Guter Beitrag, Anouschka, du sprichst mir aus der Seele.
Auch wenn es nicht zu daby's "Stillargument" passt, so hatte sie ja zumindest auch das Buch angesprochen. Daher finde ich es gar nicht so unpassend.
Genauso wie du handhabe ich das auch. Ich lese nicht konsequent in diesem Buch und habe es auch noch nicht durch. Vielmehr habe ich es weitestgehend parallel zum entsprechenden Entwicklungsstand meines Kindes gelesen und greife immer mal wieder danach, wenn ich etwas gegenchecken möchte.
Zwar muss ich daby Recht geben, dass man teilweise den Eindruck hat, die Autoren wiederholen sich (vor allem immer wieder dieser Hinweis, dass sich Kinder unterschiedlich entwickeln...); andererseits muss es aber sogar so sein. Betrachtet man mal die kindliche Entwicklung, so besteht sie zwar aus vielen einzelnen Schritten, die aber mit fortschreitender Zeit in Bezug zueinander geraten. Erst entwickelt sich das Sehvermögen, dann nimmt das Kind Dinge einzeln wahr (den Ball, dann seine Fähigkeit, zu springen) bis hin zum Erfassen des komplexen Ganzen. Es ist also nur logisch, dass man das Gefühl hat, es wiederhole sich etwas, obgleich es im Endeffekt etwas ganz anderes ist: Das Kind sieht einen auf- und abspringenden Ball. Dabei ist das Einzelne mehr als die Summe seiner Teile.. und genau DAS macht das Buch aus.
Was den Ausdruck der "Kindesmisshandlung" angeht, gebe ich Mine auch nur bedingt Recht. Hier wird eine Mutter zitiert, und ein Zitat ist nun einmal eine wortgenaue Widergabe. Und wenn eben diese Mutter in ihrer Wortwahl daneben gegriffen hat, so sollte man das nicht auf das gesamte Buch übertragen.
Aggressionen gegenüber Kindern. Ein absolut tabuisiertes Thema. Ich habe übrigens eine pn zu diesem Thema erhalten, in der jemand genau das ansprach: In einer Gruppe wurde gefragt, ob diese Gefühle jemand kennt. Alle verneinten. Erst im Nachhinein kamen dann die Teilnehmerinnen.. stotternd.. "Ähh... also ehrlich gesagt kenne ich das doch..!" Nur eben die Traute, so etwas offen zuzugeben, ist bei den meisten nicht gegeben. Und da geht es wohl weniger darum, sein Kind zu schlagen als vielmehr um dieses ohnmächtige Gefühl, doch offensichtlich alles getan zu haben und dennoch ein schreiendes Kind vorzufinden. Wer kennt es denn nicht? Man checkt ab, was er/sie wohl hat.. ist die Maus vielleicht hungrig? hat sie eine nasse Windel? Übreprüft also alle SICHTBAREN Motive. Aber was ist mit dem, was man nicht mit dem bloßen Auge sehen kann, z. B. einfach dem Bedürfnis nach Nähe? Wenn sich Schreimotive doch nur leicht von der Stirn ablesen ließen - doch so steht man hilflos vor dem Wurm und weiß nicht weiter. In solchen Fällen war auch ich dann froh, wenn ich ein Buch hatte, in dem ich mal nachschlagen konnte.
In Foren wie diesen (sie stellen für mich eine etwas anonymisierte Möglichkeit des Austausches dar) wird man doch schon angegriffen, wenn man mal Tacheles redet. Ich kann mich noch an einen Beitrag von mir erinnern, in dem ich schrieb, durch das zweistündliche Stillen fühlte ich mich fast schon versklavt. Herrjeh, welch selten brezelige Kommentare ich mir dazu anhören musste. Und ich bin mir sicher, dass es vielen anderen genauso ging.
Sorry, daby, auch ich bin abgeschweift.
Um noch etwas zum Stillargument zu sagen: Ich vertrete da eine ganz andere Auffassung und die lautet, dass ich mich vor niemandem rechtfertigen muss, dem meine Stillerei nicht passt (mal abgesehen davon, dass ich eh nie der Typ war, der in der Öffentlichkeit gestillt hat - aber weil ICH das nicht mochte und nicht, weil mir das andere vergällt haben). Und wenn mich jemand blöd angemacht hätte, dann hätte ich nur gesagt, sie sollen sich um ihren eigenen Kram scheren. Basta! Sich mit solchen Leuten auf eine Diskussion einzulassen, bringt m. E. sowieso nichts.