Hallo Arwen,
Dein letzter Satz hat mich zum Nachdenken gebracht.
„Magst Du sie denn, oder besser, was magst Du an ihr?“
Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Bei all dem Ärger und Frust.
Ich habe überlegt wie es denn ganz zu Anfang war.
Beim ersten „gemeinsamen Treffen“ sind wir zu einem Spielplatz gefahren. Sie war gerade 8 Jahre alt. Ich habe sofort gesehen das Vater und Tochter sehr aneinander hängen. Ich habe gerne zugeschaut, wie die beiden über den Spielplatz getobt sind. Das war etwas was ich mir immer gewünscht habe; eine Familie! (von meinem Ex konnte ich keine Kinder bekommen)
Ich habe es dann anfangs genossen gemeinsam zu Essen, abends noch ein Gesellschaftsspiel zu spielen; ich spiele gern. Sie macht genau wie ich Bauchtanz, etwas weiteres zum Austauschen. Abends habe ich ihr dann, abwechselnd mit Papa, Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen. Ich wollte das sie sich wohlfühlt, mich mag und als Partnerin an Papas Seite akzeptiert. Wir haben auch darüber gesprochen. Das sie keinen Grund zur Eifersucht hat. Ich will ihr den Papa nicht wegnehmen und ich will auch nicht ihre Mama ersetzen. Sie soll mich einfach als „große Freundin“ sehen. Und wenn sie ein Problem mit mir hat soll sie ruhig zu mir kommen und wir können drüber reden und es klären.
Aber irgendwie rutscht man dann doch in so eine „Mutterersatz-Rolle“. Und das ging ziemlich schnell. Mein Freund hat mich gefragt, ob ich sie morgens zur Schule bringen könnte, damit er pünktlich auf der Arbeit ist. Das habe ich natürlich gerne getan, außerdem fange ich ja eh später an zu Arbeiten. Einige Zeit später ist mein Freund Donnerstag abends dann wieder zum Englisch-Kurs gegangen. Ich war ja da. Und für mich war das auch völlig okay.
Anfangs lief alles recht gut. Wir haben unseren „Frauenabend“ genossen. Wir haben zusammen gespielt und hatten viele nette Gespräche. Haben uns über die Schule und Freunde unterhalte, was sie so gemacht hat, über Musikgruppen, die „Jungs“, der erste Freund.... alles was Mädchen in dem Alter halt so interessiert.
Aber irgendwann fing es dann langsam an. Vermutlich hat sie mich mit ihrer Mama verglichen. Und das hat sie wohl in einen Gewissenkonflikt gebracht. „Meine Mama muss die Beste bleiben...“ Ich hoffe das klingt jetzt nicht überheblich. Aber ihre Mutter kümmert sich nicht besonders um sie. Diese ist viel unterwegs (geht halbe Tage arbeiten und an zwei/drei Tagen kellnern) und immer in Eile und gestresst. Bei ihr ist nicht viel Zeit für gemeinsames Essen (sie macht sich ihr Essen nach der Schule meist in der Mikrowelle warm) oder ein Spiel, ein Gespräch, Interesse was sie so gemacht hat. Die Probleme, die sie mit ihrem damaligen Freund hatte bekam J. immer mit. Bei uns geht es ruhig zu.
Ich merke, ich schweife viel zu sehr aus und mein Text wird viel zu lang! :schiel
Irgendwann kam dann immer häufiger „Du bist nicht meine Mutter! Du hast mir gar nichts zu sagen!“ „Bei der Mama mache ich das auch nicht....“ Und dann Wut, Geschrei, Tränen....
Es gab viele Gespräche mit ihr, mit meinem Freund. Ich habe gesagt das es mich verletzt, habe gesagt das ich wütend bin. Aber es hat bisher leider alles nichts gebracht. Ich glaube mittlerweile hasst sie mich richtig. :angryfire
Ich weiß das sie es nicht leicht hat, aber ich gehe selber kaputt, wenn ich mich nicht abgrenze. Sie ist nicht meine Tochter, ich kann nicht so viel Liebe für sie empfinden wie ihr Papa. Das macht mir zwar ein schlechtes Gewissen, aber ich kann meine Gefühle nun mal nicht zwingen.
Ich hoffe das es irgendwann wieder besser mit uns wird. Aber im Moment habe ich einfach keine Kraft mehr.
Hanna