Trennung, aber wie?

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Sabine D

Guest
Hallo, ich bin neu hier im Forum und hatte gerade ein langes Gespräch mit meinem Mann. Nachdem ich innerhalb von 5 Wochen 10 kg abgenommen hatte, weil ich mit der Situation hier zu Hause nicht mehr umgehen konnte, dachte ich vor einigen Wochen, es ist Zeit, etwas zu verändern. Aber von vorn: Ich bin seit fast 11 Jahren verheiratet, habe zwei Kinder (9 und fast 6 Jahre alt). Mein Mann ist 14 Jahre älter als ich. ER war seit je her ein Arbeitstier, aber in den letzten Jahren wurde das immer schlimmer. Er arbeitete sogar zu Hause, wenn Besuch da war und nahm Akten mit in den Urlaub. Sex hatten wir das letzte Mal, als unser "Kleiner" entstanden ist (vor über 6 Jahren). Dazu kommen einige jähzornige Ausbrüche, wenn die Lieblings-Fußballmannschaft mal wieder verloren hat. Da hat er einmal 3 Tage nicht mit mir gesprochen. Es gab innerhalb der letzten Jahre einige häßliche Situationen. Fazit: Über die Jahre hat sich da einiges angesammelt. Und nun war ich plötzlich an einem Punkt, wo ich es nicht mehr ausgehalten habe. Plötzlich hatte ich mich in jemand anderen verliebt. Das hat offensichtlich das Faß zum Überlaufen gebracht und ich hatte von da an nichts mehr unter Kontrolle. Mit dem anderen hat es nicht geklappt. Aber mir wurde klar, dass hier eigentlich nichts mehr stimmen kann. Also bin ich mit der Sprache rausgerückt und habe meinem Mann gesagt, dass wir nur noch nebenher leben und keine Ehe mehr führen. Der fiel aus allen Wolken. Obwohl ich in all den Jahren mehrmals versucht habe, mit ihm zu sprechen, hat er offensichtlich alles verdrängt. Das gibt er jetzt auch zu. Er ist völlig mit den Nerven runter und möchte alles ungeschehen machen, aber ich liebe ihn einfach nicht mehr. Das Gefühl ist weg und ich kann es nicht wieder hervorzaubern. Nun habe ich ihm gesagt, dass ich mich trennen möchte, weil ich die Situation einfach nicht mehr aushalten kann. Wir haben beide keine Ahnung, wie wir das bewerkstelligen wollen, denn die Kinder sollen natürlich so wenig wie möglich leiden. Allein organisatorisch wissen wir im Moment nicht damit umzugehen. Wie sollen wir das alles bewerkstelligen? Wem ist es ähnlich gegangen und kann mir ein paar Ratschläge geben?

Sabine
 

Carmen

Namhaftes Mitglied
Hallo Sabine,

erstmal herzlich Willkommen hier im Forum, auch wenn es ein etwas trauriger Grund ist, sich hier "kennenzulernen".

Ich kann Dir leider auch nicht viel raten, bei mir war mein Mann es, der den Schlußstrich gezogen hat (im Oktober letztes jahr).
Wenn es nur so eine Phase gewesen wäre, hätte ich Dir geraten, es trotz allem nochmal mit einer Eheberatung zu versuchen, aber da ich die Situation, so wie Du sie hier schilderst, als ziemlich aussichtslos ansehe, würde ich vorschlagen, Ihr versucht so schnell wie möglich eine räumliche Trennung zu bewirken.
Habt Ihr ein Haus oder wohnt Ihr zur Miete?

Wir haben zur Miete gewohnt und mein Mann hat sich dann eine Wohnung gesucht, da es so einfacher war. Es hat natürlich noch eine Weile gedauert, bis er eine hatte und ausgezogen ist, und bis dahin war dieses "zwangsweise Zusammenwohnen" für mich bald unerträglich...

Aber ich kann Deine Aufregung trotz allem gut verstehen, als ich es dann vom Kopf her begriffen hatte, daß es keine Chance mehr für uns gab, hätte ich am Liebsten alles auf einmal regeln wollen, weil ich dachte, wenn er so schnell wie möglich weg ist und wir das Ganze hinter uns haben, dann geht es mir psychisch wieder besser...

Ich wollte am Liebsten alles an einem Tag machen, z. B. Informationen wie eine scheidung abläuft wissen, aber sobald ich nur den Begriff "scheidung" in die Suchmaschine eingetippt habe, bin ich in Tränen ausgebrochen und hab mich gefragt, hey, was mach ich denn da???
Ich habe versucht eine Broschüre durchzulesen (Eltern bleiben Eltern), doch als ich sie in die Hand nahm, war ich nicht mal fähig, sie aufzuschlagen und ich fragte mich, wer uns das Recht gab, unseren Kindern (2 Stück) das alles anzutun...
Ich wollte die Möbel, den Hausstand aufteilen, wollte, daß er so schnell wie möglich eine Wohnung findet, wollte einfach, daß dieser unerträgliche schmerzhafte Zustand endlich aufhört und merkte dann aber bald, daß ich mit meinem überstürzten Handeln nicht weiterkomme.

Laßt Euch Zeit, versucht es langsam anzugehen, gib auch Deinem Mann die Zeit, die er braucht um es zu begreifen (ich kann mich sehr gut in seine Lage versetzen), versucht vernünftig miteinander zu reden, es ist sehr schwer am Anfang, es kommen immer wieder Vorwürfe, Fragen usw. auf, aber es wird langsam besser.
Wir haben es mittlerweile geschafft, ein gutes freundschaftliches Verhältnis aufzubauen, wir können vernünftig miteinander reden, er hilft mir mal was, ich ihm mal.

Ich kann eben nur aus meiner Erfahrung berichten, ich drück Euch die Daumen, daß Ihr das alles gut hinbekommt und alle Beteiligten nicht zu sehr darunter leiden müssen, es ist kein einfacher Weg, aber es ist zu schaffen...

Liebe Grüße

Carmen
 
S

Sabine D

Guest
?( Hallo Carmen,

vielen Dank für Deine Antwort. Genauso geht es mir. Ich möchte alles auf einmal regeln, am besten noch heute. Wir wohnen zur Miete in einem großen Haus. Die Miete ist sehr hoch. Ein Grund für meinen Mann, nicht bereit zu sein auszuziehen. Er meint, er könnte doch ein abgetrenntes Zimmer im Erdgeschoß (Gästezimmer) beziehen, aber das möchte ich nicht. Eine zweite Wohnung zu mieten, ist mit Sicherheit eine enorme finanzielle Belastung, aber einen anderen Weg weiß ich auch nicht. Dazu kommt noch, dass Teile meiner Familie meine Einstellung überhaupt nicht verstehen. Ich solle doch an die Kinder denken. Schließlich tut ihm doch alles leid und es wird von jetzt an alles anders werden. Ich weiß, dass es ihm leid tut, aber das Gefühl, dass meiner Meinung eine Ehefrau für ihren Mann empfinden sollte, ist einfach nicht mehr da. Und ich bin sicher, es kommt nicht zurück. Dafür war die Zeit einfach zu lang, in der ich still vor mich hingelitten habe. Meine Entscheidung ist gefallen und ich werde nicht von ihr abrücken. Morgen werden wir eine Ehe- und Familienberatung aufsuchen . Vielleicht bringt das insofern was, dass wir lernen, wie man am besten in dieser Situation - gerade wegen der Kinder - handelt. Mein Mann hat natürlich noch nicht verinnerlicht, dass unsere Ehe am Ende ist. Er hat Angst davor, die Kinder nicht mehr jeden Tag zu sehen, denn an denen hängt er sehr. Ich verstehe das, aber was sollen wir sonst machen?
Ich hoffe, dass die Zeit hilft, obwohl ich gestehe, dass ich sehr ungeduldig bin. Meine Nerven liegen blank, obwohl es mir schon ein wenig geholfen hat, das Wort Trennung auszusprechen.

Herzliche Grüße

Sabine ?(
 

cheyenne

Aktives Mitglied
hallo sabine,

wie sehr kommen mir deine beiden postings doch bekannt vor...
ich habe diesen schritt mitte januar diesen jahres gewagt.

die idee, eine ehe- und familienberatung aufzusuchen, finde ich sehr gut. ich denke, sie werden euch gut beraten können...
wir sind leider nicht auf diese idee gekommen, sondern haben uns so durchgewurschtelt.

mein mann ist z.b. zunächst zu seiner mutter zurück, dort war er jetzt sieben monate. ende diesen monats räumen wir die gemeinsame wohnung und jeder zieht in seine eigenen vier wände.
wir haben den ehegatten- und kindesunterhalt vom anwalt regelnlassen.
wenn mein mann in seiner eigenen wohnung ist, wird dann auch das besuchsrecht greifen, d.h. daß unser kleiner (2 1/2) alle 14 tage bei seinem vater übers wochenende ist und er ihn zwischenzeitlich auch unter der woche nochmal besucht.

aber ihr werdet einen langen atem brauchen... in vielerlei hinsicht.
auch für meinen mann kam es aus heiterem himmel - ist ja klar, daß man(n) nichts merkt, wenn man miteinander (nebeneinander her-) lebt. es hat eine lange zeit gedauert, bis er die trennung realisiert hatte. die erste zeit konnten wir kaum ein vernünftiges wort wechseln, mittlerweile - seit etwa drei monaten - können wir auch wieder miteinander reden.
und irgendwie tauchten immer wieder knoten auf, in form von dingen, die noch geklärt werden mußten, sollten oder wollten. da war manchmal sehr viel geduld und ruhe gefragt - und ich bin beim besten willen nicht der geduldigste mensch -, aber dann - irgendwann - platzte ein knoten nach dem nächsten und die dinge klärten sich.
nur nicht überhitzt agieren...

ich wünsche euch, ein glückliches händchen, die dinge zu regeln und viel glück und kraft für die zukunft.
 
R

rundog

Guest
...grosse, teure Wohnung durch 2 kleinere, preiswertere ersetzen...

...nicht auf die lieben Verwandten hören...

...die Kinder haben eh schon jahrelang mitbekommen, das was nicht richtig ist, jetzt können sie mitbekommen, daß Ihr Euch wie vernünftige Erwachsene benehmen könnt, wenn Ihr es richtig macht...

...versucht, Unterhalt und Besuchsrecht ohne Anwalt hinzubekommen, es ist ein gutes Gefühl, wenn man es schafft, sich trotz Trennung gegenseitig zu unterstützen und zu respektieren...

Die Wertschätzung des anderen muss nicht mit der Trennung aufhören...das Leben wird auch so schon schwierig genug, da muss man sich nicht gegenseitig Knüppel zwischen die Beine werfen...

viel Glück
 
C

cili

Guest
Supergenialer Buchtip

liebe sabine,

bei all dem was dir zur Zeit wahrschinlcih durch den Kopf geht, kann ich dir nur ein Buch ans Herz legen, wenn in dir die Frage, wei bekomme ich die Bedürfnisse und Ängste aller Beteiligen unter einen Hut bzw. wie kann ich die Zusammenhänge verstehen. Es ist eins der erhellensten und erleichternsten Bücher, die ich je zu dem Thema gelesen habe. Gerade die Schudfrage und "Was tue ich meinen Kindern wohlmöglich an?" etc. werden toll afugegriffen. Ich weiß das nicht nur theoretisch, sondern bin selbst mal Scheidungskind gewesen.

Der Autor heißt Helmut Figdor. Scheidungskinder.

Viel Kraft wünsche ich dir und euch :troest
 
S

Sabine D

Guest
RE: Supergenialer Buchtip

Hallo Cili,

vielen Dank für den Tip. Das Buch werd ich mir besorgen!

Trennung - aber wie? Dazu gibt es Infos hier
 
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