Original von sunnyside
ich habe keine lust mehr, nocheinmal auszuführen, was ich erlebt habe.
Mein Mitfühlen hast du sowieso, sunny, und deine Threads habe ich immer verfolgt, obwohl ich nicht immer wusste, was noch Tröstendes schreiben. Das haben andere besser hingekriegt.
Ich finde es für mich immer wichtig zu abstrahieren und nicht meine eigenen Erfahrungen als Maßstab für Wertungen zu nehmen.
Was das Thema "Eifersucht" und "Seitensprung" angeht, habe ich die komplette Gefühlspalette durch. Und das alles mit nur einem einzigen Mann.
Ich will das jetzt hier mal schildern, einfach, um zu verdeutlichen, wie es zu unterschiedlichen Ansichten kommen kann.
Mein Mann und ich kennen und lieben uns seit 20 Jahren. Du weißt, dass wir in Trennung leben.
In den ersten beiden Jahren habe ich erfahren, was krankhafte Eifersucht bedeutet. Meine Vorgängerin war eine besonders "Süße", und ich hatte schier Magenschmerzen, wenn ich mir vorstellte, was sie mit ihm getrieben hat. Wenn er eine halbe Stunde zu spät zu einer Verabredung mit mir erschien, lief in menem Kopf ein Horrorfilm ab, der mich fast in den Wahnsinn getrieben hätte. Ich glaube, wenn er mich in dieser Zeit betrogen hätte, hätte es mir für sehr lange Zeit den Boden unter den Füßen weggerissen.
Dann kam die Zeit, da wusste ich: Ich bin die Beste für ihn. Er hätte gar keine Zeit - Energie - gehabt, fremd zu gehen ;-)
Dann war es so - nach etwas zehn Jahren -, dass ich dachte, selbst wenn er fremd geht, kann sein Seitensprung das, was zwischen uns ist, nicht zerstören. Es hätte mich verletzt, aber es hätte unsere Beziehung nicht wirklich zerstört, weil sie zu diesem Zeitpunkt aus so viel mehr als Sex bestand.
Dann - nach etwa 14 Jahren - kam der Punkt, wo ich dachte: Na, vielleicht geht er ja mal fremd. Dann haben wir einen Grund, uns zu trennen.
Und heute - nach 20 Jahren Beziehung, 17 Jahren Ehe, in Trennung lebend - wünsche ich ihm, dass er noch mal einen "zweiten Frühling" erlebt. Ich würde es ihm gönnen.
Das alles ist keine kopfgesteuerte Angelegenheit, mit der ich mir Flexibilität erkämpfe. Es kam mich einfach so an zwischen 20 und 40.
Und nun stehe ich mit 40 da und überlege: Wird es beim nächsten genau so laufen? Ich wünschte, ich könnte die "krankhafte Eifersucht" vom Anfang und die "Gleichgültigkeit vom Ende" für immer ausklammern. Aber das unterliegt nicht meiner Kontrolle.
Liebe Grüße
AnnKathrin