So, jetzt habe ich endlich etwas Zeit, der Rest der Familie liegt im Bett.
@ Trine und Elchen und alle anderen, die einen KS haben mussten oder wollten:
Ich glaube auch, dass es schwer ist, einen KS, noch dazu mit Vollnarkose, zu verarbeiten, wenn man sich eigentlich eine Spontangeburt und ein schönes Geburtserlebnis gewünscht hat. Natürlich, Hauptsache, die Kinder sind gesund, das ist nicht selbstverständlich. 🙁
Bei mir ist es so, dass ich nachts vor lauter Panik kaum noch schlafen konnte oder Alpträume von der ersten Geburt hatte, und meine Hebamme mich deshalb gefragt hat, ob ich mich vielleicht bei dem Gedanken an einen KS besser fühle. Zuerst kam mir das komisch vor. Trotz der Angst habe ich mich natürlich auch nach einer "schönen" Spontangeburt gesehnt, mein Kind aus eigener Kraft auf die Welt zu bringen. Aber dann habe ich gemerkt, dass ich viel besser mit einem "nüchternen" KS umgehen kann, als mit den Panikattacken beim Gedanken daran, am Schluss wieder da zu liegen, nach 37 Stunden Wehen und Geburtsstillstand das Kind mit der Zange aus dem Leib gerissen zu bekommen, ganz blau, sie hat nicht geatmet. Mir selber hat die Zange den Unterleib völlig verissen (ich musste noch zweimal nachoperiert werden, weil unten alles kaputt war, ich nichts mehr halten konnte und Sex erst fast zwei Jahre später möglich war). Deshalb habe ich mich von der Spontangeburt verabschiedet und versuche jetzt, das ganze positiv zu sehen.
Es fällt einigen hier ja immer noch ziemlich schwer, meine Gründe für einen Wunsch-KS nachzuvollziehen. Genesa zB. schreibt: „Habe natürlich den Vorteil zu wissen warum es einen Kaiserschnitt geben soll. Ich finde es aber trotzdem nicht richtig. …Überlege es dir noch einmal genau, denn eine normale Geburt ist und bleibt der bessere Start ins Leben.“
Genau das, „eine normale Geburt ist und bleibt der bessere Start ins Leben“, ist so pauschal nicht richtig. Du hast natürlich Recht, dass eine Spontangeburt für das Kind dann am besten ist, wenn alles glatt läuft, also in ca. 80% der Fälle. 20%, also jede 5. Spontangeburt, endet aber operativ, also mit Zange, Glocke oder Not-KS (Zahlen hab ich von meiner Hebamme und wurden von meiner Frauenärztin bestätigt). Schwerwiegende Geburtsschäden haben nur wenige dieser Kinder. Was aber oft vorkommt, sind zB. Schmerzen durch die Zange oder Glocke (auch wenn der kindliche Schädel noch sehr weich ist, tut es natürlich weh am Kopf aus dem Geburtskanal gezerrt zu werden), Schreikinder durch Geburtstraumata, Sauerstoffmangel und daraus resultierende Adaptionsprobleme, KISS-Syndrom. Auch, dass Kinder beim KS mit dem Skalpell verletzt werden, kommt fast nur beim Not-KS vor – dann muss nämlich schnell geschnitten werden um das Kind zu retten, während beim geplanten KS nur noch die obersten Schichten geschnitten werden, der Rest wird gedehnt und gerissen (wen’s interessiert: Misgav-Ladach-Technik).
Meine Hebamme hat es mir folgendermaßen erklärt: Den Kindern, die mit einem geplanten KS nach dem Einsetzen der Wehen (also auch nicht zu früh) zur Welt kommen, geht es ihrer Erfahrung nach besser als den Kindern, die nach einer missglückten Spontangeburt operativ geholt werden müssen.
Insofern ist der geplante Kaiserschnitt für mich so eine Art Kompromiss: Da mir niemand garantieren kann, dass ich zu den glücklichen 80% gehöre, denen eine komplikationslose Spontangeburt vergönnt ist, möchte ich wenigstens ausschließen, dass ich zu den 20% gehöre, bei denen es schief geht. Es hat ja schon einmal in einer Katastrophe geendet, und selbst, wenn das Risiko auf eine Wiederholung nur 0,000000000000000000…1% ist – das ist mir einfach zu hoch.
So, jetzt hätte ich eigentlich noch sehr viel mehr zu dem Thema zu sagen. Das verschiebe ich mal auf morgen.