Schwierig -  "Schreibaby" - fühle mich unverstanden

Fju

Neues Mitglied
Ich war am Wochenende bei meinem Schwiegereltern - der Kleine hat sich ganz tapfer gehalten. Es war rundherum sehr viel los und es gab jede Menge Ablenkung und viel zu schauen. Somit hat mein Sonnenschein sich von seiner besten Seite gezeigt.

In solch einem Zustand ist der Kleene aber wirklich höchst selten - und kaum waren wir zuhause, ging das Geschrei dann auch für Stunden wieder los. Als ob er all seine Energie auf die paar Stunden bei den Schwiegis konzentriert hätte, um dann zuhause wieder allen Frust loszuwerden. Vielleicht wars dann im Nachhinein mit der Verarbeitung auch etwas viel. Naja. :(

Der Frust war aber, dass meine Schwägerin sowie meine Schwiegermutter unabhängig von einander zu mir kamen und meinten, "Kinder schreien halt, daran muss man sich halt gewöhnen" oder "Du bist halt noch nicht geübt mit Kindern - erst jetzt, da du K. hast, merkst du, was es heisst, Kinder zu haben. Die schreien halt, das gehört dazu".


:ploed:


Der Unterschied zu den Kinder meiner Schwägerin ist aber, dass man die, wenn sie etwas jammern gut ablenken kann und die dann auch wieder aufhören. Zudem dauerts ne Weile, bis sie richtig schreien. Meiner fährt von 0 auf 100 innert Sekunden hoch und lässt sich dann üüüüberhaupt nicht einfach ablenken oder beruhigen. Ihr Bub schreit beim Ablegen mal ne Viertelstunde - meiner kräht dann gut und gerne ne gute Stunde voll durch.

Ach Mensch - ich kann einfach solche Kommentare nicht brauchen. Ich hab sonst das Gefühl, ich sei überempfindlich oder unfähig - aber DAS BIN ICH NICHT. Ich bin auch nur ein Mensch und wenn das Kind fast täglich über 4 Stunden lang schreit und keine 5 Minuten (!) abgelegt werden kann, ohne dass das Theater wieder von vorn losgeht...!

Die Entlastungsversuche sind bisher eher wenig erfolgreich verlaufen. Der Kleine kräht los, sobald er nach ein paar Minuten merkt, dass er nicht bei Mama ist und dann schreit er sich die Kehle wund. Wenn ich jeweils nach Hause komme, dann ist er so aufgelöst und durchweint, dass er Stunden später noch schluchzt. Er wird zwar nullkommaplötzlich ruhig, wenn ich ihn zurücknehme, aber es ist ein Riesenstress für ihn, wie auch für mich. Ich hab kein entspannendes "TimeOut", wenn ich weiss, dass der Kleine sich die Seele aus dem Leib schreit, bis ich wieder daheim bin :crying


Wie macht ihr das mit der Entlastung?


So - geh jetzt zu meinem Schreihals - der hustet schon vor lauter Schreien und schnappt soviel Luft, dass das Bauchweh nachher vorprogrammiert ist... :traene


Hätt ich ihn nicht soooo lieb, hätt ich ihn schon längst verschenkt ;-) :love1



Fju
 

usagimoon

sadness
Meine erste Tochter hat das ganze erste Lebensjahr geschrien, geschrien, geschrien... irgendwann kam ich damit besser klar, denn ich habe irgendwann eingesehen, das es ihr Temperament ist und keine Koliken oder so Dickkopf, Sturheit und auch schnelles Reinsteiergn, das haben sie von geburt an. Damit muss man eben leben und sie ist jetzt 9 jahre alt. Und Ihr temperament ist immer noch das sele. Dann geh einfach locker mit um. Wenns Kind brüllt, naund? Es ist eben so, es ist seine Art. Lass Dir nix einreden von anderen, die haben echt keine Ahnung. Schreien lassen? Klar ab und zu mal, wenn mand as Gefühl hat auszurasten. Ansonsten ablenken, nicht nervös werden. Denk dran,das Dein Kind, das ist eben so.

leider stimmen aber die Aussagen: Das wird wieder, das dauert seine zeit, denn das its das EINZIGE woran du dich fethalten kannst. ES WIRD IRGENDWANN BESSER. Wann? Kann niemand sagen, aber es kommt. Und wenn es da ist, wirst du daran denken, wie schlimm es war und du wirst stolz sein, wie gut du das hinbekommen hast. Du hast nämlich keine Schuld und du bist keine schlechte Mutter, im gegenteil du bist einer der besten mamis...denn du kommst mit dir klar und du kannst deinem Kind viel Liebe geben...wer kann schon sowas von sich behaupten, trotz extremer Schreianfälle? Die Wenigsten. Ich schick dir deshalb extra viel kraft und versuche viel zu schlafen. Du schaffst das! Das weiss ich!

LG
 
I

IlkaM.

Guest
Schöner Beitrag usagimoon :respekt

Ich kann mit total gut vorstellen, wie anstrengend und kräftezehrend das für Dich ist, Fju! Meine Tochter hat als Säugling/Kleinkind auch gerne in diesen Situationen gebrüllt, in denen sie a) zuviele Sinneseindrücke hinter sich hatte, b) zu viel Fremdes auf die einströmte (Kinderarzt! Ein Horror, bis wir umgezogen sind und einen 'Magier' (Kinderflüsterer) kennengelernt haben ...) oder c) Fremde, auch schonmal der eigene Vater, ihr zu nahe kamen. ICH war die Bezugsperson, ICH musste mich um sie kümmern - jemand anderes hat sie nicht akzeptiert, und es war NICHT so, dass ich mein Kind nicht mit freundlichem Herzen anderen Leuten in die Hand gedrückt hätte.

Mein Mann hat mir ganz am Anfang einen Rat gegeben, der mir sehr geholfen hat: Bei allem Gebrüll - Du musst Dich von diesem Kind ein wenig distanzieren. Nicht auf die Art, dass Du nicht nicht kümmern würdest (ich/wir sind sofort gekommen und haben sie nie schreien lassen), sonders innerlich. Dieses Kind ist tatsächlich, wie usagimoon sagt, auch jetzt schon eine Persönlichkeit mit einem ganz eigenen Charakter. Und vom Moment der Geburt an steckst Du schlicht in vielem nicht mehr drin. Die Nabelschnur wird lang und länger ...

Du bist Mama. Dus bist Andockstation, Aufladegerät, sicherer Hafen. Manche Kinder brauchen Mama viel, viel dringender und intensiver als andere - und deshalb kann es auch kein einheitliches Rezept geben, wie man Kinder "ruhig stellt" - zufrieden macht, entspannt, was auch immer. Es ist immer DEIN Kind und DEIN Herz, auf das Du hören musst.

Ihr müsst gemeinsam herausfinden, was zu viel ist für ihn. Bis wohin kann er äußerlichen Input vertragen, ohne anschließend oder in der Situation selber auszuticken? Wenn Du körperliche Schmerzen ausschließen kannst, dann ist es vielleicht wirklich ein Entspannungsthema.

1. Überträgst Du auf ihn, gerade da er ja eh scheinbar ein sehr sensibles Kind ist, Deine Unruhe und Deinen Stress. Arbeite daran - distanziere Dich, werte das Schreien um (sieh das Potential, nicht das Problem), fange an, Deine Gedanken bei alltäglichen Tröststunden abschweifen zu lassen (während Du mit ihm durch die Wohnung läufst, kannst Du Dir zum Beispiel über die Weltpolitik Gedanken machen - oder darüber, was Du so kochen willst morgen - was auch immer).

2. Es gibt eine menge Entspannungstechniken, angefangen von Babymassage über Lichteffekte oder Seidentücher und abegdunkelte Räume, baden, die Ihr in Euren Alltag einbauen könnt. Zwei, dreimal am Tag eine feste Entspannungsübung eibbauen - auch wenn er augenscheinlich nicht erschöpft oder überspannt wirkt. Er IST es halt schneller als andere Kinder.

Meine Tochter gibt mir inzwischen übrigens ganz, ganz viel zurück durch ihre herausragende Phantasie und ihre Cleverness und - jawoll! - Selbstständigkeit. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und geh' den Weg weiter, dass Du Dein Kind so nimmst, wie es ist! :love1
 

Fju

Neues Mitglied
Ich kenne das gut, dass der Kleine selbst beim Vater nicht beruhigt werden kann oder schnell unruhig und jammerig wird!

Ich lieeeebe meinen Sohn, nicht dass ihr das falsch versteht - er ist in seiner Art so liebenswert und herzerwärmend, dass ich jeden Tag mit ihm geniesse, so anstrengend und zehrend die aktuelle Zeit auch ist. :love1 :love1 :love1

Es gibt halt eben Tage, da geht's wunderbar, da halt ich das Geschrei gut aus, da bin ich geduldig, kann gelassen darauf eingehen und die gute Laune gut erhalten und dann gibt es Tage, da mag ich einfach nicht, da bin ich müde, angenervt, erschöpft und schlecht gelaunt. :gaehn

Wenn genau dann ein solcher "besserwissender" Kommentar kommt, dann kann ich ganz schlecht damit umgehen. Zudem fehlt manchmal etwas das "Erfolgsgefühl" - wenn das Kind entspannt und zufrieden, ruhig und ausgeglichen ist, dann hat man das Gefühl, man hätte "seine Sache" gut gemacht, man hätte die Bedürfnisse erkannt und richtig befriedigt und hätte dem Kind gut getan. Wenn das Kind fast ununterbrochen jammert und schreit, unzufrieden wirkt und unruhig ist, kommt in schlechten Momenten schon der Gedanke, ob man was falsch macht, was nicht richtig erkannt hat, dem Kind nicht gerecht wird.

Es tut gut, mit Müttern zu sprechen, die ähnliches durchmachen oder durchmachen mussten!


DANKE euch :geb4
 
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