Majus heile-Welt-Blog

Maju

Namhaftes Mitglied
Game over!

Wenn die Kinder mit den Zeugnissen nach Hause kommen, dann sind einerseits die Freude groß über die bevorstehenden Ferien und die Erleichterung darüber, dass man jetzt mal keine Verpflichtungen haben wird. Andererseits sitzt mir jedesmal ein kleiner Stachel im Fleisch: es ist wie nach einem langen, hektischen Computerspiel. Alle Leben sind verbraucht, die Punkte sind vergeben, man sitzt leer und ausgepumpt vor der Tastatur und fragt sich, was man gewonnen hat, dafür dass man sich so einsetzte. Am liebsten würde man es gleich nochmal versuchen, um ein noch höheres Level zu erreichen.

Meine Kinder sind in der Schule gut bis mittelmäßig. Das Problem ist nur, dass ich zu ehrgeizig bin. Aber es liegt das erste Schuljahr hinter mir, in welchem ich die Kinder fast nicht mehr beim Lernen und den Hausaufgaben unterstützt habe. Und die Zeugnisse sind deshalb kein bisschen schlechter geworden. Das ist doch schonmal ein kleiner Erfolg: Ich benutze meinen Ehrgeiz nur noch dazu, selber besser zu werden. Jetzt muss ich mir nur noch antrainieren, mich über alle Noten zu freuen, die besser als eine 5 sind.

Ist ja eigentlich ganz einfach: Bei einer 4 freut man sich, dass es keine 5 geworden ist. Bei einer 3 freut man sich, dass es keine 4 geworden ist, usw. Ja, eigentlich habe ich Grund zur Freude! Wenn da nicht immer noch das blöde "Eigentlich" stehen würde.

Gestern Nachmittag habe ich sofort die ganzen Schulsachen aufgeräumt, sortiert und archiviert. 3 Stunden Arbeit. Die Sachen waren alle tiptop!!! Noten hin oder her, superordentlich sind meine Mädels alle drei! Dann machen sie ihren Weg auch ohne Einserzeugnisse, davon bin ich überzeugt (ganz ohne "eigentlich")!
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Mein Vater

Zu meinem Vater haben wir sehr wenig Kontakt. Er zog weiter fort als ich 12 war und meldete sich längere Zeit gar nicht mehr. Wenn er sich dann später einmal kümmern wollte, gab es stets Zoff mit mir, weswegen ich ihn anfing zu meiden. Doch heute ist unsere Beziehung zueinander wieder unbeschwert, trotzdem sehen wir uns nur wenige Male im Jahr.

Nun wünschte sich mein Papa, dass Marie in den Ferien zu ihm kommt. Das hat sie vergangenes Jahr auch schon getan und die zwei hatten einen Riesenspaß miteinander. Ich hätte es zwar gerecht gefunden, wenn Anna jetzt eine Einladung bekommen hätte, aber Anna ist eben anders als Marie. Marie ist der strahlende Schmetterling, während Anna einer Raupe gleicht, die sich noch nicht mal satt gefressen hat. Und mein Papa kann mit Raupen nix anfangen.

Mein Vater scheint also an meiner Tochter dort anzuknüpfen, wo er bei mir aufgegeben hat, nämlich in der Pubertät. Und er genießt es, sie zu verwöhnen, mit ihr ein buntes Programm zusammenzustellen und dabei auch selber mal Dinge zu machen, die man als älterer Herr so nicht mehr tut. Zum Beispiel mit heruntergelassenen Scheiben durch die Stadt fahren und Pokerface bis zum Anschlag aufdrehen.

Dann war natürlich wieder die Frage, wie Marie zu ihm kommen sollte.
Papa: Sie kann doch mit dem Zug fahren, sie ist doch schon 14.
ich: Sie ist 12!
Papa: 13!
ich: Sie ist 12!!!

Na gut, ob 14 oder 12, sie fährt jetzt mit dem Zug zu ihm.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Fortsetzung...

Heute haben wir Marie zum Zug gebracht. Im Abteil neben ihr reiste auch ein Mädchen alleine und noch bevor der Zug abfuhr, hatten die zwei zusammengefunden (mit Hilfe der auf dem Bahnsteig stehenden Mamis...).

Jetzt ist sie bereits bei meinem Vater angekommen und alles ist prima gelaufen!
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Ja, mit der Bahn werden ne Menge Kinder "verschickt". Ich war auf Bahnreise mit meiner Kleinen, und - ich weiss nicht, warum diese Mutter ausgerechnet mich aussuchte: "Würden Sie auf meinen Sohn 12 J. bis Frankfurt HBF ein Auge haben? Damit er nicht den Koffer oder sonstwas vergisst... Ah ja, und bei der Ankunft in Frankfurt wartet eine andere Mutter auf ihn am Bahnsteig..."
Ein Gentleman lehnt sowas nicht ab - und so nickte ich selbstverständlich. Ich hatte jetzt einen Jungen mit Zahnspange und Nike-Schuhen.
Meiner Kleinen, die alles natürlich mitbekam, blieb zunächst der Mund offen stehen.
Während der Zugfahrt habe ich sie einmal gefragt, ob wir "unseren" neuen Jungen mal kennenlernern wollen und ob ich ihn bitten soll, sich zu uns zu setzen. Vielleicht ist ihm ja langweilig. Nein danke, war die Antwort.

Nochmal blieb meiner Kleinen, die alles natürlich mitbekam, der Mund offen stehen; nämlich als wir in Frankfurt ankamen. Da wartete nicht eine andere Frau - sondern ein älterer Mann zum Abholen am Bahnsteig. Und der Junge herzte und umarmte den auch noch.
Dem älteren Herrn hab' ich es locker zugetraut, daß der nach dem vergessenen Koffer fragen würde, wenn der Junge den tatsächlich nicht mit raus genommen hätte...
:hae? :rofl ?(
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Der Spass hat aber leider einen Rattenschwanz.
Die BC Fun 25, die ich am 1.4. kaufte bekomme ich nicht gekündigt. Die Kündigung wird vereitelt.
Muss leider deswegen nach dem Urlaub zum Anwalt.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Was machen Eulen bei Regen?
Sie duschen! :schuettel

Wir hatten gerade die Gelegenheit 3 Eulen beim ausgiebigen Duschen zu beobachten und das war so lustig, dass selbst mein Mann dem Charme der Vögel erlag, obwohl sie ihn bisher eher kalt ließen. Die Eulen setzten sich in die Baumkrone, breiteten ihre Flügel aus und wackelten mit den Schwanzfedern. Und das, obwohl es doch noch gar nicht Nacht ist.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Kinderarbeit

Jeden Tag, seit Ferienbeginn, begleitet mich je eine meiner Töchter zur Arbeit. Dort werden sie dann mächtig rumkommandiert von meiner Chefin und mir. So wurden bereits gefühlte 2 Millionen Knöpfe sauber sortiert und andere typische Lehrlingsaufgaben durchgeführt für die sonst keiner Zeit findet. Auch die typischste aller Lehrlingsaufgaben blieb den Kindern nicht erspart: Vesper holen.

Nach 4 Stunden sind die Kinder platt. Danach gehen sie freiwillig früh ins Bett oder machen Mittagschlaf. Meistens beginnen sie während der Arbeit, wenn sie die ersten Ermüdungserscheinungen verspüren, ein tiefschürfendes Gespräch über die armen Kinder, irgendwo auf der Welt, die arbeiten MÜSSEN. Und wenn ich ihnen dann sage, dass diese Kinder locker doppelt so lange arbeiten am Tag wie sie und ich, dann schauen sie mich fassungslos an. Das können sich die Mädchen überhaupt nicht vorstellen - und ich eigentlich auch nicht.

Am Ende des Arbeitstages gibt es natürlich Lohn: 1 € auf die Stunde von mir, Süßigkeiten und das Wechselgeld vom Cappucchino holen von meiner Chefin. Ich finde das wichtig, dass die Kinder dort für ihre Leistung Geld bekommen, während ich das daheim bei Haushaltstätigkeiten ablehne.

Anna reißt sich am meisten darum, arbeiten gehen zu dürfen. Sie schuftet wie eine Wahnsinnige und hat schon vieles geschafft! Wenn wir sie loben und ihr immer noch anspruchsvollere Aufgaben übertragen, blüht sie förmlich auf. Sie gewann in einer halben Woche mehr Selbstbewusstsein als im ganzen vergangenen Schuljahr.

Und was die Lehrer vergeblich versuchten an sie ranzubringen, nämlich dass sie laut und verständlich spricht, haben meine Chefin und ich ihr schon nach einem Tag beigebracht. Sie muss, wenn sie durch die Ladentür kommt und der Bewegungsmelder Alarm gibt, rufen: "Ich bin's!" Es ist bei allem Geld, Lob und Leistung Annas größter Erfolg, dass sie sich das traut (sie geht sonst eher unter dem Teppich als auf ihm...).

Wenn alles aufgeräumt ist, werde ich sie auftrennen lassen. Genau den gleichen Ablauf hat damals meine Ausbildung gehabt, nur war ich ein bisschen älter.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Guten Tag! Ich bin die, die hier immer als "Katze" bezeichnet wird. Ich möchte dieses Forum nutzen, um meinen Unmut zum Ausdruck zu bringen. Von wegen "Heile-Welt-Blog", hier ist gar nichts in Ordnung!

Man hat mir mein Hinterteil rasiert. Erstens sieht das total bescheuert aus und zweitens kann man jetzt die Bisswunden dort sehen. Es ist nun für jedermann offensichtlich, dass ich vor meinem Gegner geflüchtet bin und dass ich nicht genug Mut besaß, mich ihm zu stellen. Das ist sehr peinlich.

Und dann verwirren mich meine Menschen noch bis ich schier überschnappe. Früher brachte ich ihnen Mäuse mit von meinen Ausflügen, ich wollte ihnen einen Gefallen tun, denn ich habe schon sehr früh gemerkt, dass meine Menschen ganz schlechte Jäger sind. Aber dann gab es jedes Mal Theater, wenn ich zum Frühstück mit meinen Geschenken erschien. Also ließ ich es lieber. Wer nicht will, hat schon gehabt, pah.

Neulich probierte ich es mit einer Motte, man weiß ja nie genau, auf was die Leute so stehen. Ich konnte es kaum fassen, die Reaktion auf diese blöde Motte war umwerfend. Ich wurde gelobt, gestreichelt und bekam ein Leckerli. Worte wie "toller Kammerjäger" und "endlich mal was sinnvolles" fielen. Ich war begeistert. Also brachte ich meinen Menschen statt der Mäuse eben haufenweise Insekten.

Heute Morgen ist mir ein besonders großes Insekt im Garten begegnet und ich fing es. Das würde mir mindestens 3 Leckerlis einbringen, dachte ich. Ich nahm es vorsichtig zwischen die Zähne, biss aber nicht zu fest zu, denn ich wollte, dass meine Menschen und ich noch ein bisschen Spaß damit haben können. Rechts und links ragten die Flügel aus meinem Maul und propellerten wild. Es sah beeindruckend aus, ich schätzte die Flügelspannweite auf 14 cm.

Dann kratzte ich an der Balkontür, der Nachtfalter propellerte und ich war stolz wie Oskar über meinen Fang. Aber ist es zu fassen: ich bekam nur lange Gesichter zu sehen und wurde nicht reingelassen. "Schönster und größter Nachtfalter, den ich je gesehen habe", hörte ich jemanden sagen. "Ja, nicht wahr, er ist toll!", dachte ich glücklich. Aber ich bekam kein Leckerli, kein Lob, nichts. Ich verstehe meine Menschen nicht.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Urlaub - endlich Urlaub

Heute war mein letzter Arbeitstag vorm Urlaub. Morgen geht es los! Die Mädchen haben meinen Arbeitsplatz superschön aufgeräumt, er wirkt jetzt schon fast gemütlich. Am Ende gab es von der Chefin noch richtig Urlaubsgeld - sie ist echt lieb!

Unsere Familienkutsche musste noch schnell mal kurz in die Werkstatt. Zwar bekamen wir keinen Termin mehr, aber sie haben das Auto so zwischendurch gerichtet und mal locker in Aussicht gestellt, dass es noch rechtzeitig fertig würde. So einen Nervenkitzel braucht echt keiner! Zuerst hieß es 800€, dachte ich mir: "gut, kauf ich halt ein paar T-Shirts weniger im Urlaub, seufz..." Und jetzt zahlten wir gerade mal um die 160. Juhu!

Morgen fahren wir also an die Ostsee zu meiner Schwester, unterwegs sammeln wir noch Marie bei meinem Vater ein. Nach ein paar Tagen lassen mein Schwesterherz und ich unsere Männer und diverse Kinder allein zurück und fliegen nach Valencia für 6 Tage. Das wird lustig (für die Kinder...)! Also Ostseeurlauber: Wenn ihr zwei Männer mit 3 bis 5 verwahrlosten Kindern außer Rand und Band sehen solltet...Das sind nicht unsere!!! :pfeif

Bis in zwei Wochen bin ich wieder da. Bis dahin alles Gute!
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Ach ja, und wenn ihr zwei müde, unrasierte, entnervte Männer in einer Imbissbude seht, wie sie sich verzweifelt an ihren Bierflaschen festhalten...Das sind auch nicht unsere!!!
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Für Erholung bin ich noch nicht erschöpft genug.

Freitag nachts bretterten wir längs durch Deutschland, Stuttgart-Flensburg mit kleinem Abstecher über Wiesbaden, wo wir noch eine Tochter einsammelten. Wir fahren grundsätzlich nur nachts in den Urlaub, denn Stau, finden wir, ist das allerletzte was man braucht.

Den Sonntag verbrachten wir komplett in der Tolk-Show, einem Vergnügungspark. Dort lernte ich endlich auch die netten Kinder meines Schwagers kennen. Wir veranstalteten das typischste aller deutschen Sommerinvents an einer eigens dafür gemieteten Hütte: Grillen. Am Abend wurde es ein wenig schwierig, alle Kinder wieder zu finden, ausgerechnet nach unserer Jüngsten mussten wir am längsten suchen.

Tags darauf besichtigten wir die Flensburger Brauerei. Dabei erlagen wir allesamt den Produkten dort, obwohl wir sonst so gut wie nie Bier trinken. Die Kinder verliebten sich spontan in das Malz und bestellten es fortan zu jeder Gelegenheit.

Dienstags fuhren wir an die Nordsee ins Multimar Wattforum (sehr empfehlenswert!!!) Die dort gewonnenen Erkenntnisse setzten wir dann anschließend am Strand/Watt um. Es war gerade Flut. Wir Schwaben stellten unser Auto vorm Deich ab und liefen über Holzplanken über die Salzwiesen zum Strand. Dort stellten wir erstaunt fest, dass der echte Nordmann sein Auto direkt im Watt parkt, immer darauf vertrauend, dass die Ebbe wieder einsetzt, bevor es davonschwimmt. Wir machten interessante Fotos von einem vollen Parkplatz mitten im Meer. Ich habe ja immer noch den Verdacht, dass viele der Autobesitzer es gar nicht wussten, wie tief ihr Auto da in der Patsche stand, denn sie lagen alle auf einer Sandbank kilometerweit entfernt und warteten auf den Abfluss des Wassers um wieder matschigen Fußes zurückkehren zu können.

Mittwochs waren wir wieder in der Ostseestadt Flensburg und am frühen Morgen darauf flogen meine Schwester und ich über Malle nach Valencia. 3 Tage - 3 Meere (Nordsee, Ostsee, Mittelmeer).

Und auch dort gab es kaum Erholung im eigentlichen Sinne. Wozu denn auch?!
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Valencia

Für eine kurze Städtereise ist Valencia bestens geeignet. Nur leider weiß das die zuständige Behörde dort nicht. Valencia ist kaum eingerichtet auf Touristen. Es gibt keinen ordentlichen Plan für öffentliche Verkehrsmittel, auch keine erkennbaren Bushaltestellen mit Plänen oder gar Schilder und Nummern an den Bussen, sobald man aus dem Zentrum heraus kommt.

Beschriftungen gibt es überall auf spanisch und katalanisch, seltener englisch. Damit war uns aber schon genug geholfen; man kann eindeutig sagen, dass die Valencianer touristenfreundlicher als die Barcelonier sind, denn die pochen auf Katalan. Da nützt mir auch meine staatlich anerkannte Dolmetscherin (meine Schwester) nicht mehr so viel.

Und was dann an ordentlicher Beschilderung fehlt, gleichen die Einwohner dieser wunderschönen Stadt gerne mit Gesprächigkeit aus. Man kann jeden alles fragen, es wird immer freundlich und ausführlich geantwortet. Ein sehr nettes Völkchen dort!!!

5 Tage ging es also kreuz und quer durch die Stadt. Neben historischen Stätten und Museen bietet Valencia auch ein futuristisch anmutendes Viertel in welchem wir das größte Aquarium Europas besuchten. Es ist einfach unglaublich! Man geht durch unendlich lange Röhren, rings umher Wasser, über sich 2 Meter lange Haie, ab und zu sogar Taucher. Riesige Becken mit Beluga-Walen oder Seehunden. Landschaften mit Pinguinen. Eine Vogelvoliere, die man selbst noch von unserem Hotel aus dem Vorort erkennen konnte.

Das Stadtbild ist durch eine Besonderheit geprägt: Der Fluss wurde vor ein paar Jahrzehnten umgeleitet und ein Park im Flussbett angelegt. Es zieht sich jetzt ein grünes Band, mit alten Brücken darüber, durch Valencia.

Und wenn wir vom Stadtbummel fix und fertig waren, stürzten wir uns in den Einkaufsbummel. Der spanische Schlussverkauf kann sich kaum mit dem deutschen messen. Für Marie z.B. habe ich bei Benetton ein Kleid für 9 € gekauft, ursprünglich kostete es 70. So machte es natürlich gleich doppelt soviel Spaß durch die Läden zu ziehen. Mein Koffer wog auf dem Rückflug 7 Kilo mehr.
Es war aber auch ein Päckchen Paella-Reis drin, der wird dort in der Albufera angebaut, und eine typisch spanische Kachel mit einem Bild des einheimischen Impressionisten Sorolla.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Bis jetzt konnte ich mich auf allen Reisen rein sprachlich ganz entspannt auf meine Reisebegleiter verlassen. Egal ob Ungarn, Italien, England oder Spanien- immer hatte ich einen perfekten Dolmetscher dabei. Klingt toll, leider verblödet man total dabei. Mittlerweile reicht mein ehemals gutes Englisch nicht mehr dazu aus, Small Talk zu betreiben.

Und nächstes Jahr soll es nun nach Frankreich gehen, Paris ist anvisiert. Und wer kann französisch? Meine Schwester und ich konnten es beide einmal, hatten es in der Schule gelernt, aber nie gebraucht und daher vergessen.

Meine ohnehin knapp bemessene Freizeit nutze ich seit unserer Entscheidung zu dieser Reise dazu, um das Französisch wieder aus den Untiefen meiner Gehirnwindungen heraufzubeschwören. Es ist mühsam, aber manchmal überraschen mich Sätze und Wörter, die mich scheinbar aus dem Nichts anfallen, und wenn ich sie nachschlage, stimmen sie sogar. Mein Gedächtnis scheint noch besser zu sein als sein Ruf. Es ist tröstlich festzustellen, dass man also doch nicht für die Katz' sondern fürs Leben gelernt hat.

Diese Erkenntnis hat auch Vorbildcharakter, denn Marie hat demnächst Französischunterricht in der Schule und sie wusste bisher nicht so recht, wozu eigentlich. Mittlerweile freut sie sich drauf. Und ich freu mich auf ihr Schulbuch...
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Kampfnähen

Wäre Nähen eine olympische Disziplin, dann hätte ich mich heute für Olympia qualifiziert. Ich fing um halb neun an und hörte um halb zehn auf, nein, nicht nach einer Stunde, sondern nach 13. Und ich habe dabei über 65 Meter mit der Nähmaschine zurückgelegt.

Unter den zahlreichen Aufträgen (meine Kolleginnen waren so nett und haben während meines Urlaubs bergeweise Arbeit, auch totalen Schrott, für mich gesammelt) war auch ein dreiteiliger Theatervorhang, der vermutlich genauso viel wog wie ich. Ich musste ihn ringsum doppelt einschlagen und durchsteppen.

Sport brauche ich heute keinen mehr und schlafen kann ich bestimmt so gut wie ein Stein. Bzw schlafen kann ich bestimmt so gut wie Sofie. Sie ist für zwei Wochen tagsüber im Waldheim angemeldet und wird da so richtig schön ausgepowert.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Die hohe Kunst der Diplomatie

"Wer soll dich zur Bushaltestelle begleiten?", fragte ich Sofie heute morgen. Es war kalt und regnete und es riss sich wirklich keiner darum, am frühen Samstagmorgen das Haus zu verlassen. Sofies Augen verrieten die Antwort, das konnte sogar mein Mann erkennen und das soll schon was heißen, denn männliche Wesen sind erwiesenermaßen schlechter darin, in Gesichtern zu lesen. Die Mama sollte natürlich mit...

Aber das sagte Sofie nicht, weil sie den Vater nicht so offenkundig ablehnen wollte. Sie bat uns um dreimal Schnickschnackschnuck (Schere, Stein, Papier) und das machten wir dann auch. Ist übrigens ein ganz altes Spiel bei uns, so wurde von Anfang an entschieden, wer die Windeln wechseln sollte, Papa oder Mama. Und Mama gewinnt zu 99%, aber Papa gibt die Hoffnung einfach nicht auf, hihi, mir soll's recht sein. Damals musste natürlich immer der Verlierer die Windel wechseln.

Ich gewann heute morgen also mal wieder und dachte, ich sei fein raus, bis Sofie sagte: "Der Gewinner darf mich begleiten". Äh ja, das war dann wohl ich.

Seitdem grüble ich darüber nach, ob Sofie so schlau und diplomatisch sein kann, dass sie gewusst hat, dass ich meistens gewinne und über das Spiel erreichen konnte, dass ich sie begleite, ohne dass Papa sich zurückgesetzt vorkommt. Und ich frage mich, ob Sofie wirklich denkt, es sei eine Belohnung für den Gewinner, sie begleiten zu dürfen.

Mein Mann fragt sich natürlich gar nichts, er war ja fein raus :lgh.

Aber am Ende war ich doch froh über den frischen Wind um die Nase und einige Zeit tratschte ich noch nett mit einer Bekannten, auch etwas, was Frauen erwiesenermaßen besser können.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Waldheim

Als Kind ging ich in den Ferien ins Waldheim. Als junge Erwachsene war ich Waldheimmitarbeiterin. Und als Mutter schickte/schicke ich natürlich meine Kinder ins Waldheim.

Seit Jahrzehnten läuft der Tagesablauf immer nach demselben Muster ab, weil er sich so bewährt hat. Für die Kinder und meist jugendlichen Mitarbeiter ist es eine rundum tolle Zeit, obwohl die Zweitgenannten wirklich Unglaubliches leisten müssen. Es geht zwar hauptsächlich darum, dass jeder Spaß hat, aber am Ende scheinen mir auch immer alle, Kinder und Jugendliche, innerlich gereift zu sein.

Am Samstag war mal wieder der jährliche Besuchernachmittag angesagt. Nebst Kaffee und Kuchen gab es auch allerhand zu spielen und zu basteln. Marie und ich bemalten zum Beispiel winzige Keilrahmen. Die Ergebnisse glänzen jetzt in unserem Esszimmer. Anna und Sofie standen derweil beim Bierkistenstapeln an. Sofie kam mit 12 Kisten auf ein beachtliches Ergebnis, aber den Vogel schoss Anna ab mit mehr als 20 Kisten (ab 20 vergaßen wir leider mitzuzählen, weil es so spannend war). Sie erntete begeisterten Applaus dafür.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Ich will so bleiben wie ich bin

Im Urlaub habe ich mal die supermodernen Geräte meiner Schwester getestet. Ihre Waschmaschine und ihr Trockner luden regelrecht zum Spielen ein; so viele verschiedene Programme...Ich warf also unsere Jeans rein, denn da gab es extra ein Jeanswaschprogramm und ein Jeanstrockenprogramm. Kann ja eigentlich nichts passieren, wenn es dafür extra Programme gibt, dachte ich.

In den folgenden Tagen merkte ich, wie meine Hosen zunehmend spannten. Ich schrieb es dem einen Kilo zu, das ich mir in jedem Urlaub anfuttere. Kaum wieder daheim, begann ich zu fasten: Keine Süßigkeiten mehr und abends nur noch Salat! Das Kilo verabschiedete sich ziemlich rasch. Aber die Hosen passten immer noch nicht!

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten:
-Ich werde breiter bei gleichem Gewicht.
-Die Jeans sind trotz Jeansprogramme eingegangen.

Natürlich könnte ich jetzt noch weiter abnehmen, so lang bis ich wieder reinpasse. Und ich gebe zu, dass ich mit diesem Gedanken ernsthaft gespielt hatte. Ich überprüfte mit Hilfe eines Online-BMI-Rechners meinen Spielraum. Und dann ging ich noch auf zwei weitere Seiten, aber es sagten alle das gleiche: Nehmen Sie so schnell wie möglich zu!

Mein Mann machte darüber mal wieder nur Witze, aber vermutlich steckt dahinter mehr Wahrheit, als er offen gestehen möchte. Er sagte: "Ja, nehm ruhig zu, wenn es an den richtigen Stellen ist..."

Ha ha ha. Meine Figur lässt sich ganz einfach mit einem Wort umschreiben: Pyramidenförmig. Wenn ich jetzt zunähme, dann würde ich um die Hüften ausladend wie eine Fruchtbarkeitsgöttin werden.

Nee, danke! Dann bleibe ich doch lieber untergewichtig. Aber die zu engen Hosen habe ich in Maries Schrank gelegt und jetzt esse ich erstmal einen Schokoriegel!
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Neulich, ich saß gerade in der Dachwohnung am Klavier, hob draußen ein Wahnsinnslärm an. Ich rannte auf den Balkon -ohrenbetäubender Krach- und sah mitten auf der Straße Anna und Sofie stehen. Sie hatten die Straßenmalkreiden in der Hand und starrten schockiert in den Himmel. Wahrscheinlich hätten sie es noch nicht mal gemerkt, wenn sie überfahren worden wären. Ich schrie: "Was ist da?" Anna bekam keinen Satz zusammen und man sah ihr den Schock deutlich an. Sie wies nach oben und sagte "riesiges Flugzeug".

Das kann eigentlich gar nicht sein. Wir wohnen zwar in Flughafennähe, aber über unser Dorf dürfen nur kleine Sportflugzeuge fliegen. Ich rannte längs durchs Haus und schaute auf der anderen Seite zum Fenster raus. Da schien ein Riesenflieger direkt über unserem Haus zu schweben. Fahrwerk schon heruntergelassen. Mir rutschte das Herz in die Hose. Quälend langsam glitt das Flugzeug über den Sportplatz vor unserem Haus, es hätte darauf keinen Platz gehabt.

Einige spannende Minuten lang beobachtete ich das Flugzeug, bis es endlich wieder Richtung Flughafen abbog. Horrorvisionen von Terroristen und Kernkraftwerken gingen mir dabei durch den Kopf... ich habe einfach zu viel Phantasie.

Heute steht in der Zeitung: "Riese steht in der Luft"
Es war das größte zivile Verkehrsflugzeug, das bisher in Serienfertigung gegangen ist, also eine echte Besonderheit für unseren Provinzflughafen im Allgemeinen und unser Dorf im Speziellen. Der Airbus A380.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Fortsetzung zu Airbus A380

Am Sonntag faszinierte uns eine ganz andere Art zu fliegen. Wir spazierten um die Bürgerseen bei Nürtingen, wollten uns ein wenig die Beine in der Natur vertreten und Waldluft schnuppern. Über uns drehten an die zehn Segelflieger ihre lautlosen Runden. Ich wies die Kinder darauf hin, dass sie den Start- und Landeplatz oberhalb eines Hügels finden könnten - und dann waren sie weg. Hin und weg! Sie kamen nicht mehr los von diesem Flughafen, der eigentlich nur eine lange abschüssige Wiese ist.

Die Segelflieger wurden meist per Seilwinde in die Höhe gerissen, was mir schon beim bloßen Anblick Magenkribbeln verursachte. Außer einem Rauschen hörte man nichts! Bei der Landung war es sogar noch stiller. Eine sehr elegante, anmutige Art zu fliegen, ganz anders als dieser schockierende Airbus!

Jetzt wollen die Kinder natürlich auch mal dort fliegen und später unbedingt den Segelflugschein machen. Na, dann spart schonmal schön, Kinder!
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Ein Nachmittag mit Cordu

Über dieses Forum kann man sich nicht nur mit Eltern austauschen indem man Posts in Threads setzt. Man kann darin nicht nur lesen, sich gegenseitig ewige Freundschaft schwören oder streiten. Nein, man kann den Menschen hinter dem Post auch persönlich kennenlernen! So wie Cordu und ich heute.

Und wozu das? Weil wir den Boden der Realität nicht verlieren wollen! Weil das das echte, richtige, volle Leben ist! Mit allen Sinnen jemanden zu erleben, und dazu auch noch die ganze Umgebung wahrzunehmen, sich darin zu bewegen; das ist tausendmal besser als zahlreiche Internetbegegnung zu machen. Es lohnt sich!

Versucht es doch auch mal! Tut gar nicht weh ;D

Danke, Cordu, für die schöne Zeit, die du mit mir geteilt hast!!!
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Es juckt...

Zum Ende der Sommerferien haben wir immer einen wichtigen Termin: den Flohmarkt. Von unserer Stadt wird im Rahmen des Sommerferienprogramms alljährlich ein kostenloser Kinderflohmarkt angeboten. Dort finden sich dann von den frühen Morgenstunden an bergeweise schöne Spielsachen, was meine Kollegin fassungslos mit "So reich sind Deutschlands Kinder!" kommentierte.

Seit einigen Tagen trugen auch Marie, Anna und Sofie ihre Reichtümer zusammen und verkauften sie heute zum größten Teil. Es waren ein paar sehr schöne Sachen dabei, aber der Abschied davon fiel uns leicht. Weihnachtswünsche liegen schon wieder in der Luft und da muss einfach vorher Platz geschaffen werden.

Es ist eine schöne Tradition, die ich als Kind schon auf demselben Flohmarkt begonnen habe, vor dem Start ins neue Schuljahr die Zimmer von unnötigen Dingen zu befreien. Aufgeräumte Kinderzimmer wirken sich positiv auf die Konzentration bei den Hausaufgaben und den Nachtschlaf aus - und heute auch noch auf die Geldbeutel, obwohl wir in der letzten Stunde das meiste nur noch verschenkt haben.

Natürlich kauften wir auch einiges ein. So ein Flohmarkt ist im Grunde ein Warentauschtag. Die meisten kommen und gehen mit gleichermaßen überfüllten Autos. Aber das macht ja nix, denn es ist ja alles so schön günstig.

Wir erstanden ein nagelneues Puzzle (1,50€), einen unbenutzten Chemiebaukasten (3€), einen 1,50 m langen Stofftier-Elch mit irrem Blick als neues Katzensofa (2,50€) und einen wunderschönen Puppenschrank aus massivem Holz (16 €), den Sofie jetzt als Nachtkästchen neben dem Bett aufgestellt hat.
 
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