Majus heile-Welt-Blog

Maju

Namhaftes Mitglied
Bewegtes Wochenende

Freitag Nachmittag begann das Wochenende und endlich konnten wir ungestört mit "unserer" Arbeit loslegen. Während mein Mann den Rasen auf der Obstbaumwiese mähte, wühlte ich 5 Stunden im Garten ums Haus. Die Kinder erledigten derweil ihre Hausaufgaben, die übers Wochenende stets üppiger ausfallen als gewöhnlich.

Am Samstag wird nicht etwa ausgeschlafen! Da wartet der Dreck und die Wäsche auf Beseitigung. Wir heben uns das immer für den Samstag auf und lassen dafür unter der Woche lieber Fünfe g'rade sein. Nachmittags musste Marie beim Aufbau des Gemeindefestes helfen. Ich setzte mich an die Nähmaschine mit einem höchst komplizierten Fall, draußen zersägte mein Mann den traurigen Rest eines ehemals gigantischen Blauregens. Abends backte ich einen Russischen Zupfkuchen fürs Fest.

Sonntags besuchten wir den Gottesdienst und danach ging es gleich weiter mit Malochen. Marie war zum Geschirr einsammeln eingeteilt und ich durfte zwei Stunden lang das ganze spülen. Natürlich aßen wir auch dort zu Mittag, mitten im Getümmel. Der Dauerregen zwang die ganze Gemeinde zum Zusammenrücken im Gemeindehaus.
Nachmittags jedoch schwitzte ich am allermeisten an diesem Wochenende, obwohl ich ausnahmsweise einmal nichts tun musste, nur dasitzen und zuhören: Anna spielte vor Publikum "Geboren um zu leben" auf dem E-Piano und Marie "Russische Phantasien" auf der Geige. Sie haben das einfach wundervoll gemacht und ich bin so stolz auf meine fleißigen, talentierten und auch noch hübschen Mädchen!!! Aber ich bin immer so aufgeregt, habe mehr Lampenfieber als meine Töchter selber, dass es mich stets total erschöpft, wenn sie auftreten.

Dann, und erst dann, begann das eigentliche Entspannen. Wir ließen das Fest hinter uns, behielten unseren Kuchen, der ja eigentlich gespendet werden sollte, für uns und futterten ihn in aller Ruhe daheim auf! Und zwar ganz!!! :pfeif Die Großeltern waren noch zu Besuch und halfen dabei ein bisschen.

Ein bewegtes, aber für uns durchaus gewöhnliches Wochenende. Ich nehme an, dass es noch mehr Familien so geht, denn wie man sieht, ist ja am Wochenende immer tote Hose im Elternforum.
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Hallo Maju,
(nebenbei: Ich bin in anderen Umständen)
Es ist dir ein Bedürfnis deinen Blog hier weiterzuführen - nehme ich zumindest an. Keine Sorge, dass ich etwa an deinen Schilderungen etwas auszusetzten hätte. Im Gegenteil - auch wenn die Worte "schwitzten" und "Arbeit" und "zersägte" fallen, habe ich den Eindruck, dass es bei euch keinesfalls um blosse Beschäftigungsaufgaben für eure Mädels geht. Es geht um mehr - nämlich, dass hier eine Familie im echten Verbund lebt, und, obwohl Arbeit natürlich unbeliebt ist, zumindest die soziale Funktion hat. Wenn man auch zeitweise 'schwitzen' muss... Ihr Eltern wisst bestimmt, dass eure Kinder sehr wahrscheinlich diese Welt/Verhaltensmusster auf ihre (vllt. dazukommenden) eigenen Kinder anwenden werden. Heute jedoch wissen eure Töchter diesen Werte-Vermittlung noch nicht zu schätzen. Das bedeutet: Obwohl du dich in deiner jetztigen Umgebung/Welt offensichtlich wohl fühlst - kann es sein, dass (mindestens) eines eurer Kinder eine abweichende Entwicklung nimmt. Und das ist eben die 'Kunst' von uns Eltern: Auch mit 'abweichenden' Kindern(sind dann eigentlich keine Kinder mehr, sondern junge Erwachsene) zurechtzukommen. Es könnte z.B. sein, dass eines später mal gar keine eigene Familie gründen möchte.


Schönen Gruss von der Basis aus der toten Hose :bye: :rofl
Und soll ich dir mal was veraten? - Stille Wasser sind tief.
 

lilly7022

Ich wohne hier
Ich habe Samstagabend auch in der Küche gestanden und einen Zupfkuchen als Spende für "meinen" Sportverein gebacken :rofl. Allerdings habe ich meinen abgegeben und durfte "zur Belohnung" Sonntag früh auf dem Fußballplatz bei Sohnis Sportverein im kalten Regen Kaffee und Brezeln verkaufen.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Ungewöhnlicher Sonntag

14 Jahre lang, mit einer handvoll Ausnahmen, verbrachten wir unsere Sonntage als Familie. Das war meistens gleichermaßen anstrengend wie schön. Doch in letzter Zeit überwog das "anstrengend". Die Mädchen zicken sich gerade extrem an und wir kriegen einfach nicht mehr alle unter einen Hut. Eine meckert immer.

Und deshalb beschlossen mein Mann und ich, den Sonntag Nachmittag alleine zu verbringen. Die Kinder wollten zwar aus alter Gewohnheit alle mit, aber wir lehnten ab, wohl wissend, dass nachher wieder über alles gebruddelt werden würde. Und so kam es, dass sich die Kinder daheim mit einem Käsebrot zu Mittag begnügen durften und ich bin ziemlich sicher, dass sie viel Zeit vor irgendwelchen Bildschirmen verbracht haben.

Mein Mann und ich hatten einen fantastischen Nachmittag! Wir wanderten rund um Dachtel im Heckengäu. Das Wetter war perfekt. Die ortsansässigen Vereine hatten sich eine Fressmeile rund ums Dorf ausgedacht: Futtern für einen guten Zweck.

Für mich war es etwas ganz besonderes, denn in diesem Ort hatte ich als Single gelebt und war aktiv in die Dorfgemeinschaft eingebunden. Wie es so schön heißt: Kein Prophet gilt etwas im eigenen Land. Dort, wo ich praktisch aus dem Nichts aufgetaucht und wieder verschwunden war, freuen sich die Leute, wenn sie mich sehen.

Zwischen meinem Mann und mir herrschte Einigkeit in allen Bereichen. Was man isst und was nicht, wo man läuft und wo man abkürzt, wie lange man mit alten Bekannten quatscht, ob man noch ins Museum geht (Ja!) und wann man wieder heimfährt. Es tat so gut, mal wieder nur nach sich selbst zu schauen, sich um keine Kinder kümmern zu müssen.

Pubertät mal anders: Die Eltern nabeln sich ab.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Meine Oma

Sie ist eine imposante Greisin, meine Oma. Schneeweißes Haar und sehr beleibt. Sie weiß was sie will und dann haben alle zu spuren! Meine lieben Familienmitglieder, Schwester, Mutter, Tante haben sich fein aus der Affäre gezogen, indem sie fortgezogen sind. Mein Mann und ich sind noch da und tun was wir können.

Heute durfte ich helfen beim Traubensaft kochen. Selber lassen wir ja mittlerweile unseren Apfelsaft kochen und abfüllen, was zwar teuer aber zeitsparend ist. Meine Oma ist aber Schwäbin durch und durch, teuer geht gar nicht! Sie wird mit jedem Tag schwäbischer und seltsamer: Ihr Dialekt wird immer heftiger, ich nehme an, dass er aus ihren Kindertagen stammt. Man versteht sie kaum noch, weil da Begriffe verwendet werden, die heute keiner mehr kennt.

Und dann die Sache mit dem Sach'. Sie hält alles zusammen, nichts darf fortgeworfen werden, alles muss so bleiben wie es immer schon war. Sie lebt in einem riesigen Kramladen. Wohnhaus, einst von vier Generationen gleichzeitig genutzt, Scheune und Stall, Garten und Hof, alles ist voll wertlosem Gerümpel, aber in ihren Augen sind es Schätze.

Beim Einkochen kam ich mir vor wie ein spielendes Kind. Uraltes zerdeppertes Geschirr kleckerte munter vor sich hin. Die Flaschen, die ich abfüllte waren seniorengerecht in Medizinfläschenchengröße. Das nervte extrem, denn "'s geit koi Stuck" (es gibt kein Stück, damit meint der Schwabe, dass man einfach nicht vorwärts kommt). Wir läpperten in der Waschküche rum und sauten alles ordentlich ein. Aber Oma wollte es so! Zwecklos zu widersprechen.

Von 7 bis 12 Uhr war ich also mit dem tollen Traubensaft (Stuttgarter Nordhang, von der Sonne verschont) beschäftigt. Der krönende Abschluss der Erntezeit! Oma ist dann immer gleich so gründlich und schneidet dem Traubenstock nicht nur die Trauben ab, sondern entblättert ihn dann komplett, völlig kahl, das arme Ding, er bekommt nie die kleinste Chance sein prächtiges Blätterkleid herbstlich zu färben. Da müsste man ja sonst ständig fegen. Es könnten ja Nachbarn sagen, dass es unordentlich aussieht. Schwäbisch eben, durch und durch.
 

cordu

Namhaftes Mitglied
Also Maju,

jetzt muss ich mal dazwischen gehen.

Nicht alle Schwaben sind geizig und wischen jeden Samstag die Strasse nass durch.

LG :bye:Cordu
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Also Cordu,

warte lieber mal ab bis du 85 bist und dann sprechen wir uns wieder. Dann schauen wir mal bei wem die schwäbischen Gene voll zugeschlagen haben! Für mich kann ich da nicht die Hand ins Feuer legen, habe schon ab und zu so Anwandlungen...Aber ich kann mich auch gut rausreden mit meinem schwäbischen Stammbaum, der keinen Erfinder, Dichter, Denker oder Herzog auslässt (da hat sich Herr Raff persönlich mal die Mühe gemacht und keine Ruhe gelassen, bis er die Verbindungen zu allen wichtigen Persönlichkeiten aufgedeckt hatte. Im Grunde ist ja doch jeder mit jedem verwandt, deshalb geb ich nichts auf solche Forschungsergebnisse...).

Aber außerdem: ich finde das Schwäbische gar nicht soooo übel. Sind nicht schlecht damit gefahren bisher, die guten Schwaben. Gründlichkeit bis zur Pedanterie, Fleiß, Bauernschläue und Sparsamkeit, Tiefstapelei und Bescheidenheit. Und schau unser Musterländle an, es kann sich sehen lassen. Bzw, der Schwabe würde hier mit seinem größten Lob vor sich hinmaulen: "Ka mer lau" (kann man lassen).

Mit diesem Lob geht der echte Schwabe schon bis an die äußersten Grenzen eines für ihn möglichen Gefühlsausbruchs. "Ka mer lau" bruddelte mein Urgroßvater in seinen Teller hinein, als mein Vater das erste Mal kochte für die ganze Familie und Zack hatte er von Stund an seine Schwiegermutter gegen sich, denn diese hatte noch nie so ein sensationelles Lob eingeheimst.

Liebe Grüße :kisses
Maju
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Seit etlichen Monaten hat sich bei uns der Wochenrythmus verschoben. Früher machten wir samstags unsere Familienausflüge. Das hatte den Vorteil, dass nicht alle Ausflugsorte so überlaufen waren wie sonntags. Und außerdem konnte man sonntags in den Gottesdienst und hinterher anständig daheim abhängen. Jetzt schaffen wir das schon lange nicht mehr.

Uns bleibt nur noch der Samstag für den Einkauf, den Haushalt samt Garten, die Wäsche, zum Shoppen und natürlich die aufgeschobenen Schularbeiten. Sonntags gehen wir immer noch in den Gottesdienst. Was aber immer seltener wird, sind die Ausflüge.

Aber vergangenen Sonntag haben wir uns einmal wieder bewiesen, dass das nicht so sein muss! Nach der Kirche schnell noch 'was gegessen und dann ab auf die Schwäbische Alb zum Wandern. Drei waren begeistert dabei, zwei Wandermuffel blieben zu Hause. Mittlerweile sind alle alt genug um selber zu entscheiden, ob sie einen Ruhetag oder Action brauchen.

Mein Mann, Anna und ich wanderten rund um Donnstetten und den Römerfels, bestiegen den knapp 100jährigen Holzturm des Albvereins, rasten einmal auf der Sommerrodelbahn bergab und gönnten uns zum krönenden Abschluss einen großen Eisbecher. Nach 5 Stunden waren wir wieder daheim, es war sogar noch hell draußen. Zum Faulenzen blieb auch noch genug Zeit.

Mal sehen, wann wir unseren inneren Schweinehund wieder erschlagen bekommen. Obwohl es so wunderbar ist, sich im Herbstwald auszutoben, braucht es doch immer wieder Überwindung, die überheizte Bude zu verlassen.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Ich steckte mitten in der Gartenarbeit als mich ein Notruf meiner Oma erreichte: "I han mi ausgschlosse." Okay, kein Problem, ich sprang ins Auto, so wie ich war, dreckig und ohne Jacke.

Ich besitze die große Ehre, als einzige in der ganzen Familie, Omas Ersatzschlüssel verliehen bekommen zu haben. Alle anderen sind nicht vertrauenswürdig, sagt Oma. Totaler Quatsch, sage ich. Sie ließ die Schlösser in einer Nacht-und-Nebel-Aktion austauschen, weil sie irgendeinen Kleinkram nicht mehr gefunden hat und messerscharf daraus schloss, dass ihr das jemand geklaut hat um es zu Geld zu machen. Ausgerechnet mit ihrem alten Krempel...

Ich fuhr über die Felder, damit ich Oma schneller retten könnte. Zwar sind wir Anlieger mit einigen Äckern, aber deshalb bin ich mit meinem sauberen Mercedes noch lange kein landwirtschaftlicher Verkehr, auch wenn ich zufällig gerade Gartendreck an den Händen hatte. Für den Fall einer Polizeikontrolle überlegte ich mir schonmal eine Ausrede: "Oma hat mich angewiesen, noch die zwei runtergefallenen Äpfel aufzuheben, damit die Nachbarn nichts zu lästern haben."

Nach Rekordzeit steckte ich lächelnd den Schlüssel ins Schloss, Hach, es tut so gut einer alten Frau das Leben zu retten. Doch der Schlüssel bewegte sich nicht. Innen steckte der andere schräg drin. Ich begann zu frieren.

Noch vor zwei Wochen hatte ich zu Oma gesagt, sie solle nicht immer den Schlüssel von innen stecken lassen, denn dann könne ich ihr im Notfall auch nicht mehr helfen. Sie widersprach, was sonst, und dann probierte sie es selber aus: die Tür war aufschließbar, obwohl der Schlüssel innen steckte. Aber damals steckte er eben nicht schräg.

Da standen wir also blöd vor der versperrten Tür und ich sah Oma schon bei mir im Gräble liegen heute Nacht. Sie jedoch kannte jemanden, der helfen könnte. Oma kennt immer jemanden und jeder kennt sie. Wir fuhren zu einem Handwerker, Freitag abends, Wochenende und Feierabend. Aber das ist ja kein Problem, denn wenn in der Werkstatt keiner ist, kann man am Wohnhaus klingeln. Sprechanlage: Eckdaten werden durchgegeben. Name, gebürtige soundso, wohnhaft in Straße xx, Herkunft auch aus Hinterdupfing wie du, "mir kennet uns guat". Der Senior erscheint lächelnd, von da an verstehe ich nur noch die Hälfte, es wird im breitesten Dialekt geschätzt.

Wenn zwei so alte Exemplare aus dem selben Ortsteil aufeinander treffen, dann beginnt die Geheimsprache. Bei uns haben selbst Orte, die nur drei Kilometer entfernt voneinander liegen, unterschiedliche Wörter im Sprachgebrauch. Die einen sagen z.B. zu Kartoffeln Äbiere (Erdbirnen), die anderen Krombiere, die nächsten Erdepfel.

Der Handwerker hat einen Streifen Blech, eine Zange und etwas zum Schneiden dabei. Während der 5 Minuten, die er in Einbrechermanier an der Haustür hantiert, raunt mich meine Oma an, ob ich Kleingeld hätte, sie habe nur 50-Euro-Scheine im Geldbeutel. Ich zeige ihr einen 5 und einen 10-Euro-Schein. Sie reißt entsetzt die Augen auf. Dem Jungen beim Küfer, der vor zwei Wochen ihre schweren Eimer schleppen half, gab sie auch nur 50 Cent und berichtete es mir auch ganz stolz nachher, was sie ihm für eine große Freude gemacht habe.

Endlich klackt es im Schloss und die Tür geht auf! Mir fiel ein Stein vom Herzen, doch nicht auf der Luftmatratze schlafen heute Nacht! Oma fragt: "Was kriagsch du, was be i dir schuldig?" Der Handwerker springt entsetzt zurück: "Ha nix, des isch schao recht so!" und fort war er. Wie viel Hundert wäre sie denn beim Schlüsseldienst losgewesen, Wochenende, abends, und jetzt hatte sie dem braven Handwerksmeister nicht einmal Trinkgeld gegeben. Aber man kam ja aus dem gleichen Ort...

Marie und ich diskutierten daheim noch lange darüber, wie das bei uns später mal laufen wird. Wir werden, wenn wir alt sind, übers Handy einen Beitrag in Facebook posten und hoffen, dass irgend jemand unsere Not erkennt. Dann werden, wenn die Welt sich in unserem Sinne verwandeln wird, in Kürze 20 000 Facebookler mit Blechstreifen in der Hand erscheinen.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Die Berlinreise

Auf der Hinfahrt war es laut im Auto und ruhig auf der Autobahn -bis zu der Landesgrenze, wo Allerheiligen kein Feiertag ist. Dann wurde es auf der Straße voll und im Auto etwas ruhiger. Doch als wir am Ortsschild Berlins vorbeifuhren, dröhnte wieder Unheilig volle Kanne. Die Ankunft bejubelten wir. Warum ich das erwähne? Nun ja, ich nehme mal den Schluss vorweg: Nach 5 Tagen in der Stadt fuhren wir in absoluter Stille wieder nach Hause, es fragte keiner mehr nach Radio. Wir waren alle randvoll, abgefüllt mit Eindrücken und Stadtlärm.

Wir hatten ein Appartment gebucht bei einem "Hotel", welches ganz normale Wohnungen in ganz normalen Hochhäusern vermittelt (übrigens supergünstig). So stellt man sich das Berliner Leben vor: 5stöckiger Altbau, Innenhof voller Fahrräder und Gestrüpp, niedrige Türen, Treppe aus Holz, kein Aufzug. Was uns verblüffte: Es war ruhiger als bei uns zuhause. Selbst nachts bei offenem Fenster war es stiller als bei uns.

Es folgten 5 interessante und anstrengende Tage, in denen wir kreuz und quer durch Berlin wanderten oder fuhren. Es war zwar kühl, aber ein wolkenloser, blauer Himmel sorgte für Fotos wie auf Postkarten.

Wir begannen gleich noch am Abend nach unserer Ankunft mit einer Spreefahrt. Am nächsten Morgen warfen wir uns auf die Museumsinsel, schauten bei Nofretete vorbei, bestiegen den Berliner Dom und gruselten uns in der Hohenzollerngruft.

Ich rattere die nächsten Tage in Stichworten runter, sonst wird es zu lang: East Side Gallery, Alex bei Nacht, Hamburger Bahnhof mit moderner Kunst, Mauergedenkstätte, Holocaust-Mahnmal, Brandenburger Tor, Reichstagskuppel, Madame Tussaud, Ka-De-We, Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, Tränenpalast-Ausstellung und alles, was sonst noch so auf dem Weg lag.

Auf der Heimfahrt machten wir einen Zwischenstopp bei Himmelkron. Direkt an der Autobahn wohnen die Urlaubsbekanntschaften von diesem Sommer. Dank der Kinder, die seit den Sommerferien regen Briefkontakt pflegten, gab es jetzt ein herzliches Willkommen für uns mit Mittagessen, Spaziergang, Kaffee und Kuchen.

Schon auf der Heimfahrt fielen uns wieder so viele Dinge ein, die wir noch gerne angesehen hätten. Das war ganz eindeutig nicht unsere letzte Berlinreise!
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Alte Berlinerinnerungen

Kurz nach dem Mauerfall kam ich das erste Mal nach Berlin. Ich hatte damals einen wesentlich älteren Gönner, wohnhaft in Hamburg, der mich (Stuttgarterin) zur Globetrotterin machte. Wir besuchten seine Berliner Freunde übers Wochenende.

Mit Grausen erinnere ich mich an den ersten Morgen in der WG eines Gymnasiallehrers und eines Kameramanns beim ZDF. Sie fanden mich bewusstlos neben der Toilettenschüssel liegend, natürlich ohne anständige Bekleidung. Mein Gott, wie peinlich! Ich bin noch nie, nie, nie umgekippt gewesen ohne Grund und dann das bei fremden Leuten zu Gast. Meine Gastgeber reagierten als weltgewandte Männer recht humorlos und es brauchte meine ganze Überzeugungskunst, ihnen klar zu machen, dass ich nicht drogenabhängig sei. Ohnehin waren sie schon sehr skeptisch gewesen, was da ihr Freund für ein junges Ding anschleppte.

Irgendwie haben sie mich dann doch ins Herz geschlossen. Sie zeigten mir Berlin und zum Abschied schenkten sie mir ihren drittletzten Mauerstein, den sie eigenhändig rausgeschlagen hatten.

Die Kontakte sind längst abgebrochen. Im Falle meines ehemaligen Gönners bin ich darüber sehr froh, denn er machte dann noch schlappe 15 Jahre lang täglichen Telefonterror bei uns. Nur der Berliner Mauerstein mit seinem hübschen Graffiti erinnert jetzt noch an meine coole Single-Zeit.Er genießt einen Ehrenplatz in unserem ansonsten fast dekofreien Wohnzimmer.

Mauersteine gibt es auch heute noch in den Berliner Souvenirshops. Trotz der Zertifikate traue ich den Dingern nicht. Auf 3 Quadratzentimetern sind immer liebevoll 4 verschiedene Farben aufgesprüht. Wer, um alles in der Welt, soll denn auf 3 qcm so etwas getan haben, wenn er doch eine ganze Mauer zur Verfügung hatte? Und wie soll denn das Gesamtwerk ausgesehen haben?

Ich brauche jedenfalls kein Zertifikat für meinen Mauerstein. Ich habe Erinnerungen.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Alte Londonerinnerungen

Anna und Marie werden nächstes Jahr nach London reisen mit ihren Schulklassen. Sie sind schon ganz aufgeregt und freuen sich wahnsinnig drauf. Noch können sie es sich nicht vorstellen, dass sie dort in Gruppen zu zweit oder zu dritt ohne Lehrer zu ihren Gastfamilien zurückfinden sollen nach einem ganzen Tag in der City. Und da erzählte ich ihnen zur Beunruhigung, wie ich damals beim Schüleraustausch in London verloren gegangen war, in einer Zeit wo es noch keine Handys gab. Die Kinder saßen fassungslos am Tisch, lauschten mit Gänsehaut meiner Horrorgeschichte.

Es war ein richtiger Schüleraustausch damals mit einer Schule in York. Heute lernen die englischen Schüler lieber spanisch oder französisch, weswegen sie den Deutschen nicht mehr als Austauschschüler zur Verfügung stehen. Ich war eigentlich zu jung für die Fahrt nach England. Aber weil die Klasse über mir noch Plätze frei hatte, durften die drei besten Englischschüler der nächsten Klassen auch noch mit.

Zuerst ging es für zwei Tage nach London zur Stadtbesichtigung. Am Abreisetag erklärte uns ein Lehrer, wie wir nach York weiterreisen würden. Natürlich hörte kaum jemand zu, denn man lief ja in der großen Gruppe immer schön hinterm Lehrer her. Doch die "tube" kennt da kein Erbarmen. Zack, haut sie einem die Türen vor der Nase zu und weg ist sie. Mit dem ganzen Gepäck konnte man einfach nicht schnell genug reagieren.

Ich drehte mich um und sah zwei Mädchen mit schockiertem Gesichtsausdruck hinter mir stehen. Sie fingen an zu heulen, genau wie ihre Freundinnen in der abgefahrenen U-Bahn, die genau wussten, dass die zwei keine Ahnung hatten wo sie hin sollten. Mich vermisste eigentlich keiner.

Während die meisten Lehrer und Schüler am Bahnhof ankamen und fast durchdrehten, führte ich die zwei älteren Schülerinnen, die wirklich vollkommen ahnungslos waren, durch London auf meine Art. Ich stieg an anderen Haltestellen um, nahm andere Linien, musste die letzten 300 Meter zu Fuß zum Bahnhof gehen, kam dann einiges später am Ziel an -und war der Held des Tages.

Ich hatte nicht das geringste Problem mit den Stadt-und Fahrplänen und fürchtete mich nicht einen Augenblick. Die Liebe zur Städtereise war geboren! In den folgenden Jahren, erstmals mit zarten 14 Jahren, ließ mich meine Mutter dann alleine nach Paris reisen in den Sommerferien. Dort fuhr ich wochenlang mit meiner Urlaubsbekanntschaft aus Italien kreuz und quer durch die Stadt und abends wieder zurück ins kleine Bauerndörfchen. Wir gingen nie verloren.

Letztendlich geht man ja nie verloren, man macht höchstens Umwege. Kein Grund zur Aufregung also.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Teddy!

Kurz vor Maries erstem Geburtstag gingen wir shoppen mit Oma. Marie sollte ein Kuscheltier bekommen. Wir suchten uns ein Kaufhaus aus mit extrem großer Stofftierabteilung und testeten die Wirkung der angebotenen Ware an unserem Baby.

Ein Wesen nach dem anderen wurde in den Kinderwagen gereicht. Die Reaktionen variierten von gar keine, über Preisschild befingern bis hin zum klassischen Rausschmiss. Als ich schon aufgeben, also selber auswählen wollte -ist ja auch eine bescheuerte Idee, ein Baby einer solchen Reizüberflutung auszusetzen- landeten wir den Volltreffer.

Ich gab Marie einen Teddy in die Hand, ich fand ihn eigentlich viel zu schlicht. Diesmal beachtete sie weder Knopf im Ohr, noch Preisschild oder Schleifchen um den Hals. Sie riss die Augen auf und fing an zu gurren und zu blubbern, schaute dem Teddy dabei konzentriert in die Augen. Es war Liebe auf den ersten Blick, das spürte jeder.

Teddy war immer und überall dabei. Er diente als Airbag beim Laufen- und Fallenlernen. Er war Tröster, Spielkamerad, nächtliche Wache und Reisebegleiter. Bis heute! Immer noch kommt Marie jeden Morgen mit ihrem Teddy im Arm zum Frühstück und wie immer setzt sie ihn schweren Herzens neben die Garderobe, wenn sie zur Schule muss.

Es ist November. Man besinnt sich auf den Tod, auf die Vergänglichkeit, auf geliebte Verstorbene. Und Marie bringt Sätze wie: "Mama, wenn ich sterbe, dann möchte ich, dass Teddy mit mir begraben wird." Ich hätte das ohnehin gemacht, auch wenn sie es jetzt nicht gesagt hätte. Marie ohne Teddy -das geht nicht. Aber ich wollte wissen, ob sie wirklich noch in der magischen Phase steckt, was mit 14 Jahren doch irgendwie seltsam wäre. Deshalb fragte ich zurück: "Meinst du nicht, dass Teddy dann furchtbar Angst hätte?" Marie lachte und meinte grinsend: "Ne, wenn ich sterbe, dann ist auch Teddy tot."

Sie und meine große Schwester sind die einzigen mir bekannten Menschen, die es schaffen, leblosen Dingen eine Seele zu geben.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Sport ist Mord

Ich fahre -wenn es nicht gerade Bindfäden regnet, und das tut es ja seit dem Sommer ausgesprochen selten, was ich daran gemerkt habe, dass ich unsere tapetenleere Wand im Wohnzimmer laut Raumausstatter auf Wasserschäden hin beobachten soll und seit den Sommerferien keine richtige Gelegenheit mehr dazu hatte- immer noch mit dem Fahrrad zur Arbeit. Bis zur Unkenntlichkeit vermummt gegen die Kälte, obwohl ich kaum Zeit habe zum Durchfrieren auf den 2 Kilometern.

Heute begrüßte ich den Sturmwind freudig, denn meine Hausstrecke ist für mich schon lange keine Herausforderung mehr. Bei Gegenwind trainiere ich meine Beinmuskeln und bei Rückenwind die Schnelligkeit. Moment mal....könnte man das nicht zu seinem Lebensmotto machen....? Irgendwie kernig, dieser Slogan.

Kraft und Schnelligkeit, Fitness und eine gute Figur kann ich jetzt gut gebrauchen. Ich habe nämlich das einzigartige Angebot bekommen, wo ich doch gerade erst vom Unter- zum Normalgewicht gewechselt habe, wieder öffentlich zu tanzen. In "einem der führenden Konzerthäuser der Welt".

Ob ich das wohl machen soll? Mit 40 und einem BMI von 20,4. Mein Mann sieht das eher locker, er ist mein größter Fan und kann sich mein Lampenfieber nicht mal ansatzweise vorstellen.

Vor 5 Jahren war mein letzter Auftritt. Ich war an diesem Abend schon die älteste Tänzerin auf der Bühne -mit Abstand. Und vom vielen Training haben mir die Knie geschmerzt. Das will ich auf keinen Fall wiederholen. Andererseits weiß ich jetzt schon, dass mein Tanz einen Spagat und andere Akrobatik beinhalten wird und das geht wohl kaum ohne Ehrgeiz und Zähne zusammenbeißen.

Aber nicht nur das Tanzen wird eine große Aufgabe sein. Gleichzeitig müssen etwa 100 Kostüme fertig werden: Reparaturen an historischen Gewändern und Änderungen, aber auch um die 30 müssen ganz neu angefertigt werden- und zwar von mir ganz alleine. Und weil's nicht genug ist, leiere ich gerade die Außenrenovierung unseres Hauses an.

Damit sind die Aussichten auf die erste Jahreshälfte 2012 kein bisschen weniger interessant als im ablaufenden Jahr, wo wir ja innen renoviert haben und umgezogen sind.

Packen wir's an! Oder wie mein Mann meinte:" Mit 80 kannsch's nemme, also musch's jetzt macha."
 

lilly7022

Ich wohne hier
Ich stelle hiermit Antrag auf mindestens einen Sitzplatz im guten MIttelfeld!

Nur Mut, das schaffst Du! Du schaffst alles, was Du Dir vornimmst.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Lilly, hiermit ernenne ich dich feierlich zu meinem zweitgrößten Fan! :kisses nach Garfields Motto "wer mich nicht kennt, liebt mich am meisten". Bei jedem schmerzhaften Spagat werde ich an dich denken, wie du mir applaudieren wirst mit einem Hab-Ich-Dir's-Nicht-Gesagt-Grinsen auf den Lippen. Und dann werde ich wohl, beflügelt von diesen Gedanken, so bis in 10 Wochen endlich den Boden erreicht haben, 10 Zentimeter fehlen nämlich noch...
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Sofies Welt

In Sofies Kinderzimmer steht ein alter Moll-Schreibtisch, dessen erster Besitzer gerade sein Studium beendet hat und die erste Lehrerstelle antritt. Soweit mir bekannt ist, hat dieser junge Mann nur noch irgendwann einen Computertisch dazu gestellt, aber ansonsten kam er zurecht über die Schulzeit mit dem mitwachsenden Kinderschreibtisch.

Sofie kam nie zurecht damit. Im Gegensatz zum Rest des Zimmers sieht ihr Schreibtisch immer richtig schlimm aus. Überall liegen Zeichnungen, My-Model-Blöcke, Plakate, Briefe, Stifte und Hausaufgaben macht sie auf dem Boden. Kein Genie ohne sein Chaos eben.

Seit unserem Umzug legte ich ihr bald wöchentlich nahe, doch unseren Schreibtisch zu nehmen. Er stand früher im Wohnzimmer und musste einem Klavier weichen, jetzt verstaubt er in meiner Schneiderei und nimmt wertvollen Platz weg. Es ist ein riesiges Ding (Hülsta Now Nr.1) wo man sogar zu zweit nebeneinander malen könnte. Und ein geräumiger Rollcontainer gehört auch dazu. Aber Sofie lehnte immer ab, weil sie den Platz zum Spielen braucht.

In letzter Zeit verlegte ich mich aufs Drohen. Und dann kam der Tag an dem mir der Kragen geplatzt ist! In wenigen Minuten war der Moll-Tisch sauber, fotografiert, in ebay eingestellt und drei Tage später verkauft. Der Erlös übersteigt noch unseren damaligen Kaufpreis. Ich liebe ebay!!! Jetzt muss nur noch die Abholung reibungslos laufen...

Mittlerweile hat sich Sofie beruhigt. Sie sieht jetzt ein, dass man unter dem großen Schreibtisch noch viel besser "Lägerle" bauen kann als bisher. Außerdem hat sie ehrgeizige Schulpläne und weiß, dass man dafür Platz zum Arbeiten braucht.

Ich greife ungern ein, was die Einrichtung der Kinderzimmer betrifft. Aber man sollte in ihnen auch jederzeit noch gut schlafen und lernen können, und dafür habe ich jetzt meinem Kind einfach mal meinen Willen aufgezwungen.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Vor einigen Wochen plauderte ich mit einer Ballettkollegin übers Wetter. Dabei kam heraus, dass der Erbauer meines geerbten Klaviers nicht nur noch lebt, sondern auch jeden Tag mit ihr zu Mittag isst und außerdem noch Klaviere stimmt.

Daraufhin besuchte ich den Klavierladen. Hier werden zwar noch Instrumente verkauft, aber seit Jahren schon keine mehr gebaut. Ich erzählte dort von meinem Klavier und dass es gestimmt werden müsste. Die Dame, die mich bediente, eine Nachfahrin der Klavierbauerdynastie, hörte mir aufmerksam zu und fragte mich nach meinem Mädchennamen. Daraufhin zauberte sie eine kleine, grüne Karteikarte hervor, auf der stand, dass Modell xxx (vom Meister persönlich entworfen und gebaut) 1982 zum Preis von 8500 DM für uns gebaut wurde. Ordentlicher Laden!!!

Der Meister persönlich erschien nun in unserer bescheidenen Hütte. Er war so gerührt vom Anblick seines Klaviers, er sagte, es verbinde ihn etwas besonderes mit diesem Modell, das sie übrigens auch nur sehr selten gebaut hätten, weil es zu aufwändig gewesen wäre. Er sagte, es gäbe ein paar Freaks in seiner Kundschaft, die sich für Auftritte genau dieses Klavier, nur in schwarz natürlich, hinstellen ließen.

Obwohl das Klavier nur sehr selten gestimmt worden war in den letzten 29 Jahren, war es fast nicht verstimmt. Der Klaviermeister hatte so eine Freude daran festzustellen, dass sein Klavier qualitativ so viel besser wäre als all die namhaften, teuren Klaviere, die er sonst so stimmen müsse und verkaufe. Er meinte, wenn er es heute bauen müsse, dann würden 20 000 Euro vielleicht gerade so reichen.

Und da sitz ich armselige Klimperin nun an meiner hochwertigen Rarität. Es hätte wahrlich etwas besseres verdient als mich. Dass es etwas besonderes ist, habe ich schon öfter geahnt, wenn ich mal an anderen Klavieren gespielt habe. Dann merkte ich den großen Unterschied.

1982 haben meine Eltern das Klavier gekauft. Danach ließen sie sich scheiden. Meine Mutter konnte uns Kindern zwar den Ballettunterricht finanzieren, aber für Klavierunterricht hat es nicht gereicht. Sie hat es uns selber beigebracht, wobei es eigentlich eher auf do-it-yourself rauslief. Als ich 16 war, schickte mein Pfarrer mich zum Bezirkskantor, damit er mich zur Organistin ausbilden sollte. Die Kosten dafür hätte die Kirchengemeinde übernommen. Der Kantor sagte, ich solle erst noch ein paar Klavierstunden nehmen und empfahl mir jemanden. Die Klavierlehrerin schickte mich nach nur 20 Stunden wieder zurück zu ihm. Und was macht Kleinmaju? Aufgeben. Ich spielte jahrelang gar nicht mehr.

Erst jetzt, nach unserem Umzug in die Wohnung mit meinem alten Klavier, finde ich mein Talent wieder und spiele jeden Tag ausgiebig. Aber es ist ja nie zu spät für gar nichts! Ich werde mich nächstes Jahr im September nach Klavierunterricht umschauen.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Als ich zum ersten Mal nach schwerem Grippefieber wieder am Esstisch erscheinen konnte, mich aber noch wie vom LKW überfahren fühlte, erlebte ich wie immer die erfrischend bis zermürbende Atmosphäre einer nervigen Kleinfamilie mit Kindern. Man muss sich als halbwegs Genesene schon dreimal fragen, ob man sich dem schon gewachsen fühlt.

Neben mir sitzt meine jüngste und lustigste Tochter. Sie hatte ein Brot mit einem ganzen Turm aus Nutella in der Hand. Da wir nur in den Ferien und an den Wochenenden Nutella essen, wird das manchmal etwas übertrieben aufgetragen. Und mit dem Nutellabrot in der Hand wurde lebhaft geschwatzt und gefuchtelt. Meistens passiert nichts.

Genau genommen passierte seit zwei Jahren nichts mehr. Seit zwei Jahren haben wir einen neuen Teppich unterm Esstisch liegen und der hat noch nie etwas abgekriegt. Der alte allerdings sah lecker aus zum Schluss.

Tja, und dann wirbelte das Nutellabrot an mir vorbei und ich dachte während der gesamten Dauer des Flugs "Schschscheiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii................................" Wumms, landete es auf dem Boden. Eine Schrecksekunde lang starrte es jeder an und dann brach das große Gelächter aus. Es war die perfekte Landung! Nutella oben, Brot unten. Aufheben und weiteressen. Ich fühlte mich nach dem Frühstück richtig gestärkt. Die Vorboten für den Tag standen günstig.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Ferien im Kinderparadies

Seit einem halben Jahr wohnen wir nun schon gemeinsam im selben Haus, die fünfköpfige Familie mit Hund und einigen Hasen unten und die fünfköpfige Familie mit Katze oben. Wir haben unsere Entscheidung, eine gleichgroße Familie unter uns einzuquartieren, noch nicht ein einziges Mal bereut. Bei uns ist Leben in der Bude und das ist gut so! Was unsere scheue Katze davon hält, ist mir ziemlich wurscht!

Die Weihnachtsferien fingen ganz ruhig an. Alle 5 großen Kinder verschanzten sich in ihre jeweiligen Kinderzimmer und eine Woche lang beschäftigten sie sich still. Von unten kam kein Laut, oben wurde an einem riesigen Malen-nach-Zahlen-Bild und an einer GFS gearbeitet. Meine Kleine verschlang ein Buch nach dem anderen.

Nach einer Woche kam mir das seltsam vor und ich fragte Sofie, ob sie nicht mal unten klingeln wolle...Von da an wendete sich das Blatt. Die zweite Ferienwoche ging es im Treppenhaus lebhaft zu, wurde gespielt, getanzt, verkleidet, Fahrrad gefahren, mal unten, mal oben übernachtet, mal unten, mal oben gegessen...

Genau so stelle ich mir eine schöne Kindheit vor. Nicht PC hochfahren und chatten, sondern zur Tür rausgehen und sich treffen.
 

lilly7022

Ich wohne hier
Wenn das mit dem Treffen von lieben Menschen doch nur immer so einfach wäre!

Euer Wohnen klingt sehr schön, sied froh, daß Ihr so nette, umgängliche Mitbewohner finden konntet.
 
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