brauche Rat -  Wer ist auch schwanger und hat einen Mann, der an Depressionen leidet?

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Arpesekai

Guest
Hallo alle miteinander!

Ich bin heute zum ersten Mal in diesem Forum und suche Rat:
Seit gut einer Woche weiß ich, dass ich (ungeplant) zum dritten Mal schwanger bin. Bin jetzt in der 7. Woche.

Mein Mann und ich hatten das Thema Familienplanung innerlich abgeschlossen (er schon ziemlich bald nach unserem 2. Kind, bei mir hat's länger gedauert.). Inzwischen sind unsere beiden schon recht groß (knapp 6 1/2 und 3 3/4), und wir haben gerade ein Stadium erreicht, wo "das menschliche Leben" wieder beginnt (unser Kleiner hat uns in den ersten 2 1/2 Jahren ganz ordentlich geschafft!). Ich wollte wieder intensiver in den Beruf einsteigen, wir konnten mal wieder was zusammen (als Paar) unternehmen, wir waren nicht mehr nur noch fertig wegen ständigen Schlafdefizits, so alles in allem konnte man mal wieder Luft holen.

Tja, und jetzt hab ich ein Überraschungsei im Bauch! Unsere Begeisterung hielt sich also wirklich in Grenzen. Wir waren uns aber beide unabhängig voneinander einig, dass eine Abtreibung nicht in Frage kommt. Inzwischen ist aber ja eine Woche ins Land gezogen, und ich für meinen Teil fange so langsam an, mich doch zu freuen. Denn ich bin beide Male sehr gerne schwanger gewesen (auch wenn das zweite Mal nicht ganz so unkompliziert war), und ich liebe unsere beiden Kinder (und meinen Mann) über alles. Und irgendwie hoffe ich so im Stillen, dass ich ja vielleicht doch noch zu meinem Mädchen komme ;D .

Was mir aber große Sorgen macht ist folgendes:
Als unser Kleiner vor etwa 2 Jahren ein halbes Jahr lang jeden Morgen um 4 Uhr die Nacht zum Tag gemacht hat (und das hieß: einer musste mit ihm aufstehen, der andere war dann meist auch wach - wir haben alles erdenkliche versucht, ihn auf einen anderen Rhythmus zu kriegen - ohne Erfolg!), sind wir beide total auf dem Zahnfleisch gekrochen. Bei meinem Mann hat sich das so schlimm ausgewirkt, dass bei ihm dann vor 1 3/4 Jahren Depressionen festgestellt wurden. Wer das kennt, weiß vielleicht, was das für eine Familie und eine Partnerbeziehung bedeutet. Wir sind seit 21 Jahren zusammen und lieben uns sehr. Wir haben schon sehr viel miteinander durchgestanden (Probleme, die von außen kamen). Aber da haben wir wirklich einen Punkt erreicht, wo ich gedacht habe, unsere Ehe geht kaputt! Das hätte ich mir vorher niemals vorstellen können, aber wenn man nicht weiß, warum der Partner sich so furchtbar zum Negativen verändert, ist man völlig hilflos! Es war einfach nur schrecklich! Zum Glück hat unser Hausarzt das dann richtig diagnostiziert und ihm zunächst einmal Tabletten verschrieben, die ihm sehr gut geholfen haben. Dann sollte mein Mann eigentlich weitere Schritte unternehmen, um zu lernen, mit Belastungen so umzugehen, dass es ihm besser dabei geht. Das wollte er aber nicht. Er hat das betrachtet wie einen Schnupfen. Die Medikamente hatten ja geholfen, unser Kleiner schlief (Gott sei Dank) wieder besser, also wo war das Problem?!
Nur: ich habe furchtbare Angst, dass der Stress, der uns mit dem dritten Kind bevorsteht (die erste Zeit ist ja nun mal stressig, und wer weiß, was dann kommt?), wieder Depressionen auslösen könnte. Zumal er seit dem SS-Test schon wie ausgewechselt ist - alles ist nur negativ, die nächsten 3 Jahre können wir ja wieder komplett abhaken, den Kindern gegenüber ist er total gereizt, er hat zu nichts Lust, er ist ständig müde -.
Nur: wie soll ich es mit 3 Kindern schaffen, diese Zeit dann wieder durchzustehen? ?(

Ich hab totale Angst davor! Wer hat(te) das gleiche Problem und kann mir einen Rat geben?

Vielen Dank für Eure Geduld beim Lesen und liebe Grüße,

Arpesekai
 
A

AnnKathrin

Guest
Original von Arpesekai


Wir sind seit 21 Jahren zusammen und lieben uns sehr. Wir haben schon sehr viel miteinander durchgestanden (Probleme, die von außen kamen). Aber da haben wir wirklich einen Punkt erreicht, wo ich gedacht habe, unsere Ehe geht kaputt!
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Dann sollte mein Mann eigentlich weitere Schritte unternehmen, um zu lernen, mit Belastungen so umzugehen, dass es ihm besser dabei geht. Das wollte er aber nicht.

Hallo Arpesekai,

ich bin weder Fachfrau noch in einer ähnlichen Situation, aber Depressionen sind mir vertraut und ich ahne in etwa, was das für euch bedeutet.

Ich glaube, der Knackpunkt ist, dass dein Mann sich wirklich Hilfe holen muss, um Strategien in Belastungssituationen zu entwickeln. Du solltest ihm klar machen, wie sehr du Angst davor hast, dass eure Ehe in die Brüche geht.

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, es gibt so eine generelle Anfälligkeit für Depressionen. Wer einmal eine hatte, kann sie immer wieder kriegen, und bei dem, was da jetzt auf euch zukommt, ist die Wahrscheinlichkeit doch sehr hoch, dass er wieder abrutscht... Er wäre dann nicht nur selbst kreuzunglükclich, sondern eben auch eine Riesenbelastung für dich als Schwangere, für die Kinder, und wie willst du das dann alleine schaffen, wenn das Baby da ist? Vielleicht hast du Glück, und es wird so ein ganz friedliches, pflegeleichtes Kind, aber wenn nicht? Deine Nerven sind ja auch sicher keine Drahtseile. Aus meiner Sicht MUSS er die Medikamente nehmen UND eine Therapie machen, wenn ihm eure Familie etwas wert ist. Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass du konstruktive Gespräche mit ihm führen kannst, ohne dass er abblockt.

LG

AnnKathrin
 

dreamteam1971

Aktives Mitglied
Danke Annkathrin, besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können!

Liebe Arpesekai,

ich wünsche euch alles Gute und viel Kraft!!!
Ich weiß selbst, wie schwer die Zeit in einer Depression ist und wie viel schwerer die Zeit ist,für den Partner!

Ich :maldrueck

liebe Grüße
 

Schneehase

Aktives Mitglied
Hallo Arpesekai,

erstmal suuper herzlichen glückwunsch zu deiner 3. ss. alles liebe und einen glücklichen verlauf :engel

zu deinem mann fällt mir folgendes spontan ein: es ist natürlich die belastung, das er jetzt für 3 anstatt für 2 kinder plus ehefrau sorgen muss. also bestimmt eine finanzielle belastung.

Redet ihr denn über seinen kummer? was ihn bedrückt? wie offen geht ihr miteinander um und könnt über gefühle reden? bei 21 jahren-was super klasse lange ist- kann ich mir vorstellen, das sehr vieles schon eingefahren ist.

eine therapie? ist generell nichts schlimmes. hatte auch schon mal eine.ABER der weg dahin ist (und war) lang. man muss SELBER drauf kommen, das geholfen werden kann. Erstmal ist es nicht einfach einen Therapieplatz und dann auch noch bei einem entsprechendem therapeuten zu bekommen.

Die andere möglichkeit ist- und die ziehe ich auf jeden fall vor- eine kinesiologin( nlp-neurolinguistig) aufzusuchen. das zahlt man dann zwar privat- ABER eine langzeitwirkung ist da! und sie kann auch zusätzlich gemacht werden zur hausmedizinischen therapie.

bleibt euch denn überhaupt die zeit miteinander- ohne kinder?

ich drücke euch beide daumen, du kannst mir auch gerne eine pn schicken, wenn es persönlicher sein sollte.

herzliche grüsse

schneehase
 
A

Arpesekai

Guest
Hallo an AnnKathrin, dreamteam1971 und Schneehase!

Vielen Dank für Eure Antworten. Es ist zwar irgendwo ein bißchen merkwürdig, völlig fremden Leuten so private Sorgen anzuvertrauen, aber es tut unheimlich gut, dann so viel Mitgefühl und liebe Gedanken geschickt zu kriegen!!!

Was meine Befürchtungen angeht, dass mein Mann evtl. wieder Depressionen bekommen könnte, habe ich vor ein paar Tagen mit unserem Hausarzt gesprochen, der damals auch die Diagnose gestellt hat. Er hat meine Befürchtungen im Prinzip bestätigt. Mein Mann will nächste Woche eh zu einem Check-up zu ihm gehen. Da habe ich ihn gebeten, meinen Mann doch noch mal auf das Thema anzusprechen. Er hat mir versprochen, das zu machen. Jetzt bleibt mir vorerst nur zu hoffen, dass mein Mann von ihm den Rat annimmt, sich jetzt aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Ansonsten war ich heute noch mal beim FA und konnte auf dem Ultraschall schon das Herzchen schlagen sehen. Das ist doch jedes Mal wieder ein Gänsehautgefühl! Und je länger ich jetzt schwanger bin, desto mehr freu ich mich!

Also noch mal ganz lieben Dank an Euch :maldrueck !!

Arpesekai
 
S

Schlumpf74

Guest
Kenne ich nur zu gut!

Hallo,

ich kann dich sehr gut verstehen, auch mein Mann hat eine Zeit lang unter "mittelschweren Depressionen" (so der Psychologe) gelitten, und für einen Außenstehenden ist es zunächst schwer zu verstehen, was in so einem Menschen vorgeht. Gerade diese Gereiztheit und Lustlosigkeit, teilweise auch die emotionalen Verletzungen, die der Partner einem zufügt, ohne es zu wollen, stellen eine Ehe unter einer enorme Belastungsprobe. Mein Mann hat sich damals zum Glück selbst Hilfe gesucht, denn nur, wenn man selbst aktiv wird, kann eine Therapie etwas bringen. Er hat dann zwar Pech mit seinem Psychologen gehabt, aber die Medikamente haben sehr gut angeschlagen.

Es wurde damals auch besser, als er seinen Job verloren hat (hört sich idiotisch an, aber dieser Job hat ihn so belastet, dass selbst die Arbeitslosigkeit zunächst wie eine Entlastung erschien). Natürlich wurde dann mit länger dauernder Arbeitslosigkeit die Depri wieder schlimmer. Jetzt hat er aber wieder einen Job, der ihm Spaß macht, und wir erwarten jetzt unser 1. Kind.

Aber auch wir haben natürlich beide Angst, dass die Depri wiederkommt, wenn der Kurze erstmal da ist. Wissen kann man das nie, aber nur das beste hoffen. Es ist schonmal ein großer Schritt, wenn euer Arzt eingeweiht ist und ihn auf die Sache ansprechen kann. Dein Mann hat sich ja schon einmal Hilfe bei ihm geholt, dann wird er es jetzt hoffentlich wieder tun.

Aber ich glaube dennoch, dass er langfristig die Hilfe eines Psychologen brauchen wird. Ich rate euch aber, er soll sich diesen gut aussuchen und sofort wechseln, wenn er bei einem Psychologen landet, mit dem er nicht klarkommt. Es ist sehr wichtig, dass die Chemie stimmt. Aber - wie gesagt - ohne Betreuung gerade während der jetzt kommenden stressigen Zeit wird es nicht gehen.
 
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