Wahrnehmungsstörungen

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Kathy

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Teil1:Ich muß den Text leider aufteilen der wurde sehr lang :)

Hallo Melli

Hier nun mal endlich eine Antwort auf Deine Frage, wie man bei meinen Kindern die Wahrnehmungsstörungen erkannt und getestet hat.

Am auffälligsten war meine mittlere Tochter. Sie hat mit fast 4 noch kaum etwas geredet, ist ständig hingefallen, hat alles, was auf dem Tisch stand garantiert umgeworfen, ist gegen Wände gelaufen...eben ein echter „Tolpatsch“. Natürlich fand sie auch nie ihre Schuhe und ihre Jacke oder Spielsachen, obwohl die direkt vor ihrer Nase lagen.
Ich dachte dann sie braucht vielleicht eine Brille und sie hört schlecht. Also ging die Reise los zum Kinderarzt, Augenarzt, HNO und zur Uniklinik für ein Computergesteuerten Hörtest (weil sie beim normalen Hörtest nicht richtig mitgemacht hat).
Organisch ist aber alles in Ordnung und der Kinderarzt sagte sie ist einfach zu bequem zum Sprechen und eben etwas verträumt!!!
 
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Kathy

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Teil2:

Dann bin ich einfach auf eigene Kosten (weil der Kinderarzt sich weigerte ein Rezept auszuschreiben) zum Logopäden. Der hat sich gewundert, warum wir erst jetzt kommen, da das Kind extrem schlecht gesprochen hat.
Ich hab dann den Arzt gewechselt und eine logopädische Behandlung angefangen.
Nach ein paar Wochen meinte der Therapeut ich solle sie dringend bei der Ergotherapie vorstellen, er glaubt, daß meine Tochter viele Dinge nur über die Augen wahrnimmt...also wenn sie zum Fenster raus sieht und man erzählt hinter ihrem Rücken etwas, dann nimmt sie das gar nicht auf.

So habe ich sie von einer Ergotherapeutin testen lassen....der Test ging über 6 Therapieeinheiten (also 6 x 45 Minuten). So kam heraus, daß sie eine schwere Körperwahrnehmungsstörung (durch Tasten wird nicht erkannt ob etwas weich oder hart ist, Gleichgewicht ist gestört usw) hat und eine auditive Wahrnehmungsstörung (das Gehörte wird nicht oder nicht richtig wahrgenommen).
 
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Kathy

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Teil3:

Alica ist jetzt schon 2 Jahre in Logopädischer Behandlung und etwas über 1 Jahr bei der Ergotherapie.

Lea (die Jüngste) wurde im Januar von einer Kinderpsychologin getestet. Während meine beiden „großen“ Kinder sehr ruhig und schüchtern sind, ist Lea sehr laut, zornig, weint sehr viel ist immer unzufrieden und spielt am allerliebsten alleine irgend wo, wo es sehr ruhig ist.
Im Kindergarten wurde sie so auffällig, daß die Erzieherin meinte ich soll mit ihr mal zu einer Kinderpsychologin.
Nach einigen Gesprächen und den Tests kam ebenfalls heraus, daß Lea eine auditive Wahrnehmungsstörung hat. Und in allen anderen Bereichen ist sie dafür überdurchschnittlich begabt.
Die Psychologin hat mir erklärt, daß die Aggressionen daher kommen, daß das Kind im Kindergarten so vielen Geräuschen ausgesetzt ist, daß sie die gar nicht mehr verarbeiten kann.
 
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Kathy

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Teil4:

Für sie ist es so, als würden wir zwischen ganz vielen Menschen mit dem Handy telefonieren und versuchen zu verstehen, was der am Telefon uns sagen will.....und so versucht sie stundenlang „heraus zu filtern“, was irgend jemand zu ihr sagt.... und irgend wann kann sie einfach nicht mehr, weil es zu anstrengend wird.
Die Psychologin meinte noch, daß es gut ist, daß sie durch ihr Gebrüll und ihre Wut auf sich aufmerksam macht. Bei diesen Kindern merkt man viel schneller, daß sie Hilfe brauchen, als bei den ruhigen Kindern, die sich immer mehr zurückziehen....womit wir bei Kind 3 Wären J

Mein Sohn (2. Klasse) war schon immer ein ruhiges, schüchternes „braves“ Kind, worüber sich wohl jede Mutter freut.Allerdings wurde das alles zum Schulbeginn sehr extrem. Er saß im Unterricht und war einfach nur anwesend, gehört hat man von ihm keinen Ton
 
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Kathy

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Teil5:
Mit seinen Mitschülern wollte er nicht spielen, in der Pause mußte ihn die Lehrerin jeden Tag zwingen auf den Schulhof zu gehen. Wenn ich fragte, was sie in der Schule gemacht haben wußte er es nicht. In Mathematik mußte ich ihm jeden Tag zu Hause erklären, was sie in der Schule gemacht hatten. Erst dachte ich, er kapiert es einfach nicht, aber nachdem ich gesagt habe, wie es gerechnet wird, hat er alle Aufgaben alleine gelöst. Und in den Mathearbeiten schreibt er jedes mal eine 1 oder 2.
Seine Hefte waren (sind) eine Katastrophe! Anfangs schrieb er zum Teil quer in das Heft. Linien wurden völlig mißachtet. Dann schrieb er in seinem Heft mal auf die erste Seite, danach auf die Letzte Seite, dann wieder mitten rein....man fand überhaupt nichts mehr.
Hausaufgaben wurden langsam zur Qual! Er brauchte zeitweise bis zu 4 Stunden!
 
K

Kathy

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Teil6:

Er brauchte zeitweise bis zu 4 Stunden!
Ich hatte dann etliche Gespräche mit der Lehrerin. Wir dachten erst er ist einfach zu schüchtern, zu unkonzentriert, zu langsam, zu verträumt, uninteressiert, zu verspielt... usw.
Wir haben sogar überlegt ihn wieder in die 1. Klasse zurück zu stufen, weil die Lehrerin meinte, er hätte wohl noch nicht die soziale Reife, vom Wissen her wäre alles ok, aber er tut sich sehr schwer mit seinen Mitschülern.

Als dann bei Lea auch noch Wahrnehmungsstörungen bestätigt wurden, habe ich angefangen das Internet zu durchsuchen und hab Bücher gewälzt. Und dann kam ich auf den Trichter, daß bei meinem Sohn wohl auch was nicht stimmen kann.
Ich habe ihn jetzt auch beim Ergotherapeutischen Zentrum testen lassen. Das Ergebnis habe ich seit letzter Woche..... auditive und visuelle Störung und leichte Störung in der taktilen Wahrnehmung (taktil=greifen, festhalten,ertasten).
 
E

Engelflügel

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Hallo Katja,

danke für Deine ausführliche Antwort.

Jeoy hat auch nie einen Hörtest mitgemacht. Wir wussten nicht, ob er nichts hört, oder ob er einfach nicht versteht, was er dabei machen soll.

Dann sind wir zum Ohrenarzt und er hat den Test wieder nicht gemacht.

Dann war ende April die U 9 und er hat den Hörtest und auch den Sehtest gut bestanden.

Aber der Ohrenarzt und auch die Kinderärztin haben den Verdacht, dass er Wahrnehmungsstörungen hat.

Er malt bei einem Haus das Dach nach unten und bekommt vieles nicht mit. Läuft auch gegen Türen oder sieht sein Brötchen nicht, dass vor ihm auf dem Teller liegt.
Er ist richtig verträumt. Das ist auch im Kindergarten so.
Aber nicht immer. Mal ist ein paar Wochen alles in ordnung, dann geht es wieder los.

Jetzt bekommt er ab den Sommerferien Ergotherapie und im September hat er einen Termin in einer Uniklinik, wobei wir den Termin wahrscheinlich nicht mehr brauchen. Er sollte halt dahin, damit ein Hörtest gemacht wird.

Außerdem geht er jetzt zum turnen, weil er nicht auf einer geraden Linie laufen kann und keinen Ball fangen kann.
Im Kindergarten wird ja auch kein Sport gemacht.
Aber es macht ihm Spaß im Sportverein und ich bin gespannt, wie es dann im Sommer mit der Ergo wird.
 
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Elchen

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Boah,Kathy,wie schaffst Du das nur,mit drei Kindern,die auch noch Verhaltensauffällig sind...Beneiden tue ich Dich garantiert nicht(hört sich böse an,ist aber nicht so gemeint),sondern ich bewunder Deine Stärke,die Du jetzt für die Kinder aufbringen musst....Ich sage nur HUT AB,auch wenn Dir das nichts hilft :(
 
K

Kathy

Guest
Hallo Elchen

Vielen Dank für die Bewunderung...aber die Kinder selbst empfinde ich garnicht so sehr als "stressig".

Was mich mehr schaft sind die vielen Termine und dauernd "in Eile sein", damit ich rechtzeitig wieder da bin, wenn die anderen Kinder vom Kindergarten oder der Schule kommen....noch mehr nervt mich, wenn ich alle 3 mitschleppen muß, wenn nur einer Therapiestunde hat.

Aber das ist ja ab September alles einfacher, wenn ich in der Nähe meiner Mutter wohne :)))))))) Dann kann der große einfach nach der Schule zur Oma und ich muß nicht mehr nach der Therapie jeden Laster von der Straße schupsen :fuckyou , damit ich rechtzeitig da bin. (Nein, natürlich fahre ich anständig!).

Hallo Melli

Die Beschreibung von Deinem Sohn könnte auch auf meine mittlere Tochter passen.
Mal gespannt was da bei der Testung raus kommt.

Ich bin eigendlich über die Diagnose sehr froh, denn nun weiß ich woran es liegt, daß meine Kinder eben so sind, wie sie sind. Ich bekomme Hilfe und weiß nun wie ich damit umgehen muß oder kann.

Wenn nun einer zu meiner Tochter sagt "kannst du nicht aufpassen wohin du gehst?" Kann ich sagen "Nein, das kann sie nicht" Und wenn einer zur anderen Tochter sagt "Kannst du nicht mal aufhören mit Deinem gebrüll?" kann ich auch sagen "Nö, kann sie nicht und muß sie nicht" :)
Ich finde es hat auch etwas befreiendes zu wissen: die Kinder machen das nicht mit böser Absicht oder sind nur ungezogen oder bockig oder zu faul zum lernen...und ich meine auch, daß ICH dadurch jetzt ruhiger und gelassener wurde und sich nun die ganze Situation entspannt hat.
Und das eine Jahr Ergotherapie der Mittleren hat ja auch schon viel geholfen :)
 

goldrosi

Aktives Mitglied
Hallo Kathy,

kann dich gut verstehen, das schlimmste ist immer von einem Termin zum anderen hetzen und dabei das andere Kind - Kinder nicht vernachlässigen-

Ist es typisch für Wahrnehmungsstörungen das alle deine Kinder betroffen sind, also evtl. erblich bedingt, oder ist es bei euch nur Zufall das alle drei betroffen sind.

Ich habe "nur" eine Tochter die verschiedene Termine wahrnehmen muss, aber das reicht schon oft.

Wünsche dir alles Gute

goldrosi
 
K

Kathy

Guest
Hallo Goldrosi

Die Ursachen sind schwer festzustellen, da müßte man noch weitere Tests machen von Fachärzten oder Psychologen die auf dieses Gebiet spezialisiert sind. Die Kinderpsychologin meint, es wäre wahrscheinlich, daß es ein angeborener defekt ist (also Genetisch bedingt), da alle 3 Kinder betroffen sind.
Wahrnehmungsstörungen können aber z.B. auch dadurch entstehen, daß nicht erkannt wird, wenn ein Kind schlecht hört oder schlecht sieht und es dadurch in der Entwicklung zurück bleibt...aber das ist bei allen 3 vorher schon getestet worden, sie hören gut und Brille braucht auch keiner.
Oder manche Kinder haben Wahrnehmungsstörungen, weil sie nicht gefördert wurden...also die Wahrnehmung garnicht angeregt wurde.
Die ergotherapeutin meinte auch, es kann sein, daß Alica körperwahrnehmungsstörungen hat, weil ich in der Schwangerschaft liegen mußte und so die Äußerlichen Reize wie Bewegung und Druck nicht genug vorhanden waren, und sich so die nervenbahnen nicht genug gebildet haben.

Aber irgend wie sind alles nur Theorien... ich hab den Logopäden mal gefragt, was ich falsch gemacht habe und wovon das alles kommt... und er meinte, eigentlich ist es egal woher es kommt, man kann es eh nicht mehr ändern. Wichtig ist, daß man jetzt etwas dagegen tut und das würde ich ja so toll machen.

Und das hat mir soooo gut getan! Nun suche ich nicht mehr nach der Ursache, sondern freue mich über die Fortschritte :)
 
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