt an "Schminkparties" mit Freundinnen teil. Zu diesen Treffen zieht er sich dann auch eher mädchenhafte Sachen an, so dass er wirklich wie eines aussieht. Das macht mir schon ziemlich Angst, obwohl ich immer noch glaube (oder glauben will), dass das nur eine Phase ist. Zu einem Psychologen bin ich bisher nicht gegangen, weil ich fürchte, dass die Sache verschlimmern könnte. Ich will Kim nicht das Gefühl vermitteln, er sein abnormal.

Seit einigen Wochen hat sich die Lage aber nochmal verschärft und ich muss demnächst handeln, weil Kim jetzt auch in der Schule "als Mädchen" erscheinen will. Mit dem Lehrer - er ist ein Freund - habe ich gesprochen; er toleriert das. Aber die Eltern der anderen Kinder werden das vermutlich nicht so hinnehmen, weshalb es klüger wäre, das offiziell via Schulleitung und dann wohl psychologischer Abklärung anzupacken, meint er. Die Schulleitung ist jetzt involviert.

Etwas kommt erschwerend hinzu: Ich habe für Kim bisher keine Mädchensachen gekauft und die meisten von Tanja sind ihm viel zu gross. So zieht er sich jetzt die seiner 5-jährigen Schwester an und sieht dann schon mal wie ein Kindergartenmädchen aus. Das scheint ihn nicht zu stören, im Gegenteil: Offenbar ist er sogar froh darüber, Kleinkindersachen tragen zu können.

In der Zwischenzeit war ich einmal mit ihm einkaufen. Ich konnte ihn überreden, Mädchenkleider für sein Alter entsprechend zu kaufen (und nicht die für kleine Mädchen) und auch davon abhalten, ein Röckchen auszuwählen. Eine Freundin, deren Tochter auch eher klein ist, hat uns auch noch ein paar Kleider ausgeleiht. Er geht jetzt täglich "als Mädchen" in die Schule. Die Schulleitung hat zugesagt, das bis Weihnachten mal zu beobachten und abzuwarten, wie die Kinder und Eltern reagieren.

Kennt jemand eine ähnliche Situation? Was würdet Ihr tun?

Danke im Voraus
LG Linda
 

Katharina20

*junge Mami..*
ich denke, es ist nicht so schlimm. Es gibt manche Mädels, die wie ein Junge verkleiden.
Das war bei mir auch der Fall. Ich wollte ein Junge sein und verhielt mich auch.
Aber in der Pubertätszeit war es auch dann vorbei.

Ein Junge, der wie ein Mädchen sein will wird komisch angesehen als das Mädchen, das wie ein Junge sein will, denke ich.

Wenn dein Sohn ins Pubertätsalter kommt, wird er vielleicht wieder normal sein.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Falls es die Veranlagung des Jungen ist, dann kann man da nichs machen. Außer ihm bitte mal sagen, dass auch geborene Mädchen nicht alle in Röckchen, Schmuck und Schminke in die Schule rennen. Es stört mich etwas, dass er jetzt weiblicher als weiblich sein will. Fast alle Mädchen laufen doch rum wie Jungs.
Wieso musst du Rücksicht darauf nehmen, wie das andere Eltern auffassen??? Ob die das jetzt "hinnehmen" oder nicht, kann dir egal sein. Ich muss es auch hinnehmen, wenn vereinzelt ein Girl meint, in hohen Hacken und 2 Pfund Schminke in den Unterricht zu kommen und sich meine legere Tochter daran reibt. Jeder wie er will!
 

Linda13

Neues Mitglied
Original von Maju
Außer ihm bitte mal sagen, dass auch geborene Mädchen nicht alle in Röckchen, Schmuck und Schminke in die Schule rennen. Es stört mich etwas, dass er jetzt weiblicher als weiblich sein will. Fast alle Mädchen laufen doch rum wie Jungs.

Danke für Deine Antwort. Das ist aber wohl falsch rübergekommen. Er schminkt sich nicht für die Schule, das werde ich in diesem Alter auch meinen Töchtern nicht erlauben. Und Schmuck trägt er nur dezent, halt zwei Ohrstecker und ein paar Ringe. Er will nicht besonders weiblich wirken, sondern passte sich eigentlich der kleinen Schwester an, damit habe ich Mühe. Er wirkt dann eben wir ein Kindergartenmädchen in der dritten Klasse. Jetzt trägt er immer Jeans und Stiefel (bzw. im Schulhaus Pantoffeln) und obenrum etwa gleich mädchenhafte Sachen wie seine Klassenkameradinnen. So gesehen fällt er nicht auf, ausser wenn man weiss, dass er ein Junge ist.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Wenn er es nicht schlimm findet, was seine Klassenkameraden über ihn denken und sagen, dann wird er sich vermutlich von keinem reinreden lassen.
Bei meinen Kindern sind immer die Gleichaltrigen die höchste Instanz. Und wenn die sagen: "Dein Unterhemd guckt raus", dann ist es plötzlich schlimm, obwohl ich das jahrelang gesagt habe ohne Erfolg.
Wir hatten übrigens auch einen in der Klasse, der mal kurz alle Styles durchmachen musste. ALLE. Ich denke, er war aktiv auf der Suche nach einem passenden Image. Seine Eltern trugen es mit Fassung, auch den Irokesenschnitt.
Ich denke, das sind keine wirklichen Probleme. Und dein Sohn wird dir mal viel Bewunderung entgegenbringen, weil du mit ihm Mädchenkleider gekauft hast und seine Wünsche oder Neigung (wenn es bleibt) ernst genommen hast.
 

Raupe

Raubkatzenbändigerin
Mich irritiert es weniger dass er wie seine Schwestern sein will als dass seine 5jährige Schwester größer ist als der 9,5jährige Bruder ... groß und klein fürs Alter hin oder her.
 

Mirandamond

Aktives Mitglied
Vielleicht ist es eine Phase, vielleicht aber auch nicht.
Cool finde ich es, dass du es im "gestattest" als Mädchen zu gehen, :druecker
Verbote würden hier nämlich eher schaden als helfen.
Ich denke, ein ausgelebte Phase geht schneller vorrüber als ein langehegtes Verbot.
Cool finde ich auch das Verhalten der Schule, echt, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet.

Ob dieser Wunsch Mädchen zu sein nun anhält oder nicht, das ist ganz alleine seine Entscheidung und du als Mutter kannst es mittragen oder auch nicht, auch das ist deine Entscheidung.
Hier Ratschläge zu geben, wären rein spekulativ.


Gruß Bea
 

usagimoon

sadness
Mir wäre es auch egal, was die anderen Eltern denken.
Wahrscheinlich ist es eine Phase, aber es kann natürlich auch mehr bedeuten.
Das zeigt sich erst, wenn er älter ist.

Wegen der Größe warst du aber schon mal bei einem Doc? Ist sein Vater besonders klein?

LG
 

Linda13

Neues Mitglied
Original von usagimoon
Wegen der Größe warst du aber schon mal bei einem Doc? Ist sein Vater besonders klein?

LG

Ja, das haben wir abgeklärt. Er wird gemäss Arzt als Erwachsener ca. 1.60-1.65 gross (klein). Sein Vater ist auch klein und alle in dessen Verwandtschaft ebenfalls. Von daher hatte ich nie erwartet, dass er gross wird. Dass er jetzt zusätzlich langsam wächst, macht es natürlich noch krasser. Aber wie schon geschrieben, er kann gut damit umgehen.

Der Papa der Mädchen ist viel grösser, hat aber in seiner Verwandtschaft Frauen, die nicht extrem gross sein. Die kleine ist jetzt am oberen Rand ihrer Perzentile (oder wie das Ding heisst), wird aber voraussichtlich nicht über 1.75 (so gross wie ich).
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Original von Linda13
Seit einigen Wochen hat sich die Lage aber nochmal verschärft und ich muss demnächst handeln, weil Kim jetzt auch in der Schule "als Mädchen" erscheinen will. Mit dem Lehrer - er ist ein Freund - habe ich gesprochen; er toleriert das. Aber die Eltern der anderen Kinder werden das vermutlich nicht so hinnehmen, weshalb es klüger wäre, das offiziell via Schulleitung und dann wohl psychologischer Abklärung anzupacken, meint er. Die Schulleitung ist jetzt involviert.

Verstehe ich das ganze jetzt richtig, er will mit fast 10 Jahren (4te Klasse?) wirklich als Mädchen in die Schule?

Dann hat er meiner Meinung nach einen wirklich starken Leidensdruck, den der Spott der anderen Mitschüler wird nicht unerheblich sein. Wenn ihm das weniger ausmacht als ein Leben als Junge, dann würde ich dem auch unbedingt nachgeben.

Gleichzeitig würde ich aber wirklich auch einen Psychologen einschalten, schon allein um dein Kind auf seinem schwierigen Lebensweg zu begleiten.

Ich habe keine Ahnung von der Materie und weiß also nicht wo Transsexualität anfängt, aber meine Gedanken gingen spontan in diese Richtung und vllt macht ihr euch auch in dieder Richtung mal schlau. Diese Menschen haben einen immensen Leidendruck und sie benötigen auch Hilfe.

Und auch wenn dein Kindnicht transexuell ist, dann hat es offenbar zur Zeit echte Probleme sich selbst und seine Identität zu finden und da braucht dein Kind meiner Meinung nach unbedingt professionelle Hilfe.

LG,

Tina
 

Linda13

Neues Mitglied
herzlichen Dank euch allen für eure Feedbacks und Anregungen. Das hat mir alles schon geholfen und auch gut getan.

Ich hatte heute privat die Möglichkeit, mit seinem Lehrer zu sprechen (wir kennen uns ja). Er hat mir gesagt, dass mein Sohn in der Schule jetzt viel offener und entspannter ist. Gerade so, als ob er vorher in einem Korsett (oder vielleicht passender: in einem Käfig) steckte und jetzt, da er sich wie ein Mädchen geben darf, in sich selber ruht.

Das freut mich sehr für ihn, denn es ist schon so - und auch das hat mir sein Lehrer bestätigt - dass nicht alle Kinder gut damit umgehen können, dass er jetzt neu Mädchensachen trägt. Es sind fast ausschliesslich Jungs, die ihn jetzt deswegen hänseln. Aber er kann gut damit umgehen, sagt der Lehrer. Mein Sohn könne den "Rowdies" mit Charme und Freundlichkeit begegnen, so dass diese dann irgendwann aufhören und ihn in Frieden lassen. Die Mädchen aus seiner Klasse haben wenig Mühe, wie es scheint. Viele sind seit langem seine Freundinnen und daran hat sich auch nichts geändert.

Der Schritt zum Psychologen ist mir aber jetzt auch vom Lehrer nahegelegt worden. Er hat mir einen Bekannten empfohlen und mir versichert, dass man da auch mal reinblicken kann, ohne dass es einem dann gleich den Ärmel reinnimmt... das ist nämlich meine Angst.

Wir können nächste Woche am schulfreien Mittwochnachmittag vorbei zu einem Kennenlernen. Dann sehen wir weiter.

Jetzt bin ich ziemlich ruhig und auch mein Söhnchen scheint glücklich. Hoffe, alles kommt gut.

Wünsche allen ein schönes Wochenende!
Linda
 

Linda13

Neues Mitglied
Psychologe

Hallo ihr Lieben

Wir hatten gestern Nachmittag den Termin beim Psychologen, und obwohl es - meiner Meinung nach - gut gelaufen ist, bin ich wohl noch etwas durch den Wind, kann zumindest nicht schlafen :-o. So nutze ich die Zeit und fasse kurz das Wichtigste zusammen.

Also: Insgesamt war es wirklich positiv. Der Psychologe (Bekannter von Kims Lehrer) war freundlich und aufgeschlossen, aber vor allem seine Praxispartnerin war eine Wucht. Offenbar hatten die beiden sich gemeinsam auf diesen "Fall" vorbereitet und vereinbart, dass die Frau die "Behandlung" durchführen wird. Und die hat das wirklich super gemacht. Zwar durfte ich die ganze Zeit dabei sein, aber es war von allem Anfang an bis zum Schluss eine intensive verbale und nonverbale Kommunikation zwischen Kim und der Psychologin. Ich glaube, Kim hat ganz schnell vergessen, dass ich auch noch anwesend war (etwas im Hintergrund) und konnte voll auf die Frau eingehen.

Sie haben dann gemeinsam geplaudert, diskutiert, gespielt, gearbeitet, Sachen erlebt... fast den ganzen Nachmittag lang. Anschliessend nahm sie sich noch über eine Stunde Zeit, um mir und ihrem Praxispartner ihre Beobachtungen zu erläutern und Vorschläge für das weitere Vorgehen zu machen. In dieser Zeit durfte sich Kim einen Film anschauen.

Sehr knapp und kurz zusammengefasst empfiehlt sie, die momentanen verschiedenen Bedürfnisse meines Sohnes halb-aktiv zu unterstützen. Sie trennt dabei den Wunsch, ein Mädchen zu sein (und sich wie ein solches zu verhalten sowie als solches wahrgenommen und behandelt zu werden), und denjenigen, das Kleinkind zu sein; letzteres habe ich so nicht realisiert, obwohl mir schon auffiel, dass er lieber Kleinkinder-Kleider trägt und sich seit einigen Wochen viel "kindischer" aufführt. Sie sieht die Wurzel dieser Bedürfnisse in den eher schwierigen ersten Lebensjahren, dem Fehlen des Vaters und daraus dem Wunsch nach Geborgenheit. Sie ist sich sehr sicher, dass die Phase des Kleinkindverhaltens relativ rasch vorübergehen wird, wenn ich es jetzt zulasse und halb-aktiv (zu diesem Begriff komme ich noch) unterstütze.

Bezüglich dem Wunsch, ein Mädchen zu sein, wollte sie keine Prognose abgeben. Sie habe während des gesamten Nachmittags nie einen Zweifel daran gehabt, dass sie es mit einem Mädchen zu tun habe... das hat mich dann schon etwas geschockt und ich bin mir jetzt - ein paar Stunden später - nicht mehr sicher, ob sie nicht einfach testen wollte, wie ich darauf reagiere... mmmh. Jedenfalls relativierte sie dann in dem Sinne, dass seine Reaktionen und Denkmuster viel mehr denen eines Mädchens als denen eines Jungen entsprächen, dass dies nicht in Stein gehauen jedoch schon etwas relativ Stabiles sei. Sie empfahl mir auch auch hier halb-aktive Unterstützung. Aus ihrer Sicht wird es sich im Laufe der nächsten Monate herauskristallisieren, es wäre aber hilfreich, wenn ich mich damit auseinandersetzen würde, dass mein Sohn evtl. in Wirklichkeit ein Mädchen sei. Es sei aber sehr gut möglich, dass der ganze "Spuk" in wenigen Monaten so schnell vorbei sei, wie er gekommen ist, und Kim fortan als ganz "normaler" Junge lebt.

Noch zum Begriff "halb-aktiv". Ich soll offen und empfindsam seinen Wünschen entsprechen, diese jedoch nicht von mir aus noch verstärken oder wecken. Wenn er also das Kleinkind spielen will, soll ich das zulassen und quasi "mitspielen", ihm auch ermöglichen, diese Rolle auszuleben. Ich soll aber nicht von mir aus ihn dazu ermutigen, wenn es nicht von ihm aus kommt. Das gleiche beim Wunsch, Mädchen zu sein. Was das jetzt alles genau bedeutet in den nächsten Wochen, weiss ich auch noch nicht. Es wird sicher spannend, aber irgendwie hatte ich gehofft, dass es einfacher wird.

Ich weiss nicht, ob mein Geschriebsel irgendwie Sinn macht bzw. verständlich ist. Waren mal nur ein paar Fakten, aber meine Gefühle habe ich mir jetzt noch nicht von der Seele geschrieben... ich glaube, ich brauche noch etwas Zeit.

Bitte sagt mir, wenn etwas nicht verständlich war/ist. Vielleicht habe ich wichtige Zusammenhänge ausgelassen.

Bin weiterhin froh um Ratschläge und Tipps, und auch einfach darum, hier darüber reden bzw. schreiben zu können.

Danke euch allen
Linda
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Ich finde es super, dass du uns so ausführlich auf dem Laufenden gehalten hast. Viel zu oft kriegt man nur ein Problem hingeworfen und man nimmt Teil an den Sorgen anderer, erfährt aber nicht, wie es ausging.
Ich dachte spontan, ob dein Sohn nicht ein Zwitter ist. Irgendwelche versteckten Organe?
Maju
 

Linda13

Neues Mitglied
Hi Maju

Überlegt habe ich mir das auch schon und auch schon sehr genau gekuckt, ob man irgendetwas in dieser Richtung erkennen kann. Aber rein äusserlich scheint er ganz Junge zu sein. Denkst Du, dass er zweigeschlechtlich sein kann, und man das von aussen gar nicht sieht?

Vielleicht wäre das eine Abklärung wert. Immerhin hätte das vielleicht auch einen Einfluss auf seine weitere körperliche Entwicklung. Andererseits hat bisher niemand von den involvierten Leuten darüber gesprochen.

Wir haben morgen eine zweite (viel kürzere) Sitzung in der Praxis der Psychologen. Ich frag da mal still (ohne dass Kim es mitbekommt), ob das möglich wäre.

Der heutige Tag war übrigens leider nicht so toll. Die Kinder hatten Papiersammlung und Kim wurde in eine reine Jungs-Gruppe eingeteilt. Sie haben ihn heute so arg gemobbt, dass er sich auch mit seiner freundlichen Art nicht "retten" konnte. Er war und ist noch ziemlich verzweifelt und heult immer wieder bitterlich los. Bin froh, das morgen beim Termin auch gleich platzieren zu können.

LG
Linda
 

Linda13

Neues Mitglied
Hallo Ihr Lieben

In der Zwischenzeit hat sich nicht viel verändert, aber ich wollte Euch noch darüber informieren, dass die "Sitzungen" bei den Psychologen gut verlaufen sind und sich Kim nach wie vor sehr wohl fühlt. Mobbing gab es seither kaum mehr, zumindest hätte ich nichts mitbekommen. Es macht den Eindruck, dass sich auch die Jungs an die neue Situation gewöhnt haben und ihn jetzt eher in Ruhe lassen.

Wir lassen es jetzt mal auf unbestimmte Zeit so weiterlaufen, treffen uns aber regelmässig mit Lehrer und Psychologen.

Eine neue Sorge ist aufgetaucht, aber ich will Euch nicht damit belästigen. Vielleicht ist es ja auch gar nicht so, wie ich das interpretiere. Vielleicht melde ich mich demnächst mal mit einem neuen Beitrag, falls es doch noch zum Problem werden sollte.

Liebe Grüsse
Linda
 

Schiffchen

Namhaftes Mitglied
Gerade läuft im Fernsehen eine Sendung über Jungs, die lieber Mädchen sein wollen - war sehr interessant...

Aber auch ein schwieriges Thema.

Ich drück Euch die Daumen, dass Ihr gute Lösungen für Euren Sohn findet :druecker
 
D

die_andere_Mama

Guest
Da war letztens wie Schiffchen sagte eine Dokumentation in Fernsehen über genau dieses Thema. Verschiedene fallbeispile von Jungs und Mädchen wurden gezeigt. Einen konkreten Ratschlag gab es nicht. Es wurde über die Entwicklungshilfen solcher Kinder (es gibt einen Fachbegriff dafür) gesprochen über Sitzungen um dieses Problem genauer zu untersuchen. Zunächst muss festgestellt werden, ob es sich dabei um eine Phase handelt oder ob sich das Kind wirklich in falschen Körper geboren fühlt. Gerade im Alter zwischen 6 und 10 Jahren kann dieser Wunsch extrem werden. Die meisten Eltern haben sich mit den Wunsch ihrer Kinder angefreundet und nachgegeben, nachdem sie mit den Therapueten darüber gesprochen haben. Im Teenangeralter nahmen sie wachstumshemmende Tabletten, bis sie sich sicher waren, ob sie nun ein Mädchen oder Junge bleiben wollten (damit sich keine Pupertät einstellen konnte wie Brüste wachsen zu lassen, Stimmbruch und so weiter).
In den meisten Fällen hat sich dies in der Pupertät wieder "normalisiert" und der extreme Wunsch verschwand. Bei manchen Kindern hielt der Wunsch an. Die Doku war auf das amerikanische Volk bezogen. In Deutschland wären die Schritte denke ich anders. Aber ein Therapeut kann das genauer einschätzten. Ich finde es gut, das du ihn nicht zwingst, "normal" zur Schule zu gehen und ihn auch seinen Wunsch respektierst. Dasb muss eine menge Kraft kostet. Davor habe ich großen respekt!... Schließlich ist er was auch kommen mag dein Kind und wird es immer bleiben.

Ich wünsche euch das beste und das ihr gut mit eurer Situation umgehen könnt
 

Duroc

Mitglied
Hm, für mich klingt das stark nach Transsexualität... Ich hatte ein wenig mit dem Thema zu tun, weil es in meinem Freundeskreis so einen Fall gibt (allerdings umgekehrt). Vorübergehend habe ich es auch bei meiner Schwester befürchtet, aber die ist zu ihrem Glück doch zufrieden damit, ein Mädchen zu sein, es ist eher der Einfluss von fünf Brüdern um sie herum. :rofl

Es ist gut, dass ihr bereits einen Psychologen habt, denn wenn man dann wirklich eine Hormontherapie beginnt, braucht man soweit ich weiß entsprechende psychologische Gutachten, damit die Krankenkasse die Behandlung übernimmt, und muss auch noch begleitend in Therapie.
Jedenfalls wünsche ich Kim alles Gute, egal ob jetzt auf die Dauer als Junge oder als Mädchen.

:respekt dafür, wie gut du mit dem Thema umgehst!
 

LeanLamb

Aktives Mitglied
Also ich habe jetzt mal das komplette Thema durchgelesen und muss sagen: WOW!Ich schließe mich voll und ganz Duroc an..du hast meinen vollsten Respekt dafür,wie du mit der Sache umgehst! :respekt Echt unglaublich..ich wüsste nicht,wie meine Eltern darauf reagieren würden,und auch nicht,wie ich darauf reagieren würde,wenn meine Tochter den Wunsch hätte,ein Junge zu sein..ich würde mir aber wünschen,es genauso hinnehmen zu können wie du.
Ich wollte dir noch ganz viel Kraft für den weiteren Weg schenken,ich bin mir sicher,ihr beide schafft das - gemeinsam.Und denkt nicht daran,was andere dazu sagen..ich denke mal,es wird immer engstirnige Menschen geben,die dann denken,du wärst daran Schuld,weil du ihn zu sehr 'vertüddelt' hast (ich schätze so würden meine Eltern denken..) :shake..aber hör bloß nicht darauf!Diese Menschen haben einfach ein Mitteilungsbedürnis.. :wand
Ich werde dieses Thema weiter verfolgen und hoffe,du hältst uns weiter auf dem Laufenden! :]

Liebe Grüße,Cila! :banane:
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

zunächst mal: Ich finde es auch gut, dass Du, Linda (auch wenn Du schon eine zeit nicht mehr hier warst), so offen an das Thema heran gehst.

Allerdings sollte man mit Diagnosen, wie sie hier sehr freizügig verfügbar gemacht wurden, sehr vorsichtig sein: Störungen der Geschlechtsidentität in diesem Alter sind recht häufig, und sind bestenfalls ein Hinweis darauf, dass ein Kind transsexuell sein könnte, wobei niemand bis zum Teenager-Alter sagen kann, dass das so ist. Während alle Transsexuellen im Kindesalter Probleme mit der Geschlechtsidentität hatten, sind in der westlichen Welt (für die es verlässliche Daten gibt) nur weniger als ein Prozent der Menschen, die eine Störung der Geschlechtsidentität im Kindesalter aufweisen, transsexuell und leben im falschen Körper.

In 43 Prozent der Fälle ist ein solches kindliches Verhalten schlicht und ergreifend ein Hinweis darauf, dass das Kind sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt, also homosexuell ist, und die Wahl der Kleidung des anderen Geschlechts eine Reaktion auf soziale Normen (Erwartungen) ist: "Wenn ich mich anziehe wie ein Mädchen, dann finden mich die Jungs schön". In dem Moment kann man davon sprechen, dass der Leidensdruck, ganz gleich ob transsexuell oder homosexuell, sehr groß ist, und eine Begleitung durch einen Therapeuten notwendig wird, Dieser Therapeut sollte sich allerdings damit auskennen.

Und damit komme ich auf den nächsten Punkt zu sprechen: Es wundert mich, dass die Therapeutin auf Grund der Körpermaße nicht auf den offensichtlichsten Punkt gekommen ist: hormonelle Störungen. Dies ist in immerhin 52 Prozent der Fälle von gestörter Geschlechtsidentität der Fall. Die Bandbreite läufit hier bei Jungs von einem unbehandelten Hodenhochstand (großes Drama im Erwachsenenalter, wenn er nicht rechtzeitig behandelt wird) bis hin zu genetischen Besondernheiten. Bei Lindas Sohn hatte ich zum Beispiel spontan an das Klinefelter-Syndrom gedacht, dass eben jene weibliche Erscheinungsweise mit sich bringt, und sich recht einfach diagnostizieren (durch einen einfachen Gentest) und behandeln lässt (durch Hormoninjektionen).

Es lässt also nichts in diesem Alter den Schluss zu, dass das Kind transsexuell ist. Es ist unmöglich, eine solche Diagnose in diesem Alter zu treffen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es das ist, ist sogar ausgesprochen gering - was nicht heißt, dass es das nicht ist. Aber das würde man erst in ein paar Jahren sagen können, und bis dahin ist es wichtig, körperliche Ursachen auszuschließen (->Endokrinologe; Humangenetiker) und sich darüber hinaus psychologisch begleiten zu lassen. Dazu zählt auch eine Beratung für die Eltern: Wie viel Mädchenkleidung sollte man zulassen? Wie reagiert man überhaupt richtig darauf?

Es wäre schön, wenn Du Linda, falls Du hier noch liest, mal ein Update gibst.

Viele Grüße,

Ariel
 

3fachmuddi

Neues Mitglied
Hallo,
ich habe mir gerade hier alles durchgelesen und habe ein ähnliches problem mit meinem sohn.
Jason wird im Dezember 5 Jahre alt und steht seit 1 1/2 Jahren total auf alles was mit Mädchen zu tun hat, egal ob Kleidung, Schmuck, Haarspangen etc. hauptsache alles in Rosa, Pink, Lila oder Rot. Zu anfang dachte ich auch es sei nur eine vorrübergehende Phase, zumal er noch 2 Brüder hat.
Aber mittlerweile denke ich wirklich er möchte ein Mädchen sein.
Im Kindergarten hat er die Gruppe gewechselt weil ein neues Kindergartenjahr begonnen hat, 2 wochen lang jeden morgen hat er einen riesen aufstand gemacht wenn er in den Kindergarten sollte, er hat geschriehen und geweint bis zum bitteren Ende, getreten, geschlagen etc.
Ich habe mich mit den Erziehern zusammen gesetzt und wir haben gemeinsam beschlossen das ich ihn frage warum er immmer so einen aufstand macht und in welche Gruppe er denn lieber möchte...
Das habe ich gemacht und ich habe herausgefunden das er wieder in seine alte gruppe möchte, weil in diesem Raum eine verkleidungsecke, eine Puppenecke und eine Schminkecke ist.
Zusammen mit den Erzieherinnen haben wir diese ausprobiert und ihn wieder in diese Gruppe geschickt, seit dem er da ist geht er wieder gerne und freut sich total auf den Kindergarten.
Aber auch zuhause merke ich das er komplett anders ist wenn er sich wie ein Mädchen anzieht, mit mädchensachen spielt und einfach wie ein mädchen behandelt wird. Er lacht viel mehr, er fühlt sich wohler etc.
Das einzige wovor ich ein wenig bedenken habe wenn es so weitergeht wenn er in die schule kommt, ich habe angst das er ausgelacht und gehänselt wird, weil ich nicht weiß ob er stark genug sein würde sich da durchzusetzen.

Um meinungen von euch wäre ich sehr dankbar
Lg natalie
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Hallo Natalie,

Dein Sohn hat noch zwei Jahre bis zur Einschulung, richtig? Da würde ich mir jetzt noch keinen Kopp drum machen. So eine Phase haben viele Kinder in diesem Alter. Laß ihn so weiter machen, ohne ihm da irgendwie reizureden. Die geschlechtliche Identität ist ein sehr persönliches Thema, das Dein Sohn vorwiegend mit sich selber ausmachen sollte. Deine Aufgabe ist da lediglich, ihm beizustehen, wenn er tatsächlich Probleme bekommt. Offenbar tust Du das, denn Du hast ihm seinem Wunsch entsprechend den Wechsel in die Girlie-Gruppe ermöglicht. Aus meiner Sicht ist damit alles in Butter.

Jetzt irgendwas mit ihm anzustellen, obwohl er zufrieden ist, wäre Mist. Wenn er in zwei Jahren tatsächlich Probleme bekommt, könnt Ihr Euch dann damit beschäftigen. Vorbeugend kannst Du ihm bloß beibringen, daß jeder Mensch einzigartig ist und nicht nach seinem Aussehen, seinen Ansichten oder seinen Vorlieben beurteilt werden sollte, so lange dadurch niemand zu schaden kommt. Wenn er das verinnerlicht - und die Chancen dafür stehen AFAICS sehr gut - dann wird er sich von den dummen Vorurteilen anderer weniger beeindrucken lassen und sich seiner nicht schämen. Unter diesen Voraussetzungen sollte er ausreichend stark sein, weiterhin mit sich selbst und seinem sozialen Umfeld im reinen zu sein. So jemand ist uninteressant für Mobber.

Zur sonstigen Prognose kann man leider nüscht sagen. Manche Kinder haben das etliche Jahre durchgezogen, haben schon ihre OPs geplant, und wollten dann ganz plötzlich doch wieder etwas anderes. Da steht die Forschung meist noch vor einem Rätsel. So lange er sich wohl fühlt, mach Dir keine Gedanken über ungelegte Eier. Ich finde es übrigens sehr gut, daß Du ihm da offenbar viel Verständnis und Rückhalt entgegen bringst. Das schaffen nicht viele Eltern.

Liebe Grüße

Dr. Dolittle
 

jordialba

Neues Mitglied
Hallo an Linda13 und alle weiteren Betroffenen,
wie sind Eure Geschichten weiter gegangen? Haben sich Eure Jungen wieder normal entwickelt? Wir sind auch betroffen, unser 13-jähriger Sohn schminkt sich und meint, er sei ein Mädchen. Es ist eine ganz schlimme Zeit für uns Eltern. Einerseits wollen wir für ihn da sein, andererseits wissen wir, welch hartes Leben auf solche Menschen oft zukommt (z.B. Diskriminierungen, Gewalt). Da er sich im Leben kaum durchsetzen kann und von anderen Kindern oft untergebuttert wird, scheint er uns für diesen Weg der Geschlechtsumwandlung nicht geeignet.
 
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