brauche Rat -  Traurig

S

Schnüffi

Guest
Ich habe mich, jetzt, nach 9 Monaten an die Diagnose meiner Tochter
gewöhnt (ADHS). Anfangs war ich entsetzt, so wie es damals beim Asthma
von ihr war.
Ich habe zwar gelernt damit gut umzugehen, habe viel gelesen,
bin in Elterntraining, Elternseminar.
Reagiere jetzt besser auf die Probleme, habe wieder mehr Verständnis
für sie gefunden, kann meine Konsequenz und Regeln durchsetzen!
Sehe die Sache mit der Schule nicht mehr so ernst, bin allgemein
lockerer geworden.
Aber ich habe trotzdem das Problem damit, daß mir das Kind sehr, sehr
leid hat, weil ich es als schon als Krankheit ansehe, die sie in vielen
Lebenslagen beeiträchtigt. Auch finde ich das Geben von dem Med.
nicht so toll, ich habe oft ein schlechtes Gewissen, obwohl ich genau weiß
und merke, daß sie es echt benötigt, und ohne Diese sie nicht so weit
gekommen wäre.

Jetzt suche ich nach einem Buch über Gehirnfunktionen bei ADS und die
Auswirkungen davon.
Ich möchte alles noch besser verstehen, und sehen, warum wie eben bei
Vielen länger braucht und langsamer ist, warum sie beim visuellen Umsetzten
solche Probleme hat.
Warum sie ihre Gedankengänge nicht richtig umsetzten kann, und und und.

Denn, je mehr ich darüber verstehe, desdo besser kann ich damit umgehen.
Ich suche sozusagen noch ein Teil in meinem Puzzle, das noch unfertig
ist.

Vielleicht kann mir da Jemand einen guten Tip geben.
Es kann ruhig ein Fachbuch sein.

Viele Grüße von Schnüffi
 

Schnuffi011

Namhaftes Mitglied
Hallo Schnüffi

ich werde heute mal versuchen bei unserer Oberärztin nach zufragen hoffentlich vergesse ich es nicht.
Mache Mir auf jeden Fall eine Notiz darüber.
Wenn ich es nicht vergesse tue ich es.

Irgendetwas muss es doch da geben .
Sonst wüssten die Ärzte nicht soviel darüber.

Werde Dich dann informieren, was bei raus kam.
 

Schnuffi

Putzfee
So war es bei uns auch.
Ich hab viel gelesen um die Probleme besser zu verstehen..............aber mit Mitleid ist ihnen nicht geholfen. Sie brauchen viel Liebe und Verständnis, deine innere Ruhe, was sich oft nicht machen lässt ohne Johanniskraut *lach*........ich kann die das Buch " Das hyperaktive Kind und seine Probleme " von Cordula Neuhaus empfehlen.

:bye: Schnuffi
 
S

Schnüffi

Guest
Liebe Roswitha,
erst mal ganz herlichen Dank für Deine große Mühe.
Ich war heute morgen bei der Psychologin meiner Tochter zum Gespräch,
die hat mir das Buch von Cordula Neuhaus empfohlen: hyperakt. Jugend-
licher und seine Probleme. Sie meinte, da ständen mehr Dinge drin, die
ins Detail gehen, aber sie meinte auch, daß ich einen Neurobiologen fragen
könnte, und der würde mir auch keine genauere Auskunft geben.

Liebe Grüße von Beate
 
S

Schnüffi

Guest
Liebe Schnuffi,

das Buch von Cordula Neuhaus kenne ich schon, aber danke für den Tip.
Du hast natürlich recht, ich habe mich auch schon "gebesser" und stehe
mittlererweile ganz hinter meinem Kind.
Ich stehe halt noch im "Anfangsstadium" der Verarbeitung der Diagnose
und bin noch wißbegierig.

Viele Grüße von Beate
 
W

waldbaer

Guest
es gibt im Beltz-Verlag eine ganze Menge fachlich kompetenter Bücher. Eines davon ist eine Zusammenfassung eines Symposiums.


ADS-verstehen-akzeptieren-helfen.

Da steht auch diverser fachwissenschaftlicher Kram zum Thema Hirnforschung drin. Hin und wieder muss man sich durchbeißen, aber es ist sehr informativ und aktuell.
Ein Blick in das europäische Ausland und den dortigen Umgang mit ADHS rundet das Buch ab.

Ich meine, dass auch Cordula Neuhaus darin einen Bericht geschrieben hat...
 

Schnuffi011

Namhaftes Mitglied
Hallo Schnüffi

Hab es gestern leider nicht geschafft nachzufragen werde es aber trotzdem noch tun.

Ich bin im Moment am Ende meine Nerven liegen total
blank.
Mir ist zum :crying :crying
Komme an meinen Grossen einfach nicht ran das tut so unendlich weh.
Er verschliesst sich mal wieder all das was wir so schön hinbekommen haben ist mit einem Male wieder hinfällig.

Ich nehme zur Zeit auch wieder Johanniskraut um etwas ruhiger zu werden.
Plus Vita sprint . Hat mein Hausarzt empfohlen.
Damit ich wieder etwas ruhiger werde.
Nun muss ich das Johanniskraut auch selbst kaufen kostet 30 Euro echt. Schei.....
 
S

Schnüffi

Guest
Liebe Roswitha,

laß Dich ganz fest von mir :troest
Du tust mir leid.

Kann es sein, daß bei Deinem Sohn noch was anderes im Spiel ist?
Ich denke da an Autismus. Wenn in der Klinik nicht an ihn ran zu kommen
ist, vielleicht steckt da noch mehr dahinter?
Schlimm ist es, so im unklaren zu sein.
Hoffentlich hilft Dir das Johanniskraut!
Leider kann ich Dir nicht besser helfen.

Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig ist. (kleine Ermunterung)

Liebe Grüße von Beate
 
S

Schnüffi

Guest
Herzlichen Dank Waldbaer,

ich werde mich danach umsehen!
Vielleicht wird das Licht im Dunklen dann heller.

Viele Grüße von Schnüffi
 
W

waldbaer

Guest
Hallo Schnüffi,
es lässt sich nicht gerade lesen wie ein Roman, aber es war doch interessant.
Trotzdem viel Spaß!
 
U

ute heidorn

Guest
Hallo Schnüffi,

klassisch und gut sind:

Russel A. Barkley: Das große ADHS-Handbuch für Eltern

Klaus Skrodzki und Krista Mertens: Hyperaktivität

Sehr gut auch und ganz neu:

Helga Simchen: Die vielen Gesichter des ADS

Helgs Simchen: ADS. Unkonzentriert, verträumt, zu langsam und zu viele Fehler im Diktat

Armin Born und Claudia Oehler: Lernen mit ADS-Kindern

Geht ins Geld. Versuche doch, sie über die Fernleihe zu bestellen. Villeicht gibt es bei euch eine Selbsthilfegruppe, die Bücher gegen einen kleinen Obulus oder eine Spende in die Gruppenkasse verleiht.

Manchmal denke ich, ich sollte eine Versandbücherei für solche Literatur aufmachen. Was haltet ihr davon?

Gruß Ute
 
U

ute heidorn

Guest
Buch

Hallo Waldbär,

das Buch ist wirklich gut. In der Reihe erscheint in diesem Monat ein weiteres, und zwar zum Thema "Hochbegabung und ADS". Das Buch ist das Tagungsskript der Tagung aus Februar 2003 in Bad Boll. Da war ich, und die Tagung war supergut!

Gruß Ute
 
S

Schnüffi

Guest
Sehr geehrte Frau Heidorn,

viele Dank für Ihre Antwort,
ich bin für Ihren Vorschlag.
Ich habe mir gerade das Buch von Frau Oehler gekauft, ich denke, es
ist sehr gut.
Je mehr Verständnis mit der Störung, desto besser kann ich damit umgehen.

Viele Grüße von Schnüffi
 

caroli

Mitglied
hallo schnüffi,
ich glaube zu wissen , dass du im kitzinger/würzburger raum lebst (aus deinen anderen Beiträgen). wenn ja, dann gibt es in wü die fernleihe der KBA , die sehr viele bücher über ads haben, z,b, das buch von oehler/ born oder das oben genannte aus dem beltz-verlag (lese ich gerade).
falls du die genaue adresse brauchst, kannst du ja nochmals mailen.
nen schönen abend,

caroli
 

goldrosi

Aktives Mitglied
Hallo @ all.

mal leise angefragt, habt ihr die Augen bei eueren Kindern auch auf Winkelfehlsichtigkeit testen lassen? Diese Untersuchungen machen normalerweise nicht die Augenärzte sonder Optiker mit zusätzlicher Ausbildung. Ich Frage jetzt nur weil ich selber so ein Schlüsselerlebnis hatte. Wir sind auch jahrelang von Arzt zu Arzt gerannt und nun waren wir letzte Woche bei einem Optiker und wir sind momentan total verwirrt und voller neuer Hoffnung. Er stellte fest, dass unsere kleine fast kein Räumliches Sehen hat und daher "Wahrscheinlich" ein grossteil ihrer Probleme von daher kommen. Unser Mädel hat kein ADS aber einige andere Probleme.

Ich schreibe das jetzt nur weil er beim letzten Besuch auch angesprochen hat das es bei Kindern mit ADS häufig vorkommt nur nicht erkannt wurde. Das sind sehr intensive und lange Tests die die Augenärzte nicht machen und viele halten wohl auch nicht viel davon. Wenn ihr in der Suchmaschine "Fehlsichtige Kinder" eingebt findet ihr sicher einiges zum Nachlesen. Ich denke halt wenn es uns nur ein Stück weiter hilft dann haben wir schon wieder eine ganze Menge gewonnen.

Mich würde jetzt ehrlich interressieren was ihr dazu meint.

Bremse mich ja selber schon ein wenig, denn es wäre zu schön um wahr zu sein dass wir endlich etwas gefunden haben und das
unserer kleinen wirklich weiterhilft. Eine Augen - OP steht ja eh an und dann hoffen wir ganz fest dass sich alles zum Besten wendet.
 

goldrosi

Aktives Mitglied
Habe jetzt gerade mal einen Bericht kopiert


Leider ist das allgemeine Wissen über ADHS noch relativ wenig verbreitet, so dass die betroffenen Kinder und ihre Familien oft falsch beurteilt werden und keine angemessene Hilfe erhalten. Nachstehend eine recht grobe Beschreibung von einigen Verhaltensweisen, die für ADHS typisch sein sollen: Aktivitätsüberschuss oder verträumt sein

Ungeschicklichkeit in Grob- und Feinmotorik

leichte Ablenkbarkeit, unzureichende Daueraufmerksamkeit

Impulsivität und Kritikempfindlichkeit, niedrige Toleranz für Frustrationen.



ADHS und Winkelfehlsichtigkeit

Winkelfehlsichtigkeit verlangt ständige, zusätzliche und exakte Kompensation im Bereich eines Augenmuskelungleichgewichtes (von ungleich langen Augenmuskeln). Diese und auch die zudem notwendige visuelle Mehrarbeit der Sehzentren führen zu einer höheren Energie- oder Arbeitsanforderung des Gehirnes. Bei ADHS ist jedoch bereits die normale Steuerung und Verarbeitung der von Außen" stammenden Informationen gestört. Somit ist an eine beschwerdefreie Kompensation von nicht mit Prismenbrille voll korrigierter Winkelfehlsichtigkeit nicht zu denken.

Es kommt regelmäßig zu "Überschneidungen" von Symptomen in der Grob- und Feinmotorik, so dass manches, was zunächst ADHS zugeordnet wurde, nach Prismenkorrektion der Winkelfehlsichtigkeit wieder revidiert werden muss. Es kann relativ oft nach Stabilisierung der Winkelfehlsichtigkeit mit einer entsprechenden Prismenbrille zu einer deutlichen Reduzierung von Medikamenten gewechselt werden. Und es wird immer wieder beobachtet, dass auf Medikamente wie Ritalin® gegen ADHS ganz verzichtet werden kann, also die ursprüngliche Diagnose ADHS verworfen werden konnte. (Worüber eigentlich keiner traurig sein sollte...)
 
U

ute heidorn

Guest
Winkelfehlsichtigkeit Teil 1

Hier ein paar Infos zuim Thema:

Nachstehend ein Text aus der Homepage von Volker Schroth. Sie finden darin auch Informationen zu farbigen Lesefolien, Winkelfehlsichtigkeit und Prismengläsern.

Um die Schriftsprache, also das Lesen und Rechtschreiben erlernen zu können, muss als Grundvoraussetzung die Sprache bereits beherrscht werden, daher wirken sich Probleme beim Hören (z.B. das Differenzieren von Lauten innerhalb eines Wortes) besonders stark aus. Das Sehen spielt bei diesen Lernprozessen des Spracherwerbs in der Zeit vor der Einschulung nur eine Nebenrolle. Erst wenn es um das Lesen geht, werden Sehprobleme die Leichtigkeit der Lernens und die Ausdauer beeinträchtigen. Neben der pädagogischen Betreuung benötigen viele Kinder auch Unterstützung von Seiten der Logopädie, Krankengymnastik oder Ergotherapie.
Die Störungen im visuellen Bereich sind oft nur ein kleiner Baustein im Gesamtbild. Bei manchen Kindern liegt aber genau hier der Schlüssel für eine wirkungsvolle Unterstützung, damit sich neue Lernerfolge einstellen.
Störungen im visuellen Bereich können unterschiedliche Ursachen haben, die im Folgenden vereinfacht dargestellt werden. Die wichtigsten Anhaltspunkte für das Erkennen eventueller Sehprobleme findet man durch gezieltes Beobachten. Mittels des Fragebogens kann dokumentiert werden, welche Probleme vorhanden sind. Damit lässt sich einerseits eine Auswahl treffen, welchen Kindern eine optometrische Korrektion besonders zu empfehlen ist, andererseits ist eine Erfolgskontrolle möglich.
Optometrische Ursachen für Sehprobleme
Die Optometrie ist die Wissenschaft vom Sehen sowie von den Fehlsichtigkeiten und deren Korrektion. Mit physikalisch-optischen Mitteln wird das bestmögliche Sehen gesunder Augen angestrebt (nach Goersch, H. 1996). Es gehört zum Spezialgebiet von Augenoptikern/ Optometristen , die Sehprobleme und deren Ursachen herauszufinden, um gegebenenfalls Korrektionsmöglichkeiten anzubieten. Jedes Kind sollte zuvor von einem Facharzt für Augenheilkunde untersucht werden, um krankhafte Veränderungen auszuschließen. Auch hier werden Brillenkorrektionen ermittelt oder in Zusammenarbeit mit einer Orthoptistin Therapien vorgeschlagen. Idealerweise arbeiten diese Berufsgruppen gemeinsam an einer für die betroffenen Kinder optimalen Unterstützung, wenn sie wirklich an einer Hilfe für das Kind interessiert sind. Zu den berufspolitischen Differenzen, die dies immer wieder behindern, können Sie hier etwas lesen.
Eine Reihe von Studien beschäftigt sich mit der Frage, ob es Legasthenie-typische Besonderheiten des Sehens gibt. In einer neueren, groß angelegten Untersuchung in Schweden wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen Legasthenikern und der Kontrollgruppe in Bezug auf optometrische Daten festgestellt. Ältere Studien, die Zusammenhänge gefunden hatten, werden wegen methodischer Fehler kritisiert (Ygge, Lennerstrand 1993).
Dennoch ist es wichtig, genau nach Fehlsichtigkeiten zu suchen, weil eine grundlegend wichtige Frage durch solche Untersuchungen nicht beantwortet werden kann:
wie stark ist die individuelle Beeinträchtigung aufgrund einer Fehlsichtigkeit?
Die Mehrzahl aller Menschen ist problemlos in der Lage, kleine Fehlsichtigkeiten zu kompensieren. Manchmal rufen aber bereits kleinste Fehlsichtigkeiten starke asthenopische Beschwerden hervor. Wenn ein Mensch bereits aufgrund einer LRS ständig belastet ist, kann möglicherweise eine Fehlsichtigkeit (ob monokular oder binokular) weniger gut kompensiert werden.
Vor allem während der Phase des Lesenlernens ist es besonders wichtig, dass die visuelle Wahrnehmung ungestört ist, damit sich Wortbilder einprägen können!
Sehprobleme lassen sich in zwei Gruppen unterscheiden:
1. Anstrengungsprobleme und 2. die subjektive Seh-Unruhe.
Einige der Anzeichen für Anstrengung sind dem Kind bei genauer Beobachtung anzusehen: Bei hoher Anforderung an das Sehen werden die Augen werden oft gerieben, die Stirn gerunzelt, auffällige Kopfhaltungen eingenommen. Das Lesen, manchmal sogar das Fernsehen ermüdet das Kind. Erstaunlich viele Kinder klagen in diesem Zusammenhang auch über Kopfschmerzen.
Die subjektive Seh-Unruhe ist einem Kind meist nicht anzusehen. Die folgende Abbildung zeigt beispielhaft, dass beim Betrachten von Schrift nicht jeder Mensch das Gleiche sieht. (Hier gehört ein Bild rein).

Hinter den Anstrengungsproblemen stehen meist Vorgänge, die mit Muskelkraft zu tun haben. Die Sehunruhe entsteht aufgrund von sensorischen Vorgängen, also aufgrund der nervlichen Verarbeitung von Reizen im Gehirn.
Allein das Vorliegen einer Lese-Rechtschreibschwäche ist noch kein Grund, eine Brillenkorrektion oder andere optische Hilfsmittel zu empfehlen. Zunächst muss erfragt werden, ob es subjektive Anzeichen für Sehprobleme gibt. In der folgenden Liste sind eine Reihe von typischen Anzeichen aufgeführt. Eine Korrektion mittels Brille oder Lesefolie ist dann angezeigt und meist sehr hilfreich, wenn bei einem Kind mehrere der folgenden Beobachtungen zutreffen.
Typische Anzeichen für Anstrengungsprobleme:
* oft Augenreiben, Blinzeln oder Stirnrunzeln
* Kopfschmerzen
* Brennende oder tränende Augen
* schnelle Ermüdung, beim Lesen einschlafen
* nicht gern basteln, malen, puzzeln, mit der Schere schneiden
* Lichtempfindlichkeit: am liebsten im Schatten spielen
Probleme beim Lesen aufgrund von Sehunruhe:
* häufiges Verrutschen in der Zeile
* auffällige Kopfhaltung beim Lesen, z.B. mit der Nasenspitze am Heft
* schlechte, unruhige Erkennung von Schrift, kurzzeitiges Doppeltsehen
* Probleme mit Buchstabengruppen, langen Wörtern
* Probleme beim Blickwechsel von Fern auf Nah oder umgekehrt
* Probleme mit starkem Kontrast (weißer Hintergrund)
* ineffizientes, mühsames und langsames Lesen oder sehrflüchtiges und fehlerhaftes Lesen
 
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ute heidorn

Guest
Winkelfehlsichtigkeit Teil 2

Beim Schreiben lassen sich folgende Hinweise auf Sehprobleme finden:
* Linien können nicht gehalten werden
* stark unregelmäßige Zwischenräume von Wörtern
* viele Fehler beim Abschreiben einer Vorlage
Weitere Beobachtungen
* verminderte Tiefenwahrnehmung, schlecht Bälle fangen, Probleme beiFederball, Tennis o.ä.
* die Feinmotorik scheint ungeschickt und wenig koordiniert.
* oft anrempeln oder stolpern
Mit großer Wahrscheinlichkeit sind innerhalb einer Familie mehrere Personen von diesen Problemen betroffen.
Die Akkommodation (Einstellung der Augenlinse auf die jeweilige Objektentfernung) ist ein Vorgang, der Muskelenergie benötigt. Wenn als Fehlsichtigkeit eine Übersichtigkeit (Hyperopie) vorliegt, dann ist der Gesamtbrechwert des Auges im Verhältnis zur Baulänge zu gering. Das hyperope Auge kann seine Fehlsichtigkeit ganz oder teilweise durch Akkommodation ausgleichen.
Dies kann zu Problemen wie Unschärfe, Kopfschmerzen, Augenreizungen oder Lichtempfindlichkeit führen. Abhilfe wird gelegentlich schon durch eine einfache Brillenkorrektion geschaffen.
Wenn eine refraktive Korrektion (duch eine "normale" Brille) keine Veränderung bewirkt und weiterhin visuelle Probleme bestehen, dann sind Probleme des beidäugigen Sehens zu vermuten. Unter Fusion versteht man die Verschmelzung der beiden Bilder vom rechten und linken Auge zu einem Bild im Gehirn. Die Fusion läßt sich schematisch in zwei Vorgänge unterteilen: die motorische Fusion (durch Muskelenergie ändert sich die Augenstellung) und die sensorische Fusion (allein durch Schaltvorgänge im Gehirn werden zwei unterschiedliche Bilder zu einem Bild verschmolzen).
Beim Blick in die Ferne stehen die Augen parallel zueinander. Im Idealfall sind dann alle äußeren Augenmuskeln im gleichen Spannungs- und Innervationszustand. Eine häufige Abweichung vom Idealzustand wird Winkelfehlsichtigkeit genannt: das Augenpaar will eine Ruhestellung im natürlichen Sehen einnehmen, die nicht der idealen Stellung entspricht: es entsteht ein Bildlagefehler (Goersch, H. 1996).
Typische Beschwerden aufgrund des muskulären Ausgleichens einer Winkelfehlsichtigkeit sind Ermüdung, Kopfschmerzen und/ oder Augenreizungen. Kinder mit dieser Art von Sehproblemen werden beim Lesen schon nach kurzer Zeit müde, weil sie die notwendige Kompensation nur mit größter Anstrengung bewältigen können. Diese Kinder sehen auch nicht gern fern, spielen nicht am Computer und vermeiden alle Aufgaben, die ein exaktes Nahsehen über längere Zeit erfordern, wie beispielsweise feine Bastelarbeiten.
Das Augenpaar hat aber nicht nur die motorische Fusion zur Verfügung, sondern es nutzt auch die sensorische Fusion, um bei einer Winkelfehlsichtigkeit einen Teil des Steueraufwandes zur genauen Ausrichtung beider Augen zu sparen! Je nach Größe der verborgenen Fehlstellung kann es sogar vorkommen, dass die sensorische Fusion komplett die zum Ausgleich der verborgenen Fehlstellung benötigte Muskelarbeit übernimmt. Die Anstrengungsbeschwerden werden damit zwar verringert, aber dieser Vorteil wird um den Preis vermehrter Sehunruhe und schlechterer Stereopsis erkauft. Diese Anpassung wird Fixationsdisparation genannt.
Typische Sehprobleme aufgrund einer Fixationsdisparation sind Nahsehunruhe (!), Schwierigkeiten mit Focuswechsel, schlechtes räumliches Sehen, Lichtempfindlichkeit und/ oder zeitweiliges Doppeltsehen. Diese Probleme werden im Zusammenhang mit LRS am häufigsten geäußert. Sie können isoliert oder in Verbindung mit Anstrengungsproblemen auftreten.

Je nach Methode und Lehrmeinung werden aber Störungen des beidäugigen Sehens entweder gar nicht berücksichtigt oder es wird nur der motorische Teil korrigiert. Bei Anwendung der MKH (Meß- und Korrektionsmethodik nach H.-J. Haase) wird der motorische und der sensorische Teil der Fusion voll berücksichtigt. Damit lassen sich durch Prismengläser sowohl die Anstrengungsprobleme reduzieren, als auch die Sensorik verbessern, was durch feine Tests des räumlichen Sehens nachgewiesen werden kann.
Nach dem aktuellen Stand des Wissens ist eine gründliche Brillenkorrektion auch kleinster Fehlsichtigkeiten wichtig, da sonst nicht beurteilt werden kann, wie stark visuelle Probleme in das Gesamtbild der LRS einfließen.
Dieses Vorgehen wird auch von kompetenter fachärztlicher und orthoptischer Seite empfohlen (Oberländer und Schäfer, 1988).
Die Erfolge durch binokulare Vollkorrektion bei Legasthenie, die Pestalozzi aus seiner augenärztlichen Praxis beschreibt (1986, 1991, 1992), werden durch Studien von Lie (1989, 1993), der auch Kontrollgruppen untersuchte, vervollständigt. Es wurden auch hier optometrisch keine Unterschiede zwischen Legasthenikern und Kindern aus der Kontrollgruppe festgestellt, und in beiden Gruppen werden subjektive Symptome beschrieben.

Wenn zusätzliche Belastungsfaktoren in Wechselwirkung zu visuellen Störungen treten, können starke Probleme beim Lesen entstehen. Die Korrektion der Winkelfehlsichtigkeit hat sich in diesen Studien als ein geeignetes Verfahren erwiesen, ideale Sehfunktionen wiederherzustellen, subjektive Beschwerden zu verringern und daher die Leseleistungen zu verbessern.
Im Gegensatz zu der oben erwähnten "einfachen" Brillenkorrektionen ist zur Korrektion der Winkelfehlsichtigkeit ein höherer Aufwand an Zeit, Wissen und spezieller Ausstattung für die Messung notwendig. Gelegentlich sind innerhalb einiger Wochen oder Monate Änderungen der Stärken für bestmögliche Resultate notwendig. Durch eine sogenannte Prismenbrille lässt sich die Winkelfehlsichtigkeit korrigieren.
Die Steuerung der Blickmotorik durch das Gehirn
Auf der Suche nach einem objektiv meßbaren Kriterium im Zusammenhang mit LRS wurden Verfahren entwickelt, berührungslos mit Infrarotsensoren (siehe Foto) der hochauflösenden Videoaufnahmen auch die kleinsten Blicksprünge (Sakkaden) zu messen. Die Versuchsperson sitzt zum Beispiel vor einen Monitor, auf dem beispielsweise ein zentraler Fixierpunkt zu sehen ist. Zufällig erscheint rechts oder links davon abwechselnd ein weiterer Punkt, der angeblickt werden soll. Wenn dies einige hundert Mal geschehen ist, lassen sich die durchschnittliche Reaktionszeit und Größe der Blicksprünge errechnen.
Die neuesten Auswertungen der Forschungsergebnisse am Institut für Biophyìsik an der Universität Freiburg haben gezeigt, daß es tatsächlich eine Untergruppe von Legasthenikern gibt, die sich aufgrund ihrer Besonderheiten der Blickkontrolle von normalen Lesern unterscheiden (Biscaldi, M. 1996). Einige dieser Kinder haben vor allem Probleme mit der willentlichen Blicksteuerung oder mit Fixation, viele haben Schwierigkeiten mit der visuellen Aufmerksamkeit. Als Ursache für diese Störung werden kleinste Fehlfunktionen in bestimmten Hirnregionen (in subkortikalen und kortikalen Bereichen) vermutet. Allerdings gibt es auch einige gute Leser, die bei diesen Messungen auffällig sind.
Möglichkeiten der Therapie durch ein Training werden derzeit erprobt, die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. Mit einem handlichen Gerät ähnlich einem Gameboy werden tägliche Übungen durchgeführt, bei denen die Fixation, die willkürliche Steuerung der Augen und das Lösen von einem Fixationsreiz geübt wird. Bei der Mehrzahl der bisher ausgewerteten Kinder trat ein meßbarer Trainingseffekt nach ca. 6 Wochen täglichen Übens ein.Ob damit aber eine Verbesserung beim Lesen einhergeht, wird derzeit überprüft.
Vermutlich ist die gestörte Steuerung der Blickmotorik ein eigenständiges Erscheinungsbild, das zusätzlich zu den bisher erwähnten optometrischen Problemen auftritt. Die optimale Korrektion der monokularen und binokularen Fehlsichtigkeit ist zu empfehlen, kann aber eine weitere Diagnostik oft nicht ersetzen. Für Fragen im Zusammenhang mit der Blicksteuerung wende man sich an: Prof. B. Fischer, Blicklabor, Hansastr. 9, 79104 Freiburg, Telefon 0761 - 2039536.

Interessante Homepage: http://www.brain.uni-freiburg.de/bbl/index.htm

Gruß Ute
 
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