Hallo Maju,
schau Dir bitte meinen ursprünglichen Eintrag vom 15.08.2012 nochmal in Ruhe an. Da schreibe ich nichts "wissenschaftliches" und auch nichts von irgendeiner "Störung", geschweige denn einer "schwerwiegenden Störung". Das "Wissenschaftliche" hast Du hineingebracht, als Du von "neueren Studien" und "neueren Erkenntnissen" geschrieben hast. Ich habe diesen Aspekt von Dir lediglich aufgegriffen und eine differenzierte Stellungnahme dazu geschrieben. Wenn Du mit "Studien" anfängst und eine Darstellung von mir als "Mythos" diskreditierst, forderst Du eine solche Antwort heraus und als Provokation war es ja wohl auch gemeint.
Wenn Du meine Beiträge sachlicher betrachten würdest, würde Dir auch auffallen, daß ich keineswegs "hinter jeder Kleinigkeit eine schwerwiegende Störung witter(e)". Es ist lediglich so, daß ich bevorzugt solche Anfragen beantworte, wo sich die Frage nach einer eventuell vorliegenden Störung stellen könnte. Der Übergang von "normal" zu "gestört" ist so gleitend wie willkürlich festgelegt. Da werfe ich mich nicht in die Brandung. Mich interessiert bloß, wie den Ratsuchenden, bzw. deren Kindern, am besten geholfen werden kann. So formuliere ich IMHO auch meine Antworten. "Heilen" kann übrigens niemand - das kann bloß die Natur. Selbst Ärzte können bestenfalls therapieren und auch das ließe sich nicht mittels eines Forumseintrags erreichen.
Du schreibst: "Und ich gehe davon aus, dass der "schlagende Junge" kein krankhafter Fall ist, denn sonst hätte die Mutter wohl kaum den Rat von Laien gesucht." - Woher soll eine Mutter, vermutlich selbst Laie, wissen, ob ihr Kind ein "krankhafter Fall" ist? Ob ein Laie hier fragt oder gleich zum Arzt geht, ist sicherlich kein belastbares Kriterium hinsichtlich der Frage nach einer möglichen Pathologie. Ich ging und gehe übrigens auch nicht davon aus, daß der Junge ein "krankhafter Fall" ist, da ich in dem geschriebenen keine Hinweise dafür sehe.
Zu Deiner Frage: "Soll man ihnen jetzt sämtliche Stressauslöser aus dem Weg räumen? " - Nein, sicher nicht. Es darf das Kind nur nicht in Art und Menge überfordern. Um belastbar zu werden, müssen Kinder sich natürlich auch in stressigen Situationen behaupten.
Du schreibst weiter: "Es führt nichts daran vorbei: jeder muss lernen ruhig zu bleiben, der eine mehr, der andere weniger." - Auch dem kann ich uneingeschränkt beipflichten. AFAICS unterscheiden wir uns im wesentlichen hinsichtlich der Frage, auf welchem Weg dies erreicht werden kann. Du schreibst immer davon, man müsse sich "beherrschen" lernen. Ich setze halt einen Schritt weiter vorne an und halte es für erstrebenswert, den jeweiligen situativen Aspekt gar nicht erst als Anlaß für unmittelbare wütende Erregung wahrzunehmen.
Achtsamkeit wäre hierfür ein Schlagwort. Dabei geht es darum, die Dinge um sich herum - vor allem die belastenden - vorzugsweise neutral wahrzunehmen und erst nach einer sorgfältigen Betrachtung und gedanklicher Auseinandersetzung mit den verschiedenen möglichen Wertungen einer abschließenden Bewertung zu unterziehen. Wenn man dann tatsächlich der Meinung ist, daß Wut die beste Reaktion ist, ist das etwas völlig anderes, als wenn man seinem ersten Impuls folgend sofort in wütende Erregung gerät und dann bloß noch die Wahl hat, dies auszuleben oder mühsam wieder herunterzufahren. Falls Dich das interessiert, könnte ich Dir als netten Einstieg in das Thema, speziell für Eltern, "Die Kunst, gelassen zu erziehen." von Lienhard Valentin empfehlen. (Blick ins Buch: http://snipurl.com/24ql6v9)
Ich hoffe, die Wogen haben sich jetzt wieder etwas geglättet. Wir müssen ja nicht ständig einer Meinung oder uns sonstwie ähnlich sein, um friedlich miteinander auszukommen.
Viele Grüße
Dr. Dolittle (für Dich auch gerne einfach "Dolittle", ohne den Doktor