Hallo Melli.
Danke.
Aber ich glaube, daß ich nicht so eine schlimme Kindheit wie Ihr alle hattet.
Jedenfalls kann ich mich nicht konkret daran erinnern.
Irgendwie zögere ich zu schreiben, weil es mir lächerlich vorkommt, mich mit Euch zu "vergleichen". Das, was Ihr alle durchgemacht habt, ist so dermaßen schrecklich. Und ich kann sehr gut verstehen, daß Eure Erinnerung daran so lange versteckt war.
Aber ich erzähl einfach mal.
Oh man, irgendwie..............ich glaub, ich hab bis jetzt noch nie mit jemanden wirklich ausführlich drüber geredet. Komisches Gefühl.
Ich mach jetzt mal: *trittselberinhintern*
Ist es eigentlich normal, wenn man als Grundschulkind einem Klassenkameraden, den man ganz toll findet, aber viel zu schüchtern ist einfach mal mit ihm zu reden, eines Tages dazu auffordert, später, wenn er Kinder hat, diese gut zu behandeln? Hab ich gemacht.
Als meine Hormone anfingen zu sprießen und dementsprechend mein Körper auch Entwicklungen machte (vor allem war mein Busen nicht mehr zu übersehen), hatte ich wegen meinem Vater ein ganz komisches Gefühl.
Ich kann wirklich nichts konkretes sagen, nur, daß ich unheimliche Angst, ne Panik hatte, mit meinem Vater allein zu sein. Ob wir nun im Auto unterwegs waren oder ich mit ihm alleine zu Hause war.
Wenn ich mit ihm alleine zu Hause war, verkroch ich mich sofort in mein Zimmer, außer wenn ich die Möglichkeit hatte, mich nach draußen zu verkrümeln. Wenn ich jedoch in meinem Zimmer saß, konnte ich mich auf nix konzentrieren und lauschte immer, ob ich nicht Schritte auf der Treppe hörte.
Entspannt hatte ich mich dann immer erst, wenn meine Mutter und/oder meine Brüder nach Hause kamen.
Dazu muß ich sagen, daß er ein absoluter Choleriker war. Und ganz besonders, wenn er mal wieder an einem Abend mehr als die Hälfte des Bierkastens weggesoffen hatte.
Ich habe bis heute noch ab und an Probleme, wenn mein Männe mal ein Bierchen trinkt, oder mal auch mehr, und er sich sozusagen nicht mehr unter Kontrolle hat. Neeeeee, er tut dann nix. Ist eigentlich total schnuffelig, aber trotzdem breitet sich manchmal ein kaltes Gefühl in mir aus.
Oder: ich habe es als Kind und Teenie nie ertragen können, wenn ich eine laute Männerstimme gehört habe.
Unsere Kinderzimmer lagen im zweiten Stock (wir hatten damals ein Haus), es war Sommer und unsere Fenster waren auf. Draußen auf der Straße fuhr gerade ein Vater mit seiner Tochter vorbei und rief ihr etwas zu. Allein, weil er seine Stimme erhob, stand ich schreckerstarrt in meinem Zimmer und brauchte etwas, um mich zu beruhigen.
Auch brauchte ich lange, um (in meiner Teeniezeit) festzustellen, daß auch ich es wert bin, geliebt zu werden (von Jungs). Ich hatte vorher immer unbewußt gedacht, daß 1.) ich es nicht wert sei und 2.) dachte ich früher immer, daß alle Menschen eiskalte Haut hätten (warum ich das dachte und warum ich es für wichtig halte - keine Ahnung).
Ich habe mir, auch später, soooo sehr jemanden gewünscht, bei dem ich mich fallen lassen könnte. Dem ich vertrauen könnte, an den ich mich anlehnen könnte. Mädchenträume halt.
Aber ich bekam allein schon Panik, wenn ich mitbekam, daß sich ein Junge in mich verguckt hatte. Dann war ich weg.
Einmal war ich sogar so sehr in Panik, daß ich mein Zimmer komplett umräumte, als ich von so einem Jungen erfuhr. Ich schob mein Bett in die hinterste Zimmerecke und stellte alle Schränke und Regale um dieses Bett. So, daß es einer Höhle gleichkam. Und danach traute ich mich erstmal kaum raus aus dieser Höhle. Und heulte Rotz und Wasser.
Solange ich der gute Kumpel der Jungs war, war für mich indirekt alles in Ordnung. Ich hatte damals eine Jungenclique als gute Freunde. Bei ihnen fühlte ich mich auch absolut aufgehoben und akzeptiert. Sie waren so eine Art Familienersatz für mich. Meine Helden. Während sich zu Hause meine Eltern fast immer nur zofften (und ich nicht mit Problemem zu meiner Mutter gehen konnte, sei es Schule, Jungs, etc. ), wurde ich von diesen Freunden aufgefangen. Sie wußten wohl nichts von unserer familliären Situation (mein Erzeuger konnte nach außen hin sehr gut den Familiendaddy spielen), aber sie gaben mir Halt.
Ich hatte Angst um meine Mutter, meine Brüder und oft einen Haß auf diesen Mann, daß ich mich einmal damit beruhigte, indem ich mir vorstellte, ihm ein großes Küchenmesser in den Rücken zu rammen.
Aber um meine Mutter brauchte ich mich nicht zu Sorgen: eines Tages hatten ihr die Jahre seines Terrors gereicht und als er sie mal wieder bedrohte, unser Hund ihn anbellte, er den Hund treten wollte, holte meine Mutter aus (wir Kinder lagen schon im Bett) aus und scheuerte ihm so sehr eine, daß er sich um die eingene Achse drehte. :mua
Ein anderes Mal flog ihm seine Bierflasche entgegen. Die Wunde auf der Nase erklärte er seinen Kollegen, indem er sagte, er wäre gegen die Tür gelaufen.
Sie wollte sich wegen uns Kindern nicht von ihm trennen, weil Kinder ja ihren Vater bräuchten. Haha. Irgendwann kapierte sie es aber.
Irgendwann, nachdem mein Erzeuger ausgezogen war, mußten wir auch ausziehen, da unser werter Herr Erzeuger unsere Mutter versuchte kleinzukriegen, indem er alles versuchte, kein Geld für uns zu zahlen und sogar uns Kinder auseinanderreißen wollte. Auf einmal war er der fürsorgliche Vater, der sich Sorgen um seinen Jüngsten machte, den er vorher kaum Beachtung schenkte.
Er versuchte es sogar beim Jugendamt, hatte da aber schon verloren, als sie dort merkten, daß der ach so treusorgende Vater drei Kinder hat und nicht nur eins, von dem er ständig redete.
Wir mußten auch einmal zu einem gemeinsamen Gespräch mit Erzeuger dort hin. Als ich ihn fragte, wieso ich eigentlich als kleines Kind immer Angst vor allen Männern gehabt hätte, bekam er einen erschrockenen Gesichtsausdruck. Ich möchte nicht wissen warum!!!!
Auch einer meiner Brüder hatte als kleines Kind Angst vor jedem Mann.
Und unser Jüngster war (und ist immer noch) sehr stark seelisch beschädigt. Wir alle drei wohl.
Ich will nicht wissen warum.
Er versuchte auch nach seinem Auszug uns Kinder mit Geschenken zu kaufen. Vorher wollte er noch nicht mal Geld für die einfachsten Klamotten (wie Unterwäsche, etc.) für uns ausgeben. Wir liefen Jahrelang in Gebrauchtklamotten (die unter aller Granate waren) rum. Wichtig war im sein Bier, sein Fressen und, wie später rauskam, seine teuren Pornohefte.
Aber zum Vorzeigen bei seinen Kollegen waren wir gut genug. Und dann wurde meine Mutter von ihm runtergemacht, weil wir nix anständiges zum Anziehen hatten. So konnte er doch nicht mit uns angeben. :kotz:
Gut, irgendwann war er dann weg. Und wenn wir mal Geld bekamen, dann sehr sehr selten.
Was mich seit meiner Teeniezeit bis zu meiner Twenzeit immer verfolgte:
Ich hatte ab und an mal "Beziehungen". Für max. 3 Wochen. Ich war nicht in sie verliebt, aber fand sie nett. Außerdem: ich wollte doch nicht als Außenseiter bei diesem Thema sein, war ich schon in andern Sachen (siehe Klamotten). Aber ich konnte sie meist nicht an mich ranlassen. Bei einem geriet ich sogar in Panik, weil er mich küssen wollte. Nicht Unsicherheit, sondern Panik.
Einen konnte ich soweit an mich ranlassen, daß wir was Petting machten. Da war ich Anfang 20 und bekam da meinen ersten Kuss. Ihn konnte ich z. T. körperlich an mich ranlassen, während er meine Gefühle nicht zu sehen bekam. Die anderen bekamen nix von mir zu sehen.
Gute Freunde (Jungs und junge Männer) bekamen mal hin und wieder einen kleinen Einblick in meine Seele, nahmen es aber nicht ernst, weil ich ansonsten immer die Toughe war. In ihren Augen konnte ich doch nicht schwach sein. :kotz:
Vor einigen Jahren (ca. 9) kamen auf einmal komische Gedanken. Besser kann ich es nicht erklären. Ich konnte wochenlang nicht mehr schlafen, da in meinem Kopf Gedanken kreisten, die ich aber nicht zu packen bekam. Ich dachte, ich würde verrückt werden. Ich weiß nicht mehr, was es für Gedanken waren, hab es wieder so schnell wie möglich verdrängt. Tagsüber konnte ich mich nicht konzentrieren und nachts konnte ich wegen dieser Gedanken (Erinnerungsfetzen?) nicht schlafen.
Ich verliebte mich auch grundsätzlich immer in die, bei denen wohl mein Unterbewußtsein (eine Bekannte vermutete es damals mal) genau wußte, daß derjenige nie was mit mir anfangen würde.
Als dann vor ein paar Jahren mein damaliger Herzbube doch tatsächlich leichte Anwandlungen andeutete, daß ich dachte, es könnte was werden, kam doch tatsächlich wieder diese Panik hoch.
....Fortsetzung nächste Seite *peinlich*