Hallo Gerry,
ich antworte dir jetzt hier weiter, zweigleisig ist auf die Dauer zu anstrengend.
Gut, zu Australien kann ich dann auch nichts mehr weiter sagen, als dass es mit Sicherheit für die Kinder und dich in eurer Situation nicht gut ist.
Was ich noch nicht so ganz verstehe, ist, warum deine Frau mit den Kindern weg zieht und nicht du ausziehst. Denke mir, dass es vielleicht mit einer allgemeinen Unzufriedenheit ihrer Lebenssituation zu tun hat.
Meinen Kindern hat letztlich der Umzug viel mehr Schwierigkeiten bereitet als die Trennung. Die Streitereien waren vorbei, das Damoklesschwert war gefallen und die Bedrohung damit weg und da ihr Vater oft 14 Stunden am Tag, die ganze Woche, gearbeitet hat (zwischenzeitlich war er für kurze Stippvisiten zu Hause), sehen sie ihn makabrerweise mittlerweile fast mehr als in der Ehe.
Als ich ausziehen mußte, waren die beiden jüngeren 3 und 7 Jahre alt. Mit dem Tag des Umzugs und noch bis 2 Monate später waren sie eigentlich ohne sonderliche Unterbrechung krank. Die 3jährige hat nicht in ihrem Zimmer gespielt, die 7jährige hat mich angeschrieen, mich beleidigt. Irgendwann habe ich dann herausbekommen, dass sie sauer auf mich war, weil ich diejenige war, die ausgezogen ist. Das ich das Leben mit ihrem Vater, der die große Liebe getroffen hatte, nicht mehr aushalten konnte, hat sie nicht verstanden. "Wieso, die knutschen doch nicht!"
Ihre Aggressionen waren ein Schrei nach Zuwendung, den jedesmal, wenn sie die Tür knallte und mir Beleidigungen nachschrie, bin ich zu ihr gegangen und habe sie durchgekitzelt und liebevoll mit ihr gekämpft. Das wurde dann zu ihrer Masche. Besser ist es erst geworden, als ich einen Zusammenbruch bekam und heulend zu meinen Kindern sagte, dass ich es so nicht mehr aushalten würde und wenn sie hier so unglücklich wären, sie zu ihrem Vater ziehen dürften. Das würde mich zwar auch unglückllich machen, aber nicht so sehr, wie das Leben jetzt.
Und diese Kinder waren etwa im Alter deiner Kinder und - sie hatten sonst kaum mit typischen "Scheidungskindersymptomen" zu kämpfen - trotzdem, es war hart genug!!
Letztlich kannst du tatsächlich nicht viel tun, aber du kannst deinen Kindern die Trennung erleichtern, indem du mit ihrer Mutter im Gespräch bleibst (und das ist schon echt viel verlangt, es war so ziemlich das Letzte, worauf ich damals Llust hatte) und ihnen nicht zu viel von deiner Trauer zeigst. (Hat schon mal jemand geschrieben, stimme ich zu) Zum einen um Schuldgefühle zu vermeiden, aber auch, damit sie sich keine Sorgen um dich machen. Das ist unser Part, den dürfen Kinder nicht übernehmen.
Mein Noch neigt dazu, den Kindern seine Tränen zu zeigen, weil er meint, so sei das Leben, ich dagegen meine, dass das Erwachsenenprobleme sind, meine Kinder sind nicht dazu da, mich zu trösten, ich soll sie trösten und das kann ich nicht, wenn sie mich immer und immer so schwach erleben.
Menno, war jetzt echt viel, aber es geht mir so nah, weil ich zum einen deine Verzweiflung gut verstehe (hatte mal einen Bekannten, der in Afrika arbeitet und wo die Frau die Kinder mit nach Deutschland genommen hat. Ist Käse dieser Kontakt via email, schönen Gruß an die Mutter deiner Kinder!)
und zum anderen mir die Kinder so leid tun, deren Wünsche so wenig zählen, weil wir sie tatsächlich nicht berücksichtigen können und es zum anderen nicht tun, weil wir denken,wir wüssten, was gut ist für sie.
Liebe Grüße,
Idgie