brauche Rat -  Sohn spiel mit seinem Stuhl

Diversmail

Neues Mitglied
Der Freund von meinem Sohn (beide 36 Monate alt) findet es toll, seine Windel auszuziehen, herumzupinkeln und mit seinem Stuhl zu spielen. Der Stuhl wird dann überall hin geschmiert. Unser Sohn macht natürlich alles nach.

Seine Mutter meint, dass wäre eine Phase, die die Kinder durchlaufen müssten. Wir finden das nicht so lustig.

Wer hat damit Erfahrungen und wie gewöhnt man den Kindern das wieder ab?
 

eva.m.p

Pause
Hallo,

ich habe dieser Erfahrung zwar noch nicht gemacht, kenne es aber zum Beispiel von den beiden Kindern meiner Freundin.
Die Ältere war auch etwa in diesem Alter und fing gerade an aufs Töpfchen zu gehen. Und dann betrachtete sie natürlich auch genauestens, was sie denn da so produziert hatte, nahm es in die Hand, verteilte es in Zimmer Kleidung und auf der kleinen Schwester :sn7

Die Mutter war natürlich alles andere als Begeistert und versuchte ihr zu erklären, dass damit eben nicht gespielt würde. Sie erklärte ihr, was es ist, warum man nicht damit spielt (Krankheiten, Geruch, etc) und irgendwann hat sie das auch begriffen.

Ich denke jedoch, dass diese Phase auch etwas normales ist, die Kinder entdecken ihren Körper, wollen ihn begreifen und verstehen - mit allen Sinnen. Und da gehört natürlich auch der eigene Stuhl dazu: was ist das? wo kommt das her? warum? wie fühlt sich das an? ich denke das sind alles normale Fragen und die Neugier wird so befriedigt, die Kinder lernen sich so allmählich kennen.

Ich würde es einfach ganz viel erklären, mal gemeinsam schauen - aber nicht anfassen - etc... Und nicht gleich böse reagieren, denn der Drang sich kennen und verstehen zu lernen ist ja an sich erstmal nichts schlechtes!
 

ronia

Aktives Mitglied
Hi,

ich wüsste zwar auch in der konkreten Situation nicht, wie ich meinen Ekel unterdrücken sollte, aber Deine Freundin hat schon recht, dass es so eine Phase gibt, die Freud'sche anale Phase:

hier das komplette Kapitel
http://www.psychotherapiepraxis.at/art/psychoanalyse/psychoanalyse.phtml#analephase

hier ein Teil davon, wo das wichtigste dazu und wie man damit umgehen kann steht:

"2. Anale Phase

Ausweitung und Überschreitung des symbiotischen Bereiches, Selbstbestimmung von Nähe und Distanz, Entwicklung hin zu Objektkonstanz und Selbstkonstanz

Zwischen 1. und 3. Lebensjahr verlagert sich die Bedürfnisbefriedigung auf die anale Zone: die anale und urethrale Muskulatur wird trainiert, das Kind lernt, "zurückzuhalten" und "auszustoßen". Es kann nun seit einiger Zeit sitzen, und die Eltern setzen es, um nicht unnötig lang Windeln waschen zu müssen, von Zeit zu Zeit aufs Töpfchen. Das Kind ist nun zunehmend in der Lage, die Darmentleerung willentlich zu steuern, d.h. den Kot entweder zurückzuhalten oder loszulassen. Offensichtlich ermöglicht ihm dies eine neue Weise des Lustgewinns: Kinder dieses Alters benutzen ihren Kot mit ungebändigter Lust als Modelliermasse, bemalen damit auch Bett und Wände und stopfen ihn auch ohne weiteres in den Mund.

Analog zur oralen Modalität erkennt Freud in diesem konkreten körperlichen Vorgang gewissermaßen das Grundmodell einer allgemeinen Lebensgebärde: der Modalität des Besitzens und Hergebens. Tatsächlich stellt sich dem Menschen als einem Wesen, das aufnimmt und einverleibt, logischerweise auch die Aufgabe, zu entscheiden, was und wie viel behalten und was ausgeschieden (losgelassen) werden soll. Das betrifft materielle Güter genauso wie psychische Verhaftungen und geistige ‘Besitztümer’. Nach Ansicht der Psychoanalyse wird das Verhältnis zu diesen Lebensaufgaben in der frühen Kindheit emotional grundgelegt, und zwar eben im körperlichen Erleben eines Vorgangs, der gewissermassen das Grundmodell ist für alles andere, wo auch Behalten oder Hergeben-Müssen bzw. Hergeben-Wollen zur Diskussion steht.

...

Kluge Eltern lassen der Schmutzlust der Kleinen in der analen Phase den ihr gebührenden Raum, indem sie ihnen Fingerfarben geben und sie im Garten mit nassem Sand und nasser Erde so richtig herummatschen lassen. Unkluge Eltern versuchen mit lieblosem Druck, ihre Kinder so früh wie möglich ‘sauber’ zu bekommen, um damit ihren eigenen Ehrgeiz zu befriedigen ("Wissen Sie, Frau Müller, unsere Lisa ist schon seit 4 Monaten sauber!“). Der Wunsch nach Selbständigkeit gerät nun ständig in Konflikt mit den Anpassungsforderungen der Umwelt - um hier eine zufriedenstellende Lösung zu ermöglichen, müssen diese also so formuliert werden, daß sie vom Kinde angenommen werden können.

Alle sog. Zwangsneurosen haben ihren Ursprung in dieser Phase. Im Hinblick auf diesen Zusammenhang spricht die Psychoanalyse von einem ‘analen Charakter’ und meint damit einen Menschen, der überkontrolliert ist, zu fixen Ideen neigt, sich nirgends anpassen kann, stets recht haben muss und gewiss nicht ‘Fünfe gerade sein lassen’ kann."

Und wozu man die Kinder beim Sauber werden "Trainieren" will, hab ich eh noch nie richtig nachvollziehen können. Wozu so viel Aufheben mit einer Checkliste? Wenn die Kinder sich dafür interessieren, kommt es eh von selber. Meine Meinung.

LG
Ronia
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Ich hätte es nicht besser sagen können ronja :rofl Hört sich an wie mein damiliger Arbeitsbogen über das Thema.
jedes Kind hat diese Phase das eine mehr ausgeprägt das andere weniger.
Es kommt auch darauf an wie man selber als Erwachsener mit dem Thema umgeht, verbietet man es dem Kidn ohne Begründung wird es das immer wider machen aus Trotz.
Erklärt man dem kind warum man so etwas nciht macht, versteht es irgendwann und hört alleine damit wieder auf.
 

atropa

Lieb war gestern !!!
Ich finde es schon verständlich,daß Kinder in dem Alter mit ihren Stuhl "spielen" wollen.Immerhin wird viel Aufhebens darum gemacht,daß die Wurst nicht mehr in die Windel kommt,es wird gelobt und sich gefreut.Und dann wird ,normalerweise,alles die Kloschüssel runtergespült. ;D Ein Kind diesen Alters kann das noch nicht wirklich begreifen,aber es will "be-greifen",sprich anfassen.
ich würde auch erklären,das das eben nicht wirklich gesund und schön ist,damit zu spielen und es womöglich noch irgendwo rangeschmiert wird :uebel
Schön fand ich die Idee(wurd im EF hier schon mal erwähnt irgendwo),daß man die Wurst wie ein Schiff in den großen Ozean verabschiedet,so mit Winken und viel Spaß eben.Und dann wird gespült.Tschüss ,Würstchen... :bye: :rofl
 

Damiana

Aktives Mitglied
Trainieren bedeutet üben und insofern find ich den Ausdruck auch nicht so furchtbar. Ich hab diese Seite mal empfohlen, da Diversmail das so schilderte als ob die Eltern des anderen Jungen da überhaupt nicht drauf reagieren.
Die Bücherempehlungen finde ich auch gut.

Ich finde Neugierde auch völlig normal, aber beim beschmieren von Möbelstücken etc. würde ich dann wohl auch eher Fingerfarben oder Matsche anbieten ;-)
 
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