Frage -  vertauschte Buchstaben

S

Stöpsel

Guest
Meine Tochter (7) ist in der 2. Klasse. Sie vertauscht immer ähnlich klingenden Buchstaben wie b und p,g und k, d und t, usw. Auch beim Lesen dieser Buchstaben hat sie Schwierigkeiten. Was noch große Probleme macht ist ch und r. Sie schreibt also z. b. statt noch nor.
Ist das in der 2. KLasse noch normal oder bahnt sich hier etwa eine LRS an. Kann es mit der Wahrnehmung zu tun haben oder was denkt ihr???
Danke für eure Hilfe.
 
S

Stöpsel

Guest
danke zuckersternchen. die Links sind sehr informativ. Ich werde sie mir gleich mal genauer anschauen.
Heute hat Lena folgendes mit nach Hause gebracht. Sie sollte was über den Igel schreiben:
1. Er hat ein schdarelkleit
2. Der Igel dringt Millch
3. Er rolt sich zu einer kukel zusamen
4. Der Igel hat schdareln
5. Braun und schdarelich und kleine Orn.
6. Er hat sekstausend schdareln und eine kleine Nase.
7. Er frist eier und äpfel

Das ist ein Originaltext, den sie frei aus dem Kopf geschrieben hat. Finde ich sehr schwer zu lesen und zu verstehen. Schdarelkleid heißt übrigens Stachelkleid. (Problem ch und r)
Was meint ihr dazu????
 

zuckersternchen

Namhaftes Mitglied
sie schreibt wenigstens stacheln immer gleich falsch, stöpsel. *ggg*

also ich hab schon verstanden was sie meinte. daber du hast recht. vielleicht solltest du dich mal kümmern, was mit ihr los ist. ute könnte dir bestimmt genaueres sagen.
 
S

Stöpsel

Guest
Hallo zuckersternchen,

ich hatte heute ein Gespräch mit der Lehrerin. Sie meinte, das wäre alles normal und sie würde halt genau so schreiben wie sie spricht. Da müsste man sich keine Gedanken machen, die richtige Schreibweise müsste sie erst noch lernen. Und im Übrigen fand sie es ganz toll, dass der Text den Lena geschrieben hat inhaltlich total richtig war, das musste sie sich selbst erarbeiten. Toll, aber was nutzt der richtige Inhalt, wenn man es nicht lesen kann.
 

zuckersternchen

Namhaftes Mitglied
also ich konnt es lesen, stöpsel :D

ich fand es so niedlich .... der igel hat kleine ohren *lach* natürlich war inhaltlich alles richtig. und das ist wohl das wichtigste. wenn die lehrerin sagt, das soweit alle sokay ist, dann würd ich mir erstmal nicht soo große sorgen machen. aber trotzdem schonmal bei einem experten nachfragen. schade das ute nicht da ist. aber vielleicht kannst d sie ja mal anmailen. sie kann dir dann deine ängste nehmen oder schon etwas vorschlagen was man machen könnte.
 

annerada

Mitglied
Hallo, Stöpsel,

also ich konnte es auch gut lesen. Ich bin aber durch meinen Sohn, mittlerweile im 6. Schuljahr, trainiert im Lesen von solchen Sätzen. Was Deine Tochter da geschrieben hat, könnte glatt von meinem Sohn stammen. Auch er hatte die gleichen Schwierigkeiten und es hieß in der Schule immer, wenn er sich nur mehr anstrengen würde, könnte er "richtig" schreiben. Das würde sich alles noch geben.
Lese-Rechtschreibschwäche hielt die Lehrerin für völlig ausgeschlossen. Bei der Testung auf ADHS (Mitte des ersten Schuljahres) machte mich unsere Ärztin darauf aufmerksam, dass ADS-Kinder häufig auch LRS-Kandidaten sind. Ich habe dann seine Schreibhefte zur Ärztin mitgenommen und er wurde auf LRS getestet. Ergebnis: LRS in ausgeprägter Form!

Ich würde die Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen und die Tochter testen lassen. Je eher eine entsprechende Therapie beginnt, desto besser. Meinem Sohn wurde Lesen und Schreiben regelrecht vermiest durch die ständigen Ermahnungen, doch endlich richtig zu schreiben und sich beim Lesen mehr Mühe zu geben. Das ging soweit, dass er überhaupt nicht mehr schreiben wollte und die Lesetexte mehr oder weniger auswendig kannte. Erst in der LRS-Therapie hat man ihm wieder Mut gemacht, dass er nicht dumm oder faul ist. Er fing dann tatsächlich an, von sich aus zu schreiben, z.B. kleine Briefe an seinen Freund oder Zettel für mich, was er vorher nie gemacht hatte.

Er hatte zwei Jahre lang die Therapie, ist immer noch LRS-Kind und scheibt nach seinem Gutdünken, aber er schreibt wenigstens überhaupt und kann alle Texte, vor allem die, die ihn interessieren, gut lesen. Ohne die Therapie wäre er heute mit Sicherheit auf der Sonderschule.

Die Schulen wollen leider wenig von LRS wissen, da sie, wenn LRS definitiv festgestellt wurde, die Kinder speziell fördern müssen. Das kostet Lehrerzeit und Lehrer sind knapp und deshalb wird das Problem verdrängt und erst mal abgewartet.

Viel Erfolg für Deine Tochter!
 
S

Stöpsel

Guest
Hallo annerada,
Anfang des Schuljahres haben sie so einen LRS Test geschrieben. Die Lehrer wollten daran erkennen, ob ein Kind gefährdet ist oder nicht. Sie sagte mir, bei Lena würde sie sich da keine Gedanken machen. ALRS Kinder würden ganze Wörter vertauschen und Buchstaben ganz weglassen. Sie sagte aber auch, dass ein LRS Lehrer den Test von Lena sicher nicht unbeachtet zur Seite legen würde, sondern weiter beobachten würde. Sie hat mir dann auch einen Test von einem - wahrscheinlichen - LRS Kind gezeigt. Da wurde z.B. aus einer Lokomotive eine Lokfife oder aus einem Papagei ein paglali.
Heute Nachmittag habe ich einen Termin bei der Kinderärztin und werde ihr mal was von Lena zeigen und sie fragen was sie meint. Ich muss sowieso für Felix ein neues Rezept für die Ergo holen, da klappt das gleich.
Die Ergotherapeutin von Felix tippt hier eher auf eine auditive Wahrnehmungsstörung und eine Störung der Feinmotorik, da sie es ja nicht nur ulkig schreibt, sondern auch sehr krakelig und verkrampft und viel durchstreicht.
Mal sehen was sie sagt.
 
P

prinzessin234

Guest
hallo stöpsel,

die sätze konnte ich auch lesen :) mein sohn schreibt genauso. er ist jetzt in der dritten klasse. zuerst hatte er beim lesen am anfang in der ersten klasse schon probleme. ich habe noch einen älteren sohn bei dem gabs nie probleme. deshalb kannte ich das alles gar net. dachte, das sei normal so wie er lernt. aber bei ihm hat mich seine lehrerin in der vierten klasse als es um die weiterführende schule ging, darauf aufmerksam gemacht, daß er schon in die richtung hochbegabt geht. also kein vergleich. dann dachte ich, okay, dann ist ja das, was der "kleine" macht, vielleicht doch normal... na ja, ende zweite klasse hatte er immer noch riesenprobleme mit schreiben und lesen. er verwechselte gerne b und d, oder ei und ie... usw... seine lehrerin meinte, er sei eben ein bißchen langsamer als andere kinder und es gäbe keinen grund sich sorgen zu machen. ich empfand das aber nicht so. wir sind dann zur erziehungsberatungsstelle des jugendamts. die haben getestet und ein paar stunden mit ihm verbracht und gesagt, da sei kein lrs. dann haben sie in der schule auch diesen test gemacht in der zweiten klasse (was ich übrigens erst fast ein jahr später erfahren habe. zufällig durch eine andere mutter, das fand ich auch sehr merkwürdig. schließlich stand ich ja mit der lehrerin in kontakt) und da sei wohl auch nichts auffälliges herausgekommen. die diktate waren katastrophal. da mein sohn aber sonst keine größeren probleme hat (hus oder mathe, auch die anderen fächer alles okay) machte ich mir doch gedanken. vor allem litt er sehr stark darunter. er macht noch jede nacht ins bett und was sehr auffällig war und letzendlich den ausschlag zum handeln gab, das war in den ferien wie weggeblasen. alles trocken, das kind glücklich und zufrieden. sonst hatte er auch gerne mal morgens bauchweh, damit er nicht in die schule muß (was ich nie durchgehen lassen habe, weil ich erstens beruftstätig bin und zweitens genau merke, wann er wirklich etwas hat). nun haben wir bei einem kinderpsychiater einen "richtigen" ausführlichen lrs- und ads-test machen lassen. und siehe da, er hat eine ganz heftige rechtschreibschwäche. der arzt sagte, das ergebnis wäre, dass von hundert kindern 96 besser in rechtschreibung sind als er. lesen sei net ganz so schlimm, logisches denken überdurchschnittlich intelligent. nun bin ich gerade dabei mit lehrern, dem jugendamt und dem doc herauszufinden wie man weiter vorgeht. diese kurse sind wohl sehr teuer. das jugendamt würde die kosten aber übernehmen, wenn man diagnostiziert habe, daß das kind aufgrund dieser lrs keinen seiner intelligenz angemessenen schulabschluss machen könne. dazu kommt, daß wohl rechtschreibung bis zur 6. klasse nicht benotet wird. das sind alles infos, die ich bisher von anderen müttern habe. ich gehe erst montag zu der lehrerin und bespreche erst mal mit ihr, dann am 12.11. erst wieder zu dem arzt (der leider immer sehr überfüllt ist und man lange auf termine warten muß). ich dachte nur, ich sag dir das mal, da die lehrer bei meinem sohn eben auch immer sagten, das kommt schon noch, er ist halt bissle langsamer, etc.... muß ja nicht sein, daß es bei deiner tochter auch so ist.

ganz liebe grüsse

:bye:
 
Z

zementlimonade

Guest
Hallo,

ich konnte es sehr gut lesen, ich habe selber so geschrieben. Heute noch verwechsel (oder heißt es verwechsle) ich Buchstaben und kann mir nicht merken wie einiges geschrieben wird.

Z.B.
wird-wirt
hoffentlich-hoffendlich
seit-seid
irgentwann-irgendwann usw.

bischen-bisschen-bißchen
Grenze-Grense
paß-pas-pass usw.

Geschiet-Geschied-Geschit

Abt-Apt
reparieren-reperieren
kaput-kaputt

und und und

Groß und Kleinschreibung ist mir ein Greul, Kommasetzung ebenfalls.

Ich weiß nicht ob jemand das überhaupt nachvollziehen kann, wir hören es nicht raus. Wir können nicht unterscheiden zwischen den einzelnen Buchstaben. Meistends ist es so das wir das auch nie lernen können, das einzige ist das wir Regeln lernen die wir uns ständig aufsagen wenn ein Text geschrieben wird.

Unsere Wortstellung ist auch meistens verdreht, habt ihr sicherlich in einigen von meinen Beiträgen schon gemerkt.

Ich habe den LINK von zuckersternchen nicht angesehen, evtl. wiederhole ich etwas, wollte nur mal aus der Sicht einer Erwachsenen Betroffenen etwas dazu schreiben.

Ich habe aber trotzdem meinen Realschulabschluß gemacht und eine gute Ausbildung, wichtig ist das die Eltern hinter einem stehen und nicht ständig nur ermahnen, strafen und drängeln. (Soll jetzt nicht heißen das ihr es macht.)

LG

PS. Trotz dieser Schwäche fühle ich mich als ganz normaler Mensch und bin nicht unterbelichtet oder sonstiges. Leider wird es oft gedacht oder sogar ausgesprochen, mit der Zeit steht man bzw. ich über diesen Dingen und das habe ich guten Freunden zu verdanken.
 
S

Stöpsel

Guest
Hallo zementlimonade,

du schreibst du hörst die Buchstaben nicht raus. Hat das was mit auditiver Wahrnemung zu tun oder mit LRS. Wo ist da der Unterschied? Lena geht ab Mitte November zur Ergotherapie. Sie wollen die Wahrnehmung austesten ob die Probleme daher kommen. Sie hat z.B. auch lange Wörter die mit Ka anfangen nicht richtig ausgesprochen. Sie sagtre immer Gaffee statt Kaffee, Gatrin statt Katrin, Gatze usw. Wenn sie heute ließt, spricht sie oft das h nicht aus. z.B. ließt sie dann geöhrt statt gehört, oder aufeben statt aufheben.
Wir behalten das ganze auf jeden Fall im Auge und ich denke, da wir alle jetzt darauf achte, sie getestet wird usw. können wir im Falle einer LRS oder anderen Störung schnell reagieren und ihr helfen.

Im übrigen habe ich eine Freundin, die hat auch LRS und ich habe das jahrelang nicht gewusst. Soviel zum Thema vollwertiger Mensch. Es ist eine Teilleistungsschwäche. Einer kann nicht so gut schreiben und einer nicht so gut singen, deshalb können es trotzdem ganz dufte Leute sein. Also nicht unterkriegen lassen.
 
Z

zementlimonade

Guest
Hallo Stöpsel,

warscheinlich kann beides (LRS u. Gehörsinn) nie ganz auseinander gehalten werden, wie auch?
Z.B. haben wir das ABC als aa be ce de ...ef... ha... jot... ka el em en usw. gelernt.

Ich habe geschrieben wie gesprochen, z.B. Gabl, wieso wird es Gabel geschrieben wenn l doch el ausgespochen wird. Warum wird Jochen so geschrieben das j wird doch jot ausgesprochen???

Wieso wird ein h mal mit gesprochen und mal nicht, z.B. bei sieht oder Scheibe?

Das sind sooo logische Dinge für Kinder, wie erklärt man das richtig, wenn ein Kind logisch denkt???

Wichtig ist es rechtzeitig zu erkennen und die Denkweise zu verstehen, erst dann kann man gezielt helfen und versuchen zu verstehen.

Du bist auf dem richtigen Weg wenn du sie testen läßt, ich wünsch euch viel Glück und ganz viel Durchhaltevermögen.
 
S

Stöpsel

Guest
Danke zementlimonade,

stimmt, aber unsere Kinder haben eigentlich a,b,c also ohne be gelernt. Ich habe mir fast einen abgebrochen, denn sprich mal ein Jot als J aus.

Was mich ein bisschen an die Hörwahrnehmung hoffen lässt ist, dass sie eigentlich keine Buchstaben weglässt sondern klangähnliche Buchstaben vertauscht. Besinders fällt mir das bei ch und r auf. Hier liegt es an diesem Kratzen beim Aussprechen also rrrr und chhhhrr. Oh Gott, wie soll ich dass denn schreiben. Sprich es dir mal vor, dann verstehst du hoffentlich was ich meine.

Schwierig ist natürlich auch die Sache mit dem Dialekt. Wir wohnen hier ja in Sachsen und das sächsisch hört sich nun mal nicht so toll an. Dazu kommt, dass wir ja nur zugezogen sind und eigentlich den hessischen Dialekt drauf haben. Wir bemühen uns zwar, einigermaßen ohne Dialekt zu sprechen aber gerade wenn ich mal schimpfen muss, falle ich automatisch ins hessische. Schimpft sich einfach besser :engel . Felix spricht ein sehr gutes Deutsch fast ohne Dialekt, aber Lena geht doch sehr ins sächsische. Du siehst multikulti, wie soll da ein Kind richtig schreiben, wenn es drei verschiedene Ausprachen zu ein und dem selben Wort hört?????
 
Z

zementlimonade

Guest
Multikulti ist gut :schuettel , tja da weiß ich dann auch nicht weiter, würde aber mal gerne "reinhören" :-D !!!

LG
 

kiki7116

Neues Mitglied
Hallo Stöpsel!

Ich vermute,das deine Tochter an einer LRS, wie du schon vermutest hast, leidet.
Mein Sohn ebenfalls 7Jahre und 2.Klasse leidet ebenfalls daran.
Er hat/hatte die gleichen Symtome, wie deine Tochter. Er hat nach den Sommerferien bei Legato (LRS Institut)eine Terapie begonnen. Seine Schulischen Leistungen haben sich seitdem schon sehr gebessert. Er nimmt sich abends, wenn er ins Bett geht noch ein Buch zur Hand und liest. Bis vor kurzem war davon nur zu Träumen.
Ich würde an deiner Stelle mal beim Kinderarzt um ein Attest/Überweisung für einen Kinder-Psychologen bitten.
Auf die Lehrerin würde ich nicht unbedingt hören. Die Eltern kennen ihre Kinder immer besser. Die Lehrer haben noch viele andere Kinder zu betreuen.
Wenn sich doch keine LRS rausstellen sollte, habt ihr wenigstens alles getan, um es abzuklären.

LG Kiki
 
S

Stöpsel

Guest
Hallo Kiki,

wir haben gestern bei Lena einen Test zur Hörwahrnehmung machen lassen. Sie hat ganz erhebliche Deffizite bei der Hörwahrnehmung. Daraus folgt letztlich eine LRS. Ich bin Heute mit dem Testergebnis zur Kinderärztin und habe gefragt wie es nun weiter geht. Sie hat mir ehrlich gesagt nicht geholfen. Sie meint ich sollte halt mit Lena üben und weiter zur Ergo gehen. Ich hab dann gefragt ob ich sie nochmals richtig auf LRS, ADS usw. testen lassen muss und sie meinte das wäre nicht nötig, da es logisch wäre, dass sie LRS hat bei dieser ausgeprägten Hörwahrnehmungsstörung. Ich bin dann zur Ergotherapeutin und die sagte mir eigentlich das Gleiche. warum denn testen??? Ich fragte halt wegen der Beurteilung in Diktaten usw. Ich denke ich brauche da doch einen Nachweis für die Schule oder???? Ich denke auch, dass man ADS (Träumerform) nicht außer acht lassen sollte. ABer es heißt nur, da kann man eigentlich nichts machen, am besten sie geht dann ab der 3. Klasse in die LRS-Schule.
Wie ist das denn??? Welche Tests muss ich unbedingt machen lassen???? Wie gehe ich jetzt weiter vor um Lena zu helfen????
 
U

ute heidorn

Guest
Hallo Stöpsel,

unten findest du einen Text von Uta Reimann-Höhn (http://www.lernfoerderung.de), der dir erst einmal verdeutlicht, wie ein Kind schreiben lernt.

Ich persönlich arbeite in meiner Praxis oft über den Wortbildspeicher, dazu folgender Text. Gruß Ute

Speicherschwäche-Wortbildspeicher
Schubenz hat den Begriff der ,,Speicherschwäche" als ein Symptom der Legasthenie geprägt.
Sie ist sicher eine der wichtigsten Ursachen der überdurchschnittlichen Fehlerhaftigkeit aller schriftsprachlichen Leistungen legasthenischer Kinder. Es ist zu beobachten, dass Wort- und Silbenbilder von diesen Kindern vom ersten Schuljahr an trotz häufiger Darbietung nicht so rasch und mühelos im Gedächtnis gespeichert werden wie von Nichtlegasthenikern, daher auch nur mit großer Verzögerung wiedererkannt und mit noch größerer Verzögerung - wenn überhaupt - richtig reproduziert werden können.
Da das Wiedererkennen leichter ist als das Reproduzieren aus dem Gedächtnis, beeinträchtigt der schlechte Wortbildspeicher das Rechtschreiben mehr als das Lesen.
Neben der Wortbildschwäche besteht auch eine herabgesetzte Merkfähigkeit für das Auswendiglernen von Texten, für das Einmaleins und für Wörter, die nicht nur den unmittelbaren Kommunikationsbereich betreffen.

Auf die Rechtschreibung wirkt sich diese Speicherschwäche auf dreifache Weise aus:
1. Buchstabenauslassungen werden vom legasthenischen Kind nicht bemerkt, folglich liest es über sie hinweg.
2. Die Beharrlichkeit der ,,gewöhnlichen Rechtschreibfehler", die wohl alle Kinder machen, dauert bei Legasthenikern viel länger an und sie kommen in viel größerer Zahl vor. Dabei sind zu nennen: Verstöße gegen Groß- und Kleinschreibung, gegen die Regeln der S-Schreibung, der V-F-Schreibung und gegen die Regeln der Dehnungen und Kürzungen.
3. Legastheniker machen in hohem Maße Abschreibefehler, was von Lehrern oft als besonderes Zeichen geistiger Minderbemittlung interpretiert wird (,,er kann ja nicht mal abschreiben").

Das Lernen eines neuen Wortes erfolgt zuerst im Kurzzeitspeicher. Um erfolgreich zu sein, werden Wiederholungsschleifen in den Zeitspannen aufgebaut, in denen eine sichere Wiedergabe aus dem Kurzzeitgedächtnis zu erwarten ist: sofort – nach einer Minute – nach drei Minuten. Der Zeitabstand der letzen Wiederholung muss auf alle Fälle unter 5 Minuten liegen.
Ziel ist es, das Wortbild zu automatisieren. Automatisierte Vorgänge brauchen zu ihrer Aktivierung keine Aktivierungsenergie aus dem Kurzzeitspeicher. Sie verringern die Fehlerquote deutlich und erhöhen die Lesegeschwindigkeit.
80% aller legasthenen Kinder (Rosenkötter) können so schneller und sicherer lernen.
Die Kinder sind nicht mehr abhängig von orthografischen Konflikten und Regelkonflikten. Lernen im Bildgedächtnis macht den größten Teil der Regelableitungen überflüssig. Schreibgeschwindigkeit und Fehlerzahl hängen dann vom Grad der Automatisierung ab.

Ich verwende in meiner Praxis das Training des Worbildspeichers kombiniert mit einem Rechtschreibtraining (Marburger, REMO)– mit gutem Erfolg. Das Rechtschreibtraining ist ein Zugeständnis an die Schule und unser Gesellschaftssystem. Ein konsequentes Training des Worbildspeichers ab der ersten Klasse würde hier manches Problemn vermeiden. Besonders Kinder mit einer Hörverarbeitungsstörung könnten dann dem heute noch bis zu 80% auditiv geprägten Sprachenunterricht besser folgen und effektiver lernen.

Ein sehr gutes Buch zu diesem Thema, auch sehr gut verständlich geschrieben, ist:

Henning Rosenkötter: Neuropsychologische Behandlung der Legasthenie. Beltz Psychologische Verlagsunion, ISBN 3-621-27405-7


Uta Reimann-Höhn:

Wie lernt ein Kind eigentlich schreiben?
Vorschulische Phase
Bevor ein Kind in die Schule kommt, hat es schon grundlegende Erfahrungen gemacht, die ihm nützlich sind. Es kann Zeichen oder Logos einem Sinn zuordnen, zum Beispiel das Mac Donalds Logo dem Schnellimbiss. Und es hat mit großer Wahrscheinlichkeit schon Buchstaben abgemalt, um damit zum Beispiel seinen Namen zu "schreiben". Auch in Lesebüchern fahren Kinder gerne mit dem Finger die Buchstaben nach, um so zu tun, als würden sie die Geschichte selber lesen. Dabei schauen sie sich jedoch nur die Bilder an oder erzählen die Geschichte aus dem Gedächtnis nach.
Das Kind kann aber noch nicht einem Phonem (Laut) ein Graphem (eins oder mehrere Zeichen) selber zuordnen. Das lernt es erst in der Schule, zum Beispiel, dass das Phonem "sch" aus drei Buchstaben besteht.
Alphabetische Stufe
Der Erwerb der Schriftsprache funktioniert nach neusten Erkenntnissen stufenweise. Auf der ersten, für die Lese- und Schreibanfänger wichtigen alphabetischen Stufe, steht die phonologische Bewusstheit. Das bedeutet, dass das Kind in der Lage ist, die gehörten Phoneme lautgetreu aufschreiben zu können. Lautgetreue Wörter wie beispielsweise „Walde“, „oben“ oder „Datum“ werden Laut für Laut gehört und verschriftet.
Orthografische Stufe
In der nächsten Stufe, der orthografischen, werde einfach Rechtschreibregeln integriert. Das Kind muss sich hier Elemente merken, die von der eigenen Artikulation (Aussprache) abweichen. Mutter wird mit zwei „t“geschrieben, Koffer mit zwei „f“ oder Vater mit „V“. Dopplungen, Dehnungen und tz gehören auch in diesen Bereich. Um diese Leistung erbringen zu können, ist es notwendig, dass das Kind die lautgetreue Schreibung sicher beherrscht.
Morphematische Stufe
Dann wiederum folgt die morphematische Stufe, die die Fähigkeit beschreibt, bei der Schreibung der Wörter deren Struktur zu beachten. Dazu gehört die Erschließung des Wortstammes (Räuber kommt von Raub und wird deshalb mit „äu“ geschrieben, und die Fähigkeit zur Zergliederung der Wörter in ihre Wortteile (Staubsauger von Staub und saugen).
Wortübergreifende Strategie
Zuletzt kommt die wortübergreifende Strategie, die weiterführende sprachliche Aspekte wie Grammatik, Semantik oder wörtliche Rede umfasst.
Mit der Hamburger Schreibprobe, einem neueren diagnostischen Verfahren, kann man die Entwicklung des jeweiligen Kindes gut erfassen. Sie ist sowohl mit Einzelpersonen als auch in der Gruppe (Schulklasse) gut durchführbar.
 
S

Stöpsel

Guest
Hallo Ute,

hab ich das jetzt richtig verstanden? Die Kinder lernen ganze Wörter und speichern diese als ganzes im Kopf?
Das Gefühl habe ich bei Lena, aber wenn dann ein Wort gleich anfängt und aufhört reimt sie sich was zusammen und "liest" nicht was da steht.
Lena bekommt jetzt Ergotherapie nach Warnke, da die Hörwahrnehmungsstörung jetzt erst mal im Vordergrund steht und die Rechtschreibung nach Besserung der Wahrnehmung hoffentlich auch besser wird. Warnke vertritt aber eher die Theorie, dass die Kinder eben das zusammenziehen der Buchstaben neu lernen sollen und nicht die Wörter als Ganzes um diese Fehler der falschen Wörter zu vermeiden.
 
U

ute heidorn

Guest
Warnke

Hallo Stöpsel,

welcher Warnke? Dr. Andreas Warnke aus Würzburg oder Fred Warnke (Brainboy)?

Gruß Ute
 
U

ute heidorn

Guest
Warnke

Hallo Stöpsel,

habe es gerade im anderen Posting gelesen: Es ist Fred Warnke.

Also: Es gibt keine Ergotherapie nach Warnke. Deine Ergotherapeutin hat bei Warnke eine Zusatzausbildung gemacht und trainiert mit deinem Kind nach dieser Methode - das hat aber nicht mit Ergotherapie zu tun.
Rein rechtlich wird das aber nicht von den Kassen bezahlt, da die Therapie nicht anerkannt ist. Also sagt sie Ergotherapie dazu - was Kassenbetrug ist. Wenn der überweisende Arzt da mitspielt - nun ja, das müsst ihr selbst regeln.

Zu deiner Frage: Ja, du hast es richtig verstanden, das Kind automatisiert Wortbilder. Das ist aber erst die letzte Stufe, vorher automatisiert es Buchstaben und Silben verschiedener Länge, dann kleine kleine Wörter, dann große.
Das ist viel zu viel, um es hier zu schreiben.

Fakt ist: Ich trainiere bei einem Kind immer erst die Stärken auf, damit es sich in der Schule besser helfen kann und bessere Noten bekommt. Dadurch ist es dann motivierter, das schwierige und langwierige Training der "schlechten" Teilleistung zu machen.


Gruß Ute
 
S

Stöpsel

Guest
Hallo Ute,

jetzt bin ich aber platt. Kassenbetrug????? :wow Die Ergotherapeutin sagte mir, dass die asse nur nicht zahlt, wenn LRS als Diagnose auf dem Rezept steht.
Lena hat ein Rezept für eine sensomotisch-perzeptive Behandlung. Sie sagte darunter fällt auch Warnke. Sie arbeitet ja auch nicht nur mit dem Brain-Boy sondern halt alles was auch die Feinmotorik und die visuell-motorische Problematik angeht.
Ist das so OK? Oder bekomme ich da irgendwann Schwierigkeiten?
Schöne Weihnachtstage.
 
U

ute heidorn

Guest
Ergo

Hallo Stöpsel,

wenn das so auf dem Rezept steht und sie das auch macht, ist das o.k.
Das ging aber aus deinem ersten Posting nicht hervor. Da hörte sich das so an, als ob du ein Legatraining auf Kassenkosten unter vdem Deckmantel Ergo bekommst - und das ist Betrug.

Dir passiert da allerdings nichts. Bluten müssen die Ergotherapeutin un der rezeptausstellende Arzt. Das geht über Abmahnung und Kostenerstattung und Bußgeld bis hin zum Kassenzulassungsentzug - und das kostet dann oft die Existenz.

Gruß Ute
 
S

Stöpsel

Guest
Hallo Ute,
sorry, dass das falsch rüberkam. Aber ich bin halt Laie und ehrlich gesagt noch ganz am Anfag meines Wissens über diese Erkrankung. Und die KA unterstützt uns da auch nicht.
 
L

Lilja4ever

Guest
Hej, mir gings genauso. Bei mir wars so meine Lehrerin hats gemerkt und mir entspannungs übungen gezeigt die die Beiden Hirnhälften verbinden.

AM besten ist die:
Du mal eine ligende acht und fahre sie so oft wie möglich nach.
(MAch ich heut immer noch wenn ich müde bin; ich hatte echt ne liebe Leherin)
Mit dem Lesen hatte ich aber keine Probleme ich hab halt immer z.B statt Auto Aotu geschrieben.

mAch dir keine Sorgen hat nix mit der Intelligenz zu tun.
Ich bin jetzt in der 7. Klasse im 8 Jährigen Gymnasium.
 
T

Tiger_Mum

Guest
Meine Tochter hatte auch das gleiche Problem.

Bei meiner Tochter half nur üben üben üben....

Das verging dann nach 3 - 4 Monaten üben.

Spricht sie denn auch so im Alltag, weil wenn ja würde ich mal mit ihr zum Arzt gehen.
 
Oben