kurz...meine Kindheit

E

Engelflügel

Guest
Meinem Mann ist eben aufgefallen, dass ich oben in einen meiner Beiträge geschrieben habe: "Selbstmord meines Vaters".
Um gottes Willen, ich wollte schreiben, "Selbstmord meines 1. Mannes".

Entschuldigt bitte.

bin jetzt grad in eile, muß los, melde mich später noch mal.

ciao
 
S

Sila

Guest
Mir fehlen mal wieder die Worte,wie koennen Eltern ihren Kindern soetwas antun.
Wenn ich eure Berichte so lese,koennte ich weinen,es geht mir echt an die Nieren.
Was habt ihr alle fuer eine Schreckliche Kindheit gehabt,es ist alles so traurig das zu lesen.
Ich wuensche allen, die schreckliches damals durchgemacht haben,das ihr irgendwann vergessen koennt,oder zumindest verdraengen koennt. :(

Alles Liebe an euch.......Eure Sila

P.S.da kann ich mich nur freuen das meine kindheit ,soweit sehr schoen war.
 
G

Gankerl

Guest
ja man ist doch sehr betroffen wenn man solche Schicksale liest....aber es tut sicher gut, wenn man sieht, wieviel Resonanz man bekommt. Fremde Menschen, die Anteil nehmen und auch wenn Sie nicht viel machen können, doch einen gewissen Trost spenden wollen. Find ich total schön und macht einem sicher selber wieder Mut.
 

Angelina

Namhaftes Mitglied
Für alles braucht man heute Papiere nur fürs Kinderkriegen nicht.Das ist echt grausam.Ich habe in der Kindheit auch viel mitgemacht aber bin noch nicht bereit darüber zu sprechen.Hab mir auch schon oft gedacht vielleicht eine Therapie zu machen aber weiss auch hier nicht ob ich dafür bereit bin.
Ich Wünsche Euch alles Liebe.!!!!!!!!
 
E

Engelflügel

Guest
Ich habe darüber auch so gut wie gar nicht geredet, aber das tut einfach gut, hier mal einfach alles raußzulassen und zu wissen das ich nicht alleine bin.
 
E

Engelflügel

Guest
Aber eine Therapie werde ich nicht machen, das steht für mich fest.

Ich werde versuchen damit umzugehen.
Ich könnte glaub ich auch nicht den Kontakt zu meinem Vater abrechen. Bei meiner Schwester ist es was anderes. Es ist nur ihr Stiefvater.
 
E

Elchen

Guest
Di wirst auch niemals in einer Therapie hören,daß der Therapeut sagen würde,Du sollst den Kontakt abbrechen.Das hat meine trotz meiner verkorksten Kindheit nicht ein einziges Mal von mir verlangt.....es würde auch nicht gehen...
 
B

Bert

Guest
Ich mußte doch einige Male ziemlich schlucken beim Lesen Eurer Beiträge. Jetzt weiß ich ganz sicher, daß ich eine unbeschwerte Kindheit hatte. Gut, ich fand meine Eltern auch zu hart, aber welches Kind tut das nicht. Die Spanne reicht ja hier von körperlicher Gewalt bis hin zu seelischer Grausamkeit, über Jahre hinweg entsteht ein Schaden, den NIEMAND wieder gut machen kann.

Die Haltung Eurer Eltern find ich einfach beschämend, die Ausreden ärmlich. Ich wünsche Euch, daß Ihr ihnen verzeihen könnt, irgendwann... vielleicht. Ich wünsche Euch das deshalb, weil ich denke, daß in diesem Moment das Thema von Euch endlich bewältigt worden ist.

Und jetzt fühlt Euch einfach mal gedrückt... :)
 
F

Fay

Guest
Ich schließe mich Bert voll an, dass ihr so darüber schreiben könnt ist wahrlich ein gutes Zeichen, es anzunehmen und abzuschließen. Vergessen müßt ihr es ja nicht.

Zum Verzeihen gehört sicher sehr viel Größe. Aber es ist sicher auch ein Weg, damit langfristig zurechtzukommen.

Diese Kindheit hat Euch aber zu dem gemacht, was ihr heute seid. Mit allen Vor-und Nachteilen. Vergessen und verdrängen bringt wohl nur kurzzeitig etwas. Sicher sehr hart, aber wer weiß...evt. hat es Euch für Euren späteren Lebensweg gestärkt und ihr kommt heute mit Situationen klar, an denen andere zerbrechen würden.

Ganz liebe Grüße
Fay
 

Alicia

Aktives Mitglied
Ich schließe mich ebenfalls Bert an.
Es ist grausam, was Euch passiert ist und durch nichts zu entschuldigen.
Mein Rat an Euch, er hilft wirklich, wenn ihr es ernsthaft probiert, ist folgender:
Diese Menschen haben Eure Kindheit zerstört, gebt ihnen nicht die MACHT, Euer gesamtes Leben zu zerstören. Ich meine damit folgendes, ob ihr eine Therapie zur Aufarbeitung macht, muss jeder für sich entscheiden, aber bestimmt selbst einen Zeitpunkt, an dem ihr einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zieht. Und wenn sich die Erinnerungen wieder in eurem Gehirn ausbreiten wollen und versuchen, euch zu zerstören, lasst es nicht zu, wenn ihr es nicht allein schafft, sucht euch Hilfe.

Ich wünsche Euch jedenfalls alles, alles Gute!
 
M

Moka

Guest
Fühlt Euch von mir ganz fest gedrückt.

Sorry, mehr kann ich jetzt nicht dazu schreiben. Heule wie ein Schloßhund.

Aber so wie ich gelesen habe, ist alles geschrieben, was ich auch geschrieben hätte.

Ich denke an Euch!
 
E

Engelflügel

Guest
Moka,

es scheint, als hättest Du auch eine schlimme Kindheit hinter Dir.

Fühl Dich ganz fest umarmt.
 
M

Moka

Guest
Hallo Melli.

Danke.
Aber ich glaube, daß ich nicht so eine schlimme Kindheit wie Ihr alle hattet.
Jedenfalls kann ich mich nicht konkret daran erinnern.

Irgendwie zögere ich zu schreiben, weil es mir lächerlich vorkommt, mich mit Euch zu "vergleichen". Das, was Ihr alle durchgemacht habt, ist so dermaßen schrecklich. Und ich kann sehr gut verstehen, daß Eure Erinnerung daran so lange versteckt war.

Aber ich erzähl einfach mal.


Oh man, irgendwie..............ich glaub, ich hab bis jetzt noch nie mit jemanden wirklich ausführlich drüber geredet. Komisches Gefühl.

Ich mach jetzt mal: *trittselberinhintern*

Ist es eigentlich normal, wenn man als Grundschulkind einem Klassenkameraden, den man ganz toll findet, aber viel zu schüchtern ist einfach mal mit ihm zu reden, eines Tages dazu auffordert, später, wenn er Kinder hat, diese gut zu behandeln? Hab ich gemacht.

Als meine Hormone anfingen zu sprießen und dementsprechend mein Körper auch Entwicklungen machte (vor allem war mein Busen nicht mehr zu übersehen), hatte ich wegen meinem Vater ein ganz komisches Gefühl.
Ich kann wirklich nichts konkretes sagen, nur, daß ich unheimliche Angst, ne Panik hatte, mit meinem Vater allein zu sein. Ob wir nun im Auto unterwegs waren oder ich mit ihm alleine zu Hause war.
Wenn ich mit ihm alleine zu Hause war, verkroch ich mich sofort in mein Zimmer, außer wenn ich die Möglichkeit hatte, mich nach draußen zu verkrümeln. Wenn ich jedoch in meinem Zimmer saß, konnte ich mich auf nix konzentrieren und lauschte immer, ob ich nicht Schritte auf der Treppe hörte.
Entspannt hatte ich mich dann immer erst, wenn meine Mutter und/oder meine Brüder nach Hause kamen.

Dazu muß ich sagen, daß er ein absoluter Choleriker war. Und ganz besonders, wenn er mal wieder an einem Abend mehr als die Hälfte des Bierkastens weggesoffen hatte.
Ich habe bis heute noch ab und an Probleme, wenn mein Männe mal ein Bierchen trinkt, oder mal auch mehr, und er sich sozusagen nicht mehr unter Kontrolle hat. Neeeeee, er tut dann nix. Ist eigentlich total schnuffelig, aber trotzdem breitet sich manchmal ein kaltes Gefühl in mir aus.

Oder: ich habe es als Kind und Teenie nie ertragen können, wenn ich eine laute Männerstimme gehört habe.
Unsere Kinderzimmer lagen im zweiten Stock (wir hatten damals ein Haus), es war Sommer und unsere Fenster waren auf. Draußen auf der Straße fuhr gerade ein Vater mit seiner Tochter vorbei und rief ihr etwas zu. Allein, weil er seine Stimme erhob, stand ich schreckerstarrt in meinem Zimmer und brauchte etwas, um mich zu beruhigen.

Auch brauchte ich lange, um (in meiner Teeniezeit) festzustellen, daß auch ich es wert bin, geliebt zu werden (von Jungs). Ich hatte vorher immer unbewußt gedacht, daß 1.) ich es nicht wert sei und 2.) dachte ich früher immer, daß alle Menschen eiskalte Haut hätten (warum ich das dachte und warum ich es für wichtig halte - keine Ahnung).

Ich habe mir, auch später, soooo sehr jemanden gewünscht, bei dem ich mich fallen lassen könnte. Dem ich vertrauen könnte, an den ich mich anlehnen könnte. Mädchenträume halt.
Aber ich bekam allein schon Panik, wenn ich mitbekam, daß sich ein Junge in mich verguckt hatte. Dann war ich weg.
Einmal war ich sogar so sehr in Panik, daß ich mein Zimmer komplett umräumte, als ich von so einem Jungen erfuhr. Ich schob mein Bett in die hinterste Zimmerecke und stellte alle Schränke und Regale um dieses Bett. So, daß es einer Höhle gleichkam. Und danach traute ich mich erstmal kaum raus aus dieser Höhle. Und heulte Rotz und Wasser.

Solange ich der gute Kumpel der Jungs war, war für mich indirekt alles in Ordnung. Ich hatte damals eine Jungenclique als gute Freunde. Bei ihnen fühlte ich mich auch absolut aufgehoben und akzeptiert. Sie waren so eine Art Familienersatz für mich. Meine Helden. Während sich zu Hause meine Eltern fast immer nur zofften (und ich nicht mit Problemem zu meiner Mutter gehen konnte, sei es Schule, Jungs, etc. ), wurde ich von diesen Freunden aufgefangen. Sie wußten wohl nichts von unserer familliären Situation (mein Erzeuger konnte nach außen hin sehr gut den Familiendaddy spielen), aber sie gaben mir Halt.

Ich hatte Angst um meine Mutter, meine Brüder und oft einen Haß auf diesen Mann, daß ich mich einmal damit beruhigte, indem ich mir vorstellte, ihm ein großes Küchenmesser in den Rücken zu rammen.
Aber um meine Mutter brauchte ich mich nicht zu Sorgen: eines Tages hatten ihr die Jahre seines Terrors gereicht und als er sie mal wieder bedrohte, unser Hund ihn anbellte, er den Hund treten wollte, holte meine Mutter aus (wir Kinder lagen schon im Bett) aus und scheuerte ihm so sehr eine, daß er sich um die eingene Achse drehte. :mua
Ein anderes Mal flog ihm seine Bierflasche entgegen. Die Wunde auf der Nase erklärte er seinen Kollegen, indem er sagte, er wäre gegen die Tür gelaufen.
Sie wollte sich wegen uns Kindern nicht von ihm trennen, weil Kinder ja ihren Vater bräuchten. Haha. Irgendwann kapierte sie es aber.

Irgendwann, nachdem mein Erzeuger ausgezogen war, mußten wir auch ausziehen, da unser werter Herr Erzeuger unsere Mutter versuchte kleinzukriegen, indem er alles versuchte, kein Geld für uns zu zahlen und sogar uns Kinder auseinanderreißen wollte. Auf einmal war er der fürsorgliche Vater, der sich Sorgen um seinen Jüngsten machte, den er vorher kaum Beachtung schenkte.
Er versuchte es sogar beim Jugendamt, hatte da aber schon verloren, als sie dort merkten, daß der ach so treusorgende Vater drei Kinder hat und nicht nur eins, von dem er ständig redete.
Wir mußten auch einmal zu einem gemeinsamen Gespräch mit Erzeuger dort hin. Als ich ihn fragte, wieso ich eigentlich als kleines Kind immer Angst vor allen Männern gehabt hätte, bekam er einen erschrockenen Gesichtsausdruck. Ich möchte nicht wissen warum!!!!
Auch einer meiner Brüder hatte als kleines Kind Angst vor jedem Mann.
Und unser Jüngster war (und ist immer noch) sehr stark seelisch beschädigt. Wir alle drei wohl. :(
Ich will nicht wissen warum.
Er versuchte auch nach seinem Auszug uns Kinder mit Geschenken zu kaufen. Vorher wollte er noch nicht mal Geld für die einfachsten Klamotten (wie Unterwäsche, etc.) für uns ausgeben. Wir liefen Jahrelang in Gebrauchtklamotten (die unter aller Granate waren) rum. Wichtig war im sein Bier, sein Fressen und, wie später rauskam, seine teuren Pornohefte.
Aber zum Vorzeigen bei seinen Kollegen waren wir gut genug. Und dann wurde meine Mutter von ihm runtergemacht, weil wir nix anständiges zum Anziehen hatten. So konnte er doch nicht mit uns angeben. :kotz:

Gut, irgendwann war er dann weg. Und wenn wir mal Geld bekamen, dann sehr sehr selten.

Was mich seit meiner Teeniezeit bis zu meiner Twenzeit immer verfolgte:
Ich hatte ab und an mal "Beziehungen". Für max. 3 Wochen. Ich war nicht in sie verliebt, aber fand sie nett. Außerdem: ich wollte doch nicht als Außenseiter bei diesem Thema sein, war ich schon in andern Sachen (siehe Klamotten). Aber ich konnte sie meist nicht an mich ranlassen. Bei einem geriet ich sogar in Panik, weil er mich küssen wollte. Nicht Unsicherheit, sondern Panik.
Einen konnte ich soweit an mich ranlassen, daß wir was Petting machten. Da war ich Anfang 20 und bekam da meinen ersten Kuss. Ihn konnte ich z. T. körperlich an mich ranlassen, während er meine Gefühle nicht zu sehen bekam. Die anderen bekamen nix von mir zu sehen.
Gute Freunde (Jungs und junge Männer) bekamen mal hin und wieder einen kleinen Einblick in meine Seele, nahmen es aber nicht ernst, weil ich ansonsten immer die Toughe war. In ihren Augen konnte ich doch nicht schwach sein. :kotz:

Vor einigen Jahren (ca. 9) kamen auf einmal komische Gedanken. Besser kann ich es nicht erklären. Ich konnte wochenlang nicht mehr schlafen, da in meinem Kopf Gedanken kreisten, die ich aber nicht zu packen bekam. Ich dachte, ich würde verrückt werden. Ich weiß nicht mehr, was es für Gedanken waren, hab es wieder so schnell wie möglich verdrängt. Tagsüber konnte ich mich nicht konzentrieren und nachts konnte ich wegen dieser Gedanken (Erinnerungsfetzen?) nicht schlafen.

Ich verliebte mich auch grundsätzlich immer in die, bei denen wohl mein Unterbewußtsein (eine Bekannte vermutete es damals mal) genau wußte, daß derjenige nie was mit mir anfangen würde.
Als dann vor ein paar Jahren mein damaliger Herzbube doch tatsächlich leichte Anwandlungen andeutete, daß ich dachte, es könnte was werden, kam doch tatsächlich wieder diese Panik hoch.



....Fortsetzung nächste Seite *peinlich*
 
M

Moka

Guest
Fortsetzung

Danach stellte ich mich darauf ein, daß ich Single bleiben würde.
Und dann kam dann einfach mal meine Männermeckeranzeige und Männes Frauenmeckeranzeige (ich hab davon ja im Topic "Was haltet Ihr von Kontaktanzeigen" geschrieben) und lernte Männe kennen.
Komsich, bei ihm dachte ich mir: wenn nicht bei ihm, dann wirst Du es nie riskieren. Spring über Deinen eigenen Schatten und trau Dich.
Ich machte es und bin überglücklich.
Mit ihm hatte ich auch meinen ersten richtigen Sex (mit 27). Und meine Befürchtungen, die ich früher mal hatte, daß mir auf einmal währenddessen irgendwelche grauenvollen Erinnerungen hochkämen, waren unbegründet. Dieses erste Mal war auch so dermaßen lustig.
Ich liebe meinen Männe (und prompt kommen die Tränen).
Ich war ja schon so von ihm hin und weg, aber als er mir nach einigen Telefonaten (bevor wir uns trafen) erzählte, daß er eine Tochter habe, die aber nicht seine leibliche sondern "tief im Herzen seine Tochter sei" war ich so dermaßen hin und weg. Wouw. Ich konnte es nicht fassen. Ein Mann, der sich um sein Kind kümmert und auch zu diesem Kind steht. Ein Kind, was "noch nicht mal" sein leibliches sei. Ich war so erstaunt, daß es tatsächlich solche Männer gibt.
Bitte jetzt nicht denken, daß ich nur an meinem Freund hänge, weil er mein richtiger erster Freund ist. Neeeeeeee, so bin ich nicht. Wenn er ein Ar*** wäre, wäre er schon längst aus meinem Leben geflogen. Schreibe das jetzt,, da es ja oft heißt, daß Frauen an ihren ersten Lover immer wie doof hängen bleiben würden. Dafür habe ich mir in den Jahren davor dann doch zu sehr meinen eigenen Willen angeeignet. Willen? Ich bin eine Zicke. ;-)

Oh mein Gott, eigentlich wollte ich nur kurz was schreiben, aber dann konnte ich nicht mehr aufhören. Sorry.

Wer es gelesen hat, tut mir bitte einen Gefallen:
Sagt mir, daß ich einfach nur spinne und es mir einfach nur einbilde.

Ich weiß, daß es nicht mit Eurer Kindheit zu vergleichen ist, aber es hat gutgetan mal einen Teil loszuwerden.

Danke.
 
D

die_stille

Guest
RE: Fortsetzung

Guten Morgen, Moka,

ehrlich gesagt, mir fehlen im Moment etwas die Worte. Den Gefallen, Dir zu sagen, dass Du spinnst, kann ich Dir auch nicht tun........ und was die Vergleiche angeht - falls man da überhaupt von Vergleichen sprechen kann - bin ich unsicher, ob es Dich nicht schlimmer getroffen hat, als uns andern zusammen.

Fühl Dich einfach mal gedrückt, mehr kann ich jetzt nicht.
 
M

mamamia

Guest
Hallo!
Also was die Kindheit angeht, so ist es mir leider genauso ergangen wie euch auch.
Warum kommt das alles jetzt hoch? Bei mir brauchte das auch immer einen Anstoß: Ein Satz, eine Bewegung, vielleicht nur ein Wort, das mir bekannt vorkam.
Meine Therapeutin hat das so erklärt: Man stelle sich den Kopf wie einen Schrank vor. Dort sind viele Schulbaden. Und manchmal sogar ein Tresor. Die bösen Erinnerungen steckt man normalerweise in die unterste Schublade und legt noch eine Haufen Zeug drauf. So kommt man nicht so leicht ran.
Die ganz harten Erinnerungen, die man besser nicht sofort verarbeitet, die kommen (nicht bei allen) in den Tresor. Und dort kommen sie nur spärlich raus, weil man wirklich nicht alles verarbeiten kann, sondern nur häppchenweise.

Ich selbst habe an meine Kindheit so ziemlich jede Erinnerung verloren. Mein Leben hat - laut meinem Gedächtnis - irgendwann mit 18 Jahren angefangen. An vorher kann ich mich wirklich nicht erinnern. Wäre aber gut so.

Übrigens: Falls dies ein Trost sein sollte - wir sind etwas ganz besonderes! Man nennt uns "Überlebende" (aus dem amerikanischen übersetzt), weil wir diese Gabe des "In Schubladen steckens und Tressore bauens" überhaupt können.
Wir können nur dadurch überleben, viele andere haben es nicht so weit geschafft.

Ich habe gelernt, (und das hat lange gedauert, ich bin jetzt 30!) auf mich zu hören. Was tut mir gut, das kann ich tun.
Was tut mir nicht gut, das kann ich lassen! Ich habe keinen Kontakt mehr zu Menschen, die mir nicht gut tun. Und ich habe auch keine Angst vor Konfrontation. Was kann schon passieren? Ich bin erwachsen, kein kleines, hilfloses Kind mehr.
Das heisst jetzt nicht, dass ich keine Ängste mehr habe. Die sind schon noch da. Manchmal sehr stark sogar.

Aber auch wir sind stark - vielleicht durch unsere Ängste stärker als andere.

Ich würde jedem, der seine Ängste nicht verarbeiten kann, eine Therapie empfehlen. Aber schaut, dass ihr einen Therapeuten findet, mit dem ihr reden könnt. Eine Freundin von mir hat 5 Therapeuten verschleißt, bevor sie den richtigen hatte.

Ich wünsche allen viel Kraft und Mut und vor allem: Schaut nach euch, was ihr wollt ist wichtig, wie es euch geht ist wichtig, IHR SEIT WICHTIG!
 
M

Moka

Guest
@ Stille:

Danke. Einerseits wäre es ja schön, wenn mir bestätigt werden würde, daß ich übertreibe aber andererseits:
Es hat unheimlich gut getan, es einfach mal loszuwerden. Bei anderen, die es nachvollziehen können.
Hatte aber heute reichlich gezögert überhaupt hier reinzusehen.
Im Moment habe ich das Gefühl, als ob ich ganz tief einatmen würde und ein ruhiges Gefühl breitet sich in mir aus.

Nur: mir geht es anscheinend gegenüber einigen von Euch richtig gut.
Zwar hatte ich vor diesen ca. 9 Jahren wegen dieser kreisenden Gedanken und schlaflosen Nächten oft den Gedanken, mich einem Therapeuten anzuvertrauen, hab es dann aber wieder gelassen.

Für mich sind diese Erinnerungen auch nicht mehr sooooo schlimm (kommen halt dann hoch, wenn ich solche Berichte wie von Euch lese), daß ich noch nicht mal mehr das Bedürfniss habe mich an einen Therapeuten zu wenden.
Anscheinend habe ich es für mich so gut verarbeitet, daß ich normal (auch seelisch) weiterleben kann.
Ich finde es schlimmer, wenn z. B. Ihr noch so sehr damit zu kämpfen habt, daß es Eure Gegenwart so dermaßen prägt.

Wegen meines Erzeugers:
Er ist mir inzwischen egal. Außer, wenn mal wieder ein Gerichtsvollzieher vor der Tür steht um für diesen Mann Geld einzutreiben, was er damals bei einer Gerichtsverhandlung gegen uns und unsere Mutter zuviel gezahlt hat (ca. 1400 DM). :firedevil
Früher war mein "Vater" für mich in meinen Erinnerungen übermächtig. Heute weiß ich, daß er etwas kleiner ist und gegen mich sowieso nicht mehr ankäme. Das bereitet mir irgendwie Genugtuung. Wenn er jemals noch mal versuchen sollte mit mir Kontakt aufzunehmen, dann...............:d7

Er hat noch sporadisch Kontakt zu meiner Tante und ihren Kindern mütterlicherseits. Der letzte Stand: meine Cousine erzählte ihm, daß er Opa ist. Es interessierte ihn nicht, druch wen von seinen drei Kindern.
Und er ist auch so drauf, daß er der arme arme Mann ist.
Als meine Cousine ihn aufforderte, mit uns Kindern doch wieder Kontakt aufzunehmen, meinte er nur, daß ihm ein Herzinfarkt gereicht hätte.
Er weiß also anscheinend sehr gut, daß er richtige Probleme bekommen würde, wenn er uns begegnen würde.
DAS TUT VERDAMMT GUT! Wenn Ihr mich im Moment sehen würdet, dann wäre mein Gesichtsausdruck in etwa so: :d7
Dieser Mann hat anscheinend Angst vor uns und das wiegt einiges auf.

@ Mamamia:
Es tut mir leid, daß Deine Kindheit und Jugend so schlimm war, daß Du Dich an nichts erinnern kannst. :(

Ich hatte bis jetzt die Info, daß "Überlebende" diejenigen sind, die sexuell mißbrauchten wurden. Aber irgendwie ist es sinnig, daß auch unsere Fälle dazugehören.

Für mich war es früher auch sehr schwer mich durchzusetzen und darauf zu achten, daß meine Bedürfnisse auch wichtig sind.
Das hat sich im Laufe der letzten 9 Jahre geändert. Es ist ein ganz schöner Kampf, aber es bringt was. Ich kann das Leben soooooo richtig genießen.
In der Zeit habe ich auch festgestellt, daß ich mich auch an Menschen gehangen hatte, die nicht gut für mich sind. Inzwischen werden solche Leute einfach aus meinem Leben rausgeschmissen, wenn es sein muß. Dafür habe ich immer mehr wirklich liebe und wichtige Menschen kennen gelernt. Und meine Angst und übertriebene Vorsicht gepaart mit Abneigung gegenüber Männer hat sich komplett gelegt. Kontra ist angesagt, wenn es sein muß.
Deswegen wohl auch mein Avatar. Ich habe geschafft das zu sein, was ich immer sein wollte. Stark, aber auch mit Schwächen die zu mir gehören.

Liebe Mamamia, das hast Du schön geschrieben, passt haargenau auch auf mich:

Ich habe gelernt, (und das hat lange gedauert, ich bin jetzt 30!) auf mich zu hören. Was tut mir gut, das kann ich tun.
Was tut mir nicht gut, das kann ich lassen! Ich habe keinen Kontakt mehr zu Menschen, die mir nicht gut tun. Und ich habe auch keine Angst vor Konfrontation. Was kann schon passieren? Ich bin erwachsen, kein kleines, hilfloses Kind mehr.
Das heisst jetzt nicht, dass ich keine Ängste mehr habe. Die sind schon noch da. Manchmal sehr stark sogar.

Ich bin so froh, daß ich dieses Forum gefunden habe. Allein jetzt schon wegen diesem speziellen Austausch mit Euch.

Ich danke Euch und drücke Euch alle ganz ganz fest!
 
E

Elchen

Guest
Hallo Moka,

ich weiß gar nicht ,was ich sagen soll...........Auch ich konnte erst darüber hier schreiben,weil über Melli auch einiges in mir hochkam.Und Du hast recht,es tut gut darüber zu schreiben...Ich würde auch nie denken,daß Du verrückt bist oder so..ich denke eher,daß mit Dir als Kind was ganz schlimmes passiert sein muss,und wage es gar nicht auszusprechen.....Solange Du so weiterleben kannst,ist es völlig in Ordnung,leider hat bei mir der Kopf irgendwann nicht mitgespielt.Ich muss sagen,es tut wirklich gut,sich austauschen zu können,weil hier im forum zugehört wird,und viele Leute ähnliches durchgemacht haben.es tut wirklich gut zu wissen,daß man nicht alleine ist.Aber ich bin traurig,daß wir doch so viele sind,die keine Kindheit hatten,über die wir nur positiv berichten können.SCHADE
 
M

Moka

Guest
Hallo Elchen,

wenn Du mit "was ganz schlimmes, was Du nicht wagst auszusprechen" vielleicht den sexuellen Mißbrauch meinst:

Ich bin mir fast 100%ig sicher, daß dies nicht vorgekommen ist.
Vielleicht wäre es, wenn ich nicht so unerklärlich vorsichtig in meiner Pubertät meinem "Erzeuger" gegenüber gewesen wäre, passiert. Wer weiß.
Vielleicht hatte ich als Kind sowas gefühlt, aber nicht benennen können.

Ich denke eher, daß es diese permanente Angst auch war, die wir Kinder tagtäglich hatten, kurz bevor er von seiner Arbeit nach Hause kam. Harmonisches Familienleben war da nicht möglich.
Wie blühten wir Kinder auf, als dieser Mann auszog.
Er saß kurz vorher noch jeulend in unseren Kinderzimmern um über uns seinen Auszug zu verhindern zu versuchen. Ich hoffe, daß er gemerkt hat, wie wenig es uns interessiert hat.

Ich hoffe zumindest, daß nix passiert ist.

So Mitte Teeniezeit oder etwas später, hatte ich einen Bekannte, der Pädagogik studiert hatte mit dem Abschlussdiplom über sexuellen Mißbrauch bei Kindern und Jugendliche.
Ich hatte diese Befürchtungen damals auch. Und hab es einfach gewagt, mich selber damit zu konfrontieren. Und lieh mir bei diesem Freund zig Literatur über dieses Thema aus und informierte mich.
Dieses oder jenes stimmte schon mit meinem Verhalten überein.
Andere Dinge auch wieder nicht.
Und so ein "Aha-Erlebniss" hatte ich nicht, daß ich mich an irgendwas erinnert hätte. Oder zumindest ein Gefühl gehabt hätte.
Und ich glaube auch, daß ich, wenn es so gewesen wäre, nicht diese unbekümmmerte Beziehung - vor allem im sexuellen Bereich - führen könnte.

In meinem Kopf schwirren jetzt die unterschiedlichsten Gedanken rum.
Einmal: es könnte ja gewesen sein. Dann wieder: ach ne, oder auch nicht.

Ich weiß aber, daß ich, wenn eines Tages Erinnerungen hochkommen sollten, ich sicherlich zu einem Therapeuten gehen würde.
Und inzwischen habe ich so eine Stärke in mir, daß ich dann auch meinen Erzeuger besuchen würde. Denn so einfach käme er mir dann nicht mehr davon.
Nein, ich werde nicht wegen ihm ins Gefängniss gehen, aber........*gehässiggriens*
Aber ein Mensch, der sowas gemacht hat, hat in meinen Augen nicht das Recht damit nicht mehr konfrontiert zu werden.

Ich weiß, es hört sich sehr naiv an. Wer weiß, wie ich reagieren würde, wenn ich eines Tages tatsächlich bestimmte Erinnerungen wieder haben würde.
Aber: warum soll ich dann drunter leiden und ihn "davon kommen" lassen? Niemals!

Das Schöne bei mir ist, daß ich viele schöne Erinnerungen aus meiner Kindheit und Jugend habe. Davon eigentlich keine in Verbindung meines Erzeugers. *schulterzuck*

Ganz liebe Grüße
 
M

mamamia

Guest
Hallo ihr lieben!
@Moka: Die Erinnerungen kommen nur sporadisch. Und ich denke man sollte nchts hervorkramen, was nicht freiwillig kommt. Diesen Fehler habe ich gemacht und wäre deswegen beinahe in die "Geschlossene" gekommen, wegen Selbstmordgefahr bei multipler Persönlichkeit!
Ich denke, unser Körper und auch das Gehirn(gehört ja dazu) machen schon das richtige zur richtigen Zeit.

Ja, der Ausdruck "Überlebende" kommt eigentlich von sexuellem Mißbrauch, wird aber auch bei schwerem Mißbrauch benutzt. Es hat ja die gleichen seelischen Schäden.

An alle: :respekt ihr habt es geschafft, euer Leben trotzdem zu meistern. Da ist Respekt eigentlich schon stark untertrieben! Wenn man bedenkt, dass doch für jeden Straftäter die "Härteregelung" wegen verkorkster Kindheit gilt! Wir müßten eigentlich alle Verbrecher sein ;D
 
M

mamamia

Guest
Jetzt habe ich aber noch eine Frage: Warum soll eigentlich sexueller Mißbrauch schlimmer sein als andere Mißhandlungen (wie Schläge oder seelische Mißhandlung)?
Ich finde alles gleich schrecklich, schlimm, grausam,......

Jedes Kind, daß das erleben muß, ist ein armes Kind. Und jeder Erwachsene, der es verarbeitet (egal wie) verdient tausendfach :respekt

Und ein gaaaaaanz dickes ichknuddeleuchalleganzdolle!
 
M

Moka

Guest
Original von mamamia
Jetzt habe ich aber noch eine Frage: Warum soll eigentlich sexueller Mißbrauch schlimmer sein als andere Mißhandlungen (wie Schläge oder seelische Mißhandlung)?
Ich finde alles gleich schrecklich, schlimm, grausam,......

Jedes Kind, daß das erleben muß, ist ein armes Kind. Und jeder Erwachsene, der es verarbeitet (egal wie) verdient tausendfach :respekt

Genau das habe ich in meinen Texten ja auch versucht rüberzubringen.
Wenn man bei mir den Verdacht haben könnte, daß ich sexuell mißbraucht worden wäre (was ich aber immer mehr bezweifle, ich habe mich Jahrelang mit meiner Kindheit auseinandergesetzt und das, was rausgekommen ist, ist eher schwierig zu erklären und zu langwierig, ich schließe einige Gefühle auf seelische Grausamkeit), wäre ich nicht schlimmer dran als die anderen mit ihren Mißhandlungen. Aber die wirklich sexuell Mißbrauchten sehen es vielleicht in einigen Dingen anders und ich habe auch inzwischen etwas Kontakt durchs Internet mit diesen Geschichten.
Aber so oder so: ALLES BÖSE SCHÄDIGT DIE KINDERSEELE!

Hört sich ja hart an bei Dir mit der "Geschlossenen"!
Ich hoffe, daß es Dir gut geht!

Liebe Grüße
 
E

Engelflügel

Guest
Nicki,

ich stelle das Posting extra für Dich nochmal auf die erste Seite, damit Du nochmal nachlesen kannst, dass es vielen so geht wie uns.

Ich hab Dich lieb.
 
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