Natürlich - wenn man vom "worst case scenario" ausgeht, ist eine Mutter ganz schön gekniffen und steht am materiellen Abgrund.
WENN sie also nicht arbeiten kann, sich scheiden lässt und der Ex keinen Unterhalt zahlt etc...
Ich finde, das ist etwas, das sich in unserem heutigen Beziehungsverhalten nahezu krankhaft breitgemacht hat: Diese Vorstellung "Die Wahrscheinlichkeit, eine Partnerschaft zu leben 'bis dass der Tod uns scheidet' ist so gering, dass ich mich lieber auf gar nichts mehr einlasse."
Also: Keine Gemeinsamkeiten, die man nicht problemfrei wieder auflösen könnte, wenn es dann doch nicht so klappt. Damit auch ja keiner nachher schlechter dasteht als vorher. KARRIERE muss man machen - und zwar nicht nur im Arbeitsverhältnis, sondern auch in der Beziehung. Der potentielle Abstieg: Undenkbar! Das Zauberwort lautet Risikominimierung.
MUTTERSCHAFT passt da nicht rein. Denn als Mutter, so denken sich viele, bist du ausgeliefert. Abhängig, angebunden, unfrei. Welch grässliche Vorstellung!
Welch grässliche Vorstellung - denken sich die, die so denken - und lassen sich Morgens von einem Wecker wecken, verfluchen die frühe Uhrzeit, stopfen sich missmutig (und alleine) ein angetrocknetes Croissant in den Mund, schlürfen viel zu heißen Kaffee, schminken sich flüchtig (machen sich dabei kurz Sorgen, dass man noch Spuren der gestrigen Party unter den Augen entdecken könnte), sprinten zum Auto, stürzen sich in den morgendlichen Berufsverkehrsstau, um zu einer Arbeit zu fahren, die sie hassen (auch wenn es einen hätte schlimmer treffen können... immerhin hat man ja noch einen Job... das ist ja auch nicht selbstverständlich heutzutage...). Dann verbringen sie den Tag mit Leuten, die sie nicht leiden können, um dann Abends gehetzt noch in den Supermarkt zu fahren, zuhause eine Wäsche einzuschmeißen, beim Pizzaservice anzurufen und noch ein bisschen mit einer Freundin zu telefonieren (was sich als recht unergiebig herausstellt, da die Freundin auch total erschöpft ist von ihrem Arbeitstag).
Aber man ist ja "unabhängig".
Was ist also der Vorteil vom Muttersein?
?(
Nun... ICH bestimme meinen Tagesablauf weitgehend selber. Meine Chefin ist unglaublich charmant - selbst, wenn sie schreit, kann ich ihr nicht recht böse sein. Weil ich sie über alle Maßen liebe. Weil ich mit ihr ein Erlebnis - die Geburt - durchgemacht habe, das seinesgleichen sucht. Weil es nichts - wirklich gar nichts! - gibt, das mit dem Gefühl zu vergleichen ist, das in einem hochkommt, wenn man Morgens von einem gerade aufwachenden Kind angelacht wird. Weil es nichts - wiklich gar nichts! - gibt, das einem dieses Gefühl der tiefen, absoluten Befriedigung ersetzen könnte, wenn sich ein weinendes Kind auf deinem Arm beruhigt und sich an dich kuschelt.
Über mangelnde Aufmerksamkeit kann ich mich auch nicht beklagen - im Gegenteil. Mir scheint es manchmal, als sei so ein Kind, mit dem man unterwegs ist, wie ein Schlüssel zu einer Art Subkultur: Einer Kultur, in der die Menschen plötzlich nett zueinander sind, sich anlächeln und ins Gespräch kommen, ohne sich zu kennen und ohne sich danach jemals wiederzusehen.
Materiell haben wir auch keine Einbußen (im Gegenteil), da wir nicht mit der Milchmädchenrechnung rechnen, was wir haben KÖNNTEN, wenn ich auch erwerbstätig WÄRE.
Jawoll: Muttersein ist anstrengend, nervenzehrend (oft fehlt der Schlaf) und mit einer Unausweichlichkeit behaftet, die einen erschrecken könnte, wenn man nicht selber drinsteckt. Aber diese objektiven Nachteile wiegen nichts gegenüber den emotionalen Vorteilen. Und für mich persönlich ist der JOB "Mutter" auch von seiner Struktur her ideal - ich könnte mir nichts Geeigneteres vorstellen.