Wir und Ritalin Teil 2
Für uns waren und sind sie ein Segen, denn sie haben uns ermöglicht eine Familie zu werden!
Renès Diagnostik wurde über sechs Wochen in einer Familientherapeutischen Einrichtung gemacht. Mediziner und Psychologen haben Renès Verhalten über sechs Wochen lang beobachten und bewerten können. Wir wurden 24 Stunden am Tag beobachtet, angeleitet, beraten und belehrt.
Erziehungsfehler wurden zielsicher entlarvt, uns offengelegt und wir hatten die Möglichkeit mit therapeutischer Anleitung neue Ansätze zu erproben.
Meiner Meinung nach kann man ADSH nur unter solchen Bedingungen eindeutig diagnostizieren und auf das "herumdoktorn" das ja gerade das Ritalin in solch einen schlechten Ruf gebracht hat wollte ich mich von vorn herein nicht einlassen. Sicherlich haben die Fehler die wir in der Erziehung gemacht haben nicht dazu beigetragen das sich Renès Krankheit verbesserte.
Die Erziehungsfehler sind sogar eine logische Folge von unbehandelter ADSH, weil sich die Familie eben in einem Teufelskreis befindet aus Ursache und Wirkung, Reaktion und Gegen-Reaktion. Manche fangen an zu brüllen, maßlos zu strafen, demütigen das Kind, trauen ihm nichts mehr zu, schreiben es ab und zerstören so den letzten Rest an Selbstwertgefühl des Kindes um es dazu zu bringen endlich angemessen zu reagieren...zu funktionieren, was die Situation natürlich noch härter macht fürs Kind. Andere wiederum geben nach, resignieren, lassen den Kindern ihren Willen, geben auf und werde Sklaven der Krankheit und dem Dominanzverhalten ihres Kindes, lassen ihr gesammtes Leben von dem Kind diktieren erziehen nicht mehr, sondern passen sich an weil sie dem Verhalten des Kindes nicht mehr gewachsen sind. Alles ist Recht solange nur keine Konflikte mehr entstehen und nach aussen hin Ruhe herrscht. Ich hatte das Glück an Menschen zu geraten die beraten und aufklären statt zu urteilen, die in der Lage waren die Schuld zu erleichtern und so frei zu machen um neu an zu fangen! Beide Kreise können nur durchbrochen werden wenn die Eltern wieder beginnen postives in ihren Kindern zu sehen, denn wir müssen unser Verhalten als erstes ändern wenn wir wollen das sich bei dem Kind etwas ändert, wir sind die Vorbilder, wir sind die Großen und machen es vor und nur wir können diesen Teufelskreis durchbrechen! Das Ritalin allein darf bei ADDlern nicht als einziges Heilmittel eingesetzt werden, sondern die Eltern sollten ihren gesamten Erziehungsstil überdenken und genau hinsehen ob man sich in diesem Kreis befindet und wo man ihn durchbrechen kann! Dazu gehören auch noch psychologische Betreuung und gegebenenfalls Therapien wie z.B. Ergo...
Ritalin "heilt" ADDler nicht, es schafft lediglich ein Schlupfloch, es gibt eine Ruhepause, die Basis für einen Waffenstillstand auf beiden Seiten (wohlgemerkt bei den Fällen in denen es nicht willkürlich, sondern nach angemessener Diagnostik verschrieben wird) Ritalin macht möglich neue Wege zueinander und miteinander zu finden. Man kann erst positives sehen wenn positives geschieht! Mit Ritalin hat man eine Grundlage um negative Verhaltensmuster, auf beiden Seiten, durch positive zu ersetzen, zu üben, zu festigen und dem Kind so eine Chance zu geben sich innerhalb seiner Grenzen bestmöglich zu entwickeln, seinem IQ angemessene Leistungen zu erbringen, selbstbewußter zu werden und mit seinen Defiziden um zu gehen lernen, bzw. sie auf zu holen!
Die Ritalin freie Zeit z.B. der Nachmittag wird dann zeigen inwieweit Erfolge zu verzeichnen sind. Das Ziel einer Ritalintherapie sollte sein, dem Kind den Alltag zu erleichtern, aber es ist auch notwendig dem Kind unter Ritalin soviel mit zu geben das es sich irgendwann auch ohne die Tabletten gut kontrollieren kann! Einfach nur Ritalin und damit ist gut, darauf stehe ich auch nicht. Dabei kann man vielen Eltern noch nicht einmal vorwerfen das sie es dabei belassen, denn sie wissen es nicht besser..... Welche Eltern mit ADSH Kind wurden wirklich umfassend informiert über die Möglichkeiten die man hat? Ich kenne jedenfalls, abgesehen von uns keine, aber auch bei uns kam das erst viel später, nämlich als ich mich zu dem Klinikaufenthalt mit Renè entschloss und das dem Himmel seih Dank, durchgezogen habe! Aber viele wissen gar nicht das sie diese Möglichkeit haben, oder in ihrer Nähe gibt es keine solchen Kliniken....
Ich halte mich für keine Expertin in Sachen ADSH allgemein, denn selbst gemachte Erfahrungen passen leider nicht für jeden, auch spielen die persönlichen Familiengeschichten eine große Rolle um klar beurteilen zu können welche Therapieformen für jedes Kind in Frage kommen und ob Medikamente oder keine. Aber ich bin eine Expertin in Sachen ADSH bei meinem eigenen Sohn und stehe aufgrund meiner Erfahrungen und unserer eigenen Geschichte voll hinter dem Medikament Ritalin in unserem ganz persönlichen Fall!
So, ich hoffe ich habe jetzt als Neuling in diesem Forum meinen Einstand in Sachen Meinungen und Ansichten gegeben ohne all zu ermüdend gewesen zu sein! :gaehn
Hab mich doch nicht zurückhalten können obwohl ich es fest vorhatte. Aber ich hatte auch nicht erwartet gleich zu Anfang die Anti-Ritalin Sprüche geklatscht zu bekommen!
Noch ganz zum Schluss.
Die Schule übernimmt nicht die Verantwortung dafür das Renè "mit Drogen vollgepumpt" wird, wie manche es so gern sehen wollen, denn dafür tragen allein mein Mann und ich die Verantwortung. Ich wäre sogar verpflichtet die Schule schriftlich von dieser Verantwortung zu entbinden, das war schon im Kindergarten so. Es geht hier auch nicht um die rechtliche Frage der Verpflichtung zur Medikamentengabe, denn da Ritalin nicht ein Medikament ist das lebensnotwendig für die Gesundheit ist wie z.B. Insulin, sondern "nur" das Verhalten beeinflusst und da tatsächlich die Frage im Raum steht ob Renè nicht auf einer Sonderschule besser aufgehoben ist, (IQ hin oder her die Schulen müssen ADSH Symptome aus ihrer Sicht so interpretieren) kann die Schule nicht in die Pflicht genommen werden die Medikamente zu geben!
Hier geht es nicht ums rechtliche denn das ist leider allzu klar, zum Leidwesen der ADDler! Hier geht es um die moralische Frage ob die Schule bereit ist meinen Sohn in seiner Ganzheit mit all seinen Problemen zu sehen, darauf ein zu gehen und in seiner persönlichen Therapie, die jetzt schon ein Jahr lang, zwar langsam, aber straight Erfolge zeigt, unterstützt!
Die Verantwortung für Spätfolgen tragen wir, die Schule nur die Verantwortung das diese eine Tablettengabe am Tag, pünktlich zur selben Zeit erfolgt, mehr nicht!
Renè kann noch nicht selbständig die Tabletteneinnahme übernehmen, leider denn dann wäre ja alles viel einfacher!
Die Unterstützung der Psychologin oder Kinderärztin würde leider auch nicht weiterhelfen, da die Schule bei dem Medikament Ritalin rechtlich abgesichert ist!
Renès Psychologin sitzt im Ausschuss für Ritalin hier bei uns im Kreis und ärgert sich über diese Gesetze schon seit Jahren, aber so ist die Rechtslage und es gibt kein Schlupfloch! Entweder die Schule erklärt sich von sich aus bereit Renè zu unterstützen oder nicht, man kann sie nicht zwingen!
Ich warte die nächsten Tage ab, wenn alle stricke reißen müssen wir wohl oder übel umziehen in ein Einzugsgebiet mit einer Schule die da kooperativer ist!