Leute, die OP-Vorbesprechung hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt... Ich warne Euch, was jetzt kommt, ist erstens lang und zweitens nix für schwache Nerven!
Aber fangen wir doch von vorne an.
Die Vorgeschichte ist ja im Groben bekannt - der Streit um die Herzaktionen. Der eine sagt Hüh, der andere Hott, letztendlich greift am vergangenen Freitag der Oberarzt der Frauenklinik ein, und ordnet eine HCG-Wert-Messung an. Ultraschall am Sonntag machte er ebenfalls selbst, fand aber nichts Eindeutiges. Sorgenvolle Miene. Man solle vielleicht weiter beobachten, aber... Naja...
Weiter geht's im Text:
Der HCG-Wert war von Freitag auf Sonntag um 30.000 Einheiten gestiegen, also auf 177.000 und ein paar Hundert obendrauf. Montag (also gestern) habe ich mir dann einen neuen Frauenarzt über die Kassenärztliche Vereinigung gesucht und von dem neuen mal einen Ultraschall machen lassen. War von dreimal besserer Qualität als der bei meinem alten Frauenarzt, wo man vor lauter Gekrissel auf dem Bildschirm meist null erkannt hat.
Der Neue hat zwar den Embryo gefunden - übrigens mit anderthalb Zentimetern Größe recht weit gediehen - meinte aber, wenn(!) die Vorgeschichte stimme, (Herzschlag da und dann plötzlich wieder weg) dann würde er auch keine großartigen Hoffnungen mehr hegen, weil eben kein Herzschlag zu sehen sei und auch nicht klar sei, ob da nun jemals einer war oder nicht. Wenn ja, sähe es nicht gut aus, und man könnte auch nicht recht erkennen, ob der Embryo überhaupt korrekt entwickelt sei. (War, wie jedesmal bisher, so komisch an die Wand gekuschelt.) Auch im Doppler war nur ein wenig Geflimmer zu sehen, keine Flüssigkeits-Bewegungen innerhalb des Körpers. Es sei fraglich, ob die "Innereien" überhaupt korrekt geformt sind. Und bei dem HCG-Wert und der Größe noch keine Herzaktionen bzw. keine mehr... Naja. Wirklich nicht berauschend, sondern zu 99% eben Feierabend.
Überwiesen hat er mich dann aber wieder zur Ambulanz, weil die eben die Vorgeschichte besser kennen. Ich lasse mir dort also sofort nach dem Arztbesuch telefonisch einen Termin für die OP-Vorbesprechung für heute morgen geben und teile Eltern & Freunden offiziell mit, daß es nun endgültig aus ist. Abends gehen Marc und ich Sushi essen und anschließend einen Cocktail trinken, um Abschied zu feiern.
So, Zeitsprung ein paar Stunden vorwärts: Wer sitzt heute in der Ambulanz, um mich zu untersuchen? Richtig, der Oberarzt wieder persönlich. Na gottseidank! Der schaut sich den Ultraschallausdruck von gestern an, telefoniert kurz mit meinem neuen Frauenarzt (die beiden kennen sich offenbar gut und duzen sich sogar) und meint sinngemäß: "Naja, das sieht wirklich nicht gut aus, aber bevor wir endgültig eine Ausschabung ansetzen, schauen wir selber nochmal nach, zum besseren Vergleich."
Ich ziehe mich aus, setze mich auf den Stuhl, lasse die Sonde in mich hineinschieben - und sehe in der nächsten Sekunde einen frei in der Fruchthöhle schwimmenden Embryo von 1,7 cm Größe UND EINEM RASCH UND REGELMÄSSIG BUBBERNDEN HERZEN!!! VON EINEM TAG AUF DEN ANDEREN!!! Glasklar und selbst für mich sofort eindeutig erkennbar. Ich bin wie vor den Kopf geschlagen und mir fällt die Kinnlade auf das Knie, wie man sich vorstellen kann. Der Oberarzt meint nur: "Na bitte. Da ist das Herz, da schlägt es. Sehen Sie's?" Und ob ich es sehe...
Ich frage den Oberarzt, ob da auch kein Irrtum möglich ist, ob auch alles normal geformt und entwickelt ist und ihm nichts "komisch" oder anormal vorkommt. Er: Nö, alles in bester Ordnung - für das Erkennen von genauen Körper-Strukturen ist es noch etwas zu früh, aber das kommt schon noch." Kopf und Bauch sind jedenfalls erkennbar, das Kleine liegt wohl mit dem Kopf nach unten und dem Kinn auf der Brust.
Diagnose: Schwangerschaft intakt und zeitgemäß entwickelt. Kann durchaus vorkommen, daß erst von einem Tag auf den anderen das Herz erscheint und der Embryo sich überhaupt endlich mal von der Wand weg traut, lautete der Kommentar. Da habe ich dann angefangen, Rotz und Wasser zu heulen. Ich konnte schier nicht mehr aufhören, stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
Resultat: Mein neuer(!) Frauenarzt, zu dem ich direkt zurückgeschickt wurde hat mir erst einmal gratuliert, das Ergebnis selbst nochmal bestätigt und mich jetzt erstmal für eine Woche auf Eis gelegt, weil ich völlig fertig bin. Meine erste Krankschreibung in 8 Jahren... Ich habe in 4 Tagen 3 Kilo abgenommen und kann mich nach all dem Hin und Her schon gar nicht mehr richtig freuen, obwohl ich das wohl sollte. Aber irgendwie fühle ich mich regelrecht betäubt. Mir ist der neue HCG-Wert wurscht, mir ist der Ultraschall am Donnerstag wurscht und der nächsten Dienstag auch. Will ich alles nicht hören und nicht sehen, sollen sie alle machen, was sie wollen.
Und eins schwöre ich: Falls ich jemals eine weitere Schwangerschaft erleben sollte - egal, wie diese hier nun letztendlich ausgeht - dann sieht mich kein Arzt vor der 8./9. Woche, egal mit welchen Risiken sie mir drohen. Und gottseidank sieht mein neuer Frauenarzt das genauso.
Jetzt bin ich auf der Suche nach einem schönen Ziel für einen Wochenendausflug für Marc und mich, denn ich will nur noch hier raus, sobald es geht. Weg von allen Infos, allen Ärzten und allen Geräten. Mir steht's bis hier!
Ute (völlig durch den Wind)