Störung der Totenruhe?

S

sanne

Guest
Was haltet ihr von der Tätigkeit Gunther von Hagens und glaubt ihr, dass er die Totenruhe stört, wenn er Leichen plastiniert?

Er kann ja wohl rechtlich nicht belangt werden, weil er die Leichen "ordungsgemäß erworben" hat.

Kann man eine Leiche überhaupt kaufen?
Wem gehört sie? Was ist sie wert?

Ich bin mir selbst nicht so ganz klar, was ich davon halten soll...
Einerseits glaube ich, dass der Leichnam nur eine Hülle ist und nach dem Tod wirklich keine Rolle mehr spielt.
Andererseits finde ich persönlich den Abschied von einem Verstorbenen durch eine Beerdigung seiner Leiche für mich irgendwie einfacher.
 

tiramisuse

belustigt
darüber hab ich mir noch nie gedanken gemacht, aber du kannst doch schon zu lebzeiten deinen körper nach dem tod für organspenden oder versuchszwecke zur verfügung stellen, denke mal, daß ist bei den plastinierten körpern auch so gelaufen, oder?

ob das eine störung der totenruhe ist, weiß man wohl erst, wenn man tot ist, oder auch nicht....

ich würde meinen körper nach dem tod nicht auseinandernehmen lassen, auch nicht zur organspende, weil ich angst hätte, daß mir in meinem anderen neuen leben etwas fehlt :rolleyes:
klingt vielleicht doof und egoistisch, aber ist meine momentane meinung


hmmm, eigentlich hab ich sogar angst vor einer normalen beerdigung, weil dann so viele viecher auf und in mir rumkrabbeln würden und ich könnte mich nicht wehren, oder doch?
 
D

Dragonlady

Guest
Hallo sanne63,

das finde ich ein sehr schwieriges und vor allem sehr individuelles Thema.

Ich kann demzufolge auch nur für mich sprechen: Ich möchte nicht beerdigt werden! Diese Vorstellung bringt mich dazu zu schaudern. Die Vorstellung in einer dunklen Kiste zu liegen und langsam aber sicher zu zerfallen und zer(ge)fressen zu werden ist wirklich nicht das, dass ich mir selbst wünsche. Daher habe ich beschlossen, mich verbrennen zu lassen.
Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen bereit sind ihre eigenen Körper oder die ihrer Angehörigen zu verkaufen, bzw. zu medizinischen Zwecken zur Verfügung zu stellen. Nur auf diese Art und Weise ist es der Medizin überhaupt gelungen soweit zu kommen wie sie heute ist. Was wäre z.B. die Chirurgie ohne die vielen hunderttausende von Autopsien, die den Ärzten und Studenten erst das innere des Menschen näher brachten?

Ergo: überlassen wir jedem einzelnen die Entscheidung mit seinem Körper zu tun was er möchte und überlassen wir doch auch jedem die Entscheidung, ob er sich das dann ansehen möchte oder nicht. Und ich denke, wenn ich zu Lebzeiten nicht in der Lage bin alles so zu regeln wie ich es nach meinem Tod gerne haben möchte, muss ich diese Entscheidung meiner Familie überlassen.
 
S

sanne

Guest
Ich finde es sinnvoller, den Körper zur Organspende freizugeben.
Aber ich würde mehr auf die Wünsche der Hinterbliebenen Rücksicht nehmen.

Meine Oma hatte sich freigegeben - die "Beerdigung" war dann Monate später und jetzt haben wir nur noch ein Massengrab... das finde ich nicht so einfach, vor allem, wenn man dem Mensch nah gestanden hat.
Die Leiche meines Bruders wurde extra überführt, damit er nach dem Wunsch seiner Freundin begesetzt werden konnte. Sie brauchte das zur Trauerarbeit - ihm wäre es wohl egal gewesen.

Ich denke, die Nachkommen haben noch Gefühle zum Verstorbenen - der Tote selbst kriegt m.E. nichts mehr mit. Was anderes können wir ja nicht wissen...
 
D

Dragonlady

Guest
Original von sanne63
Ich denke, die Nachkommen haben noch Gefühle zum Verstorbenen - der Tote selbst kriegt m.E. nichts mehr mit. Was anderes können wir ja nicht wissen...


hmmm sanne63, wie kommst du bei dieser eigenen Ansicht auf den Gedanken der Störung der Totenruhe? Wenn der Tote nichts mehr mitbekommt, wie kann ich dann seine Ruhe stören? Störe ich im Falle eines Falles nicht eher die Gefühle von Hinterbliebenen und wäre dann nicht eine andere Fragestellung nützlicher? Oder störe ich gar das Ästhetikempfinden oder muss ich mir nicht auch über die Ethik mehr Gedanken machen? ?(
 
S

sanne

Guest
Ich selbst glaube nicht, dass durch die Plastinierung die Totenruhe gestört wird.
Ich wollte das Thema nur erstmal neutral hinstellen.
Ich finde aber, dass von Hagens - wie auch bei Organspendern - die Einwilligung der Verstorbenen brauchen sollte!

Was die Hinterbliebenen betrifft, kann sich sowohl die Freigabe zur Organspende, Forschung oder auch Plastinierung als Problem bei der Trauerarbeit rausstellen. Deshalb sollte die Verwandtschaft zu Lebzeiten darüber reden. "Braucht" jemand aus Glaubensgründen für sich keine Beerdigung, kann er sie ja den Verwandten zuliebe trotzdem ermöglichen...
 

sternchen22

Aktives Mitglied
Hallo,

ich bin dafür, daß man erst seine Zustimmung in Lebzeiten geben sollte, wenn man seinen Körper dazu zu Verfügung stellen möchte. :bldgt Denn wenn man das mit mir machen würde - wäre ich damit auf KEINEN Fall einverstanden! :shake :angst

*sternchen22*
 

Margot

Mitglied
Hi zusammen,
ich bin zwar Organspender, aber ausstellen würde ich mich nicht lassen wollen.
Ich glaube zwar auch, dass ich nach meinem Tod nichts mehr fühle was mit meinem Körper passiert, aber meine "Innereien" zur Schau stellen, nee. Statt Kiste doch auch lieber Feuerbestattung. Ich finde die Idee mit den Friedwäldern schön, wo man seine Asche unter einem Baum begraben lassen kann. Wär mir lieber als so ein "gepflegter" Friedhof.
LG
Margot
 
J

Jessie11

Guest
Hallo,

ich halte Organspenden für sehr wichtig, deshalb stelle ich meine Organe nach meinem Tod zur Verfügung. Da, wo ich dann bin, brauche ich sie nicht mehr. Durch meinen Tod bzw. meine noch brauchbaren Organe ermögliche ich anderen kranken Menschen weiterhin ein schönes Leben.

@ Margot
Ja, so eine Art Friedhof wünsche ich mir auch.
Ich würde meine Asche dann gerne in unserem Naturgärtchen sehen, dort wo auch unsere Tiere liegen.

Grüße von
Jessie
 
S

sanne

Guest
Ich finde es auch ganz wichtig, dass man über die Wünsche der Verstorbenen Bescheid weiß, deshalb sollte jeder zu Lebenszeiten seine Vorstellungen darüber, was mit seinem Körper geschieht, kund tun.
Diese Wünsche werden alle Hinterbliebenen gern berücksichtigen - unzumutbar sollten sie halt nicht sein, denn etwas unmögliches sollte man von seinen Angehöhrigen nicht verlangen...
Wenn kein letzter Wille geäußert ist, muss man sich auf die Einstellung und das Gefühl der Verwandtschaft verlassen.

Aber eigentlich denke ich dabei immer mehr an die Hinterbliebenen als mich selbst. ich glaube nicht, dass ich noch etwas davon mitkriege, wie mit meinem Körper umgegangen wird. ?(
Gut - man weiß es ja nie. Ich kann nur hoffen, dass keiner unter einem bestimmten Umgang mit seiner Leiche leidet. :angst
 
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