Hallo,
"Will man auf eine Frage antworten, über die man schon selbst einige Male nachgedacht hat und schon eine gewisse Vorstellung von dem hat, was man zu sagen beabsichtigt, hat man es doch nicht leicht bei der Formulierung der Antwort. Das "Problem" ist, daß wenn man versucht Gedanken in eine konkrete Form zu bringen, diese nicht aufhören sich zu ändern und andere Gedanken hinzuziehen. So wird es immer mehr, was man festzuhalten versucht und ein Teil der zum Schreiben benötigter Energie muß für die Lenkung und Bändigung dieses Gedankenstromes verwendet werden, denn sonst ist es ein Leichtes sich in dem, von den eigenen Gedanken geschaffenen, "Hyperspace" zu verlieren."
Das klingt so, als strebtest Du geradezu faustisch nach der ultimativen Expression Deiner Sentenziosität. Du könntest es auch in Word vorschreiben, und reinkopieren, wenn Du mit den Prozess der verbalen Umsetzung des Ergebnisses Deines Meinungsbildungsprozesses fertig bist. Da das aber ziemlich viele Prozesse auf einmal sind, die in ihrer Genese zudem infintiv sind, könnte es sein, dass ich denke, dass Du damit nie fertig werden würdest. Da ich noch nicht weiss, ob ich das wirklich denke, und mir nicht wirklich sicher bin, ob ich wirklich denke, dass ich mir nicht klar darüber bin, was ich denke, werde ich aber dieses Posting wohl noch 20 Mal ändern müssen, so lange mich niemand davon abhält.
Aber im Ernst: Da in der Welt und darüber hinaus bekanntlich alles zusammen hängt, und die Gedanken und ihre Werdung damit de facto unendlich sind, muss man ihre Freiheit bedauerlicherweise von Zeit zu Zeit mal etwas einschränken. Natürlich kann etwas auch daran oder hieran liegen, aber da wir, und vor allem wir beide, grundsätzlich nur auf der Grundlage der vorliegenden Fakten, sprich dem, was die Vorredner zu einem bestimmten Thema gesagt haben, handeln und urteilen sollten, reicht es, das was man denkt, auf der Grundlage des selbst Erlernten zu schreiben, nachdem man vorher kurz oder länger darüber nachgedacht hat. Den nächsten Gedanken kann man dann nach der Antwort von jemandem anderen preis geben. Das nennt sich Diskussion.
Geht es um eine Diagnose wie zum Beispiel "Ich finde Dich doof" oder "ich habe Dich lieb" ist es sowieso am Besten, den Meinungsbildungsprozess vor Bekanntgabe des Endergebnisses abgeschlossen zu haben, sonst kann es passieren, dass man lebendig zum Frühstück gegessen wird. Denn solche Äußerungen sollten wirklich fundiert sein, auf der Grundlage der Faktenlage, getroffen aus ihrem besten Wissen heraus. Dafür muss man sich aber des eigenen, durch Efahrung, an der Uni, oder meinetwegen auch durch höhere Eingebung erlangten Wissens, auf deren Grundlage man solche Äußerungen trifft, bewusst und davon überzeugt sein. Es gibt Menschen, deren Meinung ich nicht teile, die ich aber dafür schätze, dass sie ihre Meinung gefestigt kundtun. Denn dann kann man das andere tun: diskutieren. Und vielleicht ein gemeinsames, neues Ergebnis finden. Das ist das schöne an der inherenten Imperfektion der Sentenziosität des Menschen: Man ist nie fertig.
Viele Grüße,
Ariel