B
Bert
Guest
... nein, nicht in Amerika, sondern eine kleine verräucherte Kneipe irgendwo in der Nähe der Trabrennbahn am Rande Berlins. Der Kneiper, Mitte 30, hatte sie aufgemacht, um seinem frustrierenden Job zu entgehen. Sie lief zwar nicht besonders gut, aber er konnte sich und seine Familie von den Einnahmen gerade so über Wasser halten, wie man so schön sagt. Eines Abends hatte er angesichts des schallenden Gelächters am Stammtisch eine Idee.
Er setzte sich zu den Gästen und fragte sie, ob nicht jeder von ihnen, sie waren fast jeden Tag hier anzutreffen, einen Abend im Monat thematisch gestalten könnte. Da sie an und für sich ein lustiges Völkchen waren und schon einiges von dieser Welt gesehen hatten, stimmten sie zu. Schnell waren die ersten Themen und der jeweils Verantwortliche festgelegt und das Echo der Laufkundschaft auf diese doch sehr unorthodoxe Abendgestaltung war enorm.
Schnell wurde die kleine Kneipe zum Geheimtipp im Kiez und es verging kaum ein Abend, an dem der Kneiper nicht noch bis kurz vor Zapfenstreich um seine Vorräte bangte, die beängstigend schnell schwanden. Klar, die Stammtischler sorgten für eine unglaubliche Stimmung, einige von ihnen entdeckten selber völlig neue Seiten an sich und diese Erfahrung, sich vor kleinem Publikum zu produzieren zu können und Zustimmung, Applaus, ja sogar Begeisterung zu ernten, gefiel ihnen ausnehmend gut.
Sie wurden immer besser und schon nach relativ kurzer Zeit reichten die Plätze in der Kneipe nicht mehr aus, an manchen Abenden gab es regelrechte Tumulte anläßlich des Sturms auf die begehrten Plätze in der Nähe des Stammtischs. Der Kneiper dachte einige Wochen nach und beschloß, die kleine Kneipe kurzerhand umzubauen. Aufgrund des florierenden Geschäftes hatte er ein wenig Eigenkapital zurücklegen können und schon nach äußerst kurzer Bauzeit eröffnete die Kneipe neu in strahlendem Glanz.
Der Stammtisch war einer Art Bühne gewichen, der Tresen zu mehreren Bars mutiert, der Clou aber, und insgeheim beglückwünschte sich der Kneiper immer wieder zu seinem damaligen Entschluß, das gesamte Haus zu erwerben, der Clou aber war die Anordnung der Plätze. Von der Bühne aus gesehen erinnerte das Interieur an ein geschlossenes Amphitheater.
Die Anzahl der Plätze hatte sich mehr als verzehnfacht und die Beschallungsanlage entsprach dem allerneuesten Stand, was bedeutete, daß Pannen wie bei der Parlamentseröffnung des Bundestages praktisch ausgeschlossen waren. ;o)
Eine gravierende Änderung allerdings durfte man nicht verschweigen, das Stammtischpersonal, oder besser gesagt, die meisten davon, hatten nun nicht mehr unbedingt Lust, sich zu produzieren. Einige schreckte einfach die ungewohnte Umgebung, andere vermißten das früher so beliebte Umfeld, ihren Stammtisch also und die Sitzordnung daran und noch andere störten sich an den doch deutlich gestiegenen Preisen. Daß die Getränke und Speisen jetzt mehr als das Doppelte kosteten, war ja noch zu verschmerzen, aber daß der Kneiper Eintritt für ihre Vorstellungen verlangte, die sie doch freiwillig und ohne Vergütung erbrachten, das wollte ihnen nicht in den Kopf. "Kapitalistenschwein!" warf ihm einer der Alteingesessenen an den Kopf und flog dafür aus der Kneipe, die ja nun eigentlich keine mehr war. Eine Umbenennung war zwar ausgeblieben, da der Kneiper sie als rufschädigend empfand, aber die zahlenden Gäste wußten nicht recht, woher die Begeisterung derjenigen kam, die ihnen das Lokal empfohlen hatten. Es war eigentlich, so wie in jeder anderen Scene-Kneipe mit kommerziellen Showeinlagen auch. Und dann noch nicht mal besonders preiswert, sondern sauteuer.
Einer derer, die schon fast von Anfang an dabei waren, kämpfte recht lange mit sich, aber irgendwann hielt er es nicht mehr aus und beschloß, nicht mehr aufzutreten. Es fiel ihm schwer, zumal er sich relativ oft unters Publikum mischte (als einer der "Alten" brauchte er keinen Eintritt zahlen) und jedesmal spüren konnte, wie es ihn packte, wenn sich einer der neuen kommerziellen Stand-Up-Comedians auf "seiner" Bühne produzierte. Er wischte sich eine Träne angesichts der lahmen Witze aus dem Augenwinkel, bedauerte aufrichtig das zahlende Publikum, daß seiner Meinung nach betrogen wurde und ging zur Tür hinaus in die Nacht. Vor der Tür wäre er fast über das neue Auto des Kneipers gefallen, er brauchte eine halbe Ewigkeit, um drum herum zu laufen, so riesengroß war es. In einiger Entfernung blieb er stehen, atmete tief durch und drehte sich noch einmal um, um im Dunkeln das hell erleuchtete und schon von weitem sichtbare Reklameschild über dem Eingang zu mustern, auf dem in großen Lettern der alte neue Name der Kneipe geschrieben stand... "Zum Forum". Er zuckte mit den Schultern und ging, ein wenig zögernd am Anfang, aber dann zunehmend schneller hinaus in die Nacht.
Ein paar Straßen weiter lief er, gerade vertieft in Gedanken an alte Zeiten, als er schallendes Gelächter vernahm. Er lauschte erstaunt, sah sich um, und dann erhellte sich sein Gesicht ein wenig, als er erkannte, daß er sich vor einer kleinen Kneipe befand. Drinnen schien es hoch einherzugehen, er dachte nicht lange nach, öffnete die Tür und stand auch schon mitten im Geschehen. Einige Gesichter kamen ihm bekannt vor, er hatte sie schon geraume Zeit vermißt, andere wieder waren ihm völlig unbekannt, aber eines fühlte er sofort. Hier war er willkommen und nicht ein Fremder unter Fremden, er zwinkerte einem der am Stammtisch Sitzenden zu und folgte dessen einladendem Wink ohne zu zögern und ahnte mehr als er es wußte, daß er soeben seine neue Lieblingskneipe gefunden hatte...
Er setzte sich zu den Gästen und fragte sie, ob nicht jeder von ihnen, sie waren fast jeden Tag hier anzutreffen, einen Abend im Monat thematisch gestalten könnte. Da sie an und für sich ein lustiges Völkchen waren und schon einiges von dieser Welt gesehen hatten, stimmten sie zu. Schnell waren die ersten Themen und der jeweils Verantwortliche festgelegt und das Echo der Laufkundschaft auf diese doch sehr unorthodoxe Abendgestaltung war enorm.
Schnell wurde die kleine Kneipe zum Geheimtipp im Kiez und es verging kaum ein Abend, an dem der Kneiper nicht noch bis kurz vor Zapfenstreich um seine Vorräte bangte, die beängstigend schnell schwanden. Klar, die Stammtischler sorgten für eine unglaubliche Stimmung, einige von ihnen entdeckten selber völlig neue Seiten an sich und diese Erfahrung, sich vor kleinem Publikum zu produzieren zu können und Zustimmung, Applaus, ja sogar Begeisterung zu ernten, gefiel ihnen ausnehmend gut.
Sie wurden immer besser und schon nach relativ kurzer Zeit reichten die Plätze in der Kneipe nicht mehr aus, an manchen Abenden gab es regelrechte Tumulte anläßlich des Sturms auf die begehrten Plätze in der Nähe des Stammtischs. Der Kneiper dachte einige Wochen nach und beschloß, die kleine Kneipe kurzerhand umzubauen. Aufgrund des florierenden Geschäftes hatte er ein wenig Eigenkapital zurücklegen können und schon nach äußerst kurzer Bauzeit eröffnete die Kneipe neu in strahlendem Glanz.
Der Stammtisch war einer Art Bühne gewichen, der Tresen zu mehreren Bars mutiert, der Clou aber, und insgeheim beglückwünschte sich der Kneiper immer wieder zu seinem damaligen Entschluß, das gesamte Haus zu erwerben, der Clou aber war die Anordnung der Plätze. Von der Bühne aus gesehen erinnerte das Interieur an ein geschlossenes Amphitheater.
Die Anzahl der Plätze hatte sich mehr als verzehnfacht und die Beschallungsanlage entsprach dem allerneuesten Stand, was bedeutete, daß Pannen wie bei der Parlamentseröffnung des Bundestages praktisch ausgeschlossen waren. ;o)
Eine gravierende Änderung allerdings durfte man nicht verschweigen, das Stammtischpersonal, oder besser gesagt, die meisten davon, hatten nun nicht mehr unbedingt Lust, sich zu produzieren. Einige schreckte einfach die ungewohnte Umgebung, andere vermißten das früher so beliebte Umfeld, ihren Stammtisch also und die Sitzordnung daran und noch andere störten sich an den doch deutlich gestiegenen Preisen. Daß die Getränke und Speisen jetzt mehr als das Doppelte kosteten, war ja noch zu verschmerzen, aber daß der Kneiper Eintritt für ihre Vorstellungen verlangte, die sie doch freiwillig und ohne Vergütung erbrachten, das wollte ihnen nicht in den Kopf. "Kapitalistenschwein!" warf ihm einer der Alteingesessenen an den Kopf und flog dafür aus der Kneipe, die ja nun eigentlich keine mehr war. Eine Umbenennung war zwar ausgeblieben, da der Kneiper sie als rufschädigend empfand, aber die zahlenden Gäste wußten nicht recht, woher die Begeisterung derjenigen kam, die ihnen das Lokal empfohlen hatten. Es war eigentlich, so wie in jeder anderen Scene-Kneipe mit kommerziellen Showeinlagen auch. Und dann noch nicht mal besonders preiswert, sondern sauteuer.
Einer derer, die schon fast von Anfang an dabei waren, kämpfte recht lange mit sich, aber irgendwann hielt er es nicht mehr aus und beschloß, nicht mehr aufzutreten. Es fiel ihm schwer, zumal er sich relativ oft unters Publikum mischte (als einer der "Alten" brauchte er keinen Eintritt zahlen) und jedesmal spüren konnte, wie es ihn packte, wenn sich einer der neuen kommerziellen Stand-Up-Comedians auf "seiner" Bühne produzierte. Er wischte sich eine Träne angesichts der lahmen Witze aus dem Augenwinkel, bedauerte aufrichtig das zahlende Publikum, daß seiner Meinung nach betrogen wurde und ging zur Tür hinaus in die Nacht. Vor der Tür wäre er fast über das neue Auto des Kneipers gefallen, er brauchte eine halbe Ewigkeit, um drum herum zu laufen, so riesengroß war es. In einiger Entfernung blieb er stehen, atmete tief durch und drehte sich noch einmal um, um im Dunkeln das hell erleuchtete und schon von weitem sichtbare Reklameschild über dem Eingang zu mustern, auf dem in großen Lettern der alte neue Name der Kneipe geschrieben stand... "Zum Forum". Er zuckte mit den Schultern und ging, ein wenig zögernd am Anfang, aber dann zunehmend schneller hinaus in die Nacht.
Ein paar Straßen weiter lief er, gerade vertieft in Gedanken an alte Zeiten, als er schallendes Gelächter vernahm. Er lauschte erstaunt, sah sich um, und dann erhellte sich sein Gesicht ein wenig, als er erkannte, daß er sich vor einer kleinen Kneipe befand. Drinnen schien es hoch einherzugehen, er dachte nicht lange nach, öffnete die Tür und stand auch schon mitten im Geschehen. Einige Gesichter kamen ihm bekannt vor, er hatte sie schon geraume Zeit vermißt, andere wieder waren ihm völlig unbekannt, aber eines fühlte er sofort. Hier war er willkommen und nicht ein Fremder unter Fremden, er zwinkerte einem der am Stammtisch Sitzenden zu und folgte dessen einladendem Wink ohne zu zögern und ahnte mehr als er es wußte, daß er soeben seine neue Lieblingskneipe gefunden hatte...