Verzweiflung - Diebstahl, Lügen und und und

kaushh

Neues Mitglied
Hallo,

ich, bzw. meine Frau und ich, sind nun absolut am verzweifeln. Wir wissen einfach nicht mehr weiter. Vielleicht hat hier ja noch jemand eine Idee.

Zum Hintergrund:
Junge, 15 Jahre alt.

Die schulischen Leistungen sind sehr schlecht. Inzwischen ist die Prognose "Abgang ohne Schulabschluss". Er ist einfach Faul und läßt sich auch nur schwer bis gar nicht motivieren irgendetwas zu tun. Und selbst wenn er sich hinsetzt und was tut, dann ist das alles sehr oberflächig und ist in der Regel am nächsten Tag wieder vergessen. Das ist das eine, an dem wir schon länger versuchen zu arbeiten.

Vor knapp über einem halben Jahr ist uns immer wieder aufgefallen, dass Geld aus unserer Geldbörse (vorzugsweise aus der von meiner Frau) verschunden ist. Selbst nachdem meine Frau dem Kind sagte, dass es richtig Ärger geben würde, wenn wir ihn dabei erwischen hörte es nicht auf.
Naja, letztendlich haben wir ihn erwischt und anhand markierter Geldscheine auch überführt, nachdem er alles versucht hat abzustreiten.
Dass das Vertrauen im Eimer war muss ich wohl nicht erwähnen. Trotzdem haben meine Frau und ich uns ans Herz gefasst und versucht ihm wieder zu vertrauen. Das funkionierte soweit auch ganz gut, bis eben gestern.
Er hat von uns eine Prepaid-Handy-Karte von Fonic bekommen gehabt (vor ca. 3 Monaten), bei der von unserem Konto automatisch jeden Monat 10 Euro aufgeladen wurden. Er wurde darauf hingewiesen, dass von uns jeden Monat maximal 10 Euro für das Telefon kommen und er von uns kein weiteres Geld bekommen würde um das Handy aufzuladen, wenn müsse er das von seinem Taschengeld bestreiten.
Gestern Abend kam meine Frau zu mir und fragte mich warum Fonic diesen Monat zwei Mal abgebucht hat. Naja, da war ich erst mal perplex, schaute aber online bei Fonic nach und war noch mehr perplex. Das Kind hat es fertig gebracht innerhalb von nicht mal 4 Tagen 70 Euro (für irgend so ein Onlinespiel) zu verbraten, natürlich alles schön von unserem Konto. Ich möchte nicht wissen was passiert wäre, wenn wir nicht ständig unsere Kontoauszüge kontrollieren würden. In 4 tagen 70 Euro, nach 12 Tagen dann ja schon min. 210 Euro (zumal man gesehen hat, dass er sich gesteigert hatte).
Das natürlich nun das Vertrauen total im Keller ist muss ich wohl auch nicht erwähnen.

Tja, und wie soll es sonst noch sein? Jegliche Diskussion mit dem Kind ist so als wenn ich mich mit der Wand unterhalten würde. Er reagiert auf nichts. Und wo wir schon dabei sind. Wir haben ihn schon versucht durch das Belohnungsprinzip zu motivieren, brachte nichts. Auch Taschengeld, Computer, Nintendo oder Fernsehverbot bringen nichts.
Wenn man sich mit ihm unterhält schaukelt er sich im wahrsten Sinne des Wortes die Eier und man würde am liebsten in selbige schlagen. Apropos, Gewalt war bei uns noch nie ein Thema, sowas gibt es bei uns nicht.

Wir sind inzwischen schon echt am verzweifeln. Wir hatten das Kind auch schon mal zu Rebus (eine staatliche, soziale Einrichtung) geschleppt. Das einzige was wir von denen wirklich zu hören bekommen hatten ist, dass wir uns mehr Zeit für Ihn nehmen müssten und weniger arbeiten sollten. Naja, weniger Arbeit -> weniger Geld, was ohnehin schon knapp ist. Läßt sich also finanziell nicht einrichten. Und noch mehr Zeit mit dem Kind verbringen? Wir setzen und mit ihm schon so oft es geht zusammen, spielen was oder machen sonst Dinge zu die er Lust hat.

Hat vielleicht noch irgendwer von euch eine Idee wie wir vielleicht das Ruder noch rumgerissen bekommen? Im Moment haben wir die Befürchtung, dass er komplett auch die schiefe Bahn gerät.

Vielen, lieben Dank.

Lieben Gruß

Kai
 
U

user5fm

Guest
Hallo,

ich muss da erstmal ein bisschen ausholen bis ich zu meinem Rat komme.

Unser Sohn 10 jahre alt hat uns auch schon oft beklaut, Geld aus der Geldbösre, Geld was rumlag, Pfandflaschen etc.
Da wir mit ihm aber in Psychologischer Behandlung sind, wegen ADS, habe ich das bei seiner Psychologin angesprochen und diese sagte mir, das es in dem Alter unseres Sohnes wohl noch eher Eifersucht und nicht erkennen können von fremden Eigentum ist. Aber sollte dieser Zustand anhalten wird sie eine Therapie vorschlagen, aber bis er 12 ist kann man da noch von kindlichem Leichtsinn sprechen.

Jetzt zu euch, dein Sohn ist 15 Jahre alt, somit noch nicht volljährig, aber strafmündig. Ich würde mir hilfe bei einem Kinder- und Jugendpsychologen suchen,dieser kann euch beraten und auch euren Sohn auf den Zahn fühlen. Was man auch noch machen kann ist sich Rat bei einer Erziehungsberatungsstelle zu suchen.
Das sind meine Tipps und so würde ich es machen.
 
D

die_andere_Mama

Guest
Hi, ...

Ich muss, wie 5fachmama, ebenso ausholen .. Mit meinen Jungen (11 Jahre) hab ich auch so manche kleinere Strafdelikte (klauen, rauchen etc.) durch. Probleme mit Schule beinahe Tagesordnung da seine Note zum Halbjahr wieder extrem abgesackt sind und er schon wieder versetzungsgefährdet ist.. Gespräche nimmt er nicht richtig wahr oder begreift nicht, wie schlimm es wirklich aussieht...

Ich verstehe deine Situation gut. Allerdings ist dein Sohn 15 Jahre alt. Mitten drin in Teenageralltag. Er sollte schon ein besseres Verständis oder anderes gesagt, sein Verhalten ändern, wenn wie auf gut Deutsch "die Kacke am dampfen ist". Teenager können echt die Hölle sein. :angryfire
Doch das begreift er nicht oder will es nicht sehen, das er was falsch macht. Eine Pyschologin würde ich wie 5fachmama ebenso zur Rate ziehen. Ich denke, das ihr nicht wirklich an ihn rankommt..

Wie lange ist die Situation schon so?
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Spontan fällt mir ein: Er braucht eine Aufgabe.
Verein, Jugendfarm, Bauernhof, Tierheim, Kirche, Zeitung austragen, Hunde ausführen, Altenheim, Gartenpflege, Nachbarschaftshilfe, Graffiti aufs Garagentor, Gruppe leiten im Sportverein oder Jugendzentrum, Sport treiben...

Irgendwas, was ihn begeistern kann und wo er in eine Gemeinschaft eingebunden ist.

Und ich würd ihm das Handy für diesen Monat abnehmen :ausheck
 

kaushh

Neues Mitglied
Hallo,

danke erst mal für eure Ideen.
Das mit der Erziehungsberatungsstelle haben wir schon hinter uns, das ist diese Rebus hier. Allerdings sind die, die für uns zuständig sind, nicht wirklich eine Hilfe.

Das mit dem Psychologen werden wir wohl in Angriff nehmen. Zumindest habe ich mit meiner Frau darüber gesprochen und wir werden mal sehen ob wir einen finden wo wir nicht 200 Jahre auf einen ersten Termin warten müssen (in unserer Umgebung sind die leider sehr dünn besiedelt). Allerdings meinte meine Frau, dass man eventuell über das Jugendamt etwas schneller was werden könnte. Mal sehen wir werden auf jeden Fall alles ausprobieren was auch nur eine geringe Chance auf Besserung hat.

@Maju
Das mit einem Verein wäre schön, wenn das Kind zu etwas zu begeistern wäre. Selbst bei den Dingen für die er sich mal begeistert hat, lief es immer so ab, dass dieses für wenige Wochen anhielt. Fußball-, Basketball- und Kampfsportvereine haben wir schon hinter uns. Das einzige was ihn im Moment scheinbar nur noch interessiert sind die Online-Spiele im Internet (wobei ich prinzipiell nichts dagegen habe, sofern es sich in einem vernünftigen Rahmen bewegt).
Was uns vor allem aufgefallen ist, ist dass er im Endeffekt nur noch zu Hause hockt. Vor 2 Jahren war das Kind nicht zu bremsen und er ist viel draußen unterweg gewesen.
Handy-Verbot? Klar, das Handy ist eingezogen und zwar für die Zeit bis das Geld was er verbraten hat von uns regulär bezahlt worden wäre. Dazu kommt dass wir den Computer gesperrt haben, weil das ja der "Übeltäter" gewesen ist. Kein Zugriff auf das Online-Spiel, keine Verlangen teure SMS-Nachrichten zu 1,99 das Stück zu versenden.

Generell ist es bei uns schon immer so gewesen, dass Computer und Co. limitiert wurden. Auf dem Computer ist eine Software installiert, die eine Anmeldung nur zu bestimmten Zeiten und nur für eine bestimmte Dauer erlaubt. Bis eben vorgestern hatten wir die Regelung, dass er pro Tag 30 Minuten am Computer frei hat. Durch für die Schule lernen konnte er sich mehr Zeit "erarbeiten". Für eine Stunde lernen hat er entsprechend auch eine Stunde mehr Computer-Zeit erhalten (was sogar für uns sehr einfach gewesen ist, da er dann von uns einfach nur eine TAN erhalten hat, die er eingeben musste oder sich für einen anderen Tag aufsparen konnte).

Liebe Grüße

Kai
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Vielleicht braucht es da eine gewisse Härte von Seiten der Eltern, wenn der Junge mal was durchhalten soll.

Meine drei Kinder haben auch einiges angefangen und ich trete ihnen jetzt regelmäßig in den Allerwertesten, dass sie es durchziehen. Ist ja auch bei Erwachsenen so, dass sie sich z.B. im Fitness-Studio anmelden und dann doch lieber auf der Couch sitzen bleiben. Da ist es gut, wenn man einen Partner hat, der den inneren Schweinehund hilft totzuschlagen.

Bei uns gilt die Regel: Alles was angefangen wird, darf (nach angemessener Probe- und Bedenkzeit, etwa 2 Wochen) unter drei Jahren nicht mehr aufgehört werden.
Dann kann ich auch damit rechnen, dass die Kinder ausreichend viel gelernt haben in diesen drei Jahren und die Anlagen für später nicht wieder verloren gehen. Als Erwachsener kann man dann daran anknüpfen.

Diese drei Jahre durchzuhalten, dafür bin ich zuständig. Es ist ein ständiger Kampf. Aber letztendlich sind die Kinder megastolz darauf, was sie schon alles können.

Wenn euer Sohn so viel Zeit mit dem Handy verbringt dann ist ihm doch bestimmt langweilig oder/und er ist einsam. Ein Psychologe wäre prima, aber gegen Einsamkeit und Langeweile braucht es mehr. Fragt ihn einfach mal nach seinen Interessen.
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

das mit den Erziehungsberatungsstellen und den Psychologen ist so eine Sache: Viele Menschen erwarten Wunder von ihnen - bis dann diese Leute erkennen lassen, dass es keine einfachen Antworten gibt, und dass es die harte Arbeit aller Beteiligten erfordert, aus einer einmal entstandenen Situation wieder heraus zu kommen, denn es reicht meist nicht, dem Jugendlichen klar zu machen, dass er sein Leben versaut, dass er sich anders verhalten muss. Die Eltern müssen sich oft auch ändern. Und das ist der Teil, der extrem schwierig ist, weil niemand gerne gesagt bekommt, dass er was falsch macht, dass er sein Leben in gewisser Weise auch anpassen muss, um eine Chance zu erhalten, seinem Kind wieder nahe zu kommen. Denn Jugendliche lassen sich nur von denen etwas sagen, die ihnen nahe sind. Und Eltern sind oft weit weg geraten, was vor allem daran liegt, dass Kinder in der Pubertät einen körperlichen und psychischen Umbau durchleben, eine eigene Identität entwickeln und beide Seiten, Eltern und Kinder, darauf nicht eingestellt sind, zumal die Jugendlichen auch Dinge, Freiheiten für sich einfordern, die für Kindern undenkbar gewähnt wurden. Sie tun auch Dinge, die den Erwachsenen mysteriös sind, weil es sie früher einfach nicht gab, und weil man sich wundert, wie das um Himmels Willen jemand schön finden kann.

Allerdings nehme ich an, dass Ihr bei Rebus in Hamburg gewesen seid: Das sind keine Erziehungsberatungsstellen, sondern Einrichtungen, die bei schulischen Problemen beraten und Hilfestellungen geben - und zwar ziemlich vorbildliche Einrichtungen, die ein wunderbar großes Feld an Möglichkeiten haben. Dass man dort nur gesagt hat: "Nehmen Sie sich mehr Zeit" wundert mich.

Noch einmal: Es gibt keine einfachen Antworten. Es wird auch beim Psychologen und bei der Erziehungsberatung, zu denen Ihr auf jeden Fall gehen solltet, keine einfachen Antworten geben. Und ich werde Dir auch keine einfachen Antworten geben - außer der hier: Ich denke, dass es mit Beschäftigung und Reglementierungen und Bestrafungen und vermeintlichen Belohnungen nicht getan ist.

Ganz im Gegenteil: Es ist zum einen ein System, dass sehr arg an ein Gefängnis erinnert, minus der pädagogischen Konsequenz, zu der ich gleich kommen werde, und es ist zum anderen ein System, dass von Euch sehr viel Aufwand erfordert, um es durch zu halten: Ihr müsst ständig ein Auge darauf haben, was er gerade tut oder nicht tut, um mit Bestrafungen und Belohnungen zu reagieren, und das ist Zeit, die Ihr, nach Deinem eigenen Bekunden, nicht habt.

Das Ergebnis eines solchen Systems ist auch oft, dass der Jugendliche Dinge vermisst, und sie sich dann woanders verschafft, und dabei möglicherweise auch gedankenlos wird, und dass er sich seinen Eltern, die eigentlich seine Bezugspersonen sein sollten, nur noch mehr verschließt: Ich habe den Eindruck, dass das bei Euch der Fall ist. Ihr habt keine Ahnung, was in Eurem Sohn vor sich geht, und ich habe auch, nach mehrmaligem Lesen Deiner Posts, den Eindruck gewonnen, dass Ihr Geschehen und Handlungen nicht wirklich durchdacht hat.

Denn mir sind da einige Dinge aufgefallen, die mich stutzig gemacht haben: So taucht immer wieder das Wort "Vertrauen" auf. Ihr möchte Eurem Sohn gerne vertrauen, und es gibt diesen einen Satz, aus dem hervor geht, dass Ihr Euch sehr stark eingeredet habt, dass Ihr ihm vertrauen könnt. Ich lese aber kein einziges Wort darüber, woraus ihr die Ansicht, dies tun zu können, bezogen habt. Denn als Nächstes sind wir bereits beim Handy: Ihr gebt ihm eine SIM-Karte von FONIC, die von Eurem Konto aufgeladen wird, einmal im Monat.

Euer Vertrauen muss wirklich extrem groß gewesen sein, denn genauso gut hättet Ihr dem Jungen Eure Bankkarte samt PIN-Nummer in die Hand drücken können. Ich habe mich natürlich bei Fonic erkundigt, wie das bei denen so läuft, und es ist so, dass diese Karten, wenn sie für den Bankeinzug freigeschaltet sind, auch manual aufgeladen werden können. Automatisch landen diese Karten hingegen nicht im Minus.

Wenn ich das richtig verstehe, wollt Ihr Eurem Jungen jetzt für sieben Monate das Handy weg nehmen, und den Computer habt Ihr auch einkassiert. Sinnvoller wäre, ihm klar zu machen, dass irgend jemand die Zeche zahlt, indem Ihr im aufgebt, Euch das Geld zurück zu zahlen, indem er einen Job annimmt.

So wir Ihr das jetzt macht, werdet Ihr Euren Einfluss über ihn nur noch weiter verlieren - er wird sich möglicherweise jene Dinge, die er zu brauchen glaubt, woanders holen. Und Ihr habt kaum eine Möglichkeit heraus zu finden, ob er möglicherweise schwer wiegende Probleme hat: Der Gedanke, dass er ein Suchtproblem hat, sollte zumindest ausgeforscht werden.

Allerdings fände ich es gut, wenn Du einfach mal beschreiben könntest, wie Eure Tagesabläufe so aussehen, was der Junge so den ganzen Tag macht - dann kann ich Dir vielleicht mehr zur weiteren Vorgehensweise raten.

Viele Grüße,


Ariel
 
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