Organspende - Ansicht als Christ

papaschlumpf

Aktives Mitglied
das mit der Patientenverfügung ist so eine Sache. Ich finde das eigentlich eine gute Sache, hat aber auch so seine Haken. Es gibt die Formulierung erst Schmerzlinderung, dann lebensverlängernd, die ich seit meinem Zivildienst für erstrebenswert halte. Und die Formulierung: keine lebensverlängernden Maßnahmen hat auch seine Grenzen. Ich als Nichtmediziner kann mir erstens darunter recht wenig vorstellen (wird wohl auch mehr juristisch als medizinisch relevant sein), eine Magensonde oder generell künstliche Ernährung oder Sauerstoff-Verabreichung gilt auch schon als lebensverlängernd.

Früher oder später lande ich mit dem Organspendeausweis und der Patientenverfügung immer an dem gleichen Punkt.
1. was will und kann ich im Nichtbesitz meiner geistigen und kognitiven Kräfte meinen Angehörigen zumuten und sie entscheiden lassen?
2. ist mir beim Organspenden meine Verwandschaft, die von mir Abschied nehmen will, wichtiger (unter dem Aspekt der oben diskutierten Nächstenliebe) oder ist es wichtiger, dass ein Organempfänger kurzlebige Organe bekommt?

papaschlumpf
 

Lola

EF-Team
Teammitglied
Ja Papaschlumpf, das ist wirklich sehr schwierig! Irgendwie dreht man sich im Kreis und kommt immer wieder an den selben Punkt an.

Also ich persönlich denke, dass man sich gemeinsam mit dem Ehepartner Gedanken darüber machen sollte, was im Falle des Falles passieren soll. Dann, denke ich, wird es dem Ehepartner im Falle des Falles leichter fallen, mit der Situation des "ich bin nicht an seiner Seite gewesen" fertig zu werden. Denn dann ist das alles im Vorfeld abgeklärt gewesen - man weiss, dass man im Sinne des Verstorbenen gehandelt hat.

LG
Lola

P.S. Ist jetzt irgendwie blöd geschrieben - ich hoffe, es ist verständlich geworden, was ich meine!?
 
S

Seegirl

Guest
Ich bin nicht kirchlich gebunden und habe eine ganz klare Meinung dazu. Ich bin für Organspende. Seit dem 18. Lebensjahr trage ich eine Organspendeausweis mit mir rum und seit vielen Jahren bin ich in die Knochenmarkspenderdatei.

Jeder sollte das für sich entscheiden und festmachen und man sollte auch jedem seine eigene Meinung lassen und nicht versuchen, jemanden davon zu überzeugen.
 

cde

**verwirrt**
Ich persönlich möchte nicht entscheiden müssen ob ich die Organe meiner Eltern, Ehemann oder meines Kindes spende... Bei meinem Kind muss ich egoistischer Weise (momentan gesehen) sagen das ich es wahrscheinlich nicht machen würde.

Übrigens bin ich Katholikin und ich persönlich denke wenn ein Mensch stirbt, dann hat es schon einen Sinn bzw. ist es sein Schicksal. Ob Gott für oder gegen eine Organspende ist? Ich denke eher gegen... Und für lebensverlängernde Maßnahmen kommt drauf an in welchen Rahmen und in welchen Umständen. Ich persönlich würde da die Hoffnung nicht aufgeben wollen/können. Und bei dem Bespiel von Benny der 18 Monate im Wachkoma lag nach einem schweren Autounfall und seine Freundin jeden Tag bei ihm war und die Ärzte absolut keine Hoffnung mehr für ihn sahen... Heute kann er wieder reden, laufen und die beiden wollen oder haben bereits geheiratet. Patientenverfügungen erleichtern ungemein die Hinterbliebenden, allerdings frage ich mich immer wieder was ein Mensch wirklich denkt oder noch fühlen kann wenn er doch eigentlich schon "tot" ist.

Ach ja, ich bin Organspenderin und in der Knochenmarkspenderdatei eingetragen. Ohne jegliche Überlegung würde ich eine Niere oder Blut, oder Knochenmark für jemanden der mir Fremd ist opfern.
 

papaschlumpf

Aktives Mitglied
@kamial.
Verstehe ich jetzt nicht. Wenn Du sagst, der Tod eines Menschen sei gottgewollt oder "Schicksal", dann kreuzt Du die Pläne, indem Du die Leute evtl. durch Deine Spende weiterleben lässt. Da komme ich nicht mit.
Und im Weiteren heißt das dann doch, dass die Medizin keine Fortschritte machen darf. Vor Jahrhunderten hat man den Leuten einen Spiegel vor die Nase gehalten. Wenn der nicht gut bei Puste war und es nicht affenkalt war, hat sich da nix beschlagen. Also ist er verbuddelt worden. Auch sind sicherlich viele Leute an heute einfach zu diagnostizierenden Krankheiten/Infektionen gestorben. Allein, was durch Penicillin gerettet werden konnte... War das nicht gottgewollt? Warum griff er dann da nicht ein?

@Lola_rennt: Du triffst meine Ansicht am Besten. Schwierig finde ich das doch. Wenn man nicht Abschied nehmen kann, ohne gleichzeitig ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, weil der Liebste nun nicht mehr manche Organe spenden kann....
Manchmal ist eine Entscheidung irgendwie nur die Wahl des kleineren Übels.
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Generell schleiße ich mich melas Aussage definitiv an. bin stolze Organspendeausweis tragende und ohne konfeszionszugehörigkeit. Einen Glauben habe ich zwar jedoch deckt sich der in den wenigsten Fällen mit den bekannten Glaubensrichtungen.

Nun zu deinen weiteren Fragen

Original von papaschlumpf
gerade die letzten drei Beiträge spiegeln auch in etwa meine Auffassung wider.
Nur, wo hört man dann auf und wo fängt man an? Besonders, wenn man Organspende aus Nächstenliebe befürwortet.

1. Wann entscheidet meine Frau (die ich als die Entscheiderin, ob lebenserhaltende Maßnahmen weiter fortgeführt werden oder nicht), dass abgeschaltet wird, um in Frage kommende Organe überhaupt verwenden zu können?
Ganz einfach so etwas habe ich z.B. in einem speziellen Testament (patientenverfügung) für solche Fälle fest gesetzt. Wenn es keine große Chance laut der Meinung der Ärzte gibt sollen die Geräte abgeschaltet werden. Bei mir festgesetzt bei einer Überlebenschance ohne bleibenden Schäden unter 10 % da kann auch mein Mann dann nicht einfach sagen das ich weiter an den Geräten bleiben soll.

2. will ich in einer schweren Stunde das meiner Frau zumuten, über "mich" zu entscheiden?
Wie geagt genau aus diesem Grund habe ich das fest gesetzt. Es ist sicherlich immer schwer zu entscheiden wie weit darf man denjenigen noch versuchen am leben zu erhlaten. Hut ab z.B. auch vor meinem Vater der damals entscheiden hat das meine Mutter, sie hatte leberzirose durch hepatites C im Endstaion, nicht an lebenserhaltene Geräte angeschlossen hat. Selbst die ärzte sagten ja damals das es das Leiden nur verlängern würde. Aber dennoch hängt man ja an Mann oder Mutter ud es könnte schnell eine entscheidung getroffen werden die eigentlich nciht wirklich sinnvoll ist da das unabwendbare dadurch nur herausgeögert werden würde.
3. wie sieht es, wenn man sagt, Organspende ok, mit Gentechnik aus, die es evtl. ermöglichen würde, ein "Ersatzteillager" zu klonen? Wo ist da dann der große Unterschied?

Fragen über Fragen.
gentechmik ist der größte Fluch unseres Jahrhunderts und auch der größte Errungenschaft.
Solange die Einsätze dieses Mittels sich zum Heilen und helfen wenden kann man dem sicherlichwenig entgegensetzen, jedoch gibt es auch viele Dinge die das Leben einfach gefährden und diesbezüglich ist meine meinung ganz klar NEIN.

Ergo:
Organe klonen JA
ganze Menschen oder sonst irgendwelchen Unsinn NEIN
 

Fatimeh

Neues Mitglied
Ich bin gegen einem Organspendeausweis. Aber falls z. B. meine Tochter eine Niere von mir bräuchte, könnte sie die haben. Ich kann auch mit einer Niere leben :unsch

LG
Denise
 

cde

**verwirrt**
Original von papaschlumpf
@kamial.
Verstehe ich jetzt nicht. Wenn Du sagst, der Tod eines Menschen sei gottgewollt oder "Schicksal", dann kreuzt Du die Pläne, indem Du die Leute evtl. durch Deine Spende weiterleben lässt. Da komme ich nicht mit.
Und im Weiteren heißt das dann doch, dass die Medizin keine Fortschritte machen darf. Vor Jahrhunderten hat man den Leuten einen Spiegel vor die Nase gehalten. Wenn der nicht gut bei Puste war und es nicht affenkalt war, hat sich da nix beschlagen. Also ist er verbuddelt worden. Auch sind sicherlich viele Leute an heute einfach zu diagnostizierenden Krankheiten/Infektionen gestorben. Allein, was durch Penicillin gerettet werden konnte... War das nicht gottgewollt? Warum griff er dann da nicht ein?

Nein, weil wenn Gott es wirklich will dann wird auch ein kranker Mensch weiterleben können, egal ob mit Gentechnik oder Organspende. Ich denke wenn dann zwei Blutgruppen übereinstimmen und alle Voraussetzungen stimmen ist es auch Gottes wille bzw. Schicksal. Wenn ich überlege das ein Kind um sein leben kämpft und an einem anderen ort genau dann ein unfall passiert und so das Kind gerettet wird, ist es auch schicksal!

Du kannst es bitte nicht so hinstellen als würde Gott permanent irgendwelche Leute sterben lassen? ?( Natürlich kann man jetzt über Wissenschaft und Gott und Naturwissenschaften streiten. Es gibt aber auch einfach Sachen die passieren die man weder Physisch noch Psychisch erklären kann. und damit punkt. Für mich gibt es auf alle fälle eine Art von Gott und Schicksal. Etwas zwischen Himmel und Erde der/die dafür sorgt das alles seine Richtigkeit hat (was das auch immer sein mag) Bloß weil wir etwas falsch halten oder einer anderen Meinung sind muss es noch lang nicht so sein. Es hat schon alles seinen Sinn, für mich zumindest... :winken:
 

papaschlumpf

Aktives Mitglied
Original von kamial

Nein, weil wenn Gott es wirklich will dann wird auch ein kranker Mensch weiterleben können, egal ob mit Gentechnik oder Organspende. Ich denke wenn dann zwei Blutgruppen übereinstimmen und alle Voraussetzungen stimmen ist es auch Gottes wille bzw. Schicksal. Wenn ich überlege das ein Kind um sein leben kämpft und an einem anderen ort genau dann ein unfall passiert und so das Kind gerettet wird, ist es auch schicksal!

Du kannst es bitte nicht so hinstellen als würde Gott permanent irgendwelche Leute sterben lassen? ?( Natürlich kann man jetzt über Wissenschaft und Gott und Naturwissenschaften streiten. Es gibt aber auch einfach Sachen die passieren die man weder Physisch noch Psychisch erklären kann. und damit punkt. Für mich gibt es auf alle fälle eine Art von Gott und Schicksal. Etwas zwischen Himmel und Erde der/die dafür sorgt das alles seine Richtigkeit hat (was das auch immer sein mag) Bloß weil wir etwas falsch halten oder einer anderen Meinung sind muss es noch lang nicht so sein. Es hat schon alles seinen Sinn, für mich zumindest... :winken:

Moment.
1. Mein Neffe hätte definitiv nicht überlebt ohne Operation und gespendetes Gewebe. Ihn Sterben zu lassen hätte ich als Christ und aus ethischer/moralischer Sicht aber erst gar nicht in Erwägung gezogen.

2. wo stelle ich denn irgendwo was hin, dass Gott Menschen sterben lässt? Ich glaube (und lebe) nicht mit einem zornigen rachsüchtigen Gott, sonst wäre die Geschichte mit Jesus ziemlich sinnlos gewesen.

Aber ich mache mir halt in der heutigen Zeit Gedanken, wie weit es "fromm" (doofes Wort, ich weiß) ist, Organspende zuzulassen und aktiv mitzuwirken und wo da die Grenzen beginnen.
Gemeinsam sind wir (der Thread) doch beim Thema Nächstenliebe angekommen und da habe ich eben immer noch mein Problem, wer mir wichtiger ist.
Da gefällt mir Ilonas Ansatz schon recht gut, sicherlich kann man aber auch da streiten, ob der eine oder andere Arzt noch 10% Chancen gegeben hätte oder nicht. Ich kenne aus meinem Zivildienst Fälle, wo Leute eigentlich schon "tot" waren, ich kenne aber auch Fälle, wo man froh war, nicht alles abgeschaltet zu haben, weil Spezialkliniken doch (noch) was haben machen können.

Ein Was-wäre-wenn wird wohl keinem was bringen. Ich entscheide mich auch gerne für Organspende und Patientenverfügung, nur bin ich einer, der dann auch 100% dahinter stehen können muss. Und bisher scheinen mir alle Formulierungen ziemlich interpretierbar zu sein.

Grüße,
papaschlumpf
 

Schiffchen

Namhaftes Mitglied
- Hoffnung -

Letztendlich bleibt Dir, nachdem Du mit Deiner Frau/nächsten Angehörigen über Deine Entscheidung (wie auch immer sie ausfällt!) gesprochen hast, nur die Hoffnung, dass Du a) nie ein Spenderorgan/Knochenmarkspende brauchst und b) wenn Du sie brauchst, Du irgendjemand rechtzeitig findest, der sie Dir gibt und c) Du, solltest Du so jung sterben, dass sich eine Organentnahme "noch" lohnt, auch an jemand gerätst, der Deine Wünsche einhält! Ich glaube, dass ein gewissen "Vielleicht" immer bleibt. Auch wenn Du meinst, alles bedacht zu haben, gibt es sicher irgendwas, was dann total anders abläuft.

Solche Unwägbarkeiten gehören zum Leben dazu. Und das ist letztendlich in meinen Augen dann das, was "Gott gewollt" ist. Wenn jeder sein Bestes gegeben hat und es trotzdem anders kommt, dann hat es so sein sollen.

Ich weiß jetzt nicht, ob ich mich verständlich ausgedrückt habe, wenn nicht, entschuldigt es bitte.

LG Schiffchen
 
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